Gutachten für eine mehr als schlechte Referendarin - wie formulieren?

  • Der Titel des Threads klingt gemein und plakativ, aber es war eine absolute Katastrophe.
    Die Referendarin ist eine Wiederholerin, sie wiederholt ein Jahr und muss in der Zeit 4 Lehrproben machen und ihre Staatsarbeit (ein zweites mal) schreiben.
    ich hatte sie jetzt ca.5 Wochen im Unterricht, hospitiert hat sie ca. 3 Monate.


    Ich nehme gerne Referendare, weil ich die Arbeit mit ihnen mag, auch wenn es manchmal wirklich eine Mehrbelastung ist.
    Ich hatte schon viel von ihr gehört, da sie zuerst bei zwei Kolleginnen war und beide die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben.
    ich wollte ihr eine reale Chance geben, zumal es für sie ja um alles geht. nochmal kann sie nicht durchfallen.
    Nachdem sie sich über die Gutachten der beiden Kolleginnen aufgeregt hat, war sie froh, dass ich mich ihrer annahm und klammert sich seither an mich. Sie ist nicht unselbstständig, absolut nicht, aber sie scheint in mir jemanden zu finden, der ihr helfen soll. Ständig rennt sie mir hinterher und will irgendwas machen, für mich kopieren oder so. Für mich hat das was von Rumgeschleime.
    Ich habe das nun ein paar Wochen mitgemacht und ich will diese Frau nicht mehr in meiner Klasse unterrichten lassen! Sie hat katastrophalen Unterricht gemacht für jemanden, der schon 2 Jahre Ref - durchgefallen oder nicht - hinter sich hat. Sie hat zwischendrin eine Lehrprobe gemacht, in der sie sich stark an einer meiner Studen (methodisch) orientiert hat. Trotz katastrophaler Gesprächsfürhung und Fehlern auf den Arbeitsblättern hat sie eine 3- bekommen - verglichen mit den anderen Stunden die absolute Höchstleistung!
    Sie hat sich gefreut und sich 1.000 mal bei mir bedankt. Mittlerweile hospitiert sie nur noch, würde aber gerne ihre UPP in meiner Klasse in meinem Anleitungsunterricht machen. Ich habe ihr schon gesagt, dass das nicht geht, da ich den Stoff der 12 alleine machen will -er ist prüfungsrelevant und sie ist total unsicher, kaum fachliches Wissen. Sie ist über 50 und hat in grauer Vorzeit mal Diplom-Sozialpädagogik studiert.
    Dafür tönt sie aber ständig rum, wie kompetent sie ist - vom Gesprächsverhalten ist diese Frau sowohl als Lehrerin als auch als Kollegin einfach nicht zu ertragen, im Kollegium lachen alle über sie und die armen Schüler, die sie unterrichtet, fragen ständig, wie lange das noch geht und merken vorsichtig an, dass sie sich bei ihr nicht wohlfühlen.


    In Unterrichtsnachbesprechungen kritisiere ich sie sachlich unjd ich habe das Gefühl, bei ihr kommt nichts an. Sie ist auch beratungsresistent, sie hat schon mehrmals gesagt bekommen, dass das wieder nichts gibt. Nun ja, das liegt nicht in meiner Hand,aber ich muss das gutachten schreiben. und ich will ehrlich sein.


    habt ihr Formulierungen, die nicht so hart klingen wie "für den Lehrerberuf nicht geeignet" (so hart es ist, aber es ist so!)?


    Habt ihr schon mal so eine Referandarin gehabt?

    3 Mal editiert, zuletzt von Micky ()

  • Zitat

    Original von Micky
    ich muss das gutachten schreiben.


    Echt? Ist das nicht Aufgabe des Schulleiters?

  • In NRW schreiben auch die Ausbildungslehrer Gutachten - aber der Schulleiter schreibt das Endgutachten, welches dann in die Gesamtnote eingeht.



    Leider habe ich keine Tipps, was die Formulierungen angeht, bin ja selber noch im Referendariat...

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Habt ihr schon mal so eine Referandarin gehabt?


    Ja, und ich finde das immer eine hoch problematische und ´schwierige Angelegenheit. Per Dienstordnung bin ich verpflichtet, mich an der Ausbildung der LiVs zu beteiligen - meinen Schülern gegenüber bin ich aber verantwortlich, dass da nicht Stunden um Stunden kostbarer Unterrichtszeit verschwendet werden. Dazwischen eine Grätsche zu machen ist maximal fies und man tut entweder dem einen oder dem anderen nix Gutes.


    Zitat

    Echt? Ist das nicht Aufgabe des Schulleiters?

    Die Gutachten des Schulleiters basieren meist auf den Gutachten der Mentoren, da er die LiVs ja im Unterricht selber kaum sieht.


    Sie zu formulieren, ist sehr schwer. Man hat ja nun auch nur Ausschnitte des unterrichtlichen Gebarens der Person gesehen. Und den meisten Lehrern fallen komplett vernichtende Urteile schwer, reflexhaft.


    Ich versuche jedoch, im Gutachten so angemessen und ehrlich wie möglich sein: wenn der / die LiV nur bei mir eine grottenschlechte Phase hatte, ansonsten aber leistungsfähiger ist, dann werden die anderen Gutachten eben entsprechend besser ausfallen. Wenn nicht, ist es wirklich besser, wenn die Summe aller schlechten Gutachten auch ein solches Urteil ist.
    Ich beurteile halt nur einen Ausschnitt und formuliere das auch so: "In den Unterrichtsversuchen in meinen Kursen vom 12. 3. 2008 bis ... zeigte Frau / Herr Y deutliche Mängel bei ... (Beispiel) etc. Bis zum Zeitpunkt Y konnte ich keine wesentliche Steigerung der Kenntnisse in / und der Kompetenz in ... feststellen. Zielvereinbarungen wie Y und Z konnten nicht erreicht werden (Beispiel).
    Ich stelle außerdem klar, dass es nicht an meiner mangeldnen Unterstützung lag, dass der / die LiV keine Verbesserung zeigte: "In den Nachbesprechungen des angeleiteten Unterrichts wurde Herr X ausführlich auf A, B und C hingewiesen (siehe Anhang). Ich habe ...mit ihm besprochen und ihm für ... umfassendes Material (Anhang) zur Verfügung gestellt. Trotzdem... "


    Es ist nämlich auch schon bei sehr engagierten Mentorenkollegen vorgekommen, dass solche "hopeless cases" versucht haben, die eigene Inkompetenz auf mangelnde Ausbildungsbereitschaft zurückzuführen ("Wenn der Bauer net schwimme kann, liegt's an der Hos" sagt man in Hessen dazu). Deshalb dokumentiere ich meine Mentorentätigkeit ziemlich genau.


    Blöde Situation sowas.
    Aber im Zweifelsfall muss die Frage sein: Will/kann man so jemanden für die nächsten X Jahre den Schüler zumuten? Womöglich abiturelevant? Kann diese Person wirklich funktionierender Teil eines Kollegiums werden?

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.


  • Was willst du mir jetzt damit sagen?
    Ich wollte lediglich aussagen, dass ich keinerlei Erfahrungen darin habe, Gutachten zu schreiben, da ich bislang nur Gutachten bekommen habe und noch keins selber verfasst...

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Zitat

    Original von katta


    Was willst du mir jetzt damit sagen?


    ...


    Sorry - ich hatte fälschlicherweise DICH als Mentorin "verortet"


    :rotwerd:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Ach so... lach...

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Zitat

    ihr Formulierungen, die nicht so hart klingen wie "für den Lehrerberuf nicht geeignet" (so hart es ist, aber es ist so!)?


    Ich finde, wenn der Eindruck so ist, wie er ist, ist das die einzig richtige Formulierung. Wenn Du sie abschwächen willst, kannst Du noch ein "nach meinem Eindruck" - oder so - einfügen. Allerdings ist die Frage, ob es juristisch okay ist, so zu formulieren. Frag doch mal Deinen Schulleiter!


    Und, ja, ich bin selbst noch im Ref. Aber ich war vorher auch woanders und durfte mehr als einmal miterleben, was passiert, wenn man sich um klare Formulierungen drückt. Die Leute kommen irgendwie durch und terrorisieren dann jahre- (oder jahrzehnte)lang ihre Umgebung. Wenn sie dann noch Karriere machen, weil auf jeder Karrierestufe Leute mit Helfersyndrom sitzen, dehnt sich die Reichweite dieses Terrors mit jedem Jahr weiter aus.

  • Ich kann auch nur sagen: Wenn es so ist, wie es ist, dann ist es so und nicht anders. Manchmal muss man die Schüler vor denen, die Lehrer werden wollen, schützen. Wenn sich jemand als absolut beratungsresistent zeigt und nicht bereit ist Ratschläge anzunehmen oder zu befolgen, dann kann man manchmal nichts machen. Aus eigener Erfahrung mit Lehramtsanwärtern weiß ich: Besser ein Ende mit Schrecken für den LAA, als ein Schrecken ohne Ende für die Schüler. Egal, wie schwer das auch fällt.

  • Hallo,


    Ich denke auch, dass ein ehrliches Gutachten immer das Beste ist! Was sind denn sonst noch mittelmäßige oder gute Gutachten wert?


    Voraussetzung sollte aber immer sein, dass ein schlechtes Gutachten nicht vom Himmel fällt und die Kritik auch vorher mehrfach und deutlich angesprochen wurde.


    Warum orientierst du dich bezüglich des Grades deiner "Schärfe und Deutlichkeit" im Gutachten denn nicht am Grad deiner "Schärfe und Deutlichkeit" in den Nachbesprechungen? Das fände ich fair! Denn wenn jemand (allgemein, nicht du!) seine Kritik in Nachbesprechungen immer blumig verpackt, dann sollte das Gutachten nicht den unerwarteten Hammer bringen. Andererseits: Wenn du die Punkte schon deutlich angesprochen hast, dann geht auch eine ehrliche Begutachtung in Ordnung...

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