Rechtschreibung nach Sommer-Stumpenhorst

  • Ich bin seit dem Sommer an einer neuen Schule und da wird Rechtschreibung nach Sommer Stumpenhorst gelehrt.
    Das gilt bitte für alle Klassen... auch für meine dritte Klasse.
    Aha... sehr schön... Sommer-Wer?
    Und was ist das?
    Und wie geht das?
    Und warum das?
    Das Kollegium hatte bereits mehrere Fortbildungen... auch mit IHM persönlich. Leider vor meiner Zeit.
    Aber sie haben heute noch das Glitzern in ihren Augen.
    Mir fehlt nun das hautnahe Erleben des persönlichen Charmes von IHM... und das soll beeindruckend gewesen sein... erzählen die glitzeräugigen Kolleginnen... ich sehe nur seine Ordner und Arbeitsblätter und Wortkärtchen.
    Für mich ein weißer Fleck auf der Landkarte...


    Ich habe zwar vier eigene Kinder, die jüngste ist auch noch auf der Grundschule, aber alle vier haben Rechtschreibung nach anderen Methoden gelernt... und an den Schulen, an denen ich davor gearbeitet habe wurde auch nicht nach IHM die Rechtschreibung gelehrt.
    Selbstverständlich hatte ich davon gehört, aber es war mir immer zu kompliziert gewesen, um mich damit auch nur ein kleines bisschen zu beschäftigen. Und warum sollte man ohne Not seine Zeit so verbringen? Das ist ja ehrlicherweise nicht mein Hobby.


    Aber nun bin ich die Lehrerin der dritten Klasse... und habe viele, viele mysteriöse Ordner im Schrank, die Kinder haben Karteikästchen mit vielen Wörtern und alle sagen... nun mach mal!
    Selbstverständlich helfen sie mir auch... sie haben mir stapelweise Lektüre gegeben durch die ich mich ja durchlesen kann, bis mir die Erleuchtung kommt.


    Abschreibtexte habe ich schon gemacht mit den Kindern... das geht fein. Aber das langweilt die Kinder ganz schnell. Macht nichts! Schule ist nicht immer ein Event! Hier wird geübt!
    Meine Beobachtungen gehen aber nun dahin, dass die Kinder, die eh nicht nachdenken, die nicht verstehen, was sie da schreiben, die besten Ergebnisse erzielen. Meine türkische Schülerin, die kaum in der Lage ist, sinnentnehmend zu lesen, die beim freien Schreiben kaum ein Wort fehlerfrei schreibt... die malt Abschreibtexte sauber und fehlerfrei ab.
    Wenn man also das Gehirn ausschaltet, klappts?
    Das kann ja wohl nicht Sinn der Sache sein.
    Da muss ich also falsch beobachten...


    Dann habe ich ein Diagnosediktat geschrieben... ganz nach Vorschrift. ich habe von vorne nach hinten diktiert... ich habe die Wörter einzeln von hinten nach vorne nochmal vorgelesen. Die Kinder durften eine Nacht drüber schlafen und am nächsten Tag nochmal kontrollieren. Das mache ich nie wieder! Ich habe ja keine dummen Schüler. Die hatten zu Hause ihre Eltern gefragt, wie man die Wörter schreibt und hatten auf einmal viel zu verbessern. Gut, dass ich nun weiß, dass die Eltern meiner Schüler die Rechtschreibung beherrschen.
    Oder war das etwa anders gedacht? 8)


    Ich habe auch schon mit den Wortkärtchen gearbeitet... ich habe schon Texte korrigieren lassen... ich bin ja durchaus kooperativ und bereit, mich in neue Sachverhalte und Methoden einzuarbeiten.
    Aber auch nach vier Monaten überzeugt mich das Konzept nicht wirklich.
    Ich habe vor allem das Gefühl, dass das alles eine riesige Materialschlacht ist... Kopien, Ordner, Arbeitspläne... und noch mehr Kopien.
    Es ist sehr arbeitsintensiv für mich als Lehrerin... arbeitsintensiver als andere Methoden, finde ich... und ich habe wirklich Mühe, meine 30 Schüler im Blick zu behalten und genau zu wissen, wo wer gerade steht.


    Außerdem komme ich mir vor, wie beim Geheimdienst.
    Ey, du...
    ICH????
    ppppssssttttttttt... ja, du! Willst du ein Diagnosediktat????
    EIN DIAGNOSEDIKTAT?????
    Pssssssssssst! Ja, ein Diagnosediktat... oder auch einen Abschreibtext?
    EINEN ABSCHREIBTEXT????
    Pssssssst!!!!
    ja, einen Abschreibtext....


