Wer hat Erfahrungen damit die SchülerInnen Primärtexte schreiben zu lassen am besten in PP?

  • Hallo Leute,


    ich bin mal wieder auf der Suche :).


    Hat jemand schon mal Helmut Engels Methode "Primätexte von SchülerInnen schreiben lassen" ausprobliert? Es geht vor allem um den Unterricht in (Praktischer) Philosophie, aber auch andere Fächer sind interessant!


    Es geht mir um eure Erfahrungen damit:
    - Wie macht ihr es,
    - zu welchen Themen,
    - in welchen Klassen,
    - als Hausaufgabe oder in der Stunde,
    - freiwillig oder als Pflicht,
    - mit oder ohne Bewertung.


    Wenn mir jemand darüberhinaus auch Texte von SchülerInnen - natürlich anonymisiert und ohne Angabe der Schule! - zur Analyse schicken könnte wäre das unheimlich klasse! :P


    Ich danke euch schon mal für die Unterstützung!


    Viele Grüße
    Mr Pink

    • Offizieller Beitrag

    hi,


    kannst du mir mal kurz erklären, was du unter "primärtexten von schülern" verstehst? und einen link zu einer info über diesen helmut engel geben...


    dann könnte ich mehr sagen...:D


    danke


    h.

  • Hier gibts was zu Helmut Engels. Das ist ein relativ bekannter Fachdidaktiker für Philosophie und Praktische Philosophie (entspricht in etwa dem Fach "Ethik" in Bayern).


    Primärtexte sind philosophische Texte, die man im Unterricht behandelt; als Sekundärtexte oder - gebräuchlicher - Sekundärliteratur bezeichnet man Texte, die sich mit diesen Primärtexten auseinandersetzen.


    @ Mr. Pink, sorry, mit dieser Engelsschen Idee habe ich noch nicht "gespielt".

  • Hallo Philosophus und Hawkeye,


    Bei dieser Methode geht es darum, dass die SchülerInnen nicht immer nur "fremde" Texte analysieren sollen, sondern auch das eigenständige Philosophieren lernen. Das passiert natürlich häufig in mündlichen Diskussion, was aber naturgemäß auch Nachteile brikt. Z.B. trauen sich nicht alle SchülerInnen in einen offenen Schlagabtausch, oder die Argumente sind z.T. recht oberflächlich, weil eine Gedanklichevertiefung auf die schnelle nicht so einfach ist.
    Mit der Methode "Primärtexte selbst Schreiben" bekommen die SchülerInnen die Möglichkeit zu einem Thema, z.B. anhand eines Bildes oder Zitates, selbst einen Text zu verfassen. Dabei können sie sich in Ruhe mit dem Thema auseinandersetzen, und können sich frei äußern; wobei sie ihre philosophischen Fertigkeiten natürlich einsetzen und zeigen sollen. Als LehrerIn bekommt man so auch von stillen SchülerInnen Stellungnahmen zu Unterrichtsinhalten und kann deren Kompetenzen besser einschätzen. Außerdem bekommt man einen besseren Einblick in die Gedankenwelt der jeweiligen SchülerInnen. Ich finde diese Methode sehr interessant und würde mich daher gern näher mit ihr theoretisch und praktisch befassen. Z.B. eben auch die Frage klären, wird die Methode eingesetzt und wenn ja, wie sind dann die Erfahrungswerte, wie sehen solche Texe aus.


    Also ich freue mich auf eure Antworten!

  • Vielleicht habe ich etwas falsch verstanden - aber ist das nicht der gute alte Besinnungsaufsatz, bzw. eine Eörterung?


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Ach Nele, du altes Fossil! Heutzutage schreiben wir keine Besinnungsaufsätze mehr. Wir bieten den Schülern einen handlungsorientierten Impuls zum Erstellen von Primärtexten an... hast du denn in deinem Referendariat gar nichts gelernt? :rolleyes: Tsts...


    on topi: http://www.learn-line.nrw.de/a…sen_schreibend_philo.html

  • Zitat

    Original von philosophus
    Primärtexte sind philosophische Texte, die man im Unterricht behandelt; als Sekundärtexte oder - gebräuchlicher - Sekundärliteratur bezeichnet man Texte, die sich mit diesen Primärtexten auseinandersetzen.


