Wechsel von Berufsschullehramt zu Gymnasiallehramt

  • Hallo!


    Habe folgendes Problem: Ich studiere im 4. Semester (Bachelor) Berufsschullehramt mit der Fachrichtung Metalltechnik und dem Unterrichtsfach Mathematik. Mittlerweile habe ich aber immer mehr Zweifel daran, dass es das Richtige ist. Meine Interessen gelten allgemein dem Technik-Bereich sowie der Mathematik, aber vor allem auch dem Umgang mit jungen Menschen. Ich habe das Studium begonnen mit dem Ziel, an einem Technischen Gymnasium zu unterrichten. Leider wurde mir erst vor kurzem klar, dass Technische Gymnasien nie "allein stehende" Schulen sind sondern i.d.R. immer an andere berufsbildende Schulen angeschlossen sind, sodass man auch im BVJ, BGJ usw unterrichten muss. Ich habe auf klassischem Wege das Abitur gemacht und anschließend angefangen zu studieren, d.h. ich habe keine Ausbildung im Metallbereich sodass mir hier der Praxisbezug fehlt. Ich befürchte auch, dass ich in dem 1-jährigen Betriebspaktikum nie das praktische Wissen erlernen werde, was ich an einer Berufsschule brauche. Desweiteren werden an meiner Uni in keinster Weise Inhalte vermittelt werden, die ich in der Metalltechnik für später benötige. Die Umstellung von Staatsexamen auf Bachelor-Master ist so katastrophal "gelungen", dass mittlerweile ~70% das Studium abgebrochen haben (ohne Übertreibung!!!) und uns sogar Studienberater teilweise raten, die Universität zu wechseln.
    Ich stehe jetzt vor einer wichtigen Entscheidung: Entweder ich studiere Berufsschullehramt zu Ende und unterrichte nur Mathematik an einem 'normalen' Gymnasium oder ich wechsele meinen Studiengang? Wie sieht es mit den Einstellungschancen mit einem, wenn auch gefragten Unterrichtsfach aus? Wird man mit einem Unterrichtsfach verbeamtet?
    Ich hoffe ihr könnt mir diesbezülgich weiterhelfen! Danke im Voraus!
    MfG Alex

  • Ich würde mir an deiner Stelle nicht so viele Sorgen machen. Selbst wenn du mehr Praxis hättest, wäre die nach einigen Jahren im Lehrerberuf veraltet. Ich bin mittlerweile der Meinung, dass ich als Theorielehrer die Aufgabe habe, die Theorie (und ggf. die Fachpraxis) nach meinen Möglichkeiten zu unterrichten. Das ist deine Aufgabe, für die du bezahlt wirst. Es ist nicht deine Aufgabe, den Job, den die Schüler erlernen, zu machen oder perfekt zu beherrschen. Dazu gibt es wahrscheinlich auch zu viel unterschiedliche Berufsbilder, die du zu unterrichten hast.


    Dass an der Uni Dinge vermittelt werden, die du im Beruf selbst nicht brauchst, ist bei anderen Lehrämtern genau so. Du sollst an der Uni lernen, dir wissen anzueignen, wissenschaftlich zu denken und zu arbeiten. Du wirst eben nicht bloß ausgebildet, sondern wissenschaftlich gebildet (oder so).


    Ich verstehe noch nicht ganz, warum du an ein Gymnasium möchtest. Da du nur Mathe unterrichten würdest und mit Metalltechnik kein zweites gymnasiumgängiges Fach hast, würdest du 'nur' angestellter Lehrer werden (je nach Lehrerbedarf im Fach Mathe, kann in Zukunft auch anders aussehehen). Das wäre mit finanziellen Einbußen verbunden.


    Deine Einstellungschancen an einer berufsbildenden Schule würde ich mit deiner Fächerkombi als gut bezeichnen. Wobei ich nicht voraussehen kann, wir die Situation in einigen Jahren ist. Außerdem hast du ja vielleicht noch die Möglichkeit, in die private Wirtschaft zu wechseln. Mit Metalltechnik und Mathe hast du sicherlich gute Qualifikationen für einen Job außerhalb der Schule. Zumindest, wenn man den Geschichten von Facharbeiter und Ingenieursmangel glauben kann.