    Dass nur ja die Eltern diese Materialien nicht in die Hand bekommen! Sie könnten sie eventuell kopieren und mit dem kleinen Bruder heimlich üben! Das wäre ja schrecklich!
    Also gebe ich korrekterweise keine Arbeiten oder andere Texte heraus. Ich lese ja meine Stapel an Informationsmaterial... und bespreche mich mit Kolleginnen, die genau gucken, ob ich auch SEINE Methoden richtig anwende.
    Das bleibt in der Schule und die Kinder bekommen nur einen Zettel... NOCH eine Kopie!... auf dem dann steht... Kevin hat im Abschreibtext ein befriedigend. Kevin sollte noch genauer hinsehen und kontrollieren.... oder so.
    Das mache ich übrigens mit den Mathearbeiten des Einsterns genauso!
    Sagt caliope007 zu mir. 8)


    Übrigens... wenn ich eine Mutter wäre, die diese Materialien unbedingt haben wollen würde... dann hätte ich die auch!
    Alleine diese Geheimniskrämerei würde mich dermaßen neugierig machen, dass ich die Materialien mir auf dem Schwarzmarkt am Bahnhof besorgen würde. ey, du!... ICH??? psssst... ja, du!!!! Hast du einen Abschreibtext????... EINEN ABSCHREIBTEXT?????... pssssssst..... ja, einen Abschreibtext...


    Übrigens habe ich auch die Beobachtung gemacht, dass die leistungsstarken Schüler recht sicher in der Rechtschreibung sind... die leistungsschwachen Schüler sehr unsicher.
    Ich habe LRS-Schüler, die leider große Probleme haben... udn ich habe ein Mittelfeld, die mal besser und mal schlechter sind.
    Mich beschleicht der Verdacht, dass das genauso wäre, wenn die Kinder die Rechtschreibung nach egalwelcher Methode gelernt hätten...
    Aber das kann nicht sein, oder??????


    Wie sind eure Erfahrungen mit dieser Methode... und was kann ich noch machen, um einen besseren Überblick über diese Methode zu bekommen... und mit möglichst wenig Kopieraufwand die Kinder super zu fördern.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Nun habe ich Aufsatz 13 überflogen... teilweise gelesen... und finde ihn sehr interessant.
    Denn da steht ja, dass ich mit dieser Methode den Schülern nicht wirklich erfolgreich Rechtschreibung beibringe.
    Dass herkömmliche Methoden dem vorzuziehen sind.
    Dass zumindest all der Aufwand in keiner Relation zum Ergebnis steht.
    Interessant... und so ähnlich empfinde ich das ja auch.
    Aber es nutzt mir natürlich herzlich wenig, denn diese Methode ist an meiner Schule Schulprinzip!

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Hallo!
    Ich finde es ganz schön schwierig, auf deinen Post zu antworten, aber ich versuche mal, zu bestimmten Aussagen meine Erfahrungen zu beschreiben.


    Ich finde es eigentlich sehr gut, wenn sich ein Kollegium auf eine Linie verständigt, von dir wird das ziemlich negativ dargestellt. ?(
    Gibt es denn in deiner Nähe vielleicht Fortbildungsveranstaltungen, die du besuchen könntest? Nach meiner Erfahrung bringen auch zwei Nachmittage bei Kolleginnen, die schon länger mit dem Konzept arbeiten, sehr viel.
    Ansonsten sind die Bücher von Cornelsen Scriptor z.B. sehr gut, um einen Überblick zu bekommen, aber die hast du ja anscheinend schon.


    Zitat

    Original von caliope
    Ich habe zwar vier eigene Kinder, die jüngste ist auch noch auf der Grundschule, aber alle vier haben Rechtschreibung nach anderen Methoden gelernt... und an den Schulen, an denen ich davor gearbeitet habe wurde auch nicht nach IHM die Rechtschreibung gelehrt.
    Selbstverständlich hatte ich davon gehört, aber es war mir immer zu kompliziert gewesen, um mich damit auch nur ein kleines bisschen zu beschäftigen. Und warum sollte man ohne Not seine Zeit so verbringen? Das ist ja ehrlicherweise nicht mein Hobby.


    Na ja, da könnte man jetzt eine Grundsatzdiskussion beginnen, ob man sich freiwilligerweise mit neuen Konzepten beschäftigt oder nicht. Mein Hobby ist es auch nicht, aber Teil meines Berufes schon, zumal wenn ich an eine Schule komme, an der so gearbeitet wird.


    Zitat

    Original von caliope
    Aber nun bin ich die Lehrerin der dritten Klasse... und habe viele, viele mysteriöse Ordner im Schrank, die Kinder haben Karteikästchen mit vielen Wörtern und alle sagen... nun mach mal!
    Selbstverständlich helfen sie mir auch... sie haben mir stapelweise Lektüre gegeben durch die ich mich ja durchlesen kann, bis mir die Erleuchtung kommt.