    Nicht nur in meinem geisteswissenschaftlichen Gewissen rumpelt es bei dieser überscharfen kategorialen Unterteilung unbehaglich, auch der Droysen-Aufsatz im Sammelband zur Geschichtstheorie protestiert brummelnd im Regal hinter mir. Und das Foucault-Bändchen aus dem Hause Suhrkamp besteht rechthaberisch auf das dialektale Element des Diskurses in der Philsophiegeschichte! ;)


    Auch wieder on-topic:


    Egal, ob ich mit meinen arthritischen Fingern nun "Besinnungsaufsatz" in die Tastatur knirsche, oder ob es Engels in jugendlichem Federschwung das "Verfassen von Primärtexten" nennt; ich halte ausgesprochen viel vom allmählichen Verfertigen der Gedanken beim Schreiben. Bei der Korrektur von Klausuren sehe ich immer wieder, wie unbeholfen viele Schüler (und ich unterrichte Erwachsene mit FOSR-Abschluss!) im Umgang mit eigentlichen trivialen Prinzipien der formalen Logik und der rhetorischen Struktur sind. Das rationale Denken und das argumentative Arrangement, sei es in der Rede, sei es im Text, muss ausgiebig geübt werden. Das lernt man nicht in der Rezeption sondern nur in der Produktion. Ich meine, wir analysieren ohnehin zu viel an der Schule und produzieren zu wenig - wobei doch eigentlich die regelmäßige Produktion der beste Weg zum Verständnis ist. Aus diesem Grund lasse ich meine Schüler pro Halbjahr ca. fünf kurze aber prägnante Aufsätzchen (eine Seite oder so) schreiben, ja meinetwegen "Besinnungsaufsätze", da ist aber viel kreatives Zeugs bei. Das ist zwar ziemlich viel Korrekturarbeit für mich, aber ich beginne die Früchte in den Klausuren zu ernten.


    Ja, ich finde das gut mit dem Verfassen von Primärtexten. 8)


    Nele

  • Hallo Nele,


    ja es gibt durchaus eine Verbindung zwischen den Besinnungsaufsätzen und dem Verfassen von Primärtexten. Engels greift diese als Referenz auch auf und will sie quasie wiederbeleben. Allerdings ist der methodische Ansatz und die Intention bei der Durchführung divergierend. Während ein Besinnungsaufsatz idR. direkt inhaltlich an den Unterricht anknüpfen soll (also nicht nur das Thema sondern auch das was dazu erarbeitet wurde) und ohne einen direkten Bezugsgegenstand auskommt, soll der Verfasser eines Primärtextes vor allem seine persönliche Haltung zu einem Thema darlegen und begründen (mit philosophischen Methoden), und dabei einen realen Gegenstad als Aufhänger benutzen (z.B. ein Bild oder Zitat).:doc:


    @all
    Jedenfalls bin ich schon mal froh, über eure Argumente und Erfahrungen dazu! :super:
    Hat das jemand auch mal im Philosophieunterricht gemacht? Ich bin vor allem auch auf der Suche nach solchen selbstverfasten Texten, gern auch aus der Mittel- oder Unterstufe.

    • Offizieller Beitrag

    also wäre das sowas: ok, es ist eine strafarbeit, aber ein sinnvolles thema:


    was so lustig daran ist, wenn daniel in der geschichtsstunde mit einem tampon rumspielt.


    Ich finde die Spielchen von Daniel mit dem Tampon normal, da Daniel in der Entwicklung etwas stecken geblieben ist. Aber ich finde es wiederum gut, dass Daniel sich bemüht, den Mädchen aus unserer Klassengemeinschaft, die tägliche Hygiene beizubringen, da ich denke das dieses sehr wichtig ist. Es ist doch ganz normal, dass ein Jugendlicher in seinem Alter herausfinden muss wie so etwas funktioniert.


    Da Daniel präsentieren wollte wie der Gebrauch eines solchen Tampons mit Einführhilfe ist, präsentierte er es mit einer Handbewegung, wo ich und die halbe Klasse lachen musste. Nach dem Sie Daniel mehrmals ermahnt haben und Daniel nicht aufhörte, nahm er ein Orangensaftpäckchen der Firma Hohes C und goss diesen Orangensaft über das Tampon. Nachdem er dies getan hat nahm er das, jetzt schon aufgequollene und gelbe, Tampon und warf es gegen die Wand an der die Seitentafel befestigt ist.


