Wie mental gut gerüstet ins Ref gehen?

  • Hi,


    ich wollte mal den (wahrscheinlich sinnfreien) Versuch starten, mir bei, in diesem Sinne erfolgreichen Erfahrenen, Ratschläge einzuholen, was die (nach allem Informieren) starke Belastungsseite des Referendariats betrifft: die psychische Komponente.


    Seid ihr da komplett unbedarft ins Ref gegangen, was den Umgang mit Kritik betrifft?
    Ich studiere auf Realschullehramt und habe noch ein paar Semester bis zum Ref. In meinem ersten Praktikum (das in Kritik-Hinsicht das sein könnte, auf dessen Niveau auch im Ref von den Seminarleuten kritisiert wird) hab ich dringlich festgestellt, dass ich ein absolutes Problem im Umgang mit Kritik habe, besonders wenn sie persönlich wird. Darauf hab ich beschlossen an meinem Selbstvertrauen zu arbeiten. Wird man durch Selbstvertrauen kritikfähiger, kann man das allgemein sagen?
    Nach all dem (bestimmt auch viel Quark) was ich übers Ref gelesen hab wäre ja die beste psychische Ausgangslage, dass man auf einen geistigen Standpunkt kommt, bei dem man über jeder Kritik darüber steht, dies sich aber in keinster Weise anmerken lässt und und TROTZDEM versucht die zentralen Punkte im Unterricht zu ändern (damit man das Schauspieltheater erfolgreich besteht).
    Oder ist es gar nicht so sehr die psychische Komponente des Refs, das vielen Foren-Schreibern den Frust übers Ref beschert, sondern ist die Arbeitsaufwand-Seite nahezu gleichwertig zu sehen?
    Ich bin echt an den Praktikas froh, wäre ich ohne diese Reflexions-Erfahrungen ins Ref gekommen, hätte ich wohl zum Praxisschock dazu noch den Reflexions-Schock, da keine Ahnung davon, bekommen.


    Gibt es also Leute, die trotz heftiger Kritik die komplette innerliche Ruhe im Ref-Alltag bewahrten, oder gibt es gar keinen Weg für Normalsterbliche, als sein Selbstwertgefühl während dieser Zeit kleinhacken zu lassen?
    Denke neben allem Schaustunden-Theater wäre das ein um einiges eindeutigeres Indiz für einen geeigneten Lehrer, als die Gabe ein toller Schauspieler für eine dreiviertel Stunde zu sein.
    Logischerweis lernt man im Studium in keinster Weise in psychologischer Hinsicht den Umgang mit Kritik oder den Anforderungen im Lehreralltag. Daher auch meine Frage an Erfahrene, da ich noch ca. 2 Jahre Zeit habe an mir selbst zu arbeiten.


    Achja, Gutachten über diese Praktikas hatte ich immer Gute, falls jemand da dümmlicherweise den Hase im Pfeffer sehen mag und nichts Konstruktives beitragen möchte ;).



    Gruß

  • Also, ich kann ja mal aus meiner Sicht berichten:
    Ich habe vor dem Ref auch viel über das Referendariat gehört und hatte ein wenig Angst davor. Die ersten Wochen im Ref habe ich dann viel hospitiert und dann so nach und nach meine ersten Stunden gehalten. Natürlich habe ich am Anfang nicht alles richtig gemacht, aber meine Mentorin ist da auch nicht mit der Tür ins Haus gefallen, sondern hat mir so nach und nach gesagt, was ich noch verändern kann/muss. Der erste UB war dann schon so, dass es einiges zu beanstanden gab. Nach den ganzen Dingen, die mir die FL gesagt haben, haben sie mich gefragt, wie es mir denn jetzt geht. Ich habe dann gesagt, dass ich das GEfühl habe, dass die ganze Stunde schlecht war. Dann sind die beiden wieder ziemlich zurückgerudert. Sie hatten gedacht, ich könnte mehr Kritik vertragen, weil ich unterrichtsmäßig schon weit entwickelt war. Ich habe in der Folge versucht, an meinen Fehlern zu arbeiten. Das ist mir dann auch gut gelungen und die FL haben das auch gesehen.
    Da ich dann die UBs noch durchdachter vorbereitet habe, konnte ich auch bei den Reflexionsgesprächen in bestimmten Situationen kontern und genau sagen, warum ich was gemacht habe. Berechtigte Kritik habe ich natürlich stehen gelassen.
    So ist das Ref bei mir auf jeden Fall super gelaufen, ohne dass ich vor dem Ref eine Ahnung vom Unterrichten gehabt hätte und schon gar nicht, weil ich ein super selbstbewusster Mensch bin.

