Mentoren: für den Refi mal was anderes?

  • Hallo liebe Mentorinnen und Mentoren,


    ich wüsste gerne, ob ihr euch für die Unterrichtsstunden, in denen euer Refi hinten drin sitzt, was besonderes überlegt, oder ob ihr den Unt. so durchzieht wie üblich?
    Also: Seid ihr reflektierter während der Vorbereitung, z.B. indem ihr mal eine besondere Einstiegsphase mit einplant oder aufpasst, dass die Sicherungsphase nicht zu kurz kommt?


    Würde mich generell interessieren, wie und ob ihr euren Unterricht reflektierter und/oder anders gestaltet als sonst?


    Gruß,
    klöni

  • Ja, das tue ich obwohl es eigentlich eher unsinnig ist.


    Schließlich will man sich auch ein bisschen präsentieren und möchte schon gerne "mal dem Jungvolk zeigen wie ein alter Hase das so macht". Also eine eher narzisstische Sichtweise.
    Und man möchte auch nicht, dass die Referendare unter sich dann die Köpfe zusammenstecken und lästern: "Dem Modal Nodes' sein Unterricht ist ja ganz furchtbar"


    Ich selber habe als Referendar aber überhaupt kein Wert darauf gelegt, was der Lehrer vorne da Spezielles veranstaltet hat. Ich fand es beim Hospitieren viel interessanter die Schüler zu beobachten.


    Von daher machen es sich manche zu schwer, schließlich müssen wir den Refs auch den Alltag zeigen, und der besteht nunmal manchmal leider auch darin, nach 6 abgekämpften Stunden noch mal schnell eine lehrerzentrierte Stunde aus dem Ordner an die Tafel zu klatschen.


    Und der Ref der glaubt jede Stunde der 25 lehrprobenmäßig abwickeln zu können, wird spätestens beim Berufsseinstieg sein blaues Wunder erleben.
    Ich werde nie den Pratikanten vergessen, der an seinem ersten Tag laut im Lehrerzimmer meinte: "Wenn ich mal Lehrer bin, werden sich die Schüler bei mir NIE langweilen!" Wir haben Tränen gelacht...

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

    2 Mal editiert, zuletzt von Modal Nodes ()

    • Offizieller Beitrag

    ne, eigentlich nicht.


    ich frage normalerweise immer vorher, ob sie irgendwas bestimmtes sehen wollen, gruppenarbeit oder so. aber meist verneinen sie. (*aufatme*)


    und ich denke, das ist ok so. die reffis lasse ich ohnehin auch in der regel allein arbeiten, ohne ihnen auf den socken zu stehn. arbeiten werden besprochen, mal bei ihnen hospitiert und das wars dann. die haben auch genug zu tun, ohne dass sie in meinem unterricht sitzen müssen.


    meine praktis derzeit haben dagegen eher so anliegen wie: wie macht man ein ordentliches tafelbild? wie arbeitet man mit dem schulbuch? wie redet man mit schülern? da kommts auf "schöne stunden " auch nicht so an.



    grüße


    t.

    • Offizieller Beitrag

    Unterricht wie üblich. Und da mein eigener Unterricht mir eh keinen Spaß macht, wenn er öde und frontal ist, und das in den Fremdsprachen nunmal erwiesenermaßen auch kontraproduktiv ist, gibt es sowas bei mir auch eher nicht.
    Üblicherweise sind höchstens 30% (frontales) Unterrichtsgespräch bzw Einzelarbeit, der Rest kooperative Phasen aller Art.
    Die Refs können da eigentlich alles an Methoden sehen, was es so gibt - ob's sie's verwenden oder mögen oder verstehen, ist dann jedem selbst überlassen - bzw. man kann's ja dann mit mir im Gesprch eruieren, wenn man will.

  • Danke zunächst für die Rückmeldungen.


    Ich denke, ich habe mich etwas missverständlich ausgedrückt. Mir ging es eigentlich weniger um die Methodenvielfalt und erhöhte Schüleraktivität (die setze ich im Fremdsprachenunterricht als gegeben voraus) als um die Strukturierung der einzelnen Unterrichtsstunde. Also all das, was man so im Referendariat eingebläut bekommen hat, was den Ablauf der Einzelsequenzen in der Stunde angeht und wie diese miteinander verknüpft sind. Darüber macht man sich ja sonst keine (bewussten) Gedanken mehr, oder?


