Zuerst ein freundliches HALLO und dann schon eine dringende Frage!

  • Ich bin Referendarin im Einsatzjahr und unterrichte Deutsch und Geschichte an der Realschule in Bayern.


    Am Dienstag muss ich in meiner Seminarschule einen Lehrversuch in der 9. Klasse zu folgendem Thema halten:
    "Die Regeln der Diskussion beherrschen und einüben"


    Dazu habe ich mir folgendes überlegt (ganz grob):


    -Einstieg: Folie mit Kindern, die wild durcheinander sprechen.
    -Erarbeitung I: Regeln der Diskussion
    -Erarbeitung II. Stoffsammlung für eine Diskussion zum Thema
    "Gesundheitstag"
    -Übung: Fishbowl-Diskussion zu diesem Thema mit Gesprächsleiter und Assisten,
    Beobachtungsbogen für andere Schüler
    -Auswertung der Diskussion


    Diese 9. Klasse, die ich eigentlich nicht kenne, war am Gesundheitstag im Fitness-Studio und hat dort unter Anleitung eines Trainers gezielte Übungen durchgeführt.


    Nun meine Frage: Finden die Schüler selbstständig genügend Argumenten für diesen Gesundheitstag, bzw. auch dagegen. (Nicht nur: Schule am Samstag)
    Wer kann mir vielleicht Vorschläge machen!



    Vielen Dank!!!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich finde die Stunde, so ganz spontan, ganz schön voll.


    So wie ich das sehe, hast du grad zehn Minuten für die großen Arbeitsschritte. Soll heißen: zehn Minuten um Regeln für eine Diskussion zu erarbeiten (geht noch, weil sie sie aus den vorangegangenen Klassen kennen).
    Dann zehn Minuten um eine Stoffsammlung zu machen - auch noch ok - abhängig davon, wie die Gedanken gesammelt werden sollten.
    Aber dann zehn Minuten für eine Diskussion und die Auswertung...mit welcher Methode soll das bewerkstelligt werden?


    Mein Gedanke: das Oberthema deiner Stunde beinhaltet meinem Empfinden nach nicht die Erarbeitung der Diskussionsregeln. Sie setzt diese voraus. D.h. die Erarbeitung I wäre eine Wiederholung - spart auch eben Zeit.


    Zum Thema "Gesundheitstag". Finde ich etwas zu abstrakt - ich denke, es geht ja in Richtung Erörterung. Meine würden spontan eventuell drei bis vier Argumente finden. Wieso nicht konkreter etwas zum "Fitness-Studio"? Die werden doch da auch informiert worden sein über Vorteile, Möglichkeiten, Gefahren usw.


    hmja, so mal nebenbei Analyse aus der Ferne ;).


    Grüße


    h.


    PS: Lehrversuche bei Klassen, die man nicht kennt, an Seminartagen sind immer Kacke.

  • Hallo Resi,


    ich kenne deine Schüler nicht und weiß deshalb auch nicht, ob das Thema "Gesundheitstag" von ihnen ohnehin kontrovers diskutiert wurde. Evtl. hatten sich ja auch die Eltern beschwert (Argument: Zerstörung des Familienlebens am WE).


    Das ARgument "Schule am Samstag" ist eben ein Schülerargument. In einem Rollenspiel mit Rollenkarten könnten von den Schülern mehrere Sichtweisen zum Gesundheitstag ausgelotet werden, nicht nur die Schülerseite.


    Sinnvoll wäre es vllt auch, die SuS vor der Diskussion einen Artikel zum Thema lesen zu lassen, um eine Vorentlastung zu ermöglichen.


    Weitere Möglichkeit wäre es, dass du dich nicht zu eng auf den "gesundheitstag" konzentrierst, sondern das Thema allgemeiner formulierst, z.B. " Vor- und Nachteile schulischer Aktivitäten am Wochenende oder in der Freizeit."


    Viele Grüße


    k.

  • Hallo und willkommen,


    mein erster Gedanke war auch, dass das alles etwas viel ist für 45 Minuten.


    Ich denke, da hast du zwei Möglichkeiten: entweder - wie Hawkeye vorschlug - sind die Regeln der Diskussion vorher erarbeitet und in der Stunde müssen "nur" Argumente gesammelt werden, um dann die Diskussion durchzuführen, oder die inhaltliche Vorbereitung fand in der Stunde vorher statt und in der gezeigten Stunde konzentrierst du dich ganz auf die methodischen Aspekte (Regelerarbeitung, Durchführung, Reflexion bzw. Evaluation!!! - letzteres ist ganz wichtig!)


