quereinstieg in Hessen und viele fragen

  • :wink:


    soooooooo, hab mich jetzt auch getraut und angemeldet...


    aufgrund des lehermangels an hessischen schulen und natürlich auch wegen meinen bis heute nicht erfüllten lehrerwunsches, liebäugele ich schon seit ein paar monaten mit dem quereinstieg.


    bin im moment halbtags tätig (in der chemieindustrie). habe nen diplom (FH) in chemie. aus zahlreichen telefonaten mit kultusministerium habe ich nun erfahren, dass ich zwar unterrichten darf, aber "nur" unter angestelltenvertrag. einstieg ins referendariat ist nicht möglich (da ich "nur" nen fh-diplom habe). im moment läuft (ich weiss nicht, ob es nur in hessen ist, oder bundesweit) ja diese aktion mit der angleichung der diplome (zwischen fh und uni), aber da sich uni-frankfurt quer gestellt hat, dauert es wohl noch etwas... *schnarch*... würde das ganze funktionieren, könnte ich ins referendariat einsteigen, aber wie gesagt, es ist alles noch fraglich.


    nun die frage(n) an euch:


    wer von euch hat den quereinstieg gewagt und kann mir etwas berichten (ich würde gerne alle seiten hören, positive wie negative)??? vielleicht auch die vorgehensweise beschreiben...*gaaaaaanz lieb guck*


    mit welcher besoldung darf ich am anfang rechnen (habe was von BAT IV gehört) und gibt es auch die möglichkeit des aufstiegs???


    wie sind denn die arbeitszeiten im vergleich zu den beamten im öffentlichen dienst???


    danke schon im voraus.

  • Hallo,


    erstmal herzlich Willkommen!


    Ich habe vor 6 Jahren nach fast 10 Jahren "freie Wirtschaft" den Quereinstieg gemacht, und bin seit dem mit Leib und Seele Lehrer.
    Da ich an einer Uni studiert habe, bin ich ganz normal in das Referendariat und die Beamtenlaufbahn gekommen.
    Daher kann ich dir deine Fragen zur Besoldung und Arbeitszeit gar nicht beantworten.


    Ich finde es aber interessant, dass du (wenn auch als Angestellter,) Lehrer werden kannst. Zur damaligen Zeit wurden (in BaWü) alle FH-Absolventen grundsätzlich abgelehnt. Das ist m.W. auch heute noch so.


    Zur Vorgehensweise gibt es eigentlich auch nicht viel zu sagen. Formulare ohne Ende. Geh am besten zu dem Personalreferent des Oberschulamtes o.ä. bei dem du dich bewirbst. Meiner hat mit mir damals eine To-Do-Liste aufgestellt, was ich alles bis wann bringen muss. Das waren Zeugnisse (notariell beglaubigt) und diverse Amtsschreiben (Führungszeugnis u.ä.).
    Dann muss dein Abschluss noch anerkannt werden (daran kann man scheitern, doch einfach Widerspruch einlegen hilft da immer). Ich musste dann noch zwei mündliche Prüfungen in meinen angestrebten Fächern ablegen und bestehen. Das ganze hat sich ein halbes Jahr hingezogen.


    Was ich dir sagen kann, ist dass du dir als Quereinsteiger ein dickes Fell zulegen musst. Nicht wegen der Schüler, sondern vor allen wegen der Kollegen, von denen viele Quereinsteiger sehr skeptisch betrachten. "Industrieversager" und ähnliches waren die Bemerkungen mit denen ich damals begrüßt wurde. Mittlerweile ist das vergessen, aber genervt hat es doch sehr.
    Lehrer ist kein Job wie jeder andere, es ist mehr eine "Lebenseinstellung". Man sollte es sich gut überlegen, ob man das tun will, denn es fordert dich mehr als jeder andere 8h-Job. Und es erfordert den ganzen Menschen und nicht nur deine Arbeitskraft.


