Lehrer - Traumberuf oder Verlegenheitslösung?

  • Mich würde mal interessieren, wie viele Lehrer hier tatsächlich auch schon immer Lehrer werden wollten? Und wie es einem dann tatsächlich ergeht - wird man recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, ist man enttäuscht, der Beruf doch nicht das, was man sich vorgestellt hat etc.?


    Und auf der anderen Seite: wer hier hat eher so als Notlösung den Lehrerberuf eingeschlagen, so nach dem Motto "schauma mal". Und wie verhält es sich dann da? Ist es nicht evtl sogar besser, nicht zuuu überengagiert ranzugehen, um Enttäuschungen zu vermeiden? Oder vielleicht gibt's auch Leute hier, die sich das eigentlich gar nicht zugetraut haben, aber dann voll darin aufgehen?


    Erzählt einfach mal...

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  • Ich wollte Lehrer werden, seit ich 16 bin und bin es immer noch mit Freude. Ich könnte mir keinen schöneren Beruf vorstellen.

  • Zitat

    Original von Nachtmystium
    Mich würde mal interessieren, wie viele Lehrer hier tatsächlich auch schon immer Lehrer werden wollten? ...


    Lies doch 'mal "zwischen den Zeilen"! Es lässt sich leicht herauslesen.

  • Ich bin da so reingerutscht. Ich habe eine Krankenpflegeausbildung gemacht, drei Jahre gearbeitet und dann studiert. Da bot sich gerade das Studium an der Uni Osnabrück an, da es ein universitäres war und nicht an der FH. SO habe ich halt Pflegewissenschaften und Englisch studiert (letzteres habe ich gewählt, weil ich in dem Fach in der Schule ganz gut war). Ich habe gerne studiert, dann Referendariat gemacht und bin nun seit den Sommerferien mit voller Stelle iim Schuldienst.


    Ich erlebe die Arbeit als anstrengend, bin aber nicht geschockt. In den Sommerferien hatte ich arge Bedenken, ob ich das alles so hinbekommen würde, im Moment geht es aber ganz gut. Bezüglich der Enttäuschung: Ich habe mit meiner Krankenpflegeausbildung und -berufstätigkeit das Thema Theorie-Praxis-Differenz schon einmal durch. Das macht vielleicht einiges leichter. Außerdem hilft es, sich viel mit dem Thema Schule zu beschäftigen (lesen, Internet). Das gibt einem zum einen viele Ideen, zum anderen wird auch viel über die Grenzen des Berufs geschrieben. Das entlastet auch.

  • Ich wollte Lehrer werden seit ich den ersten Tag in der Schule war. Für mich gab es nie eine alternative Überlegung (naja, in der Pubertät vielleicht mal kurzfristig.) Und es war immer klar, dass ich GHS - Lehrerin werde. Bin sehr happy damit und hoffe, dass es immer so bleibt!
    Panama

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  • Zitat

    Original von Nachtmystium
    Und auf der anderen Seite: wer hier hat eher so als Notlösung den Lehrerberuf eingeschlagen, so nach dem Motto "schauma mal".


    Ich denke nicht, dass das hier jemand freiwillig zugeben würde...

  • Ich vermute mal, dass die, die es als "Notlösung" sehen, nicht unbedingt in diesem Forum aktiv sind.

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    • Offizieller Beitrag

    hi,


    ich wollte nie lehrer werden. irgendwie gibts zwar mütterlicherseits eine lange linie an lehrern, aber meine eltern hatten nicht mal was mit gymnasium am hut. nach meiner schulzeit war ich ziemlich abgeschreckt, wollte aber meine lieblingsfächer studieren: deutsch und geschichte. das habe ich dann so vor mich hin auch getan, ziel unbekannt.
    während meines studiums ist mein vater gestorben und da hat mich dann schon ein wenig die krise geschüttelt. nicht weil ich von zuhause unterstützt wurde - dazu waren wir zu arm, sondern einfach weil ich mir die frage stellen musste: mit was will ich eigentlich mal mein geld verdienen? da bin ich dann auf lehramt umgeschwenkt. sicher spielten auch andere dinge eine rolle.
    das habe ich ne zeit lang bereut - nicht ständig -, bis etwa in das vierte jahr als lehrer hinein immer mal wieder, aber in der zeit dazwischen auch immer wieder bestätigung gefunden durch eltern und die schüler, so dass ich mittlerweile denke, ich mach meinen job ganz gut - ja, und mittlerweile fühle ich mich angekommen.


    ob ich allerdings bei einem zweiten mal das noch mal wählen würde, da bin ich mir nicht so sicher.


    und hej...trotz aller nörgelei - ferien sind einfach geil...seien wir doch mal ehrlich. und die kohle ist auch nicht schlecht.


    grüße


    h.

