Hochbegabung und Dyskalkulie erkennen

  • Hallo,


    ich bin im Ref. und unterrichte also erstmals eine Klasse in Mathe.
    Einer meiner Schüler (2.Klasse) ist den anderen immer um einiges voraus. Er rechnet mit allen möglichen Zahlen im 1000er Raum und löst auch schwierigere Knobelaufgaben (wie z.B. der Rand eines Quadrates ist insgesamt 16 cm lang, wie lang ist eine Seite?) ohne Anstrengung. Er ist zwar nicht der Schnellste, dafür aber super ordentlich.
    Andererseits habe ich zwei Schülerinnen, die ich einfach nicht vom zählenden Rechnen weg bekomme. Auch im 20er Raum benutzen sie unter dem Tisch noch ihre Finger.
    Jetzt würde ich gerne selbst mal "testen", ob Hochbegabung/ Dyskalkulie möglich wären.
    Welche Art von Aufgaben würdet ihr nehmen? Vielleicht kann jemand ein paar hilfreiche Links posten?

  • Zitat

    Original von isi83
    Andererseits habe ich zwei Schülerinnen, die ich einfach nicht vom zählenden Rechnen weg bekomme. Auch im 20er Raum benutzen sie unter dem Tisch noch ihre Finger.


    ?( Wieso denn unterm Tisch?
    Meine zaehlen und rechnen ganz oeffentlich mit den Fingern. Das sollen sie auch...sonst wuerd ich's ja nicht vormachen. :D


    Und ja, ich hab auch welche, die die einfachsten Sachen noch "erzaehlen", sich dabei aber dann vertun. Die haben aber keine Dyskalkulie, sondern konzentrieren sich einfach nicht. :rolleyes:


    Wenn du jemanden dabei hast, der sehr gut ist, dann gibt dem Kind eben differenzierte Aufgaben. Oder geht das bei euch nicht? Ich lass auch die Haelfte meiner Klasse was Schwierigeres machen, weil sie es koennen. Da sind dann immernoch zwei oder drei Kids dabei, fuer die das zu leicht ist. Dabei haben wir schon 6 getrennte Mathegruppen, die auf Leistung basieren.

  • Meine Klasse (übrigens eine 2.) ist wohl insgesamt sehr leistungsstark und den beiden "Zählerinnen" ist nicht entgangen, dass die anderen Kinder alle Aufgaben "so" rechnen können. Sie haben in der ersten Klasse noch den Rechenrahmen benutzt, aber den möchten sie jetzt auch nicht mehr 8o
    Das mit dem Bündeln hat bei ihnen Anfang des Schuljahres geklappt, aber ich werde es jetzt nochmal probieren... danke für den Tipp!


    Und zu meinem besonders leistungsstarken Schüler: Ich gebe ihm (und einigen anderen) natürlich differenzierte Aufgaben. Aber soweit ich das sehe ist sein Potential noch nicht ausgeschöpft und ich will ihm auch keinen Stoff aus der 3.Klasse vorsetzen, sonst wirds doch später langweilig ?(

  • Nein, denke ich nicht. Habe ja auch nicht gemeint, dass es das bei meinen Schüler sein muss.
    Aber wenn es geeignete Aufgabenstellungen gibt um die "Möglichkeit" festzustellen, dann sollte man diese auch nutzen, oder nicht?

  • Zitat

    Original von isi83
    ich will ihm auch keinen Stoff aus der 3.Klasse vorsetzen, sonst wirds doch später langweilig ?(


    Wieso? Unsere Mathegruppe 1 macht Stoff aus der 6. und 7., Mathegruppe 2 aus der 6., Mathegruppe 3 (meine) aus der 5., Mathegruppe 4 aus der 4. und Mathegruppe 5 aus der 3. Klasse.
    Wird doch nicht langweilig, wenn er dann in der 3. Stoff aus der 4. bekommt. Oder laesst sich das bei euch nicht themenmaessig abstimmen? Unser Lehrplan ist relativ einfach anzupassen und kann mit wenig Aufwand fuer jahrgangsgemischte Klassen umgestellt werden...ob die Jahrgangsmischung nun die Altersstufen oder die Lernziele betrifft ist dabei recht nebensaechlich.

  • Na, da wir keine jahrgangsgemischte Gruppen sind, sollten sich doch alle (etwa) in der gleichen Schulstufe befinden.
    Doch ich werde mich hüten, begabte zu bremsen. Ich schneide mich doch nicht ins eigene (Rind-)Fleisch. Sollen sie rechnen was sie wollen/können und noch Spaß dabei haben.
    Angebote findet man im Net genug...

  • Unser Jahrgang ist auch nicht gemischt, sondern wir haben 5 Leistungsgruppen in einer Jahrgangsstufe. Deswegen machen nicht alle das Gleiche, sondern eben Stoff mit einer Spannweite von der 3.-7. Jahrgangsstufe. Dazu ist die Trennung ja da. Innerhalb meiner eigenen Klasse kann ich maximal ueber 3 Schuljahre differenzieren...sonst wird's wirklich kompliziert und ich brauch zusaetzliche Hilfe. :D

  • Das Problem ist wohl, dass dieses "Stoff aus höheren Jahrgangsstufen" bearbeiten lassen leider spätestens in der weiterführenden Stufe im Allgemeinen nicht mehr praktiziert wird (nicht praktiziert werden kann??) - zumindest ist das meine Erfahrung aus Gymnasien...warum das da so ist, kann ich mir auch nicht ganz erklären... aber das ist schon eher auf Gleichschritt angelegt (zumindest wie ich das aus einer zugegeben sehr eingeschränkten Erfahrung beurteilen kann).

