Hallo,
ich bin heute mal wieder über die Seiten der GEW gestolpert und überlege nun, ob ich endlich beitreten soll oder nicht.
Wer hat Erfahrungen? Ist ein Beitritt empfehlenswert oder eher nicht (auch wegen der zusätzlichen Arbeitsbelastung)?
GEW Beitritt empfehlenswert?
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Wieso bedeutet der Beitritt zur GEW zusätzliche Arbeitsbelastung? Es sei denn, du hättest vor, nicht nur beizutreten, sondern dich auch zu engagieren... was natürlich sehr begrüßenswert wäre!!
Zwei ausführliche Beiträge zur Gewerkschaftsarbeit findest du in diesem thread: 400 Milliarden Euro
Ich zitiere michder einfachheit mal selber:
ZitatIch bin aktiv in der GEW und im Gesamtpersonalrat. Da sitzen in Frankfurt 24 weitere Personen, die ich jeden Mittwoch sehe und die die Arbeit unter sich aufteilen. Berge davon! Die 6 Stunden Entlastung, die man als GPR-Mitglied bekommt, wiegen das echte Arbeitsvolumen nicht im Mindesten auf, das Volumen dürfte beim Doppelten liegen und da ist die (zumeist ehrenamtliche) Gewerkschaftarbeit noch gar nicht dabei.
Ein wenig auffällig ist, dass wir (die GEW - Fraktion) uns jeden Mittwoch treffen - einmal gemeinsame Sitzung mit den anderen Verbänden und der Behörde - und am zweiten Mittwoch nur die Fraktion (je 8 Stunden, da ist die Entlastung schon weg...). Die anderen Verbände kommen nur jeden zweiten Mittwoch ins Amt und treffen sich auch sonst nirgends... Aber gut. Geht mich ja nix an.Was konkret gewerkschaftlich gemacht wird sind ganz einschneidend bedeutsame Dinge, die durchaus über den Flyer hinausgehen!
Wir haben eine Rechtsberatung, die nur am Überstunden machen ist, zum Teil auch Ehrenamtliche dabei.
Wir konzipieren, recherchieren und formulieren die Dienstvereinbarungen (zum Beispiel zu Mobbing am Arbeitsplatz, zu suchtkranken Kollegen, zur Teilzeitentlastung, zu Mitarbeitergesprächen, zur Entlastung bei besonderen Aufgaben, etc, etc) und fechten das in der Behörde in langwierigen Kleinkriegen durch, dass die von oben unterschrieben und damit verbindlich werden.
Dann versuchen wir, diese Rechte an den Mann/die Frau zu bringen, indem wir die ÖPRs informieren.
Und dann... ja dann versickert diese Arbeit im Sande der Kollegien, oder eben nicht!! Viele Schulen sind genau so gut wie ihre Kollegen informiert sind. Und das hängt eben davon ab, wie die Kollegen ihre Gewerkschaftsarbeit annehmen!Wenn wir zum Beispiel einen Vorschlagskatalog entwickeln, der aufzeigt wie man mit Schulleitern umgehen kann, die die Mitarbeitergespräche missbrauchen oder die Akte falsch verwalten oder Kollegen Mehrarbeit zumuten, wo es nicht rechtens ist, und den Kollegen die Paragraphen und das Prozedere kleinschrittigst aufschreiben, ordnen und ihnen erklären, warum ihnen nichts passieren kann, wenn sie sich wehren und wie sie das machen müssen - und wenn diese Papiere dann ungelesen in den Müll fliegen (vielleicht auch mit den Worten "Pfui, das ist ja GEW") - ja was sollen wir denn dann noch tun? ?? ??
Den Kollegen einen Nürnberger Trichter aufsetzen? Zu ihnen nach Hause kommen, das Händchen nehmen und sagen: sooo, ich erklär dir jetzt mal, was man dir zumuten darf und was nicht?Das ist ein Großteil der täglichen Arbeit.
Dann gibt es den Bereich Fortbildungen. Das Bildungswerk lea der GEW zum beispiel bietet kostengünstige Fortbildungen an, in Hessen sind FBs ja jetzt verpflichtend und geben Leistungspunkte - und die GEW zahlt regional meist noch drauf, weil die Mitgliedsbeiträge nicht reichen.
Wir bieten überall ganz aktuelle Personalräteschulungen an, um das Wissen um die eigenen Rechte und die Möglichkeiten schulischer Initiative zur Arbeitsbelastungsreduktion / Verbesserung des Arbeitsplatzes / Mitbestimmungsrecht etc zu multiplizieren.Da kommt auch nicht gerade jeder PR jeder Schule. Und das frisst extrem viel Zeit und Geld und management. Die Schulen, deren PRs da regelmäßig hingehen, sind fein raus. Die sind gewappnet, mit schulinternen Dienstvereinbarungen, rechtlichem Wissen zur Ablehnung von Mehrarbeit, ... etc.
Dann gibt es die Öffentlichkeitsarbeit. Wie umfangreich die ist, lässt sich ergoogeln.
Und die Recherchearbeit für den Haupt - und Gesamtpersonalrat. Und die extrem anstrengende und aufwändige Arbeit des Hauptpersonalrats, der sich ständig mit dem KuMi zackern muss, damit es wenigstens nicht noch schlimmer wird. Wieviele Gerichtsverfahren es da schon gegeben hat, von denen der Normalkollege gar nix mitbekommt...
Ganz aktuell zum Beispiel die Entscheidung des Wiesbadener Amtsgerichtes zum Thema Beteiligungsrechte der Personalräte bei den Seiteneinsteigern zugunsten der Antragssteller der GEW. Das war hart erfochten!Der Informationsfluss an die Schulen (zumindest in Hessen) ist wohldurchdacht und hervorragend. Die Angebote üppig. Wenn die Kollegen nicht hingehen / hinhören / hinlesen ... dann ist die Gewerkschaftsarbeit von innen geschwächt. Und das liegt NICHT an der Qualität der Arbeit!
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Hallo,
und wieso "zusätzliche Arbeitsbelastung"? Verstehe ich nicht. Nur weil man irgendwo beitritt, muss man nicht gleich arbeiten.
Für den Beitritt zur GEW (oder wohl auch anderen) spricht meines Erachtens die Schlüsselversicherung, die bei der GEW inklusive ist (Schulschlüssel verlieren ist ein teures "Vergnügen") und die enthaltene Arbeitsrechtschutzversicherung. Bei Rechtsfragen bieten die intern Rechtsberatung und / oder zahlen den externen Spezialanwalt.
Vielleicht auch interessant ist die Mitgliederzeitschrift, die man per Post erhält, so ist man ein wenig auf dem Laufenden, was so in Schule & Bildungspolitik passiert. (Alternativ kann man natürlich bei Lehrerforen.de lesen ;).)
Zusatz: Und noch ein finanzielles Argument - Beiträge zu Gewerkschaften lassen sich bei der Steuer absetzen...
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Danke für die schnellen Antworten.
Vllt hätte ich mein Anliegen etwas ausführlicher beschreiben sollen:
also, es geht mir nicht nur um die Vergünstigungen, die ich als Mitglied erwerbe. Berufsrechtschutz, Schlüsselvers. habe ich mir sofort nach meiner Einstellung zugelegt. WEnn ich über eine Mitgliedschaft bei der GEW Geld sparen kann, ist mir das recht.Natürlich will ich mich engagieren und noch mehr Kollegen dieses o.g. Schlages kennen lernen, um zu lernen, aktiv gegen die häufig verdeckten Ungerechtigkeiten vorzugehen und auch um mich selbst zu stärken und zu schützen. Denn Wissen ist ja Macht.
Ich habe also jetzt erfahren, dass es eine aktive und eine passive Mitgliedschaft bei der GEW gibt.
Inwiefern habe ich die Möglichkeit, den zeitlichen Rahmen meines Engagements selbst zu gestalten und auch in Stresszeiten mal zu sagen, nee, jetzt erstmal nicht?Ist es empfehlenswert, eine Mitgliedschaft an der Schule nicht publik zu machen?
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Also an meiner Schule ist es eher positiv, als GEW Mitglied bekannt zu sein: man gilt dann als über seine Rechte informiert.
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Ich z.B. bin im Moment nur zahlendes Mitglied. Jederzeit kannst du dich passiv oder aktiv engagieren.
flip -
Sorry, aber die Website bietet nicht mehr Informationen.
Was kommt da bei euch ungefähr raus?
Gruß, klöni -
Bei mir sinds 76 Euro im Quartal... also 19 Ero im Monat, kann man verkraften.
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mag jeder für sich entscheiden, für mich und auch als Empfehlung an jede/n KollegIn: ja. Rechtsschutz- und Schlüsselversicherungen kann man billiger haben, aber zu einer organisierten Arbeitnehmer (und das sind wir ja wohl) -Vertretung gibt's für mich keine Alternative.
Und wenn du, Klöni, deinen Personalrat eher als Kaffeekränzchen erlebst, dann könnte es an der Zusammensetzung liegen, immerhin kandidieren bei Wahlen ja verschieden Listen. Meine Erfahrungen bezügl. Einsatz decken sich mit denen von Meike geschilderten. Aber auch ich habe Unterschiede erlebt und nicht alle Personalräte haben eine GEW-Mehrheit.
Zum vorhergehenden Beitrag: Freut mich für dich Meike, dass dein Quartalsbeitrag für 4 Monate reicht, bei mir buchen sie diesen Betrag immer schon nach 3 ab ... -
Oh, hupsi... echt? Öhm...12 durch 4 ..grübelgrübel ... hast vermutlich recht *schwitz*. Na dann ... ist die GEW ja richtig teuer!!
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Wenn ich nachrechne, wie viel ich bei einem Anwalt für die Rechtsberatungen bezahlt hätte, die bei meinem Wechsel vom Angestellten- ins Beamtenverhältnis fällig gewesen wären.... oder was das Abonnement von zwei Fachzeitschriften kostet (die bei der GEW im Beitrag enthalten sind).
Aber wie schon erwähnt wurde: Eine Schlüsselversicherung bekommst du billiger. Solidarität und eine funktionierende Interessenvertretung nicht. Nachteile hast du höchstens insofern, dass dich ein Kollege, der VBE-Mitglied oder CDU'ler ist, als "linke Bazille" bezeichnet. Aber für DIESEN Kollegen hab' ich nur ein freundliches Grinsen übrig.
Als GEW-Mitglied muss man auch nicht alles gut finden, was von den Gremien beschlossen und gefordert wird. So bin ich z.B. nicht der Ansicht, dass man mit der Abschaffung der Hauptschule die Probleme der Hauptschüler lösen kann. Ich bin auch kein Freund großer Schulzentren mit Ganztagesverwahrung. Aber das ist ein anderes Kapitel... und da kann man in den Gremien ja hitzig diskutieren
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Stimme alias, der linken Bazille , völlig zu...
Als Gymnasiale bin ich im GEW GPRL eher ein Paradiesvogel und immer wieder am sehr kontrovers diskutieren.... tut auch ganz gut. Der eigenen Perspektive und der der anderen....
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