Jahrgangsübergreifend 1,2 und 3! Hilfe!!!

  • Hallo,


    im neuen Schuljahr erwischt es mich eiskalt. Ich bekomme eine jahrgangsübergreifende Klasse 1 bis 3. Davon kommt ein Kind in die Schule, in der 2. Klasse sitzen 5 Kinder aus der Diagnoseförderklasse und 2 ehemalige Grundschüler und in der Klasse 3 sitze ein ehemaliger Grundschüler und ein lernbehindertes Kind. So soviel zur Klassenzusammensetzung. Und nun???? :ka:


    Ich habe echt keinen blassen Schimmer, wie ich das alles unter einen Hut bekommen soll.
    Hat jemand von euch Erfahrungen oder ein paar gute Idden??


    Ich wäre euch für Hilfe jeder Art sehr dankbar.



    Ulli

  • Mein Vater ist - mit gutem Erfolg - in eine einklassige Dorfschule gegangen. Ich selbst war 3 Jahre in der Klasse 3-5, ehe ich ins hum. Gymnasium wechselte, auch das klappte. Am schlimmsten habe ich aus der Volksschule das Vorsingen vor der ganzen Klasse vor den Zeugnissen in Erinnerung, es war mehr als grauenhaft. Am schönsten war, wenn man z.B. in der 3. oder 4.Klasse stillbeschäftigt rechnete und ein 5.Klässler konnte seins an der Tafel nicht. Wenn man dem Großen zeigen konnte, wie es geht, wuchs man gleich innerlich ein paar Zentimeter. Nie im Leben hätte ich daran gedacht, dass ich einmal als Lehrer in die Sonderschule geraten könnte, in eine Schule, die so ziemlich genau das Gegenteil von dem ist, was das Wort Schule bedeutet.
    Schwierigkeiten sind aber ein ausgezeichneter Wegweiser; sie zeigen, dass es ANDERS besser geht. Die Pädagogik glaubt das nicht; sie arbeitet allen Misserfolgen zum Trotz bis in die Erschöpfung hinein daran, dass es PERFEKTER besser geht. Offenbar ein Irrtum.
    Meine Konsequenz daraus war die neue Ich-kann-Schule. Ich mache nicht mehr an den Fehlern und Schwächen rum und verschleiße dafür meine ganze Energie sondern ich wende mich den noch nicht entfalteten STÄRKEN zu, und nur diese STÄRKEN bekommen meine Energie. Und das klappt gut, wenn ich den Menschen nicht als erstes sage, wie doof sondern wie gescheit sie sind. Wenn ich mich nach ihren STÄRKEN erkundige, dann interessieren die sich auch für mich. Wenn ich dagegen das abstrakte vorgeschriebene perfektionistische Programm für die Schwächen als "Förderung" abspule und an den Schülern zu vollziehen suche, mache ich mir die STÄRKEN zu Feinden - selbst wenn es sie nach den kleinkarierten "Diagnosen" gar nicht geben sollte.
    Es ist wie in einem Vortrag im großen Saal: Da sitzen auch die unterschiedlichsten Leute, doch ich kann sie in meinen Bann ziehen, weil ich ihnen etwas Großartiges über sie zu sagen habe und weil ich nicht an ihnen hermmäkle.
    Vor 30 Jahren ist mir einmal im Vortrag der Faden gerissen. Ich ließ mir von den Hörern weiterhelfen, und das war das Beste vom ganzen Vortrag: Erstens hatten dadurch meine Hörer eine HAUPTrolle und das tat ihnen gut, und zweitens hatten sie endlich nicht die 500. Variation eines perfektenj Blenders erlebt sondern einen Menschen, mit dem sie konkret zusammen lernen konnten, wie es weitergeht, wenn es nicht weitergeht. Seitdem zeige ich oft Schwächen und lasse mir helfen, damit meine Mitmenschen wichtig werden, schon die jüngsten. Und sie danken es mit Aufmerksamkeit und menschlichem Interesse. Ich gebe zu, ich bin dadurch nicht der vorgesehene Lernzielvollstreckungsbeamte, aber ich LEBE und die Schüler/Hörer LEBEN auch - was ich nicht unbedingt immer annehmen würde, wenn ich die Vitalfunktionen von Schülern und Lehrern im Unterricht überprüfte.
    Ich käme nie auf die Idee, dass ich "alles unter einen Hut bekommen muss" - dieser Hut heißt ja auf Psychodeutsch SCHABLONE. Wenn wir nicht immer noch schwächer und kränker werden wollen, dann müssen wir endlich mit dieser Verschablonisierung der Gesellschaft von Kindesbeinen an aufhören. Man braucht doch im Grunde nur konkret zu beobachten, wie es ein guter ErZIEHer macht. Der macht keinen DRUCK, der zieht auch niemand, aber er lässt sich etwas einfallen, was ZIEHT. Und es zieht immer, was Nahrung für das Persönlichkeitswachstum ist. Und so setze ich auch auf Dein / Euer Wachstum. Guten Erfolg!
    Franz Josef Neffe, DCI

  • Ich unterrichte in einer jahrgangsgemischten 1-3 - allerdings an einer Montessori-Schule mit gaaanz toller Ausstattung, pädagogischer Zweitkraft und freiem Lehrplan ... 1-3 find ich super :) (v.a. nachdem ich ein Jahr 1-4 unterrichtet habe)


    Wenn du nur einen Erstklässler hast, dann wird der sich wahrscheinlich stark nach oben orientieren (hab momentan nur ein Drittie-Mädchen, und das orientiert sich stark nach unten ... :( ). Ansonsten haben wir ähnlich bunt gemischte Klassen ("Montessorischule" hört sich für die Eltern dann doch besser als "Förderschule", hochbegabte Kinder - die sich sonst langweilen würden - sind bei uns auch besser aufgehoben, etc.).


    Mein Tipp aus eigener Erfahrung: Versuche so viel wie Möglich an Eigenverantwortung in die Hände der Kinder zu geben, die Kinder sind dazu erstaunlich gut in der Lage und sie sind glücklich, wenn man sie ernst nimmt! Freiarbeit ist natürlich auch super bei Klassenmischung ... (wie so überhaupt).


    Wenn du noch konkrete Fragen hast, kannst du dich gerne nochmal melden!

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