Ich bin seit dem Sommer an einer neuen Schule und da wird Rechtschreibung nach Sommer Stumpenhorst gelehrt.
Das gilt bitte für alle Klassen... auch für meine dritte Klasse.
Aha... sehr schön... Sommer-Wer?
Und was ist das?
Und wie geht das?
Und warum das?
Das Kollegium hatte bereits mehrere Fortbildungen... auch mit IHM persönlich. Leider vor meiner Zeit.
Aber sie haben heute noch das Glitzern in ihren Augen.
Mir fehlt nun das hautnahe Erleben des persönlichen Charmes von IHM... und das soll beeindruckend gewesen sein... erzählen die glitzeräugigen Kolleginnen... ich sehe nur seine Ordner und Arbeitsblätter und Wortkärtchen.
Für mich ein weißer Fleck auf der Landkarte...
Ich habe zwar vier eigene Kinder, die jüngste ist auch noch auf der Grundschule, aber alle vier haben Rechtschreibung nach anderen Methoden gelernt... und an den Schulen, an denen ich davor gearbeitet habe wurde auch nicht nach IHM die Rechtschreibung gelehrt.
Selbstverständlich hatte ich davon gehört, aber es war mir immer zu kompliziert gewesen, um mich damit auch nur ein kleines bisschen zu beschäftigen. Und warum sollte man ohne Not seine Zeit so verbringen? Das ist ja ehrlicherweise nicht mein Hobby.
Aber nun bin ich die Lehrerin der dritten Klasse... und habe viele, viele mysteriöse Ordner im Schrank, die Kinder haben Karteikästchen mit vielen Wörtern und alle sagen... nun mach mal!
Selbstverständlich helfen sie mir auch... sie haben mir stapelweise Lektüre gegeben durch die ich mich ja durchlesen kann, bis mir die Erleuchtung kommt.
Abschreibtexte habe ich schon gemacht mit den Kindern... das geht fein. Aber das langweilt die Kinder ganz schnell. Macht nichts! Schule ist nicht immer ein Event! Hier wird geübt!
Meine Beobachtungen gehen aber nun dahin, dass die Kinder, die eh nicht nachdenken, die nicht verstehen, was sie da schreiben, die besten Ergebnisse erzielen. Meine türkische Schülerin, die kaum in der Lage ist, sinnentnehmend zu lesen, die beim freien Schreiben kaum ein Wort fehlerfrei schreibt... die malt Abschreibtexte sauber und fehlerfrei ab.
Wenn man also das Gehirn ausschaltet, klappts?
Das kann ja wohl nicht Sinn der Sache sein.
Da muss ich also falsch beobachten...
Dann habe ich ein Diagnosediktat geschrieben... ganz nach Vorschrift. ich habe von vorne nach hinten diktiert... ich habe die Wörter einzeln von hinten nach vorne nochmal vorgelesen. Die Kinder durften eine Nacht drüber schlafen und am nächsten Tag nochmal kontrollieren. Das mache ich nie wieder! Ich habe ja keine dummen Schüler. Die hatten zu Hause ihre Eltern gefragt, wie man die Wörter schreibt und hatten auf einmal viel zu verbessern. Gut, dass ich nun weiß, dass die Eltern meiner Schüler die Rechtschreibung beherrschen.
Oder war das etwa anders gedacht?
Ich habe auch schon mit den Wortkärtchen gearbeitet... ich habe schon Texte korrigieren lassen... ich bin ja durchaus kooperativ und bereit, mich in neue Sachverhalte und Methoden einzuarbeiten.
Aber auch nach vier Monaten überzeugt mich das Konzept nicht wirklich.
Ich habe vor allem das Gefühl, dass das alles eine riesige Materialschlacht ist... Kopien, Ordner, Arbeitspläne... und noch mehr Kopien.
Es ist sehr arbeitsintensiv für mich als Lehrerin... arbeitsintensiver als andere Methoden, finde ich... und ich habe wirklich Mühe, meine 30 Schüler im Blick zu behalten und genau zu wissen, wo wer gerade steht.
Außerdem komme ich mir vor, wie beim Geheimdienst.
Ey, du...
ICH????
ppppssssttttttttt... ja, du! Willst du ein Diagnosediktat????
EIN DIAGNOSEDIKTAT?????
Pssssssssssst! Ja, ein Diagnosediktat... oder auch einen Abschreibtext?
EINEN ABSCHREIBTEXT????
Pssssssst!!!!
ja, einen Abschreibtext....
Dass nur ja die Eltern diese Materialien nicht in die Hand bekommen! Sie könnten sie eventuell kopieren und mit dem kleinen Bruder heimlich üben! Das wäre ja schrecklich!
Also gebe ich korrekterweise keine Arbeiten oder andere Texte heraus. Ich lese ja meine Stapel an Informationsmaterial... und bespreche mich mit Kolleginnen, die genau gucken, ob ich auch SEINE Methoden richtig anwende.
Das bleibt in der Schule und die Kinder bekommen nur einen Zettel... NOCH eine Kopie!... auf dem dann steht... Kevin hat im Abschreibtext ein befriedigend. Kevin sollte noch genauer hinsehen und kontrollieren.... oder so.
Das mache ich übrigens mit den Mathearbeiten des Einsterns genauso!
Sagt caliope007 zu mir.
Übrigens... wenn ich eine Mutter wäre, die diese Materialien unbedingt haben wollen würde... dann hätte ich die auch!
Alleine diese Geheimniskrämerei würde mich dermaßen neugierig machen, dass ich die Materialien mir auf dem Schwarzmarkt am Bahnhof besorgen würde. ey, du!... ICH??? psssst... ja, du!!!! Hast du einen Abschreibtext????... EINEN ABSCHREIBTEXT?????... pssssssst..... ja, einen Abschreibtext...
Übrigens habe ich auch die Beobachtung gemacht, dass die leistungsstarken Schüler recht sicher in der Rechtschreibung sind... die leistungsschwachen Schüler sehr unsicher.
Ich habe LRS-Schüler, die leider große Probleme haben... udn ich habe ein Mittelfeld, die mal besser und mal schlechter sind.
Mich beschleicht der Verdacht, dass das genauso wäre, wenn die Kinder die Rechtschreibung nach egalwelcher Methode gelernt hätten...
Aber das kann nicht sein, oder??????
Wie sind eure Erfahrungen mit dieser Methode... und was kann ich noch machen, um einen besseren Überblick über diese Methode zu bekommen... und mit möglichst wenig Kopieraufwand die Kinder super zu fördern.