    Mach dir darüber Gedanken, wie die Schüler die Regeln erarbeiten sollen - und ob ihre Ergebnisse und Gedanken wirklich zu einer Fishbowl führen können?
    Wahrscheinlich wirst du die Struktur/Aufbau einer Fishbowl erläutern müssen, denn ich tippe, Schüler kommen eher auf Argumente wie ausreden lassen, zuhören, wenn sie gut sind auch auf aufeinander Bezug nehmen... ;)
    Sprich: guck dir die Stunde genau an, welche Ergebnisse können die Schüler bringen und führt das logisch zum nächsten Schritt deiner Stunde? Dann wird sie auch funktionieren.


    Viel Erfolg!

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    • Offizieller Beitrag

    Mir kam die Stunde auch zu voll vor. Wenn die Schülker Diskussionsregeln und Fishbowl schon kennen geht das, weil Du dann diese Regeln kurz nur wiederholen müsstest. So geht sehr viel Zeit für die Regeln drauf und zu wenig für Diskussion und Auswertung.


    Das mit den Rollenkarten finde ich immer gut. Die Schüler müssen für eine zugewiesene Rolle Argumente sammeln. Hab ich mal gemacht und hat super funktioniert, so dass auch wirklic hein bestimmter Standpunkt vertreten wurde. Um für diesen Standpunkt Argumente finden zu können, wurden vorher Texte zum Thema gelesen und besprochen. Das ist jetzt auch viel, war aber im Rahmen eines Methodentrainings, wo ich eben den kompletten Vormittag dafür hatte. Da wurden in Rollenspielen diese Diskussionen mehrfach gespielt und mit Video aufgenommen und danach noch ausgewertet.


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Vielen Dank für die vielen nützlichen Tipps - vor allem die Rollenkärtchen werden mir sicherlich gut weiterhelfen.


    Ich denke, der Schwerpunkt der Stunde soll bei den Diskussionsregeln liegen. Doch da die Schüler bereits Vorkenntnisse aus der 8. Klasse haben, werden diese schnell zusammengetragen sein.
    Dann geht es vor allem darum, die Aufgaben des Diskussionsleiters zu klären und den Beobachtungsbogen vorzustellen. Anschließend soll geübt werden. Dazu eben die Fischbowl-Diskussion, damit sich möglichst viele Schüler beteiligen können.
    Die tatsächliche Argumentation ist wohl eher noch nebensächlich. Deswegen dachte ich an das Thema "Gesundheitstag", weil es den Schülern noch sehr präsent ist und aus ihrer Lebenswelt kommt.
    Die Stoffsammlung wollte ich nur ganz knapp per Mind-Map an der Tafel machen.
    Die Rollenkarten (Danke!) können dann eingesetzt werden, wenn die Schüler selbst keine Argumente mehr haben und die Diskussion nur schleppend vorangeht.
    Dann natürlich noch die Auswertung.
    Zeitlich sehe ich weniger Probleme. Ich habe eher Angst, dass den Schülern nichts einfällt, bzw. sie sich nichts sagen trauen - fremder Lehrer, 10 Mitreferendare, die zuschauen und der Seminarlehrer. Nicht ganz optimal für ein solches Thema:


    Diskussionsregeln beherrschen und einüben


    Mal schauen...jedenfalls vielen Dank für die Tipps

  • "Zeitlich sehe ich weniger Probleme" - das würde ich auf keinen Fall unterschätzen, finde auch, dass die Stunde sehr voll ist. Bist du dir sicher, dass die Schüler die Methode "Fischbowl" kennen? Wenn du das auch noch lang und breit erklären musst, kann es zeitlich schon recht happig werden. Am Anfang verschätzt man sich da sehr gerne, ging mir auf jeden Fall dauernd so und ist heute fast nie mehr ein Problem. Man versucht halt als Refi auf Teufel komm raus in wirklich jeder Stunde einen Sozialformen/Methodenwechsel plus Vertiefung unterzubringen :)


    Zitat

    Ich habe eher Angst, dass den Schülern nichts einfällt, bzw. sie sich nichts sagen trauen - fremder Lehrer, 10 Mitreferendare, die zuschauen und der Seminarlehrer.

    Du bist noch an der Seminarschule, oder? Da kommt es doch häufig vor, dass Lehrversuche gehalten werden. Keine Bange, die Schüler sind an die Lehrversuche dann gewöhnt und sie sind für sie Routine. Ich unterrichte selbst an einer Seminarschule und die Schüler tragen erfahrungsgemäß hier mit stoischer Gelassenheit jeden Lehrversuch mit und strengen sich immer wieder von Neuem an.

  • Vielen lieben Dank für die nützlichen Tipps.


    Habe heute die Stunde gehalten - genau so wie oben beschrieben. Es hat soweit auch alles gut geklappt. Mein Seminarlehrer war zufrieden.
    Was nicht funktionierte, war die Diskussion ansich. Das lag aber - so der Seminarlehrer - nicht an mir und meinem Stundenkonzept, sondern daran, dass diese Klasse heute zum 1. Mal eine Diskussion durchgeführt hat.


    Aber durch die Rollenkärtchen war das auch weniger ein Problem.


    Also nochmal vielen Dank!

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