  • Zitat

    Original von Zenobit
    Hi,


    ich wollte mal den (wahrscheinlich sinnfreien) Versuch starten, mir bei, in diesem Sinne erfolgreichen Erfahrenen, Ratschläge einzuholen, was die (nach allem Informieren) starke Belastungsseite des Referendariats betrifft: die psychische Komponente.


    Ich halte die Idee nicht für völlig sinnfrei. Ich habe mir auch schon vor dem Ref Informationen über die Belastung eingeholt. Der positive Effekt war, dass ich nicht "blauäugig" da reingeschlittert bin und z.T. (aber auch wirklich nur zum Teil!) postive Überraschungen erlebt habe, da es dann in manchen Bereichen besser ging als zunächst erwartet.

    Zitat

    Wird man durch Selbstvertrauen kritikfähiger, kann man das allgemein sagen?
    Nach all dem (bestimmt auch viel Quark) was ich übers Ref gelesen hab wäre ja die beste psychische Ausgangslage, dass man auf einen geistigen Standpunkt kommt, bei dem man über jeder Kritik darüber steht, dies sich aber in keinster Weise anmerken lässt und und TROTZDEM versucht die zentralen Punkte im Unterricht zu ändern (damit man das Schauspieltheater erfolgreich besteht).


    Aus meiner Sicht hilft Selbstvertrauen, besser mit Kritik umzugehen. Selbstvertrauen bedeutet ja, dass man sich auch über seine Stärken im klaren ist und Kritik deshalb immer nur Teilbereiche der eigenen Person oder des eigenen Könnens betrifft.
    Wichtig finde ich aber, dass Selbstfertrauen NICHT dazu führt, dass man über jeder Kritik steht. Die Kritik ist zwar nicht immer aber sicherlich sehr oft gerechtfertigt.


    Noch konkreter: Wenn sich bspw. Kritik von unterschiedlichen Personen auf die immer gleichen Aspekte bezieht, dann ist an der Kritik in aller Regel auch was dran.

  • Man sollte meiner Meinung nach nicht zu viel Angst im Vorfeld aufbauen. Man kann auch recht nette Seminarleiter, eine angenehme Schule usw., abbekommen! Man liest ja mehr von den schlimmen Fällen, aber es gibt auch viele Gegenbeispiele. Ich finde es aber schon gut, wenn man "gewappnet" ins Ref geht, also ein bißchen etwas von möglichen Problemen weiß.
    Sicher muss jeder (auch wenn er oder sie seine Sache insgesamt gut macht) auch mit Kritik umgehen. Manche Kritik ist durchaus gerechtfertigt, dann kann man ja was dran machen. Und wenn es mal zu kleinlich und bedrückend wird, dann hilft es, auch mal auf andere Gedanken zu kommen. Da kannst du ja mal drüber nachdenken, was/wer vielleicht für Dich Dein Rettungsanker ist.

    • Offizieller Beitrag

    bevor ich mit dem Referendariat angefangen hatte, hatte ich dermaßen viel Schlechtes (und wirklich nur Schlechtes) gehört, dass ich schon wieder neugierig war zu erfahren, was es denn nun tatsächlich damit auf sich habe. :D :D


    und: muss man nicht immer in der Lage sein, Kritik zu vetragen ? Das ist m.M. nach nicht nur für Referendare unabdingbar, sondern gehört zum Erwachsenen-Leben dazu ;)

  • Ich bin zur Zeit am überlegen, ob es nicht "gesünder" ist mit der Einstellung ranzugehen, dass man die Fähigkeit und das Potential hat gut zu unterrichten. Da ich nun schon einige Stunden unterrichtet habe, sehe ich das so. Ganz am Anfang war ich aber absolut unsicher und das gibt nicht gerechtfertigter Kritk nur noch Öl ins Feuer.
    Auch wenn im Ref noch die Tauglichkeit von Anderen komplett auf die Probe gestellt wird, innerlich sollte man meiner Erkenntnis nach diesen Schritt eventuell dringend schon davor vollzogen haben.
    Ein kognitives Problembewältigungsmuster wäre dann "es ist ok, es ist ihre Meinung, ich nehm das mit, was ich positiv umzusetzen versuchen kann, aber an meiner eigentlichen Meinung über mich selbst ändert das niemals etwas". Stell mir das aber schwer vor, wenn da gleich mehrere erfahrene und "wichtige" Leute auf einen einreden, da muss man mental wohl bärenstark sein.

