Schulschließungen, Kurzsichtigkeit und Kinderboom

  • Bei uns in Ba-Wü stehen mehrere Hauptschulstandorte vor der Schließung.
    Begründung: Zurückgehende Schülerzahlen. Dass unsere Politiker kurzsichtig sind, ist nicht mehr zu übersehen - denn die Rechte weiß nicht, was die Linke tut (und das ist nicht als politische Lagereinteilung gemeint):


    In den nächsten Jahren (ab 2011) wird - Schätzungen zufolge - die Bevölkerung in der Bundesrepublik um 2 bis 10 Millionen Einwohner zunehmen. Durch die EU-Osterweiterung wird in den nächsten Jahren die Freizügigkeit für alle Bewohner der Beitrittsländer umgesetzt.


    Nachdem die Zukunftschancen und die Lebensqualität bei uns auf Jahre hin höher sein wird als in den Beitrittsländern, werden wohl die Zuwanderungszahlen massiv ansteigen.


    http://www.migration-online.de/beitrag._aWQ9NjA1Mg_.html
    http://www.migration-boell.de/web/migration/46_1072.asp
    http://www.foerderland.de/755+M5852f845a45.0.html

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Nun gut, zum angeblichen Bevölkerungswachstum kann ich gar nichts sagen. Aber ich unterrichte an einer kleinen (im HS-Zweig von Schließung bedrohten) GHS. Die Hauptschulen leider nicht nur am allgemeinen Schülerrückgang, sondern - vor allem! - an drastisch sinkender Akzeptanz bei den Eltern, die mitunter nichts unversucht lassen, um eine HS-Empfehlung zu vermeiden... Wobei das ja ein anderes, aber nicht weniger brisantes Thema ist!


    Gruß
    sunshine_lady

  • Ich glaube nicht, dass die Bevölkerung in der BRD ab 2011 um 2 bis 10 Millionen Einwohner steigen wird. Selbst bei Einführung der Freizügigkeit in diesen osteuropäischen Ländern ist nicht garantiert, dass die Bundesrepublik von einem Zuwanderungsgewinn profitieren könnte. Ich halte dieses Simulationsmodell für sehr unsicher. Außerdem werden diese Länder wohl alles daran setzen, ihre gut ausgebildeten Fachkräfte im eigenen Land zu halten, um ihren eigenen Wohlstand zu sichern und auszubauen.


    Was die Bevölkerungsentwicklung Deutschlands angeht: hierbei vertraue ich doch eher den derzeitigen statistischen Daten und Vorausberechnungen. Fakt ist: Die niedrige Geburtenrate in Deutschland von 1,4 Kinder pro Frau wird sich in den nächsten Jahren kaum ändern. Der Sterbeüberschuss betrug 2005 143 000. Im gleichen Jahr lag der Zuwanderungsgewinn (= Wanderungssaldo) nur noch bei 79 000. Die Bevölkerung Deutschlands schrumpft seit etwa 2003. Ohne Wanderungen wird die Bevölkerung Deutschlands von derzeit 82 Mio. bis zum Jahr 2050 auf 50 Mio. und bis zum Jahr 2100 auf 24 Mio. Menschen zurückgehen. Selbst bei einem unterstellten jährlichen Wanderungssaldo von 250 000 jüngeren Menschen pro Jahr ergäbe sich bis 2050 ein Rückgang auf 66 Mio. und bis 2100 auf 50 Mio. Dieser Wanderungssaldo ist sehr hoch. Um das Verhältnis von Erwerbsfähigen und Rentnern auf dem jetzigen Stand zu halten, müsste Deutschland bis 2050 sogar die völlig utopische Zahl von 188 Mio. Zuwanderern aufnehmen (die Ergebnisse stammen von Herwig Birg).


