Meine Schulleitung an der Oberstufe hat einem jungen und extrem vielseitigen Kollegen mal ein neues Projekt, in das er sich stürzen wollte, verboten. Begründung: Wir haben keine Stunde mehr im Budget und Sie haben gerade eine kleine Tochter bekommen, außerdem leiten Sie eine AG und machen den Austausch! DAS machen Sie jetzt nicht auch noch. Kommen Sie wieder, wenn ihre Kleine im Kindergarten ist. Oder wir melden uns, wenn wir ne Entlastungsstunde haben."
Der Kollege hat sich erstmal über die Bevormundung aufgeregt - jetzt, da die Kleine krabbeln kann und die Mutter tags richtig fertigmacht, so dass sie sie ihm abends nur noch in die Arme drückt, ist er froh und dankbar.
Fand ich gut.
Die eigentlichen Belastungen fand ich im Report allerdings auch unscharf dargestellt. Es ist, zumindest in meiner Schulform, eher der administrative Wahnsinn, der einen nervt und die Zeit raubt, die man eigentlich fürs Kerngeschäft bräuchte. Wenn das dann noch Dokumentationsaufgaben fürs KM oder sinnlose Zeitverschwendung mit dem immer noch funktionsunfähigen Programm LUSD, das das Ministerium den Schulen aufgedrückt hat, sind, die also nicht nur zeitraubend, sondern in vollem Umfang überflüssig und unverschämt sind, dann geht es mir auch an die Magenschleimhaut!! Darüber berichtet aber keiner, leider.
Die beiden Lehrer sind sicher typische Fälle. Leider. Null Privatleben, 12 - Stunden - Tage, die Arbeit wird so hin/angenommen, wie sie kommt, kein Funke Wehrhaftigkeit - immer ganz der Beamtenhamster im Rädchen. Lauflauflauflauf. Steigen die Anforderungen, lauf ich halt schneller. Und noch schneller. Und noch länger. Wetten die sind nicht in der Gewrkschaft und wissen nicht, dass sie einen Personalrat haben?
Auch die relative Naivität, mit der die beiden Kollegen über ihre Kraftreserven gesprochen haben, erstaunte mich etwas: unspezifische Bauchschmerzen und Herzrasen - und die Frau kommt ncht drauf, dass das mit der Schule zusammenhängt? Und der Kollege meinte, es sei angemessen, sich bei der Frage nach Essen oder Listen ausfüllen gegen das Essen zu entscheiden - !!??? Käme mir nie in den Sinn. Versteh ich nicht.
Ich weiß doch, dass ich noch 30 Jahre funktionieren muss, und ich weiß doch, dass das nur geht, wenn man sehr gesund ist. Wem nützt die ausgefüllte Liste, wenn ich irgendwnn nur noch unzuverlässig und muffelig zum Unterricht erscheine, weil ich dauernd krank bin? Den Schülern nicht. Und ob die Verwalter von oben ihre Liste gleich oder etwas später bekommen - das juckt mich weniger. Ich fang mal bei den Schülern an und dann mach ich bei mir weiter.
Ich denke, dass es in diesem Beruf immer noch einen kontraproduktiven Aufopferungstrieb gibt, der zwar gefühlte Märtyrer, aber sicher keine verlässlichen, weil gesunden und somit belastbaren Kollegen produziert.
Nicht gut.