  • hi,
    ich habe vor dem ref kritik sehr schlecht vertragen. zum glück habe ich einiges an konstruktiver kritik bekommen und gelernt, damit besser umzugehen. es gab aber auch momente, wo ich sehr an mich halten musste, das spiel der annahme von kritik mitzuspielen, weil ich wenig respekt vor dem seminarlehrer hatte, weil er die forderungen, die er an die referendarInnen hatte, selbst nicht erfüllte.
    auch die geforderte öffentlich selbstkritik abzuliefern, fiel mir schwer, denn ich wusste meistens sehr genau, was wirklich verbesserungswürdig war, aber oft war mir das zu persönlich und ich habe dabei lieber eine "harmlose" stelle herausgestellt und die knackpunkte für mich behalten.

  • was wohl als psychisches rüstzeug hilft, ist sich vorher die eigenen stärken und dinge, bei denen man kraft schöpfen kann, klar zu machen und abzuchecken, wo es in deinem umfeld unterstützung gibt oder wer oder was dich eher kraft kostet.

  • Hi Zenobith,


    Schöne Ausgangsfrage, ich versuch mich mal: :)


    Zitat

    Seid ihr da komplett unbedarft ins Ref gegangen, was den Umgang mit Kritik betrifft?


    Ja, es war mir nicht klar, dass der Umgang mit Kritik eine Hauptaufgabe des Lehrerberufs darstellt.


    Zitat

    dass ich ein absolutes Problem im Umgang mit Kritik habe, besonders wenn sie persönlich wird.


    Ich weiß jetzt nicht, wie sich dein Problem konkret äußert (Wutanfälle, Atemnot, Suizidgedanken, Mordgelüste), aber ich denke, dass jede/r auf persönliche Kritik negativ reagiert, z.B. indem man "dicht macht" oder "emotional überreagiert", das kann im Referendariat dann von wenig kritikgeübten Ausbildern als "Beratungsresistenz" oder "geringe Kritikfähigkeit" ausgelegt werden.


    Zitat

    Wird man durch Selbstvertrauen kritikfähiger, kann man das allgemein sagen?


    Würde ich so pauschal nicht bestätigen können. Ich kenne einige Leute, die ich so oberflächlich als "selbstbewusst" einstufen würde, die aber bei der kleinsten, kritischen Anmerkung in sich zusammenklappen.


    Ich denke eher, dass man durch den besseren, d.h. bewussteren, Umgang mit (konstruktiver sowie persönlicher) Kritik auch an Selbstvertrauen dazugewinnt.


    Zitat

    Gibt es also Leute, die trotz heftiger Kritik die komplette innerliche Ruhe im Ref-Alltag bewahrten, oder gibt es gar keinen Weg für Normalsterbliche, als sein Selbstwertgefühl während dieser Zeit kleinhacken zu lassen?


    Die innere Ruhe kann man immer dann bewahren, wenn Kritik konstruktiv und offen geäußert wird, d.h. Defizite müssen schon angesprochen werden, aber dann mit möglichen Lösungswegen verknüpft werden. Wenn die unterrichtlichen Defizite pauschal als angebliche persönliche somit unveränderbare Defizite konstatiert werden, dann wird's heikel.
    Die Ruhe bewahrt man dann, wenn man unsachgemäßen Kritikern ihre Grenzen aufzeigen kann. Die eigenen Grenzen wahrnehmen und artikulieren, hilft Selbstvertrauen aufzubauen.


    Wir haben während des Refs viel mit der Transaktionsanalyse gearbeitet, d.h. in welchen Ich-Zuständen kann ich mich befinden, wenn ich mich im (Kritik-)Gespräch befinde, sind diese Zustände destruktiv oder für das Gespräch eher konstruktiv. Wie kann ich mich in konstruktive Ich-Zustände auch in Stresssituationen begeben, wie erkenne ich sie an anderen Menschen.


