Diskussion bei Rückgabe von Klassenarbeiten

  • Hach, ich lese mit Freude, dass es nicht nur mir so geht.
    :D
    Ich liebe es nicht gerade, Klassenarbeiten vorzubereiten.
    Ätzend finde ich die Korrekturen.
    Am allermeisten verabscheue ich aber die Rückgabe und die Notendiskussionen....
    Die Versuche, sich auf Biegen und Brechen noch irgendwie punkteweise an die nächstbessere Note heranzudiskutieren - bah!!!!


    Übrigens habe ich auch festgestellt, dass in manchen Klassen der Druck sehr hoch sein muss und sie schon sehr unfair werden, wenn es darum geht, noch irgendwie die Noten zu pushen.


    Habe bisher auch oftmals Diskussionen vermieden, indem ich die Arbeit nochmal mit nach Hause genommen habe.


    Eine schriftliche Begründung vom Schüler einzufordern ist aber eine unschlagbar gute Idee. Werde ich direkt mal austesten.:-)

  • Zitat

    Original von Friesin
    was sind denn Somi-Noten ???
    so etwas wie mündliche Mitarbeit ?


    Zur Somi-Bewertung ("sonstige Mitarbeit") zählt in NRW alles, was nicht Klausur ist. Die Klausuren und die Somi-Note werden ungefähr fifty-fifty gewertet, wobei vernünftigerweise "die arithmetische Notenfindung" untersagt ist.


    Nele

  • Zitat

    Original von Piksieben
    ... "Härtefälle" versuche ich auch zu vermeiden, aber irgendwo ist eben die Grenze.
    ...


    So eine Grenze erkläre ich gern so, dass ich nur ein einziges Mal erklären muss:


    Ein Jäger will einen Fuchs zur Strecke bringen, zielt sorgfältig, ganz so wie er es gelernt hat, schießt dann endlich und die Kugel fliegt aus irgendeinem Grund gaaanz knapp am Ohr des Fuchses vorbei.


    Ein schöner Schuss, gut gewogen. Aber ist der Fuchs tot?


    Eben!
    Knapp daneben ist auch vorbei.

  • Hab ganz interessiert mitgelesen, obwohl ich selbst nicht annähernd mit der Problematik zu tun habe. Es scheint wohl vorwiegend ein gymnasiales Problem zu sein.
    Meine Schüler zählen zwar durchaus auch ihre Punkte nach und ich kriege einen Hinweis, wenn ich mich verzählt habe - wird korrigiert und gut is. Die Noten selbst werden komischerweise in meiner Schulform (Rahmenlehrpläne HS und RS) superselten in Frage gestellt. Wenn, dann eher in der Form: "Hey, da haben Sie diesmal aber streng bewertet!"
    (Dann antworte ich in der Art: Jap, aus dem und dem Grund. Und dann wird das auch so akzeptiert, wenn auch vielleicht manchmal maulend.)


    Ich erinnere mich aber an meine eigene Schulzeit, in der die Notenfeilscherei absolut üblich war und ich muss zugeben, dass ich selbst durchaus auch hin und wieder Noten "reklamiert" habe.
    Ich denke, das liegt einfach an dem Leistungsdruck und dem Konkurrenzdenken in höheren Schulformen und -stufen.


    Ich Nachhinein denke ich ja auch, es war piepegal, ob ich im Fach xy nun besser oder schlechter war als meine Schulkameraden. Ich stand ohnehin nie in direkter Konkurrenz zu ihnen. Wichtig war im Endeffekt nur, was ich selbst tatsächlich konnte. (Allerdings bin ich aber auch nie in Verlegenheit eines Studiengangs mit Numerus Clausus gekommen.)


    Solange dieses Konkurrenzdenken gesellschaftlich aber weiter gefördert wird, wird man das Gefeilsche um die Noten nicht abstellen können. Ich kann die Schüler verstehen, dass sie versuchen rauszuholen, wo nur was rauszuholen geht. Denn keine Notengebung der Welt wird der tatsächlichen Leistungsfähigkeit und der Stärken der Schüler auch nur annähernd gerecht werden können.


    Vielleicht macht es daher Sinn in Klassen, in denen ausgesprochen viel gefeilscht wird, mal dieses Konkurrenzdenken zu thematisieren. Sicher wird man es nicht aus der Welt schaffen können, aber zumindest wird man es vielleicht in mancher Hinsicht etwas entschärfen können.


    Nur so ein Ideenansatz.... :)


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Ich wundere mich auch gerade. Bei mir gibts sowas eigentlich nicht. Ich muss die S sogar darauf hinweisen, dass sie bitte die Punkte nachzählen. Ab und an passiert es halt mal dass man sich verzählt. Da ändere ich die Note natürlich sofort. Auch kam einmal ein S und lieferte mir ein gutes Argument, warum er den fehlenden Punkt (zur 3) bekommen soll - den bekam er dann auch. Richtige Diskussionen gab es noch nie.