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ich glaube, in der Grundschule besteht die Möglichkeit Kinder mit besonderer Begabung in dem entsprechenden Fach am Unterricht der höheren Klasse teilnehmen zu lassen ?(

  • Zitat

    Original von katta
    Das Problem ist wohl, dass dieses "Stoff aus höheren Jahrgangsstufen" bearbeiten lassen leider spätestens in der weiterführenden Stufe im Allgemeinen nicht mehr praktiziert wird (nicht praktiziert werden kann??) - zumindest ist das meine Erfahrung aus Gymnasien...warum das da so ist, kann ich mir auch nicht ganz erklären... aber das ist schon eher auf Gleichschritt angelegt (zumindest wie ich das aus einer zugegeben sehr eingeschränkten Erfahrung beurteilen kann).


    Das hat dann aber damit zu tun wie flexibel oder unflexibel man als Schule/Lehrer ist und nicht generell damit ob es geht oder nicht. Ich sehe keinen Grund Kinder die schon weiter sind zurueck zu halten, nur damit sie sich dem nationalen Lehrplan anpassen koennen. Sie haben mich ja noch bis zum Ende ihrer Primarstufenzeit. Und danach...da werden sie eh in jedem Fach individuell nach Leistungsgruppe unterrichtet. :D

  • Ich habe ein bisschen was über Differenzierung im MU gelesen und das "Beschleunigungsmodell" (begabte Schüler bearbeiten den vorgesehenen Stoff schneller) wird für das deutsche Schulsystem als nicht ideal gesehen. Statt dessen soll diesen Schülern ein tieferer Zugriff auf die Sache ermöglicht werden und zusätzlich sollen sie Lernstoff bekommen, der außerhalb des Arbeitsplanes liegt (z.B. Wahrscheinlichkeit, mathematische Strukturen...). Empfohlen werden auch offene Aufgabenstellungen, die jedem Kind einen Zugriff auf eigenem Niveau ermöglichen.


    Soweit zu dem, was ich gelesen haben. Ich finde das Thema aber wirklich schwierig 8o und habe für mich noch kein Patentrezept gefunden ?(

  • Zitat

    Original von Dejana


    Das hat dann aber damit zu tun wie flexibel oder unflexibel man als Schule/Lehrer ist und nicht generell damit ob es geht oder nicht. Ich sehe keinen Grund Kinder die schon weiter sind zurueck zu halten, nur damit sie sich dem nationalen Lehrplan anpassen koennen. Sie haben mich ja noch bis zum Ende ihrer Primarstufenzeit. Und danach...da werden sie eh in jedem Fach individuell nach Leistungsgruppe unterrichtet. :D


    D'accord.


    Vielleicht erkennt man das da aber auch später, weil man die Schüler weniger oft sieht? Ich weiß es nicht und hab da auch noch viel zu wenig Erfahrung. Habe aber insgesamt das Gefühl, dass die Zusammenarbeit zwischen Primar- und weiterführenden Schulen stärker ausgebaut werden könnte. Meinem Eindrucj nach wissen die weiterführenden Schulen sehr wenig darüber, wie in der Grundschule gearbeitet wird.


    Aber wir entfernen uns vom Ausgangsthema, sorry.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ich denke, es ist legitim, als Lehrkraft -sicherlich aus durch fundiertes Basiswissen- eine Hochbegabung bei einem Kind zu vermuten. Die tatsächliche Feststellung durch geeignete (und durchaus aufwendige) Diagnoseverfahren sollte man eher den Stellen überlassen, die dafür speziell ausgebildet wurden (i.d.R. Psychologen)- denn Hochbegabung ist ein vielschichtiges Thema und sicherlich durch einen eben kurz in der Schule durchgeführten Test feststellbar (außerdem braucht man die Einwilligung der Eltern, weil es ein psychologischer Test ist). Unsere Aufgabe als Lehrkräfte ist diesbezüglich dann doch eher das aufmerksame Beobachten von Kindern (um erst einmal begründet eine Hochbegabung vermuten zu können) , um ihnen und ihren Eltern beratend und unterstützend zur Seite zu stehen. Und egal ob eine tatsächlich offiziell festgestellte Hochbegabung vorhanden ist oder nicht: dein Part in diesem speziellen Fall ist es doch, das Kind zu fordern. Du hast es ja schon festgestellt - dafür soll und kann man dem Kind einen "tieferen Zugang" zur Sache anbieten. Und funktioniert... Letztendlich bringt ein Testergebnis eine Zahl, die dir nur sagt, was du ohnehin weißt - nämlich dass das Kind "mehr Futter" braucht und gefordert werden muss. Sprich doch mal mit anderen Lehrkräften, die dieses Kind auch im Unterricht haben. Sind sie der gleichen Ansicht wie du, würde ich ein Gespräch mit den Eltern suchen. Nicht alle Eltern möchten automatisch auch wirklich feststellen lassen, ob ihr Kind hochbegabt ist. Solange es in der Schule (und auch sonst) glücklich und zufrieden ist, tatsächlich im Unterricht gefordert wird und auch motiviert mitmacht, ist das auch nicht zwingend notwendig...

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

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