    Diese Form der Reflexion und Bewusstmachung hat mir sehr geholfen, mich besser von unsachgemäßer Kritik und ihren Kritiker zu distanzieren, weil ich sie als solche erkannt habe. Man muss sich nicht jeden stinkenden Schuh anziehen, nur weil der einem vorgehalten wird. Schwierig wird es natürlich, wenn man Ausbilder hat, die wenig sachgemäß zu kritisieren gelernt haben und dann auch noch Noten verteilen bzw. Gutachten schreiben. Da haste 2 Jahre Spaß!


    WEnn du genügend Selbstbeobachtung und Reflexionsvermögen mitbringst, dann merkst du in deiner Stunde schon selbst, was nicht richtig läuft. Gute Ausbilder hacken nicht auf Missgeschicken herum, sondern weisen konstruktive Lösungswege auf. Man muss dann halt auch Hilfe in Anspruch nehmen oder danach fragen.


    Kurzum: es gibt vieles, was sich als "Kritik" tarnt, aber nur den Versuch darstellt, dich klein oder fertig zu machen, ohne dir die Möglichkeit zu offerieren, an dir zu arbeiten. Diese Art von Kritik sollte man erkennen und sich dann davon distanzieren.


    Häufig ist es allerdings schwierig sich von unsachmäßiger Kritik zu distanzieren, da sie oftmals von Leuten kommt, die ihr "Maul" auch sonst gern weit aufreißen und/oder sich mit anderen zusammenrotten und dann evtl. rufschädigend und somit wieder an deinem Selbstvertrauen nagend wirken können.


    Viele Grüße,


    klöni

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Zenobit
    Hi,


    die psychische Komponente.


    Seid ihr da komplett unbedarft ins Ref gegangen, was den Umgang mit Kritik betrifft?
    Ich studiere auf Realschullehramt und habe noch ein paar Semester bis zum Ref. In meinem ersten Praktikum (das in Kritik-Hinsicht das sein könnte, auf dessen Niveau auch im Ref von den Seminarleuten kritisiert wird) hab ich dringlich festgestellt, dass ich ein absolutes Problem im Umgang mit Kritik habe, besonders wenn sie persönlich wird. Darauf hab ich beschlossen an meinem Selbstvertrauen zu arbeiten.


    hi,


    vielleicht mal etwas abseits:


    wenn kritik in diesem beruf persönlich wird, denke ich, dass der kritiker ein problem hat - nicht du. du musst nicht an dir arbeiten, wenn dich jemand persönlich kritisiert. (aber vielleicht habe ich hier nur die formulierung falsch verstanden)


    konstruktive kritik dagegen ist hilfreich. wichtig wird also vor allem sein, die eine von der anderen zu unterscheiden. wenn du die art der selbstreflektion, die du hier zeigst, mit nimmst, dürfte das kein problem sein. allerdings gehört dann dazu auch der mut, die erkenntnis aus der kritik umzusetzen.


    selbstvertrauen ist aber wohl im job eine der unverzichtbaren sachen. nicht nur, weil du sonst untergehst und dich aufreibst, sondern auch, weil du den schülern kaum etwas "ordentliches" beibringen wirst. wenn ich mich recht erinnere, habe ich von feiglingen auch nichts gelernt.


    vielleicht habe ich das ref stets sehr nüchtern gesehen als ausbildung, d.h. also als etwas wo ich a) was zu lernen und daher auch misserfolge einzustecken habe und b) einfach eben der azubi bin, der stift, der, proletenmäßig ausgedrückt, erstmal die fresse zu halten hat. liegt wahrscheinlich am familiären hintergrund und der erziehung. ;)


    wenn ich heute meinen zu betreuenden personen mal den satz "lehrjahre sind keine herrenjahre" vorwerfe und dabei lache, dann meine ich das ernst. bei aller vorbereitung muss ich auch einfach einen batzen frustration aushalten können in diesem beruf - wie in anderen jobs auch.


    grüße


    h.

  • Was ich zusätzlich zu dem bereits Gesagten noch wichtig finde ist der Aspekt des Verhältnisses zu den Schülern. diese sind deine Klientel und auch deine Kritiker, wenn auch mit etwas anderen Kriterien.


    Ich war in meinen UBs oft ziemlich nervös, hatte immer eine gute Planung, konnte diese aber oft nicht so authentisch umsetzen, wenn die FL hinten drin saß. Im ersten Ref-Jahr sagte man mir von FL-Seite, ich wirke kühl und distanziert auf die Schüler. DAS fand ich schlimm, denn ich bin zwar zurückhaltend, aber ein gutes Verhältnis zu den Schülern war mir absolut wichtig. Also bin ich am nächsten Tag hingegangen und habe meine achte Klasse gefragt, ob sie mich als distanziert empfinden. Eine pfiffige Schülerin antwortete: "Wenn das sowäre, dann würden Sie uns diese Frage gar nicht stellen."


    Ich denk immer, mit den FLs lebt man 2 Jahre lang, mit den Schülern sein ganzes Berufsleben und die Schaustunden sind eben doch immer Ausnahmesituationen. Die Leistungen im UB sollten in Relation zu den vielen anderen Stunden gesehen werden und dann kann man für sich überlgen, welche Kritik wirklich zutrifft und welche an die Situation gebunden ist. Ob das Ref ans selbstbewusstsein geht, hängt auch von den Ausbildungslehrern und den Schülern ab, denn diese können z.B. nach einem verpatzen UB eine "warme Dusche" verpassen. UNd was nützt der schönste UB, wenn man außerhalb dieser Stundenkeinen Draht zu den Schülern kriegt?


    Ich wünsche dir auf jeden Fall konstruktive Ausbilder (gibt es!!!) und Offenheit gegenüber den Schülern (Unterricht evaluieren lassen, auch mal Kommentare zu UBs hinterher zulassen, natürlich ohne den Schülern irgendwas über die Einschätzung der FLs zu sagen)

  • Panic

    Zitat

    Im ersten Ref-Jahr sagte man mir von FL-Seite, ich wirke kühl und distanziert auf die Schüler


    Das Verhältnis zu den Schülern ist sehr wichtig, das sehe ich auch so.


    Deinen FL hätte ich jedoch noch darum gebeten, mir zu sagen, auf welche konkreten Beobachtungen er/sie sich stützt. Woran bemerkt ein FL, dass eine Lehrkraft als kühl und distanziert von einigen Schülern wahrgenommen wird, d.h. woran kann der Ref es beim nächsten Mal auch selbst erkennen?


    Dann hätte ich mich noch dafür interessiert, auf welche Schüler er/sie sich konkret bezieht. Sind es alle Schüler einer Klasse oder nur einige, z.B. die Mädchen oder die Jungen? Meint er Schüler dieser Jahrgangsstufe speziell oder auch die älteren oder jüngeren? Beobachtet er eine gewisse Unterkühltheit in jeder Klasse, die er bislang gesehen hat, oder konkret die mit den 33 oder 17 Schülern? Ist es in jedem Fach so, oder nur in Chemie aber nicht im Darstellenden Spiel oder Kunst?


    Wenn er dann konkret geworden ist und Wege aus der noch nicht wahrgenommenen Distanziertheit aufzeigt, indem er dem Ref z.B. rät, zu Beginn der Stunde ein paar Minuten mit den Schülern zu plaudern, dann können diese Tipps in der nächstbesten Situation auch umgesetzt werden und der Weg zur Besserung ist unausweichlich.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von klöni
    Panic


    Das Verhältnis zu den Schülern ist sehr wichtig, das sehe ich auch so.


    Deinen FL hätte ich jedoch noch darum gebeten, mir zu sagen, auf welche konkreten Beobachtungen er/sie sich stützt. Woran bemerkt ein FL, dass eine Lehrkraft als kühl und distanziert von einigen Schülern wahrgenommen wird, d.h. woran kann der Ref es beim nächsten Mal auch selbst erkennen?


    mir wurde derselbe satz auch gesagt.


    begründet wurde es damals damit, dass ich dialektfreies hochdeutsch spreche - in einer fränkisch-bayerischen gegend - und damit eine distanz zwischen mir und den schülern aufbaue. (selbst gebürtiger hamburger, aber schon länger in bayern)


    bin aber bis heute der überzeugung, dass hochdeutsch eine grundvoraussetzung für einen deutschlehrer sein sollte.


    hmtja,


    h.