    Ideal ist es sicher nicht, mit einer dritten Klasse anzufangen. Ich habe mit meiner ersten Klasse damals begonnen und konnte so mit den Kindern "mitwachsen".
    Helfen deine Kolleginnen dir denn noch anders weiter, als durch Lektüre?
    Ich konnte deinem Post noch nicht ganz entnehmen, ob du denn auch das, was für deine Klasse wichtig ist, schon gelesen hast?
    Helfen sie dir nicht bei konkreten Fragen? Sei es zu den Lernbereichen, der Organisation o.ä.? Hast du schon mal bei einer Kollegin im Unterricht hospitiert und sie nach ihrem Ordnungssystem gefragt, da du von vielen "mysteriösen" Ordnern erzählst?


    Zitat

    Original von caliope
    Abschreibtexte habe ich schon gemacht mit den Kindern... das geht fein. Aber das langweilt die Kinder ganz schnell. Macht nichts! Schule ist nicht immer ein Event! Hier wird geübt!
    Meine Beobachtungen gehen aber nun dahin, dass die Kinder, die eh nicht nachdenken, die nicht verstehen, was sie da schreiben, die besten Ergebnisse erzielen. Meine türkische Schülerin, die kaum in der Lage ist, sinnentnehmend zu lesen, die beim freien Schreiben kaum ein Wort fehlerfrei schreibt... die malt Abschreibtexte sauber und fehlerfrei ab.
    Wenn man also das Gehirn ausschaltet, klappts?
    Das kann ja wohl nicht Sinn der Sache sein.
    Da muss ich also falsch beobachten...


    Abschreibtexte sind ja nur ein Teil der Methode. Gerade für die schwachen Kinder ist es gut, auch im Rechtschreibunterricht Erfolgserlebnisse zu haben. Die Abschreibtexte tragen zur Entwicklung des Rechtschreibgespürs bei, indem sie durch die Abschreibübung Regelhaftigkeiten verinnerlichen.
    Wieso schreibst du abmalen? Das Abmalen wird doch bei Stumpenhorst gerade verhindert, indem man das Abschreibheft benutzt. Abmalen bedeutet für mich, dass der Abschreibtext direkt neben dem Heft liegt. Hier wird doch aber ein Wort/Textstück gelesen, der Text gewendet und aus dem Kopf geschrieben???


    Zitat

    Original von caliope
    Dann habe ich ein Diagnosediktat geschrieben... ganz nach Vorschrift. ich habe von vorne nach hinten diktiert... ich habe die Wörter einzeln von hinten nach vorne nochmal vorgelesen. Die Kinder durften eine Nacht drüber schlafen und am nächsten Tag nochmal kontrollieren. Das mache ich nie wieder! Ich habe ja keine dummen Schüler. Die hatten zu Hause ihre Eltern gefragt, wie man die Wörter schreibt und hatten auf einmal viel zu verbessern. Gut, dass ich nun weiß, dass die Eltern meiner Schüler die Rechtschreibung beherrschen.
    Oder war das etwa anders gedacht? 8)


    Ist das so das Vorgehen an eurer Schule? Wir machen auch keinen Tag Pause zwischen dem Schreiben und Korrigieren, höchstens mal eine andere Arbeit dazwischen, denn so verfälscht man natürlich die Aussagekraft des Diagnosediktates.


    Zitat

    Original von caliope
    Ich habe auch schon mit den Wortkärtchen gearbeitet... ich habe schon Texte korrigieren lassen... ich bin ja durchaus kooperativ und bereit, mich in neue Sachverhalte und Methoden einzuarbeiten.
    Aber auch nach vier Monaten überzeugt mich das Konzept nicht wirklich.
    Ich habe vor allem das Gefühl, dass das alles eine riesige Materialschlacht ist... Kopien, Ordner, Arbeitspläne... und noch mehr Kopien.


    Was meinst du denn mit vielen Kopien? Wenn das Material für einen Bereich erst einmal vorbereitet ist, dann brauche ich doch für jedes Kind nur ein Abschreibheft und einen Rechtschreibpass. Wenn man die Nutzungsdauer des Materials betrachtet und von wie vielen Kindern ein Abschreibtext in die Hand genommen wird, dann finde ich das Konzept eher sehr materialsparend.


    Zitat

    Original von caliope
    Es ist sehr arbeitsintensiv für mich als Lehrerin... arbeitsintensiver als andere Methoden, finde ich...