    Grüße
    MN

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

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  • Danke MN,


    FH-diplom ist eben das problem... referendariat geht gar nicht (noch nicht), angestelltenvertrag schon. allerdings ist in hessen im moment einiges im umbruch (s. beitrag oben). am 01.02. wird ein neuer erlass kommen, der die quereinstiegsmöglickeiten und -wege besser und vor allem genauer regelt, denn im moment ist es noch alles etwas schwammig.


    mir ist auch klar, dass lehrerberuf ja eigentlich kein BERUF ist, sondern eine lebenseinstellung. ich überlege auch schon die ganze zeit, ob es sich eben lohnt. ich habe einen gut bezahlten job als ingenieurin in einer chemie-firma und ja, ich habe auch 2 kinder und mein mann ist noch mit seiner promotion beschäftigt. aber ich habe ehrlich gesagt etwas angst, dass ich mir dann später doch vorwerfe, diese chance nicht genutzt zu haben.
    mir ist auch klar, dass jetzt viele kommen und sagen werden, dass lehrer eine lehrerausbildung/studium durchlaufen soll... ist mir auch klar, würde ich gerne, darf ich aber noch nicht!!! und es gibt im leben auch viele gründe, warum man den einen oder den anderen weg einschlägt...


    aber ich würde so gerne diese chance nutzen (wer weiss, ob es in ein paar jahren noch geht. denn die leherzahlen (zumindest in chemie) steigen wieder)...

  • Hallo,


    ich habe vor zwei Jahren den Seiteneinstieg gemacht (und bin seit kurzer Zeit fertig :) ), nachdem ich als Ingenieur fast sieben Jahre im Beruf war. In diesen 7 Jahren bzw. schon im Laufe des Studiums war der Gedanke, Lehrer zu werden anstelle des normalen Dipl.Ing.-Jobs, immer (wieder) da. Ich kann es also 100% nachvollziehen, dass du fürchtest, diese Chance zu verpassen und dann später damit zu hadern. Vor allem: Jetzt ist eine große Chance da!


    Der Schritt ist groß. Ich hatte auch den gut bezahlten Job aufgegeben. Du weißt ja sicher, dass du damit deinem "Industrie-Lebenslauf" einen riesen Bruch bescherst, der - solltest du den Schritt rückgängig machen wollen - dir unangenehme Fragen in Bewerbungsgesprächen bringen wird.


    Der Stress war - für mich als Seiteneinsteiger: Ref + 18 Stunden Unterricht - um ein Vielfaches härter als im Job in der Industrie!!! Jetzt, nachdem die Ausbildung vorbei ist, hat sich der Stress auf ein normales Level eingependelt.


    Während der Ausbildung bist du zwei Jahre lang der Lehrer-Azubi, der sich vieles anhören und brav dazu nicken darf.
    Ein großer Unterschied zu den Kolleginnen und Kollegen mit Lehramtsstudium war aber nicht zu erkennen! Die hatten die selben Probleme wie wir Quer- und Seiteneinsteiger -> daher: nur Mut! Der Referendariatsfrust trifft alle; mit guten Nerven muss man das durchstehen.
    Vorurteile gegenüber "denen von draußen" gab es bei uns nicht. Das liegt zum einen daran, dass im Bereich der BBSen der Laden ohne uns zusammenbrechen würde und dort einfach sehr viele Quereinsteiger tätig sind. Zum anderen ist es natürlich wichtig, an das ganze mit einem großen Lernwillen heranzugehen.
    Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass "wir" im Schulleben durchaus bereichernd sein können durch eine anders geprägte Perspektive. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Möchtegern-Einsteiger, die meinen, sich als Beamter und Lehrer mit Halbtagsarbeit einen lauen Job machen zu können. Das ist der Job eben nicht. OK, mehr als ein Job. Verdammt anstrengend/herausfordernd aber häufig wunderschön. :)


    btw: Hör dich mal um, ob du ggf. im Bereich BBS mit deinem Fach Chemie ankommen kannst. Vielleicht hat es einen großen inhaltlichen Bezug zu einem Mangelfach???
    An BBSen hat man (zumindest in RLP) auch mit FH-Diplom in einem Mangelfach die Möglichkeit, ganz normal übers Ref zum verbeamteten Lehrer zu werden.


    Viel Erfolg!
    Golum

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