    Diese Aktion gab mir den Rest, ich musste einfach loslachen. Da Sie mich schon öfters ermahnt haben, waren sie jetzt, mit recht, gezwungen mir diese Strafarbeit aufzugeben. Trotzdem fand ich es besser, wenn Sie sich etwas mehr um unsere sexuelle Aufklärung kümmern würden, da ich denke es ist ein Wichtiges Thema vor allem im Zeitalter von AIDS und andere Geschlechtskrankheiten.


    Ich glaube auch, dass eine Tamponeinführhilfe durchaus etwas Praktisches hat und Daniel unsern Mädchen in der Klasse demonstrieren wollte wie ein solches Gerät zu benutzen ist. Daniel bestellte sich diese Gerätschaft beim Martin, der auch die Idee hatte, über das Medium Internet, da Daniel kein Internet besitzt.


    Bei dieser Gelegenheit kann ich Ihnen ein Internetseite mal empfehlen: http://www.hampsterdance.com.


    Ich bin mit Daniel auch Privat befreundet und er sagte mir im letzten Jahr er wolle diese Einführhilfe für seine Schwester zu Weihnachten bestellen. Da OB aber nicht rechtzeitig liefern konnte(was auf die große Nachfrage schließen läßt), nahm er es als Anschauungsmaterial mit in die Schule, was ja eigentlich gar nicht so schlecht wäre, wenn er es nicht in Geschichte, sondern in Biologie im Teil Sexualkunde dabei gehabt hätte. Aber so gesehen war dieser Einfall der Aufklärung gar nicht so schlecht. Ich weiß, dass sie das nicht betrifft, ob es eine Einführhilfe für Obs gibt, da sie keine Frau sind, aber eine Frau tut sich bei der "OB-Aktion" sicherlich schwer. Schon allein aus diesem Grund ist es wichtig, dass junge Frauen wissen, dass es eine solche Abhilfe gibt.


    Ich hoffe, sie werden bei einer nächsten Aufklärungsaktion von Daniel nicht mehr so streng reagieren, auch wenn es sie nervt. Gehen sie beim nächsten Mal einfach auf das Thema ein und sie werden bemerken, dass sich die Klasse wieder beruhigen wird.


    Also bis zur nächsten Strafarbeit, Ihr Stefan


    8. klasse - das mit dem an die wand werfen kam erst, nachdem ich das klassenzimmer verlassen hatte. er hat also die chronologische reihenfolge etwas durcheinander gebracht. meine reaktion wäre sonst weniger sanft ausgefallen.


    grüße


    h.



    ps: ich hab mal, in einer zeit von vielen vertretungsstunden einige methoden des kreativen schreibens ausprobiert. ich fands recht erfolgreich. mache das vor allem auch in oberen klassen, um die hemmschwelle gegenüber dem leeren blatt abzubauen.

  • Hallo Hawkeye,


    vielen Dank für dieses Beispiel, aber das war jetzt eine Strafarbeit im Sinne einer Entschuldigung und Erklärung für weniger erwünschtes Verhalten. Mir ging es mehr um eine schriftliche Auseinandresetzung mit einem Thema, dass inhaltlich etwas hergibt. Also um eine theoretische Auseinandersetzung.


    Aber dein Beispiel war trotzdem sehr interessant!


    Gibt es noch andere Beispiele?

    • Offizieller Beitrag


    ja, sorry...leider gibts hier das fach philosophie nicht an den schulen, jedenfalls ist es nicht sehr weit verbreitet - was sehr bedauerlich ist. in ethik habe ich mal über freiheit schreiben lassen, aber das ging wahrscheinlich auch nicht in deine richtung, weil man in ethik weniger philosophische kategorien und denkstrukturen durchnimmt.


    leider gibts bei dem link keine beispieltexte...


    Nele: ne...das ding stammt von 1999 und stephan hat hoffentlich den abschluss schon lang geschafft.


    venti: hmja, philosophie der "pubertären vernunft"?

  • ihr seid ja lustig :P


    also es muss ja nicht unbedingt Philo sein, Ethik, Reli, Geschichte, oder Deutsch geben da sicher auch was her!


    Das mit der Freiheit klingt doch schon super!

  • Also ich bin kein Freund von Herrn Engels, und lasse daher im Philosophieunterricht einfach nur Essays schreiben, bin aber nicht sicher, ob das 100%ig deine Intention trifft, das Ziel ist nämlich eine Darlegung einer Meinung samt Argumentation. Ich gebe zum Beispiel ein ethisches Problem und lasse die SuS frei, oder mit Kant, Bentham und co. eine Stellungnahme schreiben, das kommt deinem "Primärtext" nahe, oder?

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

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