Vom Realschullehrer zum Gymnasiallehrer?

  • Hallo,
    ich habe folgendes Anliegen. Ich bin Realschullehrer in Rheinland Pfalz. Wie sicher einige mitbekommen haben, steht uns bald eine vollkommen unausgegorene und nur spärlich durchdachte Schulreform ins Haus. Die Hauptschule wird de facto abgeschafft und in einer integrativen oder kooperativen Form mit der Realaschule fusioniert.
    Ich finde das in keinster Weise erstrebenswert, zumal keine gangbaren Konzepte für die Umsetzung vorliegen. Viiele Ralschulkollegen - mich eingeschlossen - denken nun natürlich in alle Richtungen. Mit einer Richtung befasst sich meine Frage: Sind euch irgendwelche Qualifizierungsmöglichkeiten/ Maßnahmen bekannt, um als Realschullehrer die Zulassung zur Sekundarstufe II zu erhalten?


    Gruß,
    knut

    • Offizieller Beitrag

    :D danke für diese frage...also, ich hoffe ich langweile dich nicht...


    ich hab das mal in bayern recherchiert, weil ich selbst mit dem gedanken spielte. das ging soweit, dass ein typ aus dem km mich angerufen hat und mit mir das am telefon besprechen wollte.


    der reguläre weg sah so aus: ein paar (nicht näher näher bestimmte) anzahl von seminaren an der uni nachholen, ein erstes staatsexamen ablegen, ein (in seiner länge nicht bestimmbares) referendariat durchführen und dann natürlich noch ein zweites staatsexamen ablegen. dann, so die aussage, wäre das möglich.


    auf meine nachfrage, wie das in diese zeit eigentlich mit meinem beamtenstatus aussähe (ich war schon lebenslänglich), kam nur ein komisches geräusch aus dem telefonhörer (pffffff).


    der kreischer war aber, dass ich auf die frage "warum das ganze?" die antwort bekam:


    "Weil am gymnasium mit ganz anderen methoden unterrichtet wird."


    als ich das meiner frau, die am gym arbeitet, erzählte, kamen wir tagelang aus dem lachen nicht heraus.


    ich habs dann gelassen. kann dich aber verstehn bei deinen aussichten. das ganze scheint ja hier in by auch überlegt zu werden. ich würde wirklich einfach mal am km anrufen. da gehen manchmal leute dran und heben ab.


    viele grüße


    h.

  • Danke für deine Antwort. Ich werde, dann mal den vorgeschlagenen Weg gehen. Deine Aussagen sind echt ein wenig frustrierend. Aber am schokierendsten finde ich, dass nun selbst im schönen Bayern der "Wahnsinn" Einzug zu halten scheint. Ich dachte solche Gleichmacherei würde nur von den "Chefideologen" aus der SPD vorangetrieben.
    Maßgabe unserer Bildungsministerin Doris Ahnen ist, dass man niemand verlieren dürfe. Im Klartext: Niemand soll die Schule ohne Realschulabschluss verlassen. Und wie kann man dieses große Ziel erreichen. Natürlich durch die gnadenlose Absenkung des Niveaus. Dies muss natürlich zu Lasten der leistungsfähigeren Schüler gehen. Das Ende vom Lied wird sein, dass der Realschulabschluss bald den gleichen Status wie der Hauptschulabschluss haben wird. Ein Hoch auf unsere großen Reformer!

    • Offizieller Beitrag

    Ich hatte erst nicht geantwortet, da ich nichts wirklich Genaues weiß und dachte, die Rheinland-Pfälzer hier wüssten es vielleicht genauer. Da aber anscheinend kein Rheinland-Pfälzer geantwortet hat, kann ich vielleicht Folgendes zur Frage beisteuern:
    Mir hat eine Freundin, die in Rheinland-Pfalz an einer Realschule unterrichtet, vor ein paar Wochen erzählt, dass an ihrer Schule viele Lehrer überlegen, auf Gymnasiallehramt aufzusatteln. Ich weiß nicht ganz genau, wie genau das ging, aber es war viel weniger aufwändig als in NRW und es schien nicht allzu kompliziert zu sein.
    Ich denke, es lohnt sich, sich mal bei der ADD zu erkundigen.
    In Rheinland-Pfalz unterschieden sich - zumindest vor einigen Jahren - die Realschul- und Gymnasialstudiengänge ja kaum voneinander.