    Mal weg von diesen ganzen verwirrenden Zahlen: die Bevölkerung Deutschlands nimmt ab und wird noch stärker abnehmen. Betroffen davon sind eben schon jetzt in vielen Regionen Kindertagesstätten, Grundschulen und Hauptschulen. In den Kindergärten können keine Gruppen mehr gebildet werden und viele Einrichtungen sind nur noch zu erhalten, indem man das Angebot auf die Betreuung von unter Dreijährigen erweitert. Grundschulen werden geschlossen oder durch die Bildung jahrgangskombinierter Klassen am Leben erhalten. Die Teilhauptschulen sind in Bayern fast schon alle weg und natürlich trifft es irgendwann auch die reinen Hauptschulen, die sicherlich auch aufgrund ihres schlechten Image (siehe sunshine_lady) vom Schülerrückgang betroffen sind. Gymnasien und Realschulen werden auf Jahre hin gesehen bestimmt auch von dem Bevölkerungsrückgang betroffen sein.


    Was sollen die Politiker deiner Meinung nach tun alias? Auf derartige Simulationsmodelle bauen und trotz fehlender Schüler nicht am Erhalt dieser Schulen rütteln? Sie gehen einfach vom status quo aus und der lautet: zu wenige Schüler, ergo keine Klassenbildung möglich, Schließung der Schule. Natürlich wäre es für uns alle traumhaft mit 10-15 Schülern zu arbeiten. Aber irgendwo kommt das eben alles zu teuer. Daran ändern können wir nichts.


    Abschließend: ich glaube, dass sich die Geburtenrate in Deutschland nicht groß verändern wird. Schulschließungen aufgrund rückläufiger Schülerzahlen werden sich noch drastischer verstärken, da stehen wir erst am Anfang. Zuwanderung mag auf den ersten Blick ein Hoffnungsschimmer sein, andererseits stellt sich die Frage, ob Deutschland fähig ist, hohe Zuwandererraten auf verschiedenen Ebenen zu verkraften.


    Stellen wir uns als Junglehrer (die meisten in diesem Forum dürften das sein) also auf ereignisreiche Veränderungen (nicht nur) in unserem Berufsfeld ein.


    LG, Alex

  • Es ist trotzdem kurzsichtig. Gerade WEIL die Bevölkerungszahl zurückgeht, dürfen die Investititonen (!) in die Bildung NICHT zurückgehen. Je weniger junge Leute es gibt desto besser müssen sie ausgebildet werden. Weniger Schüler erfordern unbedingt höhere Investitionen für den einzelnen, weil auf seinen Schultern zukünftig größere Lasten liegen. Deshalb


    Zitat

    Sie gehen einfach vom status quo aus und der lautet: zu wenige Schüler, ergo keine Klassenbildung möglich, Schließung der Schule. Natürlich wäre es für uns alle traumhaft mit 10-15 Schülern zu arbeiten. Aber irgendwo kommt das eben alles zu teuer.


    greift diese administrative Argumentation zu kurz. Es ist eben eine typische Milchmädchenrechnung.


    Aber das sind Zusammenhänge, die in Deutschland nicht vermittelbar sind. Dass man mehr in Schulen investieren muss, WEIL die Schülerzahlen sinken, widerspricht dem "gesunden Menschenverstand", und der ist einfach zäh.


    Entsprechend müssen wir uns tatsächlich auf Schulschließungen im großen Stil einstellen, inklusive schulischer Verödung ganzer Regionen.

  • Zitat

    Original von smelly.....


    Abschließend: ich glaube, dass sich die Geburtenrate in Deutschland nicht groß verändern wird. Schulschließungen aufgrund rückläufiger Schülerzahlen werden sich noch drastischer verstärken, da stehen wir erst am Anfang. Zuwanderung mag auf den ersten Blick ein Hoffnungsschimmer sein, andererseits stellt sich die Frage, ob Deutschland fähig ist, hohe Zuwandererraten auf verschiedenen Ebenen zu verkraften.....


    Die Geburtenrate in Deutschland wird bereits durch Migranten stabilisiert. Deutschland hat bereits hohe Zuwandererzahlen verkraftet, bedingt durch den Bevölkerungsrückgang stellt sich auch die Wohnraumbeschaffung nicht als riesiges Problem dar. Die Zuwanderung lässt sich nicht verhindern - und sie kommt. Genauso wie die Abwanderung der Bevölkerung aus den neuen Bundesländern stattgefunden hat.
    Interessante Daten zum Wohlstandsgefälle und zu Abwanderungsraten finden sich beim Statistischen Bundesamt:
    http://www.destatis.de/jetspee…erVergl,property=file.pdf


    Die Integration der Zuwanderer wird auch in Zukunft in erster Linie in der Institution geleistet werden, wo sie auch in der Vergangenheit stattgefunden hat: An den Hauptschulen. Spätestens 2011 sind die Grenzen offen (in drei Jahren). Bis dahin gilt es, auch Klassengrößen von 10-15 Schülern an der Hauptschule zuzulassen (was pädagogisch eh' sinnvoll ist).