  • Hallo Hawkeye,


    Zitat

    mir wurde derselbe satz auch gesagt.


    begründet wurde es damals damit, dass ich dialektfreies hochdeutsch spreche - in einer fränkisch-bayerischen gegend - und damit eine distanz zwischen mir und den schülern aufbaue. (selbst gebürtiger hamburger, aber schon länger in bayern)


    bin aber bis heute der überzeugung, dass hochdeutsch eine grundvoraussetzung für einen deutschlehrer sein sollte.


    Danke!!! Das eröffnet ganz neue Einsichten!


    Bin selbst auch ein "Mischling" (50% Hamburgerin, 50% Schwäbin) und wurde von meiner schwäbischen Mutter strikt hochdeutsch erzogen. Mir wird oft gesagt, dass mein Hochdeutsch so überlegt und korrekt wirkt, v.a. von meiner schwäbischen Verwandtschaft, die fei hochdeutsch zu schwätza versuchat obr s klappt halt dann net so recht, gell?


    Ich muss mal im Unterricht auf mein Hochdeutsch achten. Thanks again!!


    Viele Grüße


    klöni


    PS_ bin auch der Meinung, dass ein Deutschlehrer Hochdeutsch reden sollte. Ich hatte mal einen Englischlehrer aus Bayern, der "bayrisches Englisch" sprach. Ich verstand KEIN Wort und fühlte mich sehr distanziert vom ganzen Geschehen! Verlorene Unterrichtsstunden an einem schwäbischen Gymnasium...

  • Zitat

    Original von klöni
    Deinen FL hätte ich jedoch noch darum gebeten, mir zu sagen, auf welche konkreten Beobachtungen er/sie sich stützt. Woran bemerkt ein FL, dass eine Lehrkraft als kühl und distanziert von einigen Schülern wahrgenommen wird, d.h. woran kann der Ref es beim nächsten Mal auch selbst erkennen?


    Dann hätte ich mich noch dafür interessiert, auf welche Schüler er/sie sich konkret bezieht. Sind es alle Schüler einer Klasse oder nur einige, z.B. die Mädchen oder die Jungen? Meint er Schüler dieser Jahrgangsstufe speziell oder auch die älteren oder jüngeren? Beobachtet er eine gewisse Unterkühltheit in jeder Klasse, die er bislang gesehen hat, oder konkret die mit den 33 oder 17 Schülern? Ist es in jedem Fach so, oder nur in Chemie aber nicht im Darstellenden Spiel oder Kunst?



    Ui, ui, ui! Ich glaube solche Fragen muss ich mir auch noch ganz dringend angewöhnen, ich neige nämlich leider dazu Kritk ziemlich unreflektiert anzunehmen... ich glaub ich käme gar nicht erst auf solche Fragen.
    Ich gehöre nämlich leider zu den Leuten die dann erst mal zu machen... ich brauch dann so meine Zeit, danach kann ich das Ganze dann zum Glück auch mit etwas Abstand betrachten.
    Bin aber vielleicht auch ein wenig kritkgeschädigt: Nach einem Unterrichtsversuch im Praktikum wurde mir von der Lehrerin mitgeteilt, wenn ich Ref gewesen wäre, hätte sie mich in der Luft zerrißen (für ne Stunde die wir zusammen!!! geplant hatten), ich hätte die Welpenkarte ausgespielt und nur deswegen hätten die SuS so lieb mitgearbeitet und meine Stimme sei zu hoch, so würden die SuS mich niemals ernst nehmen. Ich habe sehr lange gebraucht um mich von dieser Kritik zu erholen (hatte sogar überlegt mein Studium für ein Semester zu unterbrechen und noch mal alles zu überdenken, aber dank eines tollen Dozenten hab ich da nen Weg raus gefunden)... aber vielleicht erweist sich das ja im Ref (ab Februar) noch als hilfreiche Erfahrung.


    Werde diesen Thread auf jeden Fall mit viel Interesse weiterverfolgen!

  • Leute, lasst euch nicht irre machen.


    Natürlich gibt es viele Leute, die im und mit dem Ref nicht klar kommen.


    Natürlich gibt es welche, die das Handtuch schmeißen.


    ABER: Das ist in jeder (!) Ausbildung so.


    Ich denke, wir sollten uns da nicht so sehr als ein "super speziell schwieriges" Ausbildungsverhältnis betrachten, das ist zu arrogant.


