Als Lehrer aus Österreich in Bayern unterrichten

  • Hallo


    Da die Löhne in Österreich, vor allem am Anfang, ziemlich gering sind, würde es mich sehr reizen, nach beendetem Studium an einem Gymnasium in Deutschland, vorzugsweise in Bayern, zu unterrichten.


    Ist dies nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich?
    Wie sieht der Stellenmarkt in Bayern aus?
    Wird in Bayern auch Italienisch unterrichtet?


    Freue mich über eure Antworten.


    Danke und LG

  • Ich habe im Kollegium eine Kollegin, die ihren Abschluss in Österreich und eine, die ihn in Polen gemacht hat. Beide sind zwar als Lehrerinnen bei uns tätig, werden allerdings nicht verbeamtet und wurden in eine schlechte Gehaltsgruppe eingestuft...
    Da solltest du dich also vorher genau erkundigen, wie das in Bayern ist...
    LG Rottenmeier

  • Hallo


    Ein spätes Danke für deine Anwort.


    Ich habe mich nun beim Kultusministerium Bayern schlau gemacht, und gesehen, dass auch EU-Bewerber Chancen auf eine Einstellung als Probezeitbeamte haben. (siehe hier, ich dachte, man benötige die deutsche Staatsbürgerschaft dazu?)


    Außerdem scheint Mathematik + Beifach möglich zu sein.


    Nun würde ich gerne wissen, ob man als österreichischer Bewerber auch eine Prüfung ablegen müsste und ob jemand darüber Genaueres erzählen könnte?


    Und: Werde ich bei gleichen Konditionen in die selbe Gehaltsstufe wie meine deutschen Kollegen eingestuft?


    LG

    • Offizieller Beitrag

    Wenn ich das noch richtig weiß, dann hast du generell als außerbayerischer Lehrer (und dabei ist vollkommen egal, ob deutsch oder ein anderes Land) generell weniger Chancen.
    Ich könnte mir allerdings vorstellen, nachdem wir hier immer noch an eklatantem Mangel vor allem im Fach Mathematik leiden, dass es inzwischen Ausnahmeregelungen gibt. M.E. brauchst du keine Prüfung ablegen, musst aber eine österreichischen Examina anerkennen lassen.
    Auf Grund des großen Mangels an Mathe-Lehrern könnte es übrigens auch noch sein, dass du nur in Mathematik eingesetzt wirst, da Italienisch im Verhältnis hier nicht soo viel gelehrt wird. Wenn du damit leben kannst, dann gibt es bestimmt Möglichkeiten.
    Liebe Grüße
    Hermine

    "Ein Mann, der noch keinen Fehler begangen hat, hat noch nie etwas getan."
    Sir Robert Baden-Powell, Earl of Gilwell

  • Hallo Hermine,


    danke für deine Antwort.


    Es sieht aber überall gleich aus, ich glaube auch, dass ich in Österreich, wenn überhaupt, nicht viele Italienischstunden bekommen werde.
    Insofern habe ich mich damit abgefunden, dass ich hauptsächlich Mathematik unterrichten werde.


    Ist Bayern ein Ausnahmefall, was das Einstellen von EU-Bewerbern betrifft, oder gilt das in ähnlicher Form auch für Baden-Württemberg?
    Dort könnte ich mir das Unterrichten auch noch vorstellen, aber weiter in den Norden möchte ich dann doch nicht.

  • Reine Interessensfrage: Du scheibst, dass die Löhne in Ö niedriger sind. Was verdient man denn dort als Berufsanfänger? Und wie viele Unterrichtsstunden muss man bei einer vollen Stelle geben?

  • Hallo gingergirl,


    ein volles Deputat beträgt in Österreich ca. 18-22 Stunden. Wobei dies unterschiedlich ist: Ein Korrekturfach wird als ca. 1,2 Einheiten gewertet, ein Lerngegenstand als 1,0 und Fächer wie Leibesübungen (Sport) und Bildnerische Erziehung als ca. 0,8 Einheiten, genau weiß ich es aber nicht, da ich noch im Studium bin.


    Die erste Gehaltsstufe für Vertragslehrer an Gymnasien beträgt schlappe 2000 Euro brutto, netto sind das ca. 1350 Euro.


    In der höchsten Gehaltsstufe darf man mit 4500 brutto, also ca. 2300 Euro netto rechnen.


    Warum soll ich 36 Jahre im Schuldienst sein, um so viel zu verdienen, wie man in Deutschland in den Anfangsjahren verdient?


    Gut, ein volles Deputat ist in Deutschland geringfügig höher, aber das stellt trotzdem keinen Vergleich dar.