  • Danke für die Antworten. Der letzte Beitrag hört sich ja schon erfreulicher an.


    Referendarin:
    Könntest du, wenn du mit deiner Freundin nochmals zusammentriffst, genauer nachfragen? Werde aber auf jedenfall auch mal bei der ADD nachfragen.


    Gruß,
    Knut

    • Offizieller Beitrag

    hi noch mal,


    in bayern sind die lehrämter schon im studium strenger getrennt als in nrw (hier gibts ja nicht sek I und sek II), soweit mein wissen reicht. man unterscheidet da nach "vertieft" und "nicht vertieft". es war aber zu meiner zeit (in würzburg) ein rein quantitativer unterschied. ich hab dieselben seminare wie meine frau besucht, brauchte aber scheine und nur ne halbe zwischenprüfung, habe aber mehr prüfungen am ende gehabt.


    es gibt aber ehemalige gy-lehrer, die an der rs unterrichten, weil sie am gy keine stelle bekommen haben. andersrum ist das eher selten, wobei ich weiß, dass das grad einen engpass gibt am gy - da wird rangezogen, was nicht bei 3 auf den bäumen ist.


    ich wünsch dir was - der typ, der damals mit mir telefoniert hat, muss nicht grad die tolle ahnung gehabt haben. vielelicht gibts grade, weils eben so eng ist mit lehrern, leichtere wege. wir haben ja schon die berühmten förster an der realschule als lehrer ;).


    achja, bei uns ist das nicht spruchreif mit der zusammenlegung. ist halt so eine halbgare idee der reform, wobei es sicherlich eher ein frage des geldes ist...


    aber das ist meine privatmeinung.


    grüße


    h.

  • Ich kenne mich mit eurer Schulreform nicht aus, aber warum diese "Angst" davor? Ist sie so unausgegoren?
    Wir haben an unserer Haupt- und Realschule 10 Jahre einen Schulversuch gehabt, die sog. Sekundarschule. Da wurden Haupt- und Realschule gemeinsam unterrichtet, bzw. in den Hauptfächern in Kursen (quasi eine Gesamtschule ohne die Gymnasiasten). Dieser Zeit trauern wir noch immer hinterher. Jetzt sind die Schulformen wieder getrennt und in der Hauptschule sammeln sich die sozialen Härtefälle und machen das Unterrichten quasi oftmals unmöglich. In der Sekundarschule konnten wir das auffangen.
    Bis zu einem gewissen Grad bin ich eher Fan dieser "Gleichmacherei"!

    • Offizieller Beitrag

    hi,


    ich stimme dir zu, grundsätzlich. ich würde dabei sogar noch viel weiter gehen, aber das würde jetzt zu weit führen.


    zu meinen problemen mit reformen (u.a. in bayern): für mich sieht vieles, was sich reformen schimpft, danach aus, als wenn man sich die durch pisa hochgelobten schulsysteme anschaut und dann hie und da einen punkt rauspickt, versucht ihn umzusetzen und dann glaubt, man könnte ebenso viel erfolg haben.
    als beispiel die überlegungen mit der zusammenlegung: man hört, dass die sogenannten einheitsschulen, an denen kinder bis zu einem gewissen alter zusammen unterrichtet werden, ziemlich gut sind. ist also eine großartige idee. nun hat man auf der anderen seite hier das problem, dass die hauptschulen schülermäßig abbauen. bleibt das problem: was mache ich mit dem überhang an lehrern, schulgebäuden...genau, beide ideen zusammen, fertig ist eine reform.


    probleme aus meiner sicht dabei:
    - nun sitzen lehrer zusammen an einer schule, die einen gehaltsunterschied von 1-3 stufen haben (lösung: die einstellungsstufe wird herabgesetzt)
    - realschulen und hauptschulen haben lehrplanmäßig und auftragsmäßig doch erhebliche unterschiede, wir liegen eher näher am gym (hebt man nun das niveau der einen seite oder senkt das der anderen?)
    - warum wird das gym nicht mit einbezogen? könnte sein, dass hier die lobby größer ist oder eben das schreckgespenst "gesamtschule", was man ja eigentlich nicht will?
    - wie siehts weiterhin mit den gebäuden aus...etc.
    - die "reform" soll insgesamt möglichst kostenneutral durchgeführt werden, d.h. nicht mehr lehrer, bessere ausstattung,mehr klassenräume, kleinere klassen usw.