    Natürlich hat das Ref überdurschnittlich viel mit persönlichen Dingen zu tun und es werden einfach auch manchmal Dinge an einer Person kritisiert - liegt aber auch an der Eigenart des Berufes. Da steht man eben mit seiner ganzen Persönlichkeit. Dass ich die als Sekretärin in der Versicherung oder als Bäckergeselle nicht so vorzeigen muss, ist eben so.


    Wer sich schon vorher verrückt machen lässt hat natürlich schlechtere Karten. Wenn man meint, dass ja alles schlimm werden MUSS hat man auch keine guten Chancen, das anders wahrzunehmen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von klöni


    Danke!!! Das eröffnet ganz neue Einsichten!


    Bin selbst auch ein "Mischling" (50% Hamburgerin, 50% Schwäbin) und wurde von meiner schwäbischen Mutter strikt hochdeutsch erzogen. Mir wird oft gesagt, dass mein Hochdeutsch so überlegt und korrekt wirkt, v.a. von meiner schwäbischen Verwandtschaft, die fei hochdeutsch zu schwätza versuchat obr s klappt halt dann net so recht, gell?


    ot mal kurz: bin seit 14 jahren mit einer schwäbin zusammen. die kann aber gut wechseln zwischen dem einen und dem anderen und belächelt die schwaben, die nix anderes können. vor allem, wenn man sie hordenweise im urlaub trifft. ich muss nicht betonen, dass ich meinen schwiegervater so in etwa zu 7,8 % verstehe...


    und ja: in einer dialektgegend hochdeutsch zu sprechen ist sehr auffällig. und ich mache manchmal dieselbe erfahrung mit dem "überlegten und korrekten". meine schüler haben schon ab und an angemerkt, dass ich sprechen würde, als wenn ich aus einem buch vorläse.


    :) schönen nikolaus...


    und ich stimme malina zu (ON TOPIC): den ball flach halten....;)


    grüße


    h.

    • Offizieller Beitrag

    als Norddeutsche mit korrektem Hochdeutsch hat es auch mich in die nordbayerische Provinz verschlagen.


    Nun denn, natürlich spreche ich Hochdeutsch. Genau das sollten meine Schüler, wenn sie im Fach Latein übersetzen, auch tun. Da ist korrektes Hochdeutsch unabdingbar.


    Im Mündlichen durchzuckt mich ein Relativsatz, "wo" mit "wo" eingeleitet wird, zwar immer noch, aber das lasse ich stehen, sofern die Relativpronomina nicht gerade Unterrichtsthema sind.


    Ob das distanziert wirkt, kann ich nicht sagen. Nur der Akzent kann es meiner Meinung nach aber auch nicht machen.


    Als Alternative könnte ich auch plattdeutsch mit ihnen sprechen, ob das eine eventuelle Distanz verringern würde ???? :D

  • Zitat

    Steffi710
    Nach einem Unterrichtsversuch im Praktikum wurde mir von der Lehrerin mitgeteilt, wenn ich Ref gewesen wäre, hätte sie mich in der Luft zerrißen (für ne Stunde die wir zusammen!!! geplant hatten), ich hätte die Welpenkarte ausgespielt und nur deswegen hätten die SuS so lieb mitgearbeitet und meine Stimme sei zu hoch, so würden die SuS mich niemals ernst nehmen.


    Wusste gar nicht, dass man Praktikanten so hart ran nimmt. Deshalb: :troest: und *traumabeheb*


    Was heißt denn "Welpenkarte ausspielen". Die Redewendung kannte ich noch nicht. :D Muss ich mir merken.


    Die Praktikanten an unserer Schule werden im Vergleich dazu mit Seidenhandschuhen angefasst. Da geht es erst einmal darum herauszufinden, wie es sich "da vorne" anfühlt und ob man sich vorstellen könnte, wieder an die Institution namens Schule zurückzukehren. Das muss dann jede/r selbst mit sich ausmachen.

  • Ich denke das Problem ist einfach,
    dass man durch das Internet wahnsinnig viel Infos bekommt.
    (Vor 20 Jahren kannte man eine Handvoll Refs ;))


    Und wer schreibt da natürlich hauptsächlich:
    Leute, die Probleme haben.


    Von den vielen, vielen, bei denen das Ref relativ reibungslos abgelaufen ist, schreibt ja nur selten jemand.



    Lass dich nicht schon vorher stressen.
    Geh das Ganze erst mal unvoreingenommen an.

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