    Was genau findest du denn arbeitsintensiv? Ich finde die Vorbereitung der Materialien und die anfängliche Einarbeitung in das Konzept natürlich zeitaufwändiger, als Arbeitsblätter aus Rechtschreibheften zu kopieren, aber im laufenden Rechtschreibunterricht finde ich die Arbeit überhaupt nicht arbeitsintensiver?!


    Zitat

    Original von caliope
    und ich habe wirklich Mühe, meine 30 Schüler im Blick zu behalten und genau zu wissen, wo wer gerade steht.



    Bei mir ist es genau anders herum: Noch nie habe ich besser gewusst, wo in der Rechtschreibentwicklung jeder Schüler steht. Noch nie habe ich einem Kind gezieltere Aufgaben geben können, noch nie habe ich besser über Fähigkeiten und Schwächen Bescheid gewusst...




    Dass Eltern die Diagnosediktate nicht mit ihren Kindern zu Hause üben sollen ist doch selbstverständlich oder nicht? Es geht ja darum, die tatsächlichen Rechtschreibfähigkeiten zu erkennen und nicht, wie toll die Eltern mit dem Kind die 50 Wörter gepaukt haben. Es war wohl sehr aufwändig, die Diagnosediktate so zu entwerfen, dass alle ungefähr den gleichen Schwierigkeitsgrad haben, um die Lernentwicklung nach der Auswertung vergleichen zu können. Um die Aussagekraft der Diagnosediktate zu erhalten, ist es meiner Meinung nach also sinnvoll, diese nicht an die Eltern zu geben. Ich bespreche die Diktate aber ausführlich am Elternsprechtag.


    Zitat

    Original von caliope
    Übrigens... wenn ich eine Mutter wäre, die diese Materialien unbedingt haben wollen würde... dann hätte ich die auch!
    Alleine diese Geheimniskrämerei würde mich dermaßen neugierig machen, dass ich die Materialien mir auf dem Schwarzmarkt am Bahnhof besorgen würde. ey, du!... ICH??? psssst... ja, du!!!! Hast du einen Abschreibtext????... EINEN ABSCHREIBTEXT?????... pssssssst..... ja, einen Abschreibtext...


    Abgesehen von den Diagnosediktaten sehe ich nicht, warum die Materialien unter Verschluss gehalten werden müssen. Es sind doch normale Übungsmaterialien ?(
    Meine Kinder haben die auch als Hausaufgaben oder Teil von Förderempfehlungs-Übungen.


    Zitat

    Original von caliope
    Übrigens habe ich auch die Beobachtung gemacht, dass die leistungsstarken Schüler recht sicher in der Rechtschreibung sind... die leistungsschwachen Schüler sehr unsicher.
    Ich habe LRS-Schüler, die leider große Probleme haben... udn ich habe ein Mittelfeld, die mal besser und mal schlechter sind.
    Mich beschleicht der Verdacht, dass das genauso wäre, wenn die Kinder die Rechtschreibung nach egalwelcher Methode gelernt hätten...
    Aber das kann nicht sein, oder??????


    Wie sind eure Erfahrungen mit dieser Methode... und was kann ich noch machen, um einen besseren Überblick über diese Methode zu bekommen... und mit möglichst wenig Kopieraufwand die Kinder super zu fördern.


    Klar, keine Methode ist ein Allheilmittel, aber ich habe bisher keine Methode für den Bereich Rechtschreiben erlebt, die es mir einfacher macht, die Kinder genau an der Stelle zu fördern, an der sie gerade stehen. Ein Beispiel: Es nützt überhaupt nichts, einem rechtschreibschwachen Kind, das noch manche Laut-Buchstaben-Zuordnungen nicht beherrscht, die Regel zur Konsonatenverdopplung vermitteln zu wollen, nur weil es jetzt eben in der dritten Klasse ist. Die Rechtschreibwerkstatt erlaubt es jedem Kind seine Entwicklungsschritte in seinem Tempo zu machen. So sind meine Erfahrungen, dass die Kinder auf jeden Fall immer irgendwann die Grundlagen erlernen und darauf dann aufbauen können. Im klassischen Rechtschreibunterricht wären diese Kinder längst abgehängt worden.
    Meiner Meinung nach fördert dieses Konzept auch unheimlich die Einsicht in die Rechtschreibung (sowohl bei mir als auch den Kindern) und es bringt die Kinder dazu, Schreibungen zu reflektieren und zu begründen.
    Das in aller Kürze...
    Wenn du genaue Fragen hast, dann melde dich doch einfach noch mal.
    LG pinacolada

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Caliope,


    ich kann deine Schilderungen sehr gut nachvollziehen, denn meine Schule hat sich vor Jahren durch einige Fortbildungen (bei unterschiedlichen Moderatoren) mit Sommer-Stumpenhorst beschäftigt und ist genau zu diesem Entschluss gekommen: zu viele Kopien, unansprechendes Material, Aufwand rechtfertigt den Nutzen nicht.
    Wir haben nicht damit gearbeitet. Es kann also sein, dass der eine oder andere seinen Eindruck hätte revidieren können. Aber eine unserer Nachbarschulen arbeitet nach diesem System und ich kenne Kolleginnen, die daran verzweifeln.