    letzterer punkt ist das, was mir besonders quer liegt. alles, was ich an schulentwicklung kennen gelernt habe, läuft darauf hinaus, dass man mehr rausholen möchte, ohne aber mehr zu investieren. und irgendwie kann ich das nicht nachvollziehen.


    ein eben solches problem habe ich, dass immer nur an einem ende angefangen wird. warum ändert man nicht mal grundlegend die lehrerausbildung? das wäre doch ein schritt. was brauche ich denn reformierte schulen, wenn ich keine lehrer habe, die entsprechend unterrichten können?


    anmerkung:


    ich klinge hier wahrscheinlich ein wenig "verhärtet" oder "desillusioniert" - möchte das aber nicht falsch verstanden wissen. ich mache meinen job gern und habe spaß daran, ehrlich :D.


    darüber hinaus:


    ich wäre/bin ein befürworter einer einheitsschule bis zur neunten klasse, weil ich weiß, dass zb. zwischen gy und rs kaum ein unterschied bis dahin besteht. es müssten aber eben alle schularten einbezogen werden und ein grundsätzlich andere art der lehrerausbildung stattfinden.


    ich bin auch ein befürworter einer schulentwicklung, aber dann, wenn sie von unten kommt. wenn also den lehrern auch endlich wirkliche entscheidungsmöglichkeiten der gestaltung ihres schullebens gegeben würden oder aber, wenn die anwesenden lehrkräfte ihre möglichkeiten, die sie schon haben, auch wirklich wahrnähmen.


    sorry für die ausführlichkeit, hier ist grad ferienende, da grüble ich auch gern über solche sachen (vor allem angesichts der tatsache, dass hier ein schulgebäude für 16 klassen gebaut wurde vor drei jahren, obwohl es 18 sein sollten - wir aber im nächsten jahr 24 klassen haben werden...achja, es sollte auch eine dreifach-turnhalle geben, wir haben nur eine einfache bekommen - auch das meine ich mit unausgegorenen ideen in puncto bildung)


    grüße an alle, die in bayern jetzt wieder anfangen :)


    h.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr,
    ich gebe hawkeye grundsätzlich recht, wobei ich denke, dass vieles, was jetzt als "Reformen" angedacht wird, in der einen oder anderen Art schon mal da war und verworfen wurde. Jetzt wird halt einfach ein anderer Aspekt davon rausgepickt und verwurstet.
    Von der Gesamtschule (egal ob alle drei Schularten zusammen oder nur zwei) bis zur neunten Klasse, so, wie sie z.B. in Frankreich oder in England praktiziert wird, halte ich gar nichts, weil ich persönlich gesehen habe, wie es läuft. Und es läuft, bis auf ganz wenige Ausnahmen, richtig schlecht! Die Guten gehen hier unter, sind unterfordert und langweilen sich und werden zu Gunsten der Schlechteren viel zu wenig gefördert. Das Gesamtniveau sinkt deutlich ab.
    Es gab hier mal als Schulprojekt die Orientierungsstufe (ging aber nur bis zur sechsten Klasse), wo alle Schüler in den Nebenfächern zusammen waren, aber in den Hauptfächern je nach Begabung verschiedene Kurse besucht haben, die aber wechseln konnte. Das geht eher in die Richtung, die ich mir vorstellen könnte.
    Liebe Grüße
    Hermine,
    die im Übrigen nicht versteht, warum man RS-Lehrern den Wechsel zum Gym-Lehrer so schwer macht, während wir hier viele Diplomer haben, die einfach mal so nur mit Betreuung von uns unterrichten dürfen.

  • Ich gebe dir hawkeye auch in allem recht. Auch mich frustiriert, dass wir immer mehr machen sollen, ohne dass an irgendeinem Punkt etwas investiert wird.
    Wir hatten vor knapp einem Jahr Inspektion in der Schule und haben gewagt, den Inspektoren genau diese Ansicht bzw. diesen Frust mitzuteilen. Das hören sich diese arroganten Herrschften aber nicht an. Die Antwort war, dass wir nicht jammern sollen und dass wir nicht versuchen sollen, Dinge zu beklagen und zu verändern, die wir nicht verändern können. Unsere Aufgabe ist es, Unterricht zu optimieren mit den gegebenen Mitteln. Mehr verlangen dürfen wir aber nicht, nur immer mehr geben.
    Für mich ist das Ergebnis der gesamten Reförmchen, dass ich immer mehr Papierkram zu erledigen habe und mich immer weniger auf das Kerngeschäft, den Unterricht konzntrieren kann.
    Na ja, ich soll ja nicht jammern. Ich werd jetzt mal wieder höchst sinnvolle und nichtssagende Lernentwicklungsbögen auszufüllen! Die Unterrichtsplanung kann ich dann wieder nur nebenbei machen.
    Trotzdem allen ein schönes Wochenende 8)