  • Hallo Josh,


    Ich glaube, du siehst das mit dem höheren Gehalt etwas zu undifferenziert. Das sieht auf den ersten Blick in der Tat so aus. Hier bist du aber z.B. in Baden-Württemberg mit 25 Stunden dabei, auch bei zwei Korrekturfächern. Zur Zeit wird überlegt, noch eine Stunde drauf zu legen... In Ö wären es deiner Beschreibung mit Korrekturfächern nach nur 18, oder? Ist schon ein riesiger Unterschied! In Bayern sind es anfangs 24 Stunden, nach drei Jahren steigt die Belastung auf 25 Stunden.
    Außerdem bekommt man die 2300 Euro netto, von denen du schreibst, nur, wenn man verbeamtet wird, da man da keine Sozialabgaben beispielsweise für die Rente zahlt. Wird man aber nicht verbeamtet, dann liegt das Gehalt um einiges niedriger. Die Verbeamtung ist aber auf keinen Fall sicher. In Bayern gibt es z.B. sehr häufig nur Angestelltenverträge. Dies sind z.B. "Superverträge", d.h. man ist erst zwei Jahre angestellt und wird dann erst verbeamtet. Trotz der derzeit großen Nachfrage nach Lehrern sind diese Verträge immer noch recht häufig. In Zeiten, in denen die Nachfrage nach Lehrern noch nicht so groß war wie heute, wurde man häufig auch mit Einjahresverträgen abgespeist, die dann jedes Jahr neu verlängert wurden. Dann sind aber nicht einmal die Sommerferien bezahlt worden, sondern man musste sich für diese Zeit arbeitslos melden. Sollten in nächster Zeit wieder weniger Leute gebraucht werden, werden auf jeden Fall die befristeten Stellen ansteigen, denn der Staat will sich natürlich so wenig wie möglich langfristig binden. Dies ist im weniger nachgefragten Grundschulbereich schon jetzt der Fall.
    Gerade in den sauteuren Ballungszentren München und Stuttgart, wohin Berufsanfänger gerne mal geschickt werden, macht man mit dem Angestelltengehalt und übrigens auch mit einem Beamtengehalt wahrlich keine großen Sprünge. Und du kannst auf jeden Fall davon ausgehen, dass für die Verbeamtung "Landeskinder" erst einmal bevorzugt werden, die hier ihr Examen abgelegt haben.

  • Hallo Josh,
    also, das mit dem Unterrichten von Österreichern in Bayern ist schön, aber du siehst es, glaub ich, etwas zu einseitig.


    Du kannst, bei Bedarf, ohne Anerkennung einen Jahresvertrag bekommen.
    Um dauerhaft in Bayern bleiben zu können bzw.eine unbefristeten Vertrag zu bekommen, musst du dir dein Studium anerkennen lassen und dazu können verschiedene Prüfungen nachgefordert werden (in Bayern). Ich hatte z. B. die Anerkennungsprüfung (heißt Fachgespräch) für Italienisch im November 2008. Dafür lernt man dann Inhalte wie Methodik, Didaktik, Landeskunde, Literatur- und Sprachwissenschaft .... - ist ein einstündiges Gespräch mit einem Seminarlehrer (1/2 Stunde auf Italienisch, 1/2 Stunde auf Deutsch).
    Wenn man dies erfolgreich besteht, wird das Studium anerkannt. Wenn nicht, hat man die Möglichkeit, an der Universität Prüfungen nachzumachen oder auch einen Anerkennungslehrgang zu besuchen.


    Die höhere Stundenanzahl und das andere System machen das Unterrichten, vor allem in den ersten Jahren, doch um einiges anstrengender als in Ö.


    Das mit dem Gehalt ist auch relativ. Du hast in Ö 14 Gehälter und in Bayern 12,5. Wenn du nur angestellt bist, dann bekommst Du für 24 Stunden rund 2000 monatlich netto. Klassleitergeschäfte werden z. B. nicht mit einer Unterrichtsstunde weniger wie in Ö vergütet, das gehört dazu und wird nicht extra vergütet. Auch für Kandidaten beim Abitur gibt es keine Vergütungen .....


    Ich bin nun das 3. Jahr in Bayern und bin total glücklich hier.
    Für eine feste Anstellung muss man wirkllich einen längeren Weg (mit einigen zu überwindenden Hürden) auf sich nehmen.


    Ich hoffe, das hat dir ein wenig weitergeholfen.

  • Was B-W betrifft, zuerst die guten Nachrichten:


    - In Mathematik besteht in B-W akuter Mangel und die Wahrscheinlichkeit ist auch groß, in der beliebten und österreichnahen Bodenseeregion einen Job zu bekommen.
    - Als EU-Bürger hast du bei vergleichbarer Ausbildung und Befähigung die gleiche Möglichkeit, wie Deutsche verbeamtet zu werden.
    - Die Anerkennung des österreichischen Studiums sollte das kleinere Problem sein; evtl. gibt es ein Fachgespräch.


    Größere Probleme könnten bereiten:


    - Du musst bei uns ein Praxissemester absolvieren; dies ist inzwischen integraler Bestandteil der (verkürzten) Lehrerausbildung.
    - Desweiteren musst du dann den eineinhalbjährigen Vorbereitungsdienst absolvieren - nur so kannst du verbeamtet werden. In dieser Zeit erhältst du knapp 1000,- EUR netto.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

Werbung