    Du musst nun leider damit arbeiten und ich würde an deiner Stelle herumfragen, welche Schule noch nach diesem Prinzip arbeitet und dort um Hilfe bitten. Manchmal fällt es leichter bei fremden Kollegen zu hospitieren. Es werden auch immer wieder Fortbildungen angeboten. Den Bedarf dazu würde ich der Schulleitung klar machen. So kannst du ja nicht weitermachen, das nagt an der Zufriedenheit mit dem eigenen Unterricht. Auf jeden Fall würde ich die Prinzipien dieses Rechtschreiberwerbs kritisch hinterfragen und für meine Klasse modifizieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Kolleginnen alle 100prozentig nach Lehrbuch vorgehen. Du musst natürlich im Rahmen der Idee bleiben, aber wer sollte etwas dagegen haben, wenn du die Methode weiterentwickelst?


    Viele Grüße
    Talida

  • Hallo caliope,


    möchte meine Empfehlung noch etwas revidieren, nachdem ich mir die von heloise mehrfach empfohlene website "grundschulservice" zu Gemüte geführt habe. Ich komme aus der Berufsbildung und bin dort Seiteneinsteigerin. Bin in diesem Forum gelandet, um die Frage zu klären, warum ich nur noch rudimentär Fachunterricht durchführen kann, sondern de facto Rechtschreibung, Grammatik und die Grundrechenarten vermittle, denn das haben unsere Azubis am allernötigsten.
    Der Betreiber der website kritisiert pointiert bis polemisch etliche der neueren Methoden des Anfangsunterrichts - allerdings scheinen die von ihm zitierten Quellen, in erster Linie große empirische Untersuchungen, über jeden Zweifel erhaben zu sein.
    Ich habe mir nun sehr intensiv Mühe gemacht und die Gegenseite genau angeschaut, um in einer Kontroverse auch die anderslautenden positiven Daten zu kennen. Ich habe mir die Literaturquellen angeschaut, auf die sich die Erfolge von Sommer-Stumpenhorst und "Lesen durch Schreiben" - eine im Anfangsunterricht sehr ähnliche Methode - berufen. Dabei habe ich mein blaues Wunder erlebt. Jede dort genannte Quelle - die also die Wirksamkeit der oben genannten Methoden zeigen sollen - ist quasi selbstreferentiell - also eine positive Aussagesammlung, die auf weitere positive Aussagen hinweist, ohne auch nur ein einziges Mal hard data - wirklich aussagekräftige positive Studien - zu liefern. Die einzig klare Aussage, die ich gefunden habe, war von Jürgen Reichen, dem Erfinder der Methode "Lesen durch Schreiben". Er beschreibt unmissverständlich, dass ein einziger seiner achtzehn Schüler nach seiner Methode lesen und schreiben lernen konnte, die anderen reagierten ablehnend bis aggressiv.


    Nun - jetzt braucht es nur ein bisschen Fantasie und das Wissen, wie es woanders läuft, um zu extrapolieren, wohin die Entwicklung gehen wird.
    In letzter Zeit ist viel von Individualisierung im Unterricht die Rede. Dann wird der siamesiche Zwilling, die Individualisierung der Verantwortung, gewiss bald folgen. Schüler werden heute immer häufiger gescreent und bewertet, Material ist also vorhanden. Von anderen akademischen Disziplinen wird vor Gericht völlig selbstverständlich erwartet, dass jeder einzelne, der eine Intervention vornimmt - z.B.eine medizinische Behandlung - sich zum Zeitpunkt der Anwendung eigenständig einen aktuellen Überblick über den Stand der Forschung verschafft hat und das bestmögliche Verfahren anwendet. Würde zum Beispiel ein Ingenieur oder ein Chirurg im Schadensfall vor Gericht vorbringen, er habe ein Verfahren angewandt, das er kennt und mit dem er seit zwanzig Jahren gute Erfahrungen gemacht habe, wäre ihm im Fall einer anderslautenden wissenschaftlichen Datenlage der Schadensersatz sicher.
    Es könnte also sein, dass ein zum Schuleingang risikofrei getesteter Schüler, der beim Übertritt auf eine weiterführende Schule eine LRS attestiert bekommt, höherinstanzlich einen Zusammenhang mit der gewählten Lehrmethode nachweisen kann. Das ist bei der Eindeutigkeit der Daten sogar naheliegend. Die Erfahrungen anderer Disziplinen zeigen: verantwortlich gemacht wird nahezu immer der Anwender als letztes Glied in der Kette.
    Und aus diesen Überlegungen heraus resultiert meine Zusatzempfehlung: dokumentiere gerichtsfest, dass du und von wem du beauftragt worden bist, nach der Methode Sommer-Stumpenhorst zu unterrichten. Und such dir eine gute Berufshaftpflichtversicherung.