    Wie arrangiere ich das ergreifend-informierende warm-up, den faszinierenden Input, die klare, logisch aufeinander abgestimmte Aufgabenstellung, die kooperative Erarbeitung und methodisch vielfältige Anwendung und Wiederholungsphase, die effektive Absicherung, alles ohne Brüche flüssig und in einem Rutsch, was dann nach Hilbert Meyer zur Erhöhung dessen führen soll, was sich "echte Lernzeit" nennt.


    Wisst ihr ungefähr was ich meine?? Also, z.B., reflektiert ihr darüber, wie und ob ihr die neuen Vokabeln entlasten sollt, mit welchen Fragen ihr zur nächsten Sequenz übergeht, etc....??


    Grüße, k.

    • Offizieller Beitrag

    Nö, nach einigen jahren im Geschäft sind das bekannte Abläufe. Ein Autofahrer denkt ja auch nicht mehr immerzu "Jetzt schalten, jetzt noch einen Gang höher, vor der Kurve bremsen...in der Kurve beschleunigen..".


    Ich plane keine Fragen. Ich spreche mit den Schülern über das, was wir gerade tun. In jeder anderen Gesprächssituation habe ich doch auch keinen Zettel mit vorgefertigten Konversationsanteilen.


    Ich probier immer mal was Neues aus, aber ich plane Unterricht weder schriftlich (außer über selbst erklärendes Freiarbeitsmaterial bzw Arbeitsblätter oder anderes Material) noch plane ich minutenweise Sequenzen (Tod jeder echten Diskussion) oder vorformuliere Übergänge oder motivierende Ein- und Ausstiege... die kreiere ich meist spontan, weil sie sonst eh so "gewürgt" rüberkommen. Wie geplante Witzeinlagen ... da lacht auch keiner. Klar hab ich mal ne Filmsequenz oder eine Cartoon zum Einstieg, aber auch das ist einfach Teil des normalen Ablaufs. Und es endet jede Stunde so, wie sie halt endet. Mal punktgenau, mal nach Schülerbedürfnissen... auch wenn Refs da sind.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Um aus Ref-Perspektive zu antworten: Meistens fand ich es viel spannender, Routiniers dabei zu beobachten, wie sie bestimmte Abläufe handhaben. Verschiedene Methoden kann ich mir selber anlesen, Tipps/Erfahrungswerte zur Durchführung auch erfragen... aber diese vielen, vielen Kleinigkeiten, wie einzelne erfahrene Lehrer mit Disziplinschwierigkeiten, Orga-Fragen, Unterrichtsgesprächen, unvorhergesehenen Schülerbeiträgen usw. umgehen ist meistens spannender - insbesondere, nachdem ich eine Weile alleine unterrichtet hatte.
    Ich gehörte auch zu denen, die im Ausbildungsunterricht, nachdem ich unterrichtet hatte, auch anschließend noch mal eine Weile zuguckte, da ich dann gezielter gucken konnte, wie der Lehrer mit bestimmten Aspekten, dir mir während der Arbeit mit dieser Gruppe aufgefallen sind, umgeht/ "löst".


    Ich beobachte z.B. gegenwärtig eine Kollegin, die gerade überwiegend Unterrichtsgespräch macht (eigentlich nur)...dabei ist sie aber so zielorientiert, so auf Textarbeit bedacht, auf Spracharbeit, dass ich es total spannend finde, das zu beobachten und wahrzunehmen... mir Tipps abzugucken, wie man Schüler auf konkrete Textarbeit lenkt, wie man auch im Deutschunterricht echte Spracharbeit macht, wie man den Schülern schrittweise und transparent Textanalyse vermitteln kann.


    Wie gesagt, die kleinen Kniffe sind meistens spannender... finde ich zumindest.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Referendare gibt es an unserer Schule keine,
    aber wir haben hin und wieder Praktikanten.


    Sicher mache ich da nicht die totalen Showstunden,
    aber mehr Gedanken als sonst mach ich mir trotzdem,
    wenn ich den Unterricht vorbereite.
    ;)

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