Klasse "brummt"

  • Hallo!


    Vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben, wie man in einer solchen Situation verfahren kann.


    Ich habe sonst kein Problem mit Klassen, bin bei den Schülern ein Zwischending von beliebt bis gefürchtet, allerdings durchaus respektiert. Meist höre ich am Ende eines Schuljahres, dass die Schüler froh waren, mich zu haben, weil sie "etwas gelernt haben".


    Nun zu meinem Problem: Eine 8. Klasse will mich scheinbar mürbe machen. Ständig wird dazwischengeredet, die erteilten Aufgaben werden nicht gemacht, wenn ich mich zur Tafel drehe, wird gekreischt (das machen die Jungs, die Mädchen sind richtig brav). Wenn ich nun ermahne und mit Sanktionen drohe, setzt ein Brummton ein, der zu laut ist, um ihn zu ignorieren. Natürlich wird mit geschlossenen Mund gebrummt, sodass ich nichts merke. Zwar kann ich "Stimmen" herauserkennen, aber der Schüler leugnet.
    Der Höhepunkt war heute, deswegen melde ich mich jetzt: Einige Jungs reden mich nicht mehr mit meinem Namen an. Sie sagen entweder "Frau Glatze" (ich habe eine volle Haarpracht, nur klingt meine Name so ähnlich) oder sie benutzen den Namen einer Kollegin, die zwar 25 Jahre älter ist als ich, aber eine ähnliche Figur wie ich hat (ich bin sichtbar mollig). Langsam reicht es mir mit denen.


    Falls jemand einen Tipp hat, so bedanke ich mich jetzt schon recht herzlich.


    Matida

  • Ich hatte das gleiche Problem in einer 8. Klasse, die ich zu Beginn des neuen Schuljahrs bekommen habe. In der zweiten oder dritten Stunde fing es an. Da ich nicht ausmachen konnte, wer es war, habe ich die SuS ein paarmal ermahnt es bitte sein zu lassen. Nachdem es trotzdem nicht aufhörte, haben die SuS die ganze restliche Stunde einen Text abgeschrieben und anschließend Aufgaben dazu bearbeitet. Das Problem hatte sich ab der nächsten Stunde damit zum Glück erledigt.


    Lass die Schüler einfach ganz stumpf irgend etwas abschreiben oder gib ihnen eine andere unangenehme Aufgabe und sag ihnen, dass sie mit ihrem Verhalten selber darüber entscheiden können, wie dein Unterricht in nächster Zeit aussieht. Viel Erfog und gute Nerven!

  • Vielen Dank, hatte ich auch schon geplant, ich dachte nur, es gäbe noch ein paar nicht so drastische Maßnahmen. Geredet habe ich mit der Klasse schon zweimal, hilft alles nichts, die machen auf blöd.


    Warum sind das eigentlich nur die 8.? Hochpubertät?

  • Zitat

    Original von Matida
    Warum sind das eigentlich nur die 8.? Hochpubertät?


    Hoch ist daran gar nix. Mit der Einschätzung liegst du aber richtig. Ich würde diese Phase jedoch "Flachpubertät" nennen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Habe etwas Ähnliches mal bei einer 9. durchziehen müssen. Habe meinen Unterricht immer ganz "normal" begonnen, d.h. irgendwas Nettes am Anfang...; sobald das Summen / die Unverschämtheiten / das Schwätzen einsetzte, habe ich Folien aufgelegt zum Abschreiben, die ich in der nächsten Stunde sehr detailliert abgefragt habe.
    Muss sagen, dass es in diesem Fall immer nur für ein paar Stunden funktioniert hat (d.h. ein paar Stunden konnte ich dann normal unterrichten), dann musste ich wieder härter durchgreifen. Man, bin ich froh, dass ich diese Truppe nicht mehr habe!