  • Da ich nicht genügend Kenntnisse über die Sommer-Stumpenhorst-Methode habe... obwohl ich sie mittlerweile seit vier Monaten unterrichte und schon viel darüber gelernt habe... gibt mir der Beitrag von craff doch zu denken.
    Statt darüber lachend am Boden zu liegen, würde ich mir sachliche Argumente wünschen. Seriöse Studien, die die Wirksamkeit der Methode untermauern zum Beispiel.
    Wie sieht es an weiterführenden Schulen aus... wie schreiben da Kinder, die auf herkömmliche Art Recchtschreibung gelernt haben, die eine Fibel hatten... im Gegensatz zu Kindern, die mit Lesen durch Schreiben und Sommer Stumpenhorst Schreiben und Rechtschreibung gelernt haben.
    Es reicht ja nicht, nur die vier Grundschuljahre zu betrachten... das Ergebnis unseres Unterrichts zeigt sich ja eigentlich erst auf den weiterführenden Schulen.
    Wie geht man überhaupt damit um, dass dieses Sommer Stumpemnhorst Programm auf sechs Jahre angelegt ist, es aber nur viier Jahre in der Grundschule durchgezogen werden kann?
    Bin also weiterhin erstens an praktischen Tipps... und zweitens aber mittlerweile auch sehr an sachlicher Argumentation zur Wirksamkeit der Methode interesssiert.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Entschuldige, da kann ich nur lachend am Boden liegen, wenn hier geschrieben wird, wer nach der Rechtschreibwerkstatt unterrichtet, braucht eine gute Berufshaftpflicht und eine gerichtsfeste Dokumentation...das hat mit sachlicher Argumentation nichts zu tun...
    Wie ich nun schon häufiger hier schrieb, arbeite ich seit längerem mit der Rechtschreibwerkstatt und meine Kinder arbeiten gerne und vor allem erfolgreich damit...sie sind gute Rechtschreiber. Das ist nun mal Fakt. Wer mit der Fibel und einem Sprachbuch gute Erfolge erzielt, soll das doch gerne weiter machen und wer mit anderen Konzepten erfolgreich ist, soll das doch bitte auch dürfen...
    Gerichtsfeste Dokumentation und gute Berufshaftpflicht...ich fasse es nicht :neenee:

  • Gibt es denn irgendwo seriöse und objektive Untersuchungen, die diese einzelnen Methoden vergleichen?
    Oder sind das allesamt subjektive Erfahrungsberichte?
    Sicher glaube dir sicher, dass du gute Erfolge damit erzielst... aber wie ist das im Vergleich zu anderen Methoden?
    Sind deine Erfolge mit Sicherheit auf dieser Methode begründet? Wäre deine Klasse mit einer anderen Methode sehr viel schlechter in Rechtschreibung?
    Oder ist es für das Ergebnis des Rechtschreibunterricht egal, welche Methode man anwendet?
    Hauptsache man unterrichtet überhaupt Rechtschreibung? Egal wie?
    Und wenn es nicht egal ist... dann würde mich halt interessieren, warum welche Methode einer anderen vorzuziehen ist.
    Und die Argumente... ich komme damit super zurecht... meine Klasse schreibt schon sehr gut... sind in meinen Augen interessant... aber nicht wirklich repräsentativ.
    Am liebsten hätte ich dazu eben unabhängige Studien gelesen... vielleicht kennt ja jemand eine solche Studie und kann einen Link veröffentlichen.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es dazu eine "objektive" Studie geben KANN.


    1. Wer sollte die in Auftrag geben? Der müsse ja auch unabhängig sein und es fälllt mir grad keiner ein, der das sein könnte


    2. müsste das eine riesige Studie sein, um repräsentativ zu sein


    3. ist doch jede Lerngruppe anders, da kann man doch keine Äpfel und Eier vergleichen.


    Wenn es eine absolut "richtige" und "unabhängige" Studie gäbe, die zu einem eindeutigen Ergebnis führt würde es doch vermutlich nicht so viele Grabenschlachten geben, wie es sie gibt?


    Ich denke, man kann mit jeder Methode total falsch liegen - wenn man sie nicht konsequent und richtig behandelt und nicht hinter ihr steht.
    Genauso kann man auch mit jeder richtig liegen.


