Lernwörter Klasse 3

  • Hallo!


    Ich habe jetzt neu eine dritte Klasse übernommen und überlege gerade, wie ich den Rechtschreibunterricht gut strukturieren kann. Vor allem interessiert mich, nach welchem System (wie üben? wie überprüfen?) ihr mit den Lernwörtern umgeht? Ich gedenke, die Lernwörter aus dem Sprachbuch als Grundlage zu nehmen und suche ein System, nach dem die Schüler ihre Lernwörter möglichst selbstständig in der Schule und zu Hause üben können.


    Freue mich über Tipps!

    Liebe Grüße, sunshine_lady

  • Also ich hab jetzt auch ne Dritte und kann dir dazu passend ein Liedchen singen. habe nämlich gerade unser heutiges Diktat nachgeschaut und es ist ein Graus!
    In der 2. Klasse hatten wir nur geübte Diktate, wo auch der Text klar war. Jetzt gabs nur noch Lernwörter und was ist? Die Arbeit ist grottenschlecht ausgefallen. Vorher hatten wir nie ne 4 im Diktat, jetzt wird der beste ne 2 bekommen, und der Großteil der Klasse ne 4.
    Ich habe die Lernwörter als Wochenhausaufgabe gegeben mit Übungen dazu (waren sie gewohnt) und habe im UNterricht die Lernwörter besprochen und geübt. Hätte nicht gedavht, dass das Ergebnis so schlecht wird....wie ich denen das wohl jetzt beibringe...

  • Der großteil der Klasse hat zwar eine vier, aber du hast zweier dabei und scheinbar kaum oder keine fünfen. Kann es eventuell sein das die Kinder oder die Eltern sich verrückt gemacht haben und welche die es vorher konnten, Fehler durch Angst eingebaut haben.
    Die Lernstellen werden bei uns markiert und die Wörter dann mehrfach ins Heft geschrieben.

  • Na, fünfer und sechser hab ich jetzt auch dabei, war ja noch am nachschauen....
    Ich weiß auch nicht woran es gelegen hat. Ok, bei 2 weiß ich, dass sie nicht geübt haben (sieht man ja immer schön an den falsch geschriebenen Lernwörtern), einer ist sprachbehindert und neu in meiner Klasse, und dann hab ich wohl ne LRS-Schülerin aufgedeckt, die sich wohl immer ganz gut in der 2 Klasse "verstecken" konnte, werde sie nächste Woche mal testen...
    Ich lasse die Kids immer verschiedene Übungen machen, z.B. Wörter in Silben aufschreiben, nach dem abc ordnen, Partnediktat, Sätze bilden etc.

  • Womit ich gerade in meiner 3 arbeite, ist eine Wortkartei nach folgendem Prinzip (hab ich abgewandelt nach einer Idee aus dem "Elefantenbuch"):


    - Die Kinder bekommen ein DIN A4 Blatt, auf dem in einer Tabelle alle Lernwörter stehen, diese schneiden sie aus, so dass Kärtchen entstehen mit je 1 Lernwort (etwas dickeres, gelbes Papier nehme ich dafür)


    - Die Karten kommen dann in einen DIN A5 Umschlag, zusätzlich benötigt jedes Kind sein Übungsheft für Diktate


    - Nun zieht das Kind immer eine Karte, liest das Wort, merkt sich die Schreibweise, dreht die Karte auf die Rückseite und schreibt das Wort auf


    - Dann dreht es die Karte wieder um und überprüft sein geschriebenes Wort


    > ist dies richtig, bekommt die Karte auf der Rückseite ein Kreuz und geht zurück in den Umschlag


    > ist dies falsch, wird es durchgestrichen und richtig daneben geschrieben. Die Karte geht ohne Markierung zurück in den Umschlag.


    So geht es immer weiter. Hat eine Karte drei Kreuze (ist also dreimal richtig geschrieben worden und das möglichst nicht direkt hintereinander), darf sie in unsere Klassenwortkiste geworfen werden.


    Meine Schüler, die an sich sehr Deutsch - unfreudig sind, arbeiten zur Zeit sehr motiviert und sorgfältig auf diese Art und Weise, freuen sich, wenn sie Karten abgeben dürfen und bewegen sich auch etwas, wenn sie zur Kiste gehen.
    Natürlich überprüfe ich gelegentlich die Wörter, die sie aufgeschrieben haben, um zu überprüfen, ob sie korrekt Korrigieren und sich nicht doch ein Fehler eingeschlichen hat.