  • Hallo Matida!
    Ich kenne solche Klassen auch. Ich finde, dass man das durchaus als Psychoterror bezeichnen kann.
    Hast du dich mal mit Kollegen ausgetauscht, ob sie die gleichen Erfahrungen gemacht haben und wie sie dagegen vorgegangen sind?
    Außerdem würde mich interessieren, ob das mit der stumpfen "Abschreibeaufgabe" funktioniert hat (wenn du es schon ausprobiert hast), oder ob da nicht die restlichen Schüler protestieren.
    Ich habe auch mal solch eine Klasse gehabt und ich war mir zugegebenermaßen nur halbwegs sicher, einen Schüler herusgehört zu haben. Aber das habe ich ihm an den Kopf geworfen und hab so dermaßen vehement darauf bestanden, dass er in seinem Protest dagegen unsicher wurde und mir irgendwann abgenommen hat, dass ich ihn sicher herausgehört habe.
    Ich hab noch in der Pause seine Eltern angerufen und ihn "nachsitzen" lassen am gleichen Tag. Ab da war wenigstens mit dem Psychomist Schluss.


    Bin gespannt, wie es bei dir weitergeht!
    LG

  • Vorweg: Mich wundert ernsthaft, wie viel sich manche von Schülern gefallen lassen.


    Zitat

    die erteilten Aufgaben werden nicht gemacht


    => Nacharbeit
    Schüler erscheint nicht? => Verweis
    Verhalten wiederholt sich? => Diszi, zeitweiser Ausschluss vom Unterricht in diesem Fach.


    Zitat

    wenn ich mich zur Tafel drehe, wird gekreischtwird gekreischt


    Halte keinen Unterricht mehr, bei dem du dich zur Tafel umdrehst --> Folie statt Tafel


    Zitat

    Wenn ich nun ermahne und mit Sanktionen drohe, setzt ein Brummton ein, der zu laut ist, um ihn zu ignorieren.


    Unterricht einstellen. Alle Schüler vor die Tür schicken, einzeln hereinkommen lassen, auf den Platz setzen, EA, Stillarbeit (Abschreiben von der Folie). Wer den Mund aufmacht ohne aufgerufen zu werden sitzt nach. Nach drei Stunden sollte es wieder klappen.


    Zitat

    Einige Jungs reden mich nicht mehr mit meinem Namen an. Sie sagen entweder "Frau Glatze" (ich habe eine volle Haarpracht, nur klingt meine Name so ähnlich) oder sie benutzen den Namen einer Kollegin, die zwar 25 Jahre älter ist als ich, aber eine ähnliche Figur wie ich hat (ich bin sichtbar mollig). Langsam reicht es mir mit denen.


    Langsam? Ein solches Verhalten gäbe bei mir sofort einen Verweis, im Wiederholungsfall gerne auch verschärft. Als Begründung reicht "respektloses Verhalten gegenüber einer Lehrkraft". Wo sind wir denn?


    Und Disclaimer: Ich musste in den drei Jahren, die ich jetzt fertig bin, erst einen Verweis schreiben und den wegen unerlaubten Verlassen des Schulgeländes. Respekt im Umgang miteinander muss von der ersten Stunde an geübt werden, das hat auch nichts mit unmäßiger Strenge zu tun oder sowas. Zum Beispiel muss ein Schüler, der zu spät kommt, ohne Aufforderung zu mir kommen, sein Zuspätkommen erklären und sich nicht einfach auf seinen Platz verdrücken. Ich behandle meine Schüler mit großem Respekt, auch in ihrem pubertären Wesen und es wird sehr viel gelacht in meinem Unterricht. Trotzdem gibt es eine deutliche Grenze und die Schüler wissen sehr genau, dass sie die nicht überschreiten dürfen, weil die (bekannten) Konsequenzen sofort und ohne Diskutieren kommen.


    Zusammenfassung:


    Klare Regeln, klares Handeln, klare Ansagen, klare und sofortige Konsequenzen. Und falls es dir hilft: Sie meinen nicht dich persönlich.

  • Zitat

    Original von Scooby
    Langsam? Ein solches Verhalten gäbe bei mir sofort einen Verweis, im Wiederholungsfall gerne auch verschärft. Als Begründung reicht "respektloses Verhalten gegenüber einer Lehrkraft". Wo sind wir denn?
    [...]
    Klare Regeln, klares Handeln, klare Ansagen, klare und sofortige Konsequenzen.