    Diesen Grundsatzstreit kann ich ehrlich gesagt überhaupt nicht verstehen.


    Dass man auf der Suche nach sinnigen Alternativen ist, wenn man Probleme mit seiner jetzigen Methode hat, ist doch nur natürlich und unterstützenswert. Aber dass man sich so auf die Füße getreten fühlt, wenn man mit einer Methode gut fährt, aber andere die kritisieren... so what?

  • Ich versuche doch die ganze Zeit schon zu verdeutlichen, dass doch jeder mit der Methode unterrichten soll, mit der er am besten zurecht kommt und mit der er die besten Erfolge erzielt.
    Unbedingt ist es sinnvoll, bei Schwierigkeiten, die man selbst mit einer Methode hat, nach Alternativen zu suchen.
    Aber es ist doch lächerlich, eine Methode quasi zu kriminalisieren, wie craff es tut...darüber kann ich nur den Kopf schütteln. Das hat mit sich auf die Füße getreten fühlen nichts zu tun.
    caliope: Worauf sollen denn meine Erfolge sonst begründet sein, wenn nicht auf der Methode? Ich unterrichte die Kinder doch damit. Und solange die Kinder Rechtschreiben lernen, ist es doch reltiv egal, wie man das erreicht hat, also ich will damit sagen, dass ich mir doch dann nicht den Kopf zerbrechen muss, welche Methode ich stattdessen anwenden könnte.
    Für mich persönlich liegt der Vorteil dieser Methode ganz klar darin, dass ich die Kinder individuell fördern und fordern kann. Ich arbeite in einem sozialen Brennpunkt von Hamburg und habe eine Reihe von Kindern mit Migrationshintergrund. U.a. habe ich aber auch Kinder, die im ersten Schuljahr schon alle Buchstaben kannten und lesen konnten. Für mich muss eine Methode also diesen Spagat leisten können. Und wenn das eben jemand mit einer anderen Methode auch schafft, so ist es doch gut so.
    Vielleicht hast du die Möglichkeit, an einer Fortbildung oder an einer AG in deiner Nähe teilzunehmen. Ich fand das immer sehr hilfreich.

  • Was mir so auf den Senkel geht, ist die Beobachtung, dass S-stump. und seinen "Jüngern" alle anderen Methoden verteufeln.
    Ich habe einige seiner Fortbildungen auf CD-Rom...
    Natürlich möchte er sein konzept an den Mann /Frau bringen, aber schlimm wird es dann, wenn Kolleginnen die ausgearbeiteten und "vorgebenen" Elternabende nutzen, um das Konzept zu verewigen und alles andere verdammen!


    Auch wir arbeiten nach S.St., eigentlich nur weil unsere Rektorin und zwei Kolleginnen davon überzeugt sind. Die anderen betreiben eine Art Mischform, die laut Aussage einer Jüngerin "gar nicht geht".
    Ich möchte mal sagen, dass ich ich mit dem Konzept leben muss.


    Schwierig ist es für mich, wenn ich Eltern habe, deren geschwister von Stumpenhorst-Jünger unterrichtet wurden.
    Dann bekomme ich immer vor die Nase gehalten, dass sie doch auf dem Elternabend der Kollegin gesagt bekommen haben, wie scheiße doch meine Übungen mit vorgegebenen Lernwörtern sind.



    Tschau,
    Ein vom Weihnachtsmarkt merklich angeschlagener Orang-Utan-Klaus

  • In einer Grundschule, die mit der einen oder anderen Methode arbeitet, da kann natürlich nicht verglichen werden. Und wenn viele Kinder einer Klasse die Rechtschreibung sicher beherrschen dann ist das sehr schön, dann hat die Lehrerin gut gearbeiitet.
    Das zweifel ich gar nicht an.
    Vergleichbar wird es aber erst an den weiiterführenden Schulen, wenn Kinder aus verschiedenen Grundschulen zusammengemischt werden.
    DA könnte man doch vergleichen... und mit einer großen Zahl von Kindern durchaus verwertbare Ergebnisse bekommen und herausfinden, welche Methode des Rechtschreibunterrichts erfolgreicher ist.
    Gibt es solche Studien wirklich nicht?

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Vielen Dank!
    Sehr interessant... und auch hier ist die Sommer-Stumpenhorst-Methode der Fibelmethode unterlegen.


    Ich muss ja nun seit vier Monaten nach Sommer-Stumpenhorst Rechtschreibung unterrichten... und fühle mich nicht wirklich gut damit.
    Nun dachte ich eben, dass ich hier praktische Tipps bekommen kann... und Argumente, warum diese Methode so toll ist.
    Ich muss hinter einer Methode stehen können... um sie wirklich gut zu unterrichten. Und da ich ein sachlich-analytischer Mensch bin, brauche ich Statistiken und objektive Untersuchungen, um mir ein Bild zu machen.
    Persönliche Erfahrungen und Bauchgefühle sind auch schön... aber eben wenig objektiv und somit nicht relevant.
    Ich finde es schön, dass Rottenmeier überzeugt von dieser Methode ist und subjektiv meint, dass ihre Kinder gute Rechtschreiber sind.
    Ich hätte nur gerne eine Untersuchung gelesen, die dieses Bauchgefühl auch objektiv untermauert.
    Und es scheint keine zu geben...

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Orang-Utan-Klaus


    Zitat


    Natürlich möchte er sein Konzept an den Mann /Frau bringen, aber schlimm wird es dann, wenn Kolleginnen die ausgearbeiteten und "vorgegebenen" Elternabende nutzen, um das Konzept zu verewigen und alles andere verdammen!


    An meiner Schule war es ähnlich. Nach einem vorgegebenem Konzept wurden vor der Schulkonferenz zur Einführung der Methode Sommer-Stumpenhorst die Kolleginnen von der Schulleitung „in Stellung“ gebracht. Da hatten Kolleginnen, die dagegen waren oder zweifelnde Eltern keine Chancen mehr. Nach 5 Jahren war der Spuk vorbei, nachdem Eltern sich anderswo kundig gemacht hatten, was bei Unterricht mit dem Konzept Rechtschreibwerkstatt wirklich herauskam. Jetzt unterrichten wir mit einer Fibel.


    „Natürlich möchte Sommer-Stumpenhorst sein Konzept an den Mann /Frau bringen“ (Orang-Utan-Klaus): Wer unter Graf Orthos Rechtschreibwerkstatt GmbH & Co. KG > http://www.rechtschreibwerkstatt.com nachschaut, findet, was sich hinter dem Namen Sommer-Stumpenhorst verbirgt: „Sie befinden sich auf der Website der Graf Orthos Rechtschreibwerkstatt GmbH & Co. KG. Wir vertreiben und verlegen Produkte rund um das Schreiblernkonzept der Rechtschreibwerkstatt nach Sommer-Stumpenhorst.“ Angeschlossen ist der firmeneigene „Collishop“. Geschäftsführer von alledem ist Malte Stumpenhorst (Bruder?, Sohn?). Bei dem schon genannten grundschulservice wird sogar von weiteren Firmen um Sommer-Stumpenhorst berichtet. (In Brief 2 ?) Es handelt sich wohl um ein Familienunternehmen mit dem Aushängeschild "Norbert Sommer-Stumpenhorst, Schulpsychologe".


    Benno schrieb in „Was ist bloß aus der Rechtschreibung geworden?!?“


    Zitat

    Tatsache ist aber, dass die neuen Richtlinien in NRW zum Bereich Rechtschreibung so klingen, als hätte man das Lehrerhandbuch von Sommer-Stumpenhorst zitiert.


    Benno hat Recht. Darüber wundern sich allerdings nicht mehr viele. Ein alter Bekannter, ein alter Duz-Freund gar von Sommer-Stumpenhorst, Rüdiger Urbanek, NRW, vom damaligen Landesinstitut für Schule und Weiterbildung in Soest, Entwickler von Tinto, das auf demselben Konzept des Schriftspracherwerbs basiert, saß als Koordinator in der Lehrplankommission, die zuständig war für das Fach Deutsch/Grundschule.

  • "Ich finde es schön, dass Rottenmeier überzeugt von dieser Methode ist und subjektiv meint, dass ihre Kinder gute Rechtschreiber sind."


    caliope: Das ist doch nicht nur meine subjektive Meinung! :gruebel: Es gibt doch standardisierte Test, die wir regelmäßig durchführen müssen...sie sind nicht nur meiner Meinung nach gute Rechtschreiber...auch laut HSP, laut Diagnosediktate und laut Lernstandserhebung.

  • Rottenmeier, ich weiß, dass es solche Tests gibt... ich führe die mit meienr Klasse ja auch durch.
    Aber warum führt die dann nur jeder einzeln durch?
    Und warum werden solche Tests nicht genommen, um objektiv die Ergebnisse der Unterrichtsmethoden auszuwerten?
    Wenn man schon in ganz NRW Vergleichsarbeiiten durchführt, dann kann man doch locker gucken, welche Unterrichtsmethode statistisch gesehen zum besseren Rechtschreibergebnis führt...
    Und ich dachte, dass es genau so etwas gibt... und genau danach frage ich ja die ganze Zeit.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

Werbung