    Ob diese Methode neben den anderen gleichschrittigen Dingen wie Partnerdiktat, Schleichdiktat, Sortierung nach ABC etc. (wie meine Vorgängerin schon beschrieben hat) neben der Motivation (welche für meine Klasse schon ein riesen Gewinn ist) auch den erhofften Lernerfolg mit sich bringt, kann ich euch am Dienstag erzählen, dann haben wir das Diktat nämlich geschrieben :).


    Aber ich bin schon sehr froh, dass die Kinder sich jetzt gerne mit den Wörtern auseinandersetzen. Mann kann auch prima mal einen Schwung als Hausaufgabe aufgeben (z.B. 20 Wörter bearbeiten) und ich guckte natürlich nicht schlecht als etliche Schüler freiwillig noch viele mehr gemacht haben oder ihren Umschlag im Unterricht am liebsten gar nicht mehr wegpacken wollten, als es eigentlich so weit war.


    Zum "normalen" Rechtschreibüben, also ohne gezielte Hinfürhung auf ein Diktat, kann ich mir gut vorstellen, dass diese Methode auch viel zur Differenzierung beiträgt. Immerhin kann ICH ja entscheiden, welches Kind welche Wörter in seinen Umschlag bekommt.

  • Zitat

    Original von _Malina_
    ...Sortierung nach ABC etc. (wie meine Vorgängerin schon beschrieben hat) ...


    :) Ich bin ein Vorgänger :)


    Aber ich finde die Idee gut, hat was von ner normalen Lernkartei, nur ohne Kartei. Werde das auch einführen. Danke für die Anregung.
    Eine Frage noch: Werfen sie die "geschafften" Wörter mit ihrem namen in die Klassenkiste oder warum werden die reingeworfen?

  • Vielen Dank für eure Antworten und Anregungen!
    Jetzt habe ich schon ein paar mehr Ideen! Von Kärtchen hatte mir eine Kollegin abgeraten, sie meinte es sei sehr zeitaufwändig (Kärtchen beschriften lassen, prüfen ob die Kinder richtig beschriftet haben...). Aber vielleicht starte ich doch einen Versuch in dieser Richtung!


    Liebe Grüße, sunshine_lady

  • Hey,


    ich hätte dazu auch noch mal ´ne kurze Frage:
    Wie oft gebt ihr neue Lernwörter raus und wie viele sind das dann?
    Sprich - gibt es z.B. jede Woche eine neue Liste bzw. neue Wortkärtchen mit einer entsprechenden Anzahl an Lernwörtern oder bekommen die Schüler gleich einen Umschalg mit dem "kompletten" Grundwortschatz und sortieren im Laufe des Jahres dann eben immer mehr Kärtchen aus?


    Gruß
    Potilla

    Man muss nicht immer jeden da abholen, wo er steht - manchmal ist es auch wichtig jemaden da zu lassen, wo er sein will!

  • Ergänzung zu meiner Methode:


    1. Die Kärtchen sind bereits beschriftet, d.h. die Kinder schneiden sie zunächst nur aus. Somit sind die Wörter da natürlich richtig geschrieben.


    2. Die geschafften Wörter schmeißen sie ohne Namen hinein. Es geht ihnen zum Glück dabei nicht um Wettbewerb, sondern um Miteinander. Das habe ich aber auch ganz klar so geschaffen: WIR wollen die Kiste gemeinsam füllen.

  • Zitat

    Original von _Malina_
    2. Die geschafften Wörter schmeißen sie ohne Namen hinein. Es geht ihnen zum Glück dabei nicht um Wettbewerb, sondern um Miteinander. Das habe ich aber auch ganz klar so geschaffen: WIR wollen die Kiste gemeinsam füllen.


    Ah ja, ok, so finde ich es nämlich besser. Wobei man anders schon mal schauen könnte, was kann welches Kind schon...

  • Dafür schau ich mir die Hefte der Kinder ja wie gesagt natürich auch an, da sich sonst bei den Schwachen trotzdem Fehler einschleichen, die haben ja tlw. auch Probleme, ihre geschriebenen Wörter richtig mit der Karte zu vergleichen. Komplett autark kann das nur bei wenigen Kindern laufen, aber es ist ja selbstverständlich, dass man über sowas rüberschaut...

  • Ich bin momentan von den Themen im Unterforum Primarstufe etwas irritiert. Viele der aufgetauchten Begrifflichkeiten und Probleme gibt es doch in der neueren Deutschdidaktik gar nicht mehr.....