    Sparen kann man auch woanders. Denn die Folgekosten dieser Einsparungen durch Schulschließungen werden die eingesparten Beträge weit übertreffen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich vermute eher, dass selbst im Süden Deutschlands sich langsam die Einsicht durchsetzt, dass die Hauptschule gewisse Nachteile mit sich bringt.


    Schließe ich also *jetzt* die Hautpschulstandorte, kann ich später (wenn denn Bedarf anstehen sollte) quasi schleichend die Hauptschule abschaffen, und trotzdem politisch behaupten, ich sei für das drei-gliedrige Schulsystem (aufgrund seiner nachgewiesenen überlegenheit bla bla). Ganz abgesehen davon, dass ich dann gleich schöne neue Schulen ("mit mehreren Bildungsgängen" --- bloß nicht das linksideologische "Gesamtschule" in den Mund nehmen) bauen kann, wenn die alten erstmal 20 Jahre vor sich hin gegammelt haben.


    Abgesehen davon, spart jede Schulschließung natürlich viel Geld und man kann bei späterem Bedarf erstmal mit angestellten, Aushilfs- oder Feuerwehrkräften arbeiten ...


    Ich sehe nicht, wo das *politische* Risiko läge, jetzt Hauptschulen zu schließen. Und Risiken, die die Politik zu tragen hat, sind stets *nur* politisch und nicht etwa pädagogisch oder "vernünftig" zu bewerten.


    ambrador

  • Aktueller Artikel in der Süddeutschen Zeitung. Ich denke mal die Hauptschule hat keine Zukunft mehr. In spätestens 20 Jahren wird sie in ihrer jetzigen Form von der bildungspolitischen Landkarte verschwunden sein.


    http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/187/452884/text/


    Allen Forenteilnehmern wünsche ich morgen einen guten Rutsch und Gesundheit im neuen Jahr. Mal sehen, was diesmal wieder alles auf uns zukommt.


    LG, Alex

  • Zitat

    Original von unter uns
    Es ist trotzdem kurzsichtig. Gerade WEIL die Bevölkerungszahl zurückgeht, dürfen die Investititonen (!) in die Bildung NICHT zurückgehen. Je weniger junge Leute es gibt desto besser müssen sie ausgebildet werden. Weniger Schüler erfordern unbedingt höhere Investitionen für den einzelnen, weil auf seinen Schultern zukünftig größere Lasten liegen. Deshalb
    [...]
    Aber das sind Zusammenhänge, die in Deutschland nicht vermittelbar sind. Dass man mehr in Schulen investieren muss, WEIL die Schülerzahlen sinken, widerspricht dem "gesunden Menschenverstand", und der ist einfach zäh.


    Entsprechend müssen wir uns tatsächlich auf Schulschließungen im großen Stil einstellen, inklusive schulischer Verödung ganzer Regionen.


    Dem ist (fast) nichts hinzuzufügen.


