Lehrer-Schüler-Machtkämpfe

    Ich gehe demnächst ins Referendariat und seit meinem letzten Unterrichtspraktikum beschäftigt mich immer wieder die Frage, wie ich denn eigentlich reagieren könnte, wenn sich Schüler meinen Arbeitsaufträgen widersetzen, weil sie die Grenzen austesten wollen.
    Welche Möglichkeiten hat man überhaupt als Referendarin?
    Helfen überhaupt angedrohte Konsequenzen, wie: Wenn Du das nicht machst, dann...?
    Kann mir jemand Tipps geben, wie man solche Probleme angehen könnte, ohne sich in sinnlose Machtlämpfe zu verstricken?

    Ich glaube, die meisten dieser Probleme sind zu kontextbezogen und von den jeweils handelnden Personen abhängig, als dass man pauschale Hinweise und Tipps geben könnte.


    Generell halte ich aber durchaus Humor und ein wenig Gelassenheit (die vielleicht mit etwas mehr Routine kommt) für an vielen Stellen hilfreich (neben der nötigen Ausstrahlung, die schon deutlich machen sollte, wann der Spaß wirklich vorbei ist). (Oder vielleicht eine kurze Erinnerung an die eigene Schulzeit - als Schülerin war ich -glaube ich- recht unausstehlich, wobei man als Schüler in dem Alter auch schlicht mit "wichtigeren" Problemen beschäftigt ist, als gerade mit dem langweiligen Unterricht;-)


    Abstimmen mit Kollegen halte ich auch für hilfreich, damit alle bei Problemen am gleichen Strang ziehen (also Klassenlehrer fragen, andere Fachkollegen fragen, wie die mit bestimmten Dingen umgehen).


    Ansonsten halte ich es mit den Ansätzen des Konstruktivismus: Ich kann Bedingungen und Atmosphäre schaffe, Methoden an die Hand geben, die sinnvolles Lernen ermöglicht/en, aber ich kann niemanden dazu zwingen, sich wirklich mit einer Thematik zu beschäftigen.


    Wenn ich allerdings eine Konsequenz androhe ("Wenn Du noch einmal störst, werfe ich Dich aus dem Unterricht.") dann muss ich das auch durchziehen, sonst wird es unglaubwürdig.


    Grüße


    Birgit (arg ferienreif)

    „Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

    2 Mal editiert, zuletzt von Birgit ()

    ich mache auch gerade mein Ref und mir hat besonders die Abstimmung mit der Klassenlehrerin geholfen. Bei mir ist es zum Glück so, dass alle sehr hilfsbereit sind. Ich halte sie über Probleme in den Klassen auf dem Laufenden und bekomme auch Tipps, wie ich an die Schüler, mit denen ich gerade Probleme habe, besser rankommen kann (die kennen schließlich ihre Schüler am Besten).
    ich glaub Birgit hat ansonsten schon alles gesagt *g*

    du hast nicht verloren - die anderen haben nur gewonnen

    Wie schon gesagt, es kommt immer drauf an.


    In meiner derzeitigen Klasse halte ich meine Klassenlehrerin ebenfalls auf dem Laufenden. Probleme werden weiter gegeben und gelegentlich nimmt sie sich Schueler persoenlich vor. Genauso werden sie unter Umstaenden auch an die Direktorin verwiesen, wenn das Fehlverhalten ueber meine Sanktionierungsmoeglichkeiten hinaus geht.


    Generell brauchst du dich aber von vielen Sachen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Schueler die sich weigern Arbeitsauftraege zu erledigen bekommen bei mir die Wahl - entweder wird's waehrend der Stunde gemacht, oder in ihrer Pause. Gemacht wird's auf jeden Fall und ich diskutier nicht.


    Waehrend der Stunde bekommen meine Schueler meist eine klare Warnung. Bei den meisten reicht das voellig. Auch mein Problemkindchen reagiert normalerweise darauf. Wenn nicht, folgt die 2. Warnung und sie verlieren Spielzeit (stattdessen sitzen sie dann 5 Minuten lang auf dem Boden vor der Tafel). Sollte das immernoch nicht fruchten, verlieren sie weitere 10 Minuten, jedes Mal wenn ich sie wieder zurecht weisen muss. Das tut dann richtig weh, denn sie haben nur 30 Minuten pro Woche. Bisher musste ich das aber kaum durchziehen und mehr als 15 Minuten hat nie jemand verloren.
    Klar, gelegentlich faengt dann jemand an zu heulen...aber sie haetten sich ja auch einfach benehmen konnen. Die Regeln und Konsequenzen sind klar und bekannt. Traenen nuetzen da nix...ich bin doch net die Mama.
    Zur naechsten Stunde bekommen sie dann ne neue Chance, obwohl die erste Warnung dann wohl schneller kommt. Aber wie gesagt, inzwischen reicht die erste Warnung.


    Du musst einfach Erwartungen stellen und dann auch Konsequenzen durchziehen, wenn sie diesen Erwartungen und deinen Regeln nicht folgen.


    Lass dich waehrend der Stunde nicht auf Machtkaempfe ein. Dafuer gibt's nen Ort und ne Zeit, dein Unterricht sollte keines der beiden bieten. Sprich mit Schuelern nach der Stunde oder am Ende des Tages.


    Bei uns ist es ausserdem auch relativ einfach Eltern anzusprechen (sie holen ihre Kinder naemlich ab, oder bringen sie morgens). Wenn es Probleme gibt, kann man sie recht leicht mal abfangen und kurz reden. Die meisten Eltern haben kein Problem damit, wenn ihr Kind bestraft wird, weil es sich nicht benimmt oder sonst gegen Regeln verstossen hat. Um diese Verstaendis zu haben, muessen sie aber wissen das was falsch laeuft und was Lehrer versuchen dagegen zu machen, und auch wenn sich Kind gebessert hat. Niemand will nur schlechte Nachrichten ueber den eigenen Nachwuchs bekommen. Kommunikation mit dem Elternhaus ist deswegen wahnsinnig wichtig. Wenn du die Eltern hinter dir hast, dann geht's viel einfacher. Das kommt allerdings aufs Alter deiner Schueler an. :)


    Naja, mal sehen, wie das an meiner neuen Schule laeuft. In etwas ueber einer Woche treff ich meine erste ganz eigene Klasse zum allerersten Mal. :D

    Hallo yegua,


    da schneidest Du ein komplexes Thema an. Die "Machtfrage" stellt der Frey. Hier habe ich wertvolle Tipps bekommen. Der Ratgeber wird hier im Forum "Bücherecke" unter der Rubrik "Referendariat" an 2. Stelle vorgestellt.


    LG


    elissa

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