    "Lernwörter" (vs. Interessengeleitetes Rechtschreiblernen)
    "Aufsatzdidaktik" (vs. Freies Schreiben)
    "Diktat" (vs. Diagnostik an freien Texten)
    "Kulturtechnik" (vs. Schreiben als kulturelle Tätigkeit)


    Es ist doch bereits Konsens, dass das Lernen nicht dem Lehren folgt. Kinder müssen sich Wissen aktiv konstruieren, um dieses abrufen zu können. Ausgehend von allgemein anerkannten Entwicklunsgmodellen nimmt man an, dass Kinder Rechtschreiben durch Prozesse des Problemlösens lernen und nicht durch bloßes Training.


    Auch die Wortauswahl, anhand derer Schüler das Lesen und Schreiben erlernen sollen: Hier stellt sich die Frage, ob Kinder eher an vorgegebenem Material die Struktur der Sprache erfahren und mit einfachen Wörtern die Zuordnung von Graphemen und Phonemen erlernen. Dem entgegengesetzt bin ich der Meinung, dass aus motivationalen Gründen eher der eigene Wortschatz der Kinder thematisiert werden sollte. Da die eigene Sprache, die eigenen Erlebnisse für das Kind bedeutsam erscheinen, sind die Lerneffekte, insbesondere im Hinblick auf die soziale Funktion der Schrift, sehr viel größer.


    Ich weiß, dass dies insbesondere von älteren Kollegen noch nicht überall unterrichtspraktisch umgestzt wird, aber hier sind doch bestimmt auch Jüngere, oder?



    Literatur:
    Dehn/Augst "Rechtschreibung und Rechtschreiblernen"
    Sigrun Richter "Interessenbezogenes Rechtschreiblernen"
    Gudrun Spitta "Schreibkonferenzen" etc.

  • Ja natürlich gibt es hier auch jüngere Lehrer ;).


    Aber hast du schonmal die Stoffverteilungspläne der Schulen gesehen? Wenn da steht, dass ich ein Diktat schreiben muss, dann muss ich das leider tun, ob mir das nun passt oder nicht. Und wenn ich den Text noch so blöd finde...
    Wie man letzten Endes an die Rechtschreibung heran geht, ist natürlich eine ganz andere Sache


    Das ist leider der Unterschied zwischen Theorie und Praxis, die Theorie braucht leider zig Jahre, um in der Praxis aufzutauchen und sich durch sie hindurchzubeißen. Und manchmal fragt man sich dann auch ein wenig vor seinen 28 Schülern, wie man bei jedem Kinde dem individuellen Lernen folgen soll...


    Und Didaktik wird nunmal auch immer wieder neu "erfunden" und häufig bekommt das Kind einfach nur einen neuen Namen.
    Zumindest ist das in meinen drei studierten Fächern immer so gewesen, da denke ich mal, dass das in Deutsch nicht anders ist ;).

  • In welchen Bundesländern geben die Rahmenpläne denn noch Diktate zur Überprüfung von Rechtschreibleistungen vor?


    Das Erlernen der Rechtschreibung m.H. des Lieblingswortschatzes der Kinder finde ich schwierig. Soll die Marianne das <f> am Wort Pferd lernen und der Philliph am Wort Phillip und der Michael lernt es am Wort Vogel? Da ist doch die Verwirrung perfekt...nein, nein, der Vogel klingt zwar wie <f> aber da musst du das v nehmen, Pferd klingt zwar auch wie <f> aber das schreibt man mit Pf usw....das finde ich äußerst schwierig.


    Wir arbeiten an unserer Schule mit dem Modellwortschatz und verzeichnen sehr gute Erfolge :klatsch:


    LG Rottenmeier


  • Auch beim interessenbezogenen RS-Lernen kann mit einer Wörterkartei gearbeitet werden, aber eben mit einer individuellen. :) Die Wörter werden den freien Texten der Kinder entnommen. Schließlich sind auch dies die Wörter, welche die Kinder vorrangig verwenden.


    Ziel ist doch ohnehin (auch bei Grundwortschätzen) immer, Analogien herzustellen. Warum dürfen diese Analogien (besser Schreibmuster) nicht an den eigenen Wörtern entdeckt werden, warum an uninteressanten (weil eben nicht bedeutsamen) Wörtern?

  • Hmm, also bei uns im Saarland MÜSSEN wir noch Diktate schreiben. Da komm ich ja dann nicht drumrum, dass ich Lernwörter herausgeben muss. Ich weiß ja nihct wie es in anderen Bundesländern ist. Ich hab in RLP meine Ausbildung gemacht, auch da muss man noch Diktate schreiben.
    Deswegen freies Denken hin oder her, wenn man es muss, muss man es halt, was soll man anderes machen.