    Das funktioniertleider nur, wenn dieses Lehrerhandeln auch von der Schulleitung gedeckt wird, also wenn sie auch hinter diesen Konsequenzen steht. Dies ist bei uns z.B. leider nicht der Fall und viele Kollegen haben große Probleme mit der Disziplin ihrer Schüler. Da sind einem dann als Lehrer (und als Referendar noch viel mehr) die Hände gebunden.

  • Zitat

    Original von Finchen


    Das funktioniertleider nur, wenn dieses Lehrerhandeln auch von der Schulleitung gedeckt wird, also wenn sie auch hinter diesen Konsequenzen steht. Dies ist bei uns z.B. leider nicht der Fall und viele Kollegen haben große Probleme mit der Disziplin ihrer Schüler. Da sind einem dann als Lehrer (und als Referendar noch viel mehr) die Hände gebunden.


    § 59 BayEUG
    Die Lehrkräfte tragen die unmittelbare pädagogische Verantwortung für den Unterricht und die Erziehung der Schülerinnen und Schüler.


    So lange der Lehrer keine Maßnahmen trifft, die nach §86 BayEUG ihm nicht zustehen oder sachfremde Erwägungen trifft, hat der Schulleiter keine dienstrechtliche Handhabe. Bis auf den zeitweiligen Ausschluss vom Unterricht in diesem Fach kann die von Scooby vorgeschlagenen Maßnahmen der Lehrer alleine treffen.
    Wenn man resolut aber angemessen reagiert, haben die Schüler sehr wohl die Einsicht in die Maßnahme und rennen in aller Regel erst gar nicht zu ihren Eltern und/oder der Schulleitung.


    Einfachste Maßnahme (sollte eigentlich generelles Prinzip sein): Wenn die Geräuschkulisse stört (und zwar sowohl mich als auch vielleicht andere Schüler), unterrichte ich nicht. Hinsetzen, warten, bis es ruhig ist. Dauert es, wird der Stoff entweder zuhause nachgearbeitet (und mit einem Test überprüft) oder zusätzlich am Nachmittag. Bei älteren Schülern kann man die Randstunden verlängern. Mein härtester Fall: 1. Tag 20min, 2. Tag 8min, 3. Tag 5min, 4. Tag 3min und dann nicht mehr.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Ich hatte im Ref mal ein ähnliches Problem. Ich denke, es geht den Schülern nur um das Austesten der Grenzen.
    Ich denke, du kommst nur über Notendruck oder Strafen dagegen an. Ich habe es damals dann so gemacht, dass ich regelmäßig Test geschrieben habe. Mindestens jede 2. Stunde. Noch netter ist es, am Ende der Stunde einen Test über die aktuelle Stunde zu schreiben. Nach kurzer Zeit war dann Ruhe und wir haben uns gut verstanden.


    Nimm den Jungs das nicht übel. Ist so'n blödes Pubertät-Macht-Grenzen-Ding. Du musst nur zusehen, dass du Sieger in dem Machtkampf bleibst. Wenn du gewinnst, bist du in nem halben Jahr die Coolste!

  • Endbericht:


    Ich habe alles auf Folie geschrieben, es war ruhig. Komisch, vor der Schulaufgabe konnten sie plötzlich ganz toll mitarbeiten!


    Jetzt kam es aber zu einem Zwischenfall. Ich hatte die Jungs nur in Vertretung, da bei denen Sport ausfiel. Als ich mit einer Rechtschreibübung kam, brummte es wieder. Zack, kam die Folie auf den Projektor, Arbeitsblätter habe ich wieder eingepackt, die sollten sie jetzt so abschreiben. Dann haben sich einige bei ihren Mitschülern beschwert. Ich weiß jetzt, wer die Urheber sind (sind schulbekannte Störer, mach(t)en dies schon bei jedem Lehrer) und seitdem ist Ruhe. Gut, sie schwätzen immer noch, einer meint immer noch, er muss mich mit dem Namen einer Kollegin anreden, aber dessen Brief an die Eltern müsste eigentlich heute angekommen sein.

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