  • Hallo,
    was mich so gnadenlos annervt, ist das die ganze Reform ohne Rücksprache mit den eigentlich hauptsächlich Betroffenen, den Lehrern, beschlossen wurde. Wir bekommen im Vorbeigehen den schwarzen Peter zugesteckt. Wir sollen nun wieder einmal etwas umsetzen, was von oben nicht einmal zuende gedacht wurde. Geldmittel gibt es allem Anschein nach zu urteilen natürlich mal wieder keine. Wie soll das auch gehen, wenn man Unsummen ausgibt, um sein unausgegorenes "Reförmchen" in allen Zeitungen als das Ei des Kolumbus großformatig bewirbt.
    Ich habe mich übrigens über die regularien bezüglich der Lehreraufstiegsprüfung in Rlp informiert. Wer näheres Wissen möchte, kann sich unter folgendem Link informieren.


    http://www.studienseminar-kobl…bildung/informationen.htm


    Viel Grüße


    Knut

  • Hallo zusammen,





    wer für sich gerne Rückschlüsse in RLP ziehen möchte, hier ein paar Fakten, nach bestem Wissen recherchiert:



    - eine IGS eliminiert das "traditionelle" Sitzenbleiben bis zur neunten Klasse per definitionem



    - laut Spiegel.de von 2009 geben "Bundesländer für `Ehrenrunden` 931 Millionen Euro im Jahr aus" - RLP demnach seinen Anteil


    - eine IGS soll paritätisch aus Hauptschul-, Realschul- & Gymnasiallehrkräften besetzt werden


    - der Sold einer Lehrkraft ergibt sich nach dem Beamtengesetz aus der Zahl der studierten Fachsemester (siehe Besoldungstabellen hier: http://www.mbwwk.rlp.de/bildun…werden/besoldungsgruppen/)


    - Gymnasien und IGS bieten offiziell gleichwertige Abschlüsse an


    - die meisten IGS-Formen stellen Fusionen aus Haupt- und Realschulen dar


    - Gymnasiallehrkräfte sind stark unterrepräsentiert an IGS, Sondergenehmigungen sichern das Abitur


    (Zwischenfrage: welche Schulform würde ein Finanzminister präferieren?)


    - Gymnasiallehrkräfte ziehen nach deren (eine nicht repräsentative Stichprobe) eigenen Aussagen das Gymnasium der IGS vor



    Problematik: Wie bekommt man die paritätische Besetzung der IGS in den Griff? - Anders formuliert: wie bekommt man Gymnasiallehrkräfte in die IGS?



    Beispielrechnung, die sich an der Lehrerausbildungsreform orientiert.


    Ein Gedankenspiel:


    Die Reform der Lehrerausbildung sieht eine stärkere "Praxisnähe" vor. Mit Bologna im Hinterkopf bitte auch an die sog. Orientierungssemester denken, die nicht als reine Fachsemester gewertet werden könnten, was laut Beamtenrecht eine Reduktion der Besoldung nach sich ziehen müsste. Zöge man - in Anlehnung an die Überschrift dieses Forumsbeitrags - eine Realschullehrkraft durch eine Aufstiegsprüfung aus dem System Realschule (plus) heraus, ergäbe sich eine Lücke für neue Kolleginnen und Kollegen, die dann nach einer evtl. neuen Besoldungstabelle eingestellt werden. Der Sold der Lehrkräfte mit Aufstiegsprüfung bleibt jedoch zunächst gleich (wenngleich das Deputat geringfügig abnimmt)




    Wohin mit den neuen Gymnasialkräften? An ein Gymnasium oder an eine IGS? Und wie erleichtert man die Entscheidungsfindung?



    Die Wertung dieser Informationen und das Beantworten der Fragezeichen überlasse ich den Leserinnen und Lesern.





    alles Gute

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