Lernwörter Klasse 3

  • Zitat

    [Hmm, ich will dir nicht zu Nahe treten, aber ich finde es schon etwas anmaßend freien Unterricht mit Kompetenz gleichzusetzen. Oder habe ich dich da falsch verstanden?
    Wie meine Vorredner schon geschrieben haben, ich bin der Meinung, in erster Linie sollten der Lehrer mit dem Unterrichten vertraut sein, denn dann kann er auch nur das Wissen und Wichtige an die Kinder weiter geben. Was bringt es den Kindern, wenn sie zwar freies Arbeiten gewohnt sind, aber das ganze so schlecht aufgezogen ist, dass es Ihnen nichts bringt? Dann doch lieber einen "normalen" Unterricht mit offenen Phasen, mal Freiarbeit, Wochenplan oder sonst was. Nur frontal ist auch nicht gut.


    Ja, das ist genau das, was ich ausdrücken wollte. Man kann nur das unterrichten, wovon man auch überzeugt ist.


    Ich habe momentan nur einen Lehrauftrag mit 6 Std./Woche. Aber auch an dieser Schule fällt auf, wie wenig aus der Wissenschaft hier ankommt. Vorallem bin ich oft frustriert, wenn ich merke, dass ich kaum offen unterrichten kann, da die Kinder anders konditioniert sind.


    Woran liegt es, dass aus den Universitäten und der wissenschaftlichen Literatur so wenig, und vor allem (die Erkentnisse sind ja nicht neu) so spät ankommt?

  • Weil die Schulen 1. davon meistens nichts mitbekommen außer durch Anwärter und neue Kollegen, 2. die meisten Schuster bei ihren Leisten bleiben und 3. einfach sehr viele Klassen mit Freiarbeit überfordert sind und man wenig Handhabe dagegen hat, wenn man nur mit einer handvoll Stunden dort unterrichtet.


    Ab wann fängt denn für dich "offen" an? Das ist ja auch eine Definitionsfrage.

    • Offizieller Beitrag

    lissis:
    Hört sich für mich sehr nach Hochschulwissen an. ;) Ist ja nicht verkehrt, es müssen sich ja neue Ideen nach und nach in den Schulen etablieren - sofern sie denn realisierbar und sinnvoll sind.
    Das, was du schreibst, hätte ich während und kurz nach dem Studium ebenso schreiben können.


    Mittlerweile hat so Einiges den Praxistest nicht bestanden.


    Individuelle Lernwörter der Kinder sind ja ganz schön. Mal abgesehen vom zeitlichen Aufwand bei ca. 25 Kindern, diese Wörter für jeden Einzelnen herauszuschreiben, müsste dann aber auch jedes Kind sein eigenes Diktat schreiben. Und ja, bis vor einem Monat, als der Entwurf der neuen Grundschulordnung herauskam, mussten wir pro Schuljahr 10-12 Diktate schreiben. Auch jetzt wird es noch Diktate geben, wenn auch weniger.
    Über den Sinn bzw. Unsinn von Diktaten bin ich mit dir einig. Aber, wie schon von anderen gesagt: es ist leider (noch) vorgeschrieben.
    Genau so unsinnig könnte man dann aber auch Lernwörter an sich finden. Beobachtungen von meinen Kollegen und mir zeigen, dass die Kinder die gelernten Wörter kurzfristig richtig schreiben, andere Wörter, die zuvor gelernt wurden, aber wieder falsch, usw.
    Mehr Sinn macht es da, den Kindern neben den Lernwörtern möglichst effektiv Rechtschreibstrategien zu vermitteln.


    Du schreibst:

    Zitat

    Hier wäre wichtig, wirklich gut zu analysieren, welche Angebote den einzelnen Kindern gemacht werden müssen. Das ist nur am Anfang aufwändiger.... später bleibt bei dieser Methode eher Zeit, mit den Schülern noch spannende Sachen zu machen


    Hast du Unterrichtserfahrung, auf die sich deine Annahme stützt? Das soll nicht überheblich klingen - interessiert mich wirklich. Ich kann mir momentan mit meiner Klasse nicht vorstellen wirklich für jeden Einzelnen alle Lernangebote individuell zu gestalten. Drei - vier verschiedene Differenzierungsstufen und das auch nicht jeden Tag und in allen Fächern sind momentan drin.


    Grüße,
    Melosine

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • @ melosine


    Hab vielen Dank für deinen Bericht!


    Langfristige Unterrichtserfahrung besitze ich leider auch nicht. Jedoch habe ich ein Projekt (welches über ein halbes Jahr lief) praktisch begleitet und werte dies nun wissenschaftlich aus.
    Wir haben Kinder einer 3. Klasse mit persönlich bedeutsamen Wörtern lernen lassen. Diese Kinder verbesserten ihre Leistungen (gemessen mit HSP) nach diesem halben Jahr um durchschnittlich 30 %.