    Wenn man sich überlegt, dass Schavans groß angekündigtes "Renovierungsprogramm" für alle Schulen und Universitäten Deutschland lächerliche 7,5 Milliarden Euro umfasst und dagegen eine bayerische Provinzbank alleine 30 Milliarden in den Rachen geschoben bekommt (http://www.ftd.de/unternehmen/…FCr-Hypo-Real/449532.html) (und @Modal Notes: Jetzt bitte nicht wieder "Das wird uns alles nichts kosten"), dann weiß man, wie im "Bildungsstandort" Deutschland die Uhren ticken.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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  • Bin selbst seit Jahren an einer Kölner GHS tätig und mein Fazit kann nur lauten: abschaffen! Am besten heute noch. Die hier vermittelten Inhalte haben mit der Berufswirklichkeit auch der einfachsten Ausbildungsberufe (Teilezurichter) nichts mehr zu tun. Und nun warte ich auf die Frage: "Warum vermittelt ihr nichts Anderes / anders?" Antwort: "Geht nicht!" Der/die durchschnittliche SuS unserer Einrichtung ist in Klasse 8 in den Fächern Mathematik und Deutsch auf dem Stand eines mittelmäßigen Grundschülers Klasse 4. Von den im letzten Juni mit Abschluss der Klasse 10 entlassenen 68 SuS haben genau 2 SuS einen Ausbildungsvertrag erhalten, wobei einer davon die Probezeit nicht überlebt hat. Bleibt also einer von 68. Fragen? Grundsätzlich leben unsere SuS in einem Paralleluniversum, dessen oberster Grundsatz ist: "Isch kann alles!" Dass sie de facto nichts können, sich ansatzweise auf dem Stand der deutlich besser agierenden LB-Schulen bewegen, sich ein altgedientes und trotz alledem wunderbar engagiertes Kollegium die Zähne an dieser Ignoranz ausbeißt, die Schule vor allem als Ganztagsschule allein ein Abschiebeort für die auch familiär ungeliebten Kinder ist, deprimiert ungemein. Was bleibt sind Ohnmacht mit Blick auf die drohende Katastrophe einer lebenslang zu betreuenden Schicht und letztlich auch Entsetzen hinsichtlich der solchermaßen vernichteten Steuergelder. Zum Glück dringt alles das nicht an die Öffentlichkeit.

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

    Einmal editiert, zuletzt von stranger ()

  • Zitat

    Original von stranger
    Bin selbst seit Jahren an einer Kölner GHS tätig und mein Fazit kann nur lauten: abschaffen! [...] Der/die durchschnittliche SuS unserer Einrichtung ist in Klasse 8 in den Fächern Mathematik und Deutsch auf dem Stand eines mittelmäßigen Grundschülers Klasse 4.[...] Grundsätzlich leben unsere SuS in einem Paralleluniversum, dessen oberster Grundsatz ist: "Isch kann alles!" Das sie de facto nichts können, sich ansatzweise auf dem Stand der deutlich besser agierenden LB-Schulen bewegen, [...]


    Abschaffen? Und wohin dann mit den Schülern? Jetzt aber bitte nicht: "Auf die Einheits-/Gesamtschule." Als ob dort die "Isch kann alles!"-Mentalität verschwinden würde...


    Aber wie ich unsere Bildungspolitiker kenne, werden die sich mit Sicherheit wieder einmal die Lösung zurechtbasteln, die mit minimalem finanziellen Einsatz den maximalen Schaden am Schulsystem produziert.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Wohin? Sorry für meinen nun kommenden Sarkasmus, aber er hat es doch geschrieben:


    Zitat

    sich ansatzweise auf dem Stand der deutlich besser agierenden LB-Schulen bewegen,


    Also: die LB-Schule wartet schon. Bzw. sie wartet nicht, wenn die Gerüche stimmen, dass in Detmold die Sonderschullehrer im Rahmen eines Projektversuches auf die Grundschulen verteilt werden sollen und die Sonderschulen massiv zurechtgestutzt werden sollen.


    Kann das ein Sonderschulkollege aus der BezReg Detmold bestätigen?


    kl. gr. Frosch


    P.S.: Zu meiner obigen Aussage. Die Schüler haben es halt in den letzten Jahren geschafft, auf immer höhere Schulen zu kommen, auch wenn sie dort falsch sind.
    Realschüler finden sich am Gymnasium wieder, Hauptschüler auf der Realschule, auf der Hauptschule befinden sich noch echte Hauptschüler, aber auch (sonst wären da ja noch weniger Schüler) Schüler, die vor 20 Jahren nur den Sonderschulabschluss bekommen hätten. Irgendwas muss da schief gelaufen sein. :(

  • Selbstverständlich sollte die HS nicht ersatzlos "abgewrackt" werden. Man könnte damit beginnen, das unselige weil vollkommen überflüssige 10. Schuljahr für diese Kinder zu streichen (Wo der Knopf für "Not-aus!" ist, ist unseren SuS vielleicht durch ein zweijähriges Intensivtraining beizubringen,... kein Witz, leider: Unlängst hat einer unserer Experten im Rahmen eines Betriebspraktikums entgegen der x-fachen Ermahnungen des Werkstattleiters einen Opel in die Grube gefahren. Wer will so einen?). Nein, die Berufskollegien sollten alternative praxisorientierte Lehrgänge anbieten und vor allem die LB-Schulen benötigen und verdienen im Gegenzug eine fulminante materielle und personelle Aufwertung. Schließlich sollte man alles tun und denjenigen Kindern, die sich den Zugang zu einer höheren Schule erarbeitet haben, den intellektuellen Sumpf einer Gemeinschaftsschule zu ersparen.

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

    Einmal editiert, zuletzt von stranger ()

  • Zitat

    Von den im letzten Juni mit Abschluss der Klasse 10 entlassenen 68 SuS haben genau 2 SuS einen Ausbildungsvertrag erhalten, wobei einer davon die Probezeit nicht überlebt hat.


    Wieso kriegen die 'nen Abschluß??? Das ist doch eigentlich Betrug. Die bekommen ein Zertifikat wo nicht draufsteht, was drin ist.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    Einmal editiert, zuletzt von SteffdA ()

  • Zitat

    Original von stranger
    Selbstverständlich sollte die HS nicht ersatzlos "abgewrackt" werden. Man könnte damit beginnen, das unselige weil vollkommen überflüssige 10. Schuljahr für diese Kinder zu streichen (Wo der Knopf für "Not-aus!" ist, ist unseren SuS vielleicht durch ein zweijähriges Intensivtraining beizubringen,... kein Witz, leider: Unlängst hat einer unserer Experten im Rahmen eines Betriebspraktikums entgegen der x-fachen Ermahnungen des Werkstattleiters einen Opel in die Grube gefahren. Wer will so einen?). Nein, die Berufskollegien sollten alternative praxisorientierte Lehrgänge anbieten und vor allem die LB-Schulen benötigen und verdienen im Gegenzug eine fulminante materielle und personelle Aufwertung. Schließlich sollte man alles tun und denjenigen Kindern, die sich den Zugang zu einer höheren Schule erarbeitet haben, den intellektuellen Sumpf einer Gemeinschaftsschule zu ersparen.


    Genau daran arbeiten wir. Unsere 9.-Klässler werden so beraten, dass jeder, der schon 10 Jahre rum hat, und nur in 10 A versetzt werden wird (laut Prognose), sich auf jeden Fall in einer Berufsschule anmeldet (als Sicherheit), sich unbedingt einen Ausbildungsplatz suchen soll. Wir halten die Klasse 10 A für nicht wirklich notwendig - man sollte dabei auch einmal bedenken, warum das 10. Schuljahr überhaupt eingeführt wurde. Im neunten Schuljahr fahren wir doppelgleisig:
    sehr intensive Berufsvorbereitung mit vielen Externen und Qualifizierung für den Übergang in die 10 B.


    Von einer absoluten Abschaffung der Hauptschule halte ich nichts - mir geht es um den Schutz der Schwächeren und den Schutz der Stärkeren. Allerdings - das muss ich zugeben - lebe ich von den meist positiven Erfahrungen einer ländlichen Hauptschule. Viele unserer Schüler bekommen noch einen Ausbildungsplatz (aufgrund der intensiven Vorbereitung und natürlich "man kennt sich"-Vitamin-B-im "Dorf").

  • Nun kurz aktuelles aus der Welt des "gesunden Menschenverstands":


    Nachdem in BW laaaange immer wieder verkündet wurde, mit sinkenden Schülerzahlen solle die Lehrerzahl nicht sinken (sondern die Klassengröße) hat Finanzminister Stächele heute verkündet, aufgrund der aktuellen Haushaltslage müsse man Lehrerstellen sparen.


    Wenn man demnächst 25% weniger Kinder habe, brauche man zwangsläufig weniger Lehrer.

  • Die Entwicklungsrichtung wird z.B. vom Schleswig-Holsteinischen Landesrechnungshof vorgegeben:


    http://www1.ndr.de/nachrichten…-holstein/bildung132.html


    Wenn hier noch einer glaubt, Schulpolitik ist nicht der Finanzpolitik untergeordnet, dem/der ist wirklich nicht mehr zu helfen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

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