  • Ich gebe in der Regel glatte Noten. Es ist ja kein Zufall, dass (+) und (-) nur eingeklammert erscheinen dürfen.


    Wenn ein Schüler oder eine Schülerin an einer Grenze ist, vor allem bei (+), bei (-) gibt es ja selten Gezetere, heißt das für mich, noch einmal zu suchen.


    Irgendetwas hat man ja meistens übersehen. Das gilt vor allem bei (+). Entweder, ich habe etwas zu Gunsten der Schüler oder Schülerinnen übersehen, dann gibt es die bessere Note – oder ich habe etwas übersehen, das bei einem anderen Schüler zu Punktabzügen führte. Nur wenn diese erneute Durchsicht nichts ergibt und es sich um einen ganz klaren Grenzfall handelt, die übrigens weit seltener vorkommen als ich früher mal glaubte, bleibt das (+) stehen.


    Das gilt übrigens auch in Sek II: Wer um einen Punkt an einer besseren Note vorbei geschrammt ist, kann sicher sein, dass ich die Arbeit noch einmal durchsehe…

  • Ja, der gute Jochen ist halt ein ganz toller Hecht. Ich habe ihn insgeheim sogar im Verdacht, ein - igitt - Seminarlehrer zu sein. Die Klassenarbeiten seiner Kinder nachzukorrigieren, würde hier durchaus ins Bild passen.


    Nevertheless findet man immer wieder gute Anregungen bei ihm.


    Zum Thema "Noten": An der FOS haben wir mittlerweile neben dem 15-Punkte-System, das ja die Tendenzen institutionalisiert, für Englisch einen vorgegebenen Punkteschlüssel mit festgelegten, eher strengen Notengrenzen (5 erst ab 34, 4 ab 50%), so dass der Abstand zwischen zwei Notenwerten oft nur einen bis zwei Punkte beträgt. Das führt am Anfang auch immer zu Diskussionen, aber wenn man den Schülern das System erklärt, legt sich das schnell.


    [Edit: Das sollte unter den Beitrag von Paulchen auf der ersten Seite.]

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

    2 Mal editiert, zuletzt von fossi74 ()

  • Deshalb vergebe ich mittlerweile keine halben PUnkte mehr (war ja ursprünglich dazu gedacht, bei halbrichtigen Antworten den SUS noch ein paar Punkte zuzubilligen) - wenn es aber ins Gegenteil umschlägt, dass sie nun um Punkte feilschen - mach ich da nicht mehr mit. Dann besteht die Gefahr, sich bei der Gesamtsumme zu vertun, auch nicht mehr so.


    Ich hatte aber auch schon das Problem, dass ich nach Turbokorrekturen (120 Klausuren und KA am Stück), bei einem Satz KA bei 2 Leuten Punkte falsch vergeben hatte. Dann regen die sich immer tierisch auf, weil sie das persönlich nehmen und nicht wissen, in welchem Schweinsgalopp wir Sprachlehrer korrigieren müssen. Der SUS sieht halt nur sich und es ist ihm egal, unter welchen Bedingungen wir Lehrer diese Arbeit korrigieren mussten. Dafür muss man sie einfach mal sensibilisieren.


    Wenn man öfter Punkte übersieht, gilt man schnell als unfähig, obwohl sie sich ja eigentlich freuen müssten - weil sie noch was Besseres bekommen - schlechter machen darf man es ja eh nicht.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Wir entscheiden da über Lebenschancen und insofern bin ich gerne bereit, an diversen Stellen die Erwartungen und Notengrenzen zu hinterfragen und zu diskutieren. Der Druck auf Schüler ist tatsächlich groß (meine ich) und Noten sind oft sehr subjektiv. Ich mache es in den Fächern wie BWL etc. meist so, dass ich die Punkteverteilung ansehe und danach erst die Notengrenzen festlege. Ich vermeide unnötige Härtefälle, erwarte aber auch Leistungsbereitschaft. Gleichzeitig kann ich aber bei einer insgesamt sehr schlechten Klausur auch meine Arbeit hinterfragen. War die Vorbereitung wirklich gut?


    Im Fach Deutsch haben sich ausführliche Bewertungsbögen bewährt, die zwar auch keine wirkliche Objektivität bedeuten, aber zumindest sehr dezidiert aufschlüsseln, welche Möglichkeiten es gab, Punkte zu bekommen. Ich lasse Schüler oft Hausaufgaben gemeinsam anfertigen oder angefertigte Hausaufgaben mit Hilfe solcher Bögen selber bewerten. Das ist schließlich keine Magie und die Akzeptanz von Noten ist damit im Allgemeinen auch gut gegeben.

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

    • Offizieller Beitrag

    [

    Zitat

    Wir entscheiden da über Lebenschancen


    das sehe ich ein bisschen anders:
    in erster Linie sind es in meinen Augen die Schüler, die über ihre Chancen entscheiden. Wenn sie nämlich nicht bereit sind, ihren Arbeitseinsatz entsprechend zu gestalten, kann ich beim besten Willen nichts schönkorrigieren.Das liegt in ihrer eigene Verantwortung.
    Dennoch halte ich es für ausgeprochen wichtig, im Vorfeld aufzudecken, wie Noten entstehen. Bei manchen Teilen der KA müssen deshalb auch die zu erreichenden Punkte und die Bewertungsskala auf dem Arbeitsblatt verzeichnet sein.
    Trotzdem lässt sich nie vermeiden, dass eine schriftliche Leistung schlechter ausfällt als sie im mündlichen Unterricht wirken würde.

    • Offizieller Beitrag


    Wenn man öfter Punkte übersieht, gilt man schnell als unfähig, obwohl sie sich ja eigentlich freuen müssten - weil sie noch was Besseres bekommen - schlechter machen darf man es ja eh nicht.


    Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Man DARF Noten auch nachträglich noch nach unten absenken, wenn man sich offensichtlich beim Addieren der Punkte vertan hat oder sonstige klare Irrtümer seitens der Lehrkraft vorliegen. Um die Glaubwürdigkeit der eigenen Notengebung nicht zu unterminieren, verzichten die meisten Lehrer aber darauf.


    Der Gleichbehandlungsgrundsatz besagt, dass jeder gleich behandelt werden soll und dementsprechend die Note erhalten soll, die seiner Leistung entspricht. Das schließt auch Notenkorrekturen nach unten ein.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    ohh, das kenne ich auch !
    Mitunter sind sie ja auch durchaus berechtigt, die Tränen.
    Einen richtigen Tipp habe ich nicht für dich;
    wenn die Tränen einfach "nur so" fließen, während das Mädchen in der Bank sitzt, dann reagiere ich erst mal gar nicht.
    War die Note ein Ausrutscher, dann rufe ich am Ende der Stunde das Mädchen und rede ruhig mit ihm: frage, ob es sehr aufgeregt am Tag X war, frage, was denn los war, sage, dass es ein Ausrutscher war, der zwar im Gesamtpaket mitzählt (was die SuS auch wissen!), dass es aber Möglichkleiten des Ausgleichs gibt. Und betone, dass ich sehr wohl weiß, dass die junge Dame mehr kann.
    Erstaunlicherweise trägt das immer zur Beruhigung bei.


    Ansonsten wächst da irgendwie ein dickes Fell, willsagen, ich fühle mich nicht mehr so "schuldig" wie anfangs -- vll ein Gewöhnungsprozess ;)

  • Wenn ich bei Klassen das Gefühl habe, dass sie besonders gern nach Herausgabe einer Arbeit um Noten feilschen, dann führe ich die Regelung ein, dass jeder gern mit mir über seine Arbeit reden kann, aber:


    a) nicht während der wertvollen Unterrichtszeit und vor allen anderen => Pause oder Mittagspause


    b) nicht am gleichen Tag der Rückgabe ... der Schüler soll sich erstmal seine Arbeit und die Korrektur selber genau anschauen ... viele "Beschwerden" lösen sich dann von alleine


    Das gilt nicht, wenn ich mich offensichtlich verzählt habe ... da hab ich kein Problem, die Note zu ändern (auch nicht nach unten, denn das darf man zumindest in meinem Bundesland definitiv).


    Bei anderen "Einwänden" ändere ich grundsätzlich nichts sofort, sondern nehme mir - falls es mir berechtigt scheint - die Arbeit nochmal mit nach Hause. Ich muss mir das schon nochmal genauer anschauen, denn alle Einzelheiten der Korrektur habe ich bei Herausgabe nicht mehr im Kopf und wenn viel fehlt, schreibe ich nicht alle fehlenden Punkte auf.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Bei anderen "Einwänden" ändere ich grundsätzlich nichts sofort, sondern nehme mir - falls es mir berechtigt scheint - die Arbeit nochmal mit nach Hause. Ich muss mir das schon nochmal genauer anschauen, denn alle Einzelheiten der Korrektur habe ich bei Herausgabe nicht mehr im Kopf und wenn viel fehlt, schreibe ich nicht alle fehlenden Punkte auf.


    zumal ich vor der Herausgabe die Arbeiten fotografiere und dann überprüfen kann, ob die vermeintliche Fehlanstreichung tatsächlich eine ist ;)

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