    Und zudem bin ich der Meinung, dass dieses ganze freie und offene Arbeiten (wie es heutzutage propagiert wird) immer noch nicht wirklich so umgesetzt werden kann, wie man es gerne hätte. Wenn man das bei seinem Kind will, soll man es auf ne freie Schule oder Montessori-Schule schicken.
    Ich für mich bin der Meinung: besser ein gutdurchdachter und gutgestalteter Mischunterricht aus frontalen und offenen Phasen, als dieses ewige Pochen auf freien Unterricht, dem ich (und damit meine ich mich persönlich) nicht gerecht werden kann.


    Dabei bin ich aber auch nicht gerade Fan von Diktaten, spiegelt nicht viel wider, aber wie gesagt: Was muss, das muss.

  • Zitat

    Original von angellover
    Hmm, also bei uns im Saarland MÜSSEN wir noch Diktate schreiben. Da komm ich ja dann nicht drumrum, dass ich Lernwörter herausgeben muss. Ich weiß ja nihct wie es in anderen Bundesländern ist. Ich hab in RLP meine Ausbildung gemacht, auch da muss man noch Diktate schreiben.
    Deswegen freies Denken hin oder her, wenn man es muss, muss man es halt, was soll man anderes machen.


    Und zudem bin ich der Meinung, dass dieses ganze freie und offene Arbeiten (wie es heutzutage propagiert wird) immer noch nicht wirklich so umgesetzt werden kann, wie man es gerne hätte. Wenn man das bei seinem Kind will, soll man es auf ne freie Schule oder Montessori-Schule schicken.
    Ich für mich bin der Meinung: besser ein gutdurchdachter und gutgestalteter Mischunterricht aus frontalen und offenen Phasen, als dieses ewige Pochen auf freien Unterricht, dem ich (und damit meine ich mich persönlich) nicht gerecht werden kann.


    Dabei bin ich aber auch nicht gerade Fan von Diktaten, spiegelt nicht viel wider, aber wie gesagt: Was muss, das muss.


    Ich gebe dir insofern recht, als dass Studien gezeigt haben, dass offener Unterricht nur bei sehr kompetenten Lehrern erfolgreich ist. ?( Wer sich nicht sehr intensiv mit dieser Lernform und vor allem mit Diagnostik auseinandergestzt hat, ist tatsächlich mit einem lehrgangsorientierten Unterricht erfolgreicher. Hier sind übrigens die Leistungen der Kinder durchgängig homogener, während in lernwegsorientierten Konzepten leider nach wie vor die Leistungen sehr breit streuen. Hier wäre wichtig, wirklich gut zu analysieren, welche Angebote den einzelnen Kindern gemacht werden müssen. Das ist nur am Anfang aufwändiger.... später bleibt bei dieser Methode eher Zeit, mit den Schülern noch spannende Sachen zu machen :P

  • Zitat

    Original von Rottenmeier
    In welchen Bundesländern geben die Rahmenpläne denn noch Diktate zur Überprüfung von Rechtschreibleistungen vor?


    Keine Ahnung, aber mein Stoffverteilungsplan tut es und da kann ich dann leider auch nicht viel machen ;). Da geb ich angellover Recht: Was muss, das muss.


    ich seh das ganz ähnlich wie Rottenmeier: Niemand soltle eigentlich Dinge im Unterricht so tun, wie es ihm widerstrebt. Denn auch wenn eine Methode empirisch noch so toll sein soll, wenn ein Lehrer nicht dahinter steht oder sie einfach faktisch nicht gut unterrichten KANN (soll ja Leute geben, die nciht perfekt sind ;)), kann meiner Meinung nach jegliche Methode falsch sein.

  • Zitat

    Original von lissis
    Ich gebe dir insofern recht, als dass Studien gezeigt haben, dass offener Unterricht nur bei sehr kompetenten Lehrern erfolgreich ist. ?(


    Hmm, ich will dir nicht zu Nahe treten, aber ich finde es schon etwas anmaßend freien Unterricht mit Kompetenz gleichzusetzen. Oder habe ich dich da falsch verstanden?
    Wie meine Vorredner schon geschrieben haben, ich bin der Meinung, in erster Linie sollten der Lehrer mit dem Unterrichten vertraut sein, denn dann kann er auch nur das Wissen und Wichtige an die Kinder weiter geben. Was bringt es den Kindern, wenn sie zwar freies Arbeiten gewohnt sind, aber das ganze so schlecht aufgezogen ist, dass es Ihnen nichts bringt? Dann doch lieber einen "normalen" Unterricht mit offenen Phasen, mal Freiarbeit, Wochenplan oder sonst was. Nur frontal ist auch nicht gut.

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