    • Offizieller Beitrag

    Mir ging es ein bisschen so wie Hawkeye: Ich wollte eigentlich nie Lehrerin werden. Nach dem Abi wusste ich aber nur, dass ich Französisch studieren wollte. Bei einer Dolmetscherausbildung war noch vor Beginn klar, dass es immer jemand mit einem zweisprachigen Mutterhaus einfacher haben würde und außerdem fühlte ich mich so festgelegt. Als ich Magister studieren wollte, quietschte meine ganze Verwandtschaft, das sei vollkommen sinnlos, ich sollte doch das Staatsexamen machen. Mir war es wurscht, Hauptsache, die Fächer studieren, die mir Spaß machen. Nach der Zwischenprüfung bin ich dann für acht Monate in Frankreich über den Pädagogischen Austauschdienst und machte dort das erste Mal nach meinem Orientierungspraktikum, das zwar ganz nett war, mich aber jetzt nicht so vom Hocker riss, richtige Unterrichtserfahrungen.
    Meine französischen Schüler fanden mich als Lehrerin ganz gut und mir machte es wirklich großen Spaß, so dass ich mir dann doch vorstellen konnte, das auch in Deutschland zu machen.
    Außerdem konnte ich in zehn Jahren Jugendarbeit reichlich Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen sammeln.
    Während des Referendariats habe ich meine Entscheidung ein paar Mal bitter bereut, aber eher wegen der Betreuung als wegen der Schüler.
    Und seitdem ich fertig bin, hatte ich eigentlich noch nie das Gefühl, die Brocken hinschmeißen zu müssen. Ich habe aber auch großes Glück mit meiner Schule, nach mehreren Jahresverträgen weiß ich, wieviel die richtige Schule zum Wohlfühlen eines Lehrers beiträgt.
    Liebe Grüße
    Hermine
    Edit: Natürlich ist bei mir auch nicht immer eitel Sonnenschein, es gibt auch Tage, an denen ich ganz schön knabbern muss oder gedanklich mal am liebsten einen Schüler oder sogar eine ganze Klasse an die Wand klatschen würde. Aber ich denke, solche Tage gibt es in jedem Beruf.

  • Zitat

    Original von Birgit
    Ich vermute mal, dass die, die es als "Notlösung" sehen, nicht unbedingt in diesem Forum aktiv sind.


    Wieso nicht?

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  • Ich wollte zunächst alles werden, nur nicht Lehrer.
    Nach zwei Semestern Irrfahrt begann die Suche nach einer sinnvollen Alternative. Ein Praktikum und lange Gespräche später war der Wechsel vollzogen. Bereut habe ich das nie.

  • hmm also ich wollte eigentlich auch nie lehrerin werden und das lehramtsstudium war - zumindestens am anfang - schon eine notlösung. eigentlich wollte ich sozialpädagogik studieren oder sonderschullehramt, kam aber dann wegen meines miesen abischnitts "nur" ins grundschullehramt rein.


    mitlerweile arbeite ich seit knapp einem jahr (1/2 jahr vertretung, 1/2 jahr ref) und ich liebe meinen job und könnte mir nihts anderes vorstellen!

  • Also, Notlösung war es eigentlich nicht - aber auch nicht der Traumberuf.


    Mir sagte der Studienberater vom Arbeitsamt (bei dem ich mich melden musste, als ich aus dem Ausland wiederkam): "Warum studieren sie nicht auf Lehramt, Sie können doch Englisch, Deutsch war Ihr Leistungsfach in der Schule, das macht Ihnen doch Spaß" (kann man solche Leute eigentlich im Nachhinein noch verklagen?). Eigentlich war ich dort mit der Überzeugung hingegangen, dass ich Informatik studieren sollte (seine Reaktion: entsetzt Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, ausgerufen "Um Gottes Willen", und dringend abgeraten: Informatiker werden nicht gesucht, die sind alle arbeitslos und außerdem wäre ich dann häufig die einzige Frau, die in den Seminaren säße. Ob ich das wirklich wolle?).