    Gruß

  • Danke erstmal für die Antwort!
    Ich mache in den nächsten Semesterferien ein mehrwöchiges Schulpraktikum an einer Berufsbildende Schule, an der es alles von BVJ bis Fachgymnasium gibt. Kann nur hoffen das dadurch meine Studiumwahl bestätigt wird Meine größte Sorge ist der Umgang mit den Schülern im BVJ. Gerade im Metalltechnikbereich hört man da häufiger mal unangenehme Angelegenheiten, die mich immer wieder zum Überlegen bringen.
    Wenn ich mein Refrendariat + 2. Staatsexamen an einer berufsbildenden Schule machen und anschließend beamtet werden würde, habe ich dann nicht die Möglichkeit, an ein 'normales' Gymnasium zu wechseln um nur Mathematik zu unterrichten ohne den Beamtenstatus zu verlieren?
    Grüße, Alex

  • Zitat

    Original von AlexP


    Wenn ich mein Refrendariat + 2. Staatsexamen an einer berufsbildenden Schule machen und anschließend beamtet werden würde, habe ich dann nicht die Möglichkeit, an ein 'normales' Gymnasium zu wechseln um nur Mathematik zu unterrichten ohne den Beamtenstatus zu verlieren?


    Keine Ahnung. Hängt sicherlich vom aktuellen Bedarf an Mathematiklehrern ab. Je mehr gebraucht werden, umso besser deine Chancen.

  • Ich weiß nicht, in welchem Bundesland du bist, aber an meiner Schule würde nach dem, was ich mitbekommen habe, keiner für nur ein Fach eingestellt werden bzw. zwar mit zwei Fächern, aber im Wissen, dass nur eines unterrichtet werden kann. Und ich vermute auch, dass die Schulen Leute mit der Fakultas für Sek I und II haben wollen.

  • Zitat

    Original von Aktenklammer
    Und ich vermute auch, dass die Schulen Leute mit der Fakultas für Sek I und II haben wollen.


    Lehramt an berufsbildenden Schule ist ja ein Sek. II-Studium.

  • @ CKR: Ich weiß, dass dieses Lehramt ein Lehramt für die Sek. II ist. Aber hier in NRW muss man für die Sek. I eine Erweiterungsprüfung machen, damit man auch in der Sek. I unterrichten darf.
    Ich kann mir nur vorstellen, dass man für ein normales Gymnasium mit Sek. I und II mit der bloßen Lehrbefähigung für die Sek. II nicht so interessant ist.

  • Zitat

    Original von Aktenklammer
    Aber hier in NRW muss man für die Sek. I eine Erweiterungsprüfung machen, damit man auch in der Sek. I unterrichten darf.


    Ach so, wieder was gelernt.


    Zitat

    Original von Aktenklammer
    Ich kann mir nur vorstellen, dass man für ein normales Gymnasium mit Sek. I und II mit der bloßen Lehrbefähigung für die Sek. II nicht so interessant ist.


    Das hängt meiner Meinung nach vom Angebot an Lehrkräften ab. Im Spiegel der vorigen Woche war ein interessanter Artikel dazu. Der Bedarf macht scheinbar vieles möglich.

  • Ich kann immer nur vor dem Hintergrund dessen, was ich an meiner Schule mitbekomme, mich äußern. An meiner Schule wird z.B. darauf geachtet, dass die Leute - außer bei absoluten Mangelfächern, wo man froh ist, überhaupt jemanden zu finden - ein Hauptfach dabei haben. Da es jetzt wohl so ist, dass bei Ausfällen durch Schwangerschaften o.ä. schulintern alles geregelt werden muss durch Hin- und Herschieben und es keine EZU-Vertretung mehr gibt, vermute ich eben nur, dass eine Lehrkraft mit der Befähigung nur für Sek II nicht so interessant ist. Einer Referendariatskollegin, die nur die Sek II-Befähigung hatte, wurde das zumindest auch so gesagt.

Werbung