    Wie haltet ihr die Diskrepanz zwischen Wissenschaft und Unterrichtspraxis aus? Mich erschreckt die Vorstellung, in ein, zwei Jahren genau so vpr den schulischen Gegenbenheiten zu kapitulieren, obwohl ich doch erleben dürfte, dass es auch ganz anders geht..... ?(

  • Spätestens wenn man Vollzeit arbeitet und das auch in mehr als einem Fach kann und wird man da ganz von selbst mit leben lernen.


    Für mich kann ich nur persönlich sprechen, dass ich von ganz viel wissenschaftlichem Geplänkel sowieso nicht viel gehalten habe, da mir das häufig einfach zu abgehoben und praxisfremd ist (siehe o.a. auch die Punkte, die Melosine in Hinblick Zeitmanagement etc. genannt hat). Ich denke auch dass ein großes Problem für die Akzeptanz meinetwegen auch revolutionärer didaktischer Ansätze das ist, dass es häufig "reine" Wissenschaftler waren, die diese aufgestellt haben und die eine Schule nie länger und intensiver von innen gesehen haben als eben für ihre Studien. Hatte im Studium vor sowas irgendwie keinen Respekt... den Lehrern erzählen wie sch.. sie alles machen und schwupps mal eben DAS Patentrezept hervorzaubern aus ihrem kuscheligen ruhigen Büro :D. Scheint ja mehreren hier so zu gehen...

  • Nun, mir gehts ählich. Ich bin jetzt nicht der absolute Fan von absolut offenem Unterricht (wie ja schon oben beschrieben), aber selbst wenn ich wollte, ich würde das mit meinen 28 Kids und vor allem dem kleinen Raum in dem wir sind, gar nicht schaffen. Bei mir ist leider, und das tut mir wirklich leid, ne Stationenarbeit schon ne Ausnahme, da einfach der Platz fehlt.
    Andererseits habe ich schon in Klassen unterrichtet, die "frei" unterrichtet wurden. Die Lehrerin hat das zwar gut hinbekommen, viel Angebot geschaffen, aber wenn du mit den Kids mal ein pups einfaches Arbeitsblatt machen wolltest in Vertretungsstunden, dann standen die wie der Ochs vorm Berg. Die konnten gar nicht alleine und ruhig arbeiten, das war für die zuviel. Ist ja auch irgendwie nicht so Sinn und Zweck.

  • Oh, das ist ja eine lebhafte Diskussion! Interessant, in welche Richtung das jetzt ging, soweit hatte ich gar nicht gedacht. Bei uns an der Schule ist es üblich mit Lernwörtern zu arbeiten und - ja - wir schreiben (neben anderen Formen der Rechtschreibüberprüfung) auch noch Diktate.
    Ich möchte die Arbeit mit den Lernwörtern in meinen Wochenplan integrieren, sodass die Kinder selbst wählen können, wie sie üben (Partnerdiktat, alphabet. ordnen, aufbauen etc., da waren ja auch einige Vorschläge dabei).


    Ich finde es illusorisch, bei einer vollen Stelle (und ein bisschen Privatleben soll ja auch noch sein!) für jeden meiner Schüler einen individuellen Plan etc. zu erstellen. Das klingt in der Theorie toll, aber die Praxis sieht da doch etwas anders aus! Unterrichte neben allen maßgeblichen Fächern in meiner dritten noch Englisch in 2 HS-Klassen.


    Also, alles nicht so verbissen sehen, es muss einfach auch zu einem selbst und der Situation passen!


    Ich wünsche euch einen schönen Abend! sunshine_lady

  • Zitat

    Original von sunshine_lady
    Also, alles nicht so verbissen sehen, es muss einfach auch zu einem selbst und der Situation passen!


    Schön ausgedrückt :)

  • HALLO!Also bei mir hat sich seit Jahren sehr bewährt,dass ich seit der 1.Klasse ein Wörterheft führe-hier trage ich Häufigkeitswörter nach dem Alphabet ein.Wesentlich ist,dass du Wörter aussuchst,die wirklich häufig vorkommen und nicht irgendwelche Lernwörter der Woche.
    Dann mache ich immer wieder angekündigte Ansagen mit diesen Wörtern,die sich zwar immer vermehren,aber sich auch immer wiederholen.
    Sie können es jetzt in der 4.Klasse zwar noch immer nicht alle zu 100%,aber ich war bei unserer letzten Deutsch-Schularbeit,die ein Erlebnisaufsatz war,eigentlich recht "stolz",weil trotz der schwersten Schularbeit(ist ja ganz frei,daher keine Übung vorher möglich)eher wenige Fehler waren und die meisten Wörter schon recht gut sitzen.
    Weniger ist mehr,gilt auch hier-daher keine Wörter dort eintragen,die fast nie vorkommen.
    Ich glaube,ich habe jetzt an die 180 wichtige Wörter da drinnen,und das reicht.
    Rechtschreibung ist das größte Problem und die Guten lernen es fast von alleine-die Schwachen nie :-))
    Viel Erfolg!

  • Hänge mich hier mal dran:


    Kennt einer ein nettes Abschlußspielchen für Lernwörter. Ich teile meinen Schülern einen Wochenplan aus, würde aber gerne zu Beginn oder zum Ende der Stunde eine Art "gemeinsames Üben" noch integrieren...

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