    Nun gut, man will ja nicht für die Arbeitslosigkeit studieren, also warum nicht zwei Fächer, die einen interessieren. Magister ist ziemlich brotlos, zur Sicherheit also Lehramt (mit dem Vorsatz, NIE in die Schule zu gehen). Nebenbei noch so manches Angebot mitnehmen, um vielseitig genug für den Arbeitsmarkt zu sein.


    Aber man stellt fest, dass der Job "so übel" nicht ist, und spätestens seit ich das Referendariat "überlebt" habe, macht er mir viel Spaß...

  • ich wollte schon lehrer werden, als ich noch gar nicht in der schule war 8o mit 10 hab ich entschieden, dass es unbedingt französisch sein muss, nur das zweitfach hat etwas länger gedauert. gezweifelt hab ich daran vielleicht so 2 wochen und ansonsten den weg relativ zielgerichtet verfolgt.


    heute find ich das nicht mehr so optimal. zum einen weiß ich, dass ich fähigkeiten besitze, die ich in anderen berufen viel besser hätte einbringen können und dass das beamtendasein einem viel mehr einengt, als mir lieb ist. ein paar ernsthafte gedanken über die berufswahl und das abwägen der eigenen interessen und fähigkeiten wäre bestimmt besser gewesen.


    (trotzdem bin ich gerne und voller überzeugung lehrer und auch überwiegend mit meiner entscheidung zufrieden).

  • Zitat

    Original von Friesin
    wenn ich ehrlich bin, gefällt mir schon der Begriff "Traumberuf" nicht :(
    Das wirkt so unrealistisch, so romantisierend :skeptisch: und sollte m.E. bei keiner Berufswahl den Ausschlag geben.
    :gruebel:


    Zitat

    ein früheres Original von Friesin
    Und wer um alles in der Welt erwartet, dass Schule immer und allen Spaß machen soll????


    Was ist denn soooo schlimm daran, als Lehrer Freude am Beruf und als Schüler Freude am Lernen zu haben???!!!

  • Man kann nie sagen, dass dieeser oder jender Beruf der absolute Traumberuf ist.


    Ebensowenig, wie man sagen kann, dass das Land X das absolute Traumland ist.


    Zuvor müsste man schon einmal alle Länder dieser Erde bereist oder alle Berufe ausprobiert haben.


    Wahrscheinlich hängt die Empfindung auch immer davon ab, wie hoch man seine persönliche Messlatte hängt.


    Mir auf jeden Fall macht der Beruf Spaß, mir haben aber auch meine vorherigen Berufe Spaß gemacht.
    Es gibt eben in jedem Job Vor- und Nachteile.


    Gruß
    Super-Lion

  • Ich wollte eigentlich bis zum Abitur Ingenieurwissenschaften studieren ... oder Informatik. Dann kam der Zivildienst und ich habe germekt, dass ich unbedingt pädagogisch arbeiten will. Dann kam eine gedanklich turbulente Zeit, in der ich überlegt habe, wie ich meine Berufswünsche unter einen Hut bringen kann. Fast hätte ich Sozialpädagogik studiert (an dieser Stelle Riesendank an Sabine, die mich davor bewahrt hat!) oder eine ander brotlose Kunst ;)


    Nach langem hin und her habe ich mich dann für das Gymnasiallehramt und entsprechende Fächer entschieden. Fand die Kombination toll: Pädagogoik und meine Lieblingsfächer :)


    Leider musste ich nach einem Semster feststellen, dass von der Pädagogik nicht viel zu spüren war - überhaupt war das alles sehr merkwürdig ... so hatte ich mir das studieren nicht vorgestellt. Ich wäre dann fast doch noch Ingenieur geworden, wollte aber dem anderen Fachbereich (GHR) mal einen Besuch abstatten. Und siehe da: nette Leute, "familiäres" Studieren, etwas wuschige Dozenten und viel hübschere Frauen ;)


    Hab dann einfach so mitstudiert und bin mit Vitamin B direkt ins 3. Semester gerutscht (hab also nichtmal ein Semster verloren). In den Orientioerungspraktika hab ich dann festgestellt, dass ich meine Ideen im Grundschulbereich viel eher umsetzen kann - und überhaupt waren die froh über Männer, die gerne Mathe und Computer und so ein Zeug mögen. Jetzt bin ich seit 3 Jahren im Beruf und eigentlich ziemlich glücklich. Bezahlung ist dank neuerlichen Beamtenstatus auch okay und wenn ich jetzt noch einen gescheiten Amtstitel bekäme (meinem Vater zu liebe), dann wäre es perfekt!

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