Disziplinprobleme in einer Neunten - hat jemand Tipps?

  • Hallo allerseits,


    komme gerade aus einer Deutschstunde in einer Neunten (Gym) und bin erstmal etwas platt.
    Ich bin Referendarin und unterrichte die Klasse nun in der zweiten Woche.
    Davor habe ich dort hospitiert. In der Klasse gibt es viele aufgeweckte Schüler und auch viele, insbesondere Jungs, die sich durch Verhaltensauffälligkeiten Aufmerksamkeit zu verschaffen versuchen. Ständig sind sie am Tuscheln, Briefe schreiben, Kichern, Papierkügelchen werfen, die Fernbedienung wird genommen und das Videogerät angeknipst während ich unterrichte, ständig wird dazwischengequatscht und so weiter.
    Immer wieder habe ich den Unterrichtsfluss unterbrechen müssen, um entsprechend zu mahnen und die Regeln des rücksichtsvollen Umgangs miteinander noch mal ins Gedächntis zu rufen. Es hilft nicht.
    Letzte Stunde habe ich den beiden auffälligsten Jungs eine Strafarbeit aufgegeben und dem Rest bei weiterem Quateschen eine angedroht.
    Die Strafarbeit bestand aus einer Seite abschreiben aus einem Buch ihrer Wahl. Heute kamen sie mit ein paar Zeilen an.
    Fällt euch eine bessere Aufgabe als Strafarbeit ein?


    Natürlich will ich überhaupt keine Strafarbeiten vergeben müssen, doch ich weiß nicht, wie ich da Ruhe reinbekommen soll.
    Heute habe ich versucht mit der Klasse über die Lage zu reden. Ein Schüler meldete sich und meinte, der Unterricht sei zu langweilig, deswegen seien so viele am Reden. Der eigentliche Lehrer der Klasse teilte mir mit, ihm gegenüber habe der Schüler dies auch geäußert und auch die Eltern des Schülers würden ihm an den Kopf werfen, er würde nicht genung zeitgemäße Methoden verwenden und den Lehrplan nicht richtig umsetzen. Der Lehrer gibt sich aber wirklich große Mühe und hält sich an den Lehrplan, das habe ich selbst gesehen. Ein anderer meinte, es seien immer die gleichen, die einfach nur stören wollen und dies auch im anderen Stunden tun.
    Es kam die Anfrage nach einer Änderung der Sitzordnung. Wir haben nun vereinbart, dass sich alle nächste Stunde umsetzen (Junge neben Mädchen neben Junge....). So wollten es die Schüler.
    Ich habe ihnen meinerseits gesagt, dass ich mir sehr Mühe gebe den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten und dass das auch so bleibt, dass ich aber den Eindruck habe, dass viele die Grundregeln eines respektvollen Miteinander ignorieren.
    Ich denke nicht, dass es nur an meinem Unterricht liegt. Ich gebe mir viel Mühe, variiere etc.


    Was könnte ich noch machen, um das Klima zu verbessern? (Ausser an meinem Unterricht zu feilen, Methodenwechsel zu beherzigen, die Inhalte interessant gestalten)


    Ich bin ratlos.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo sparky!


    Schüler brauchen Regeln - und für deren Einhaltung bist Du zuständig.
    Strafarbeiten in Form von Abschreiben führen in der Regel nicht weit.


    Wie wäre es, wenn die Schüler eine Stunde mit dem Hausmeister nacharbeiten? Das ist mitunter wesentlich wirkungsvoller.


    Wieso kommen die Schüler eigentlich an die Fernbedienung für den Videorecorder? Das kann man nun auf ganz einfache Weise unterbinden.


    Was den Unterricht angeht, so ist es aus Sicht der Schüler immer der langweilige Unterricht, weswegen sie sich daneben benehmen. Das eigene Unrecht wird von Schülern in diesem Alter selten erkannt, die Ursachen dafür liegen natürlich immer bei den anderen (Lehrern).


    Theoretisch könntest Du ja einmal absichtlich eine völlig langweilige Stunde im Frontalunterricht machen, bei dem Du viel zum Abschreiben diktierst und Dich nicht zur Tafel umdrehst. So hast Du alle Schüler im Blick und kannst ggf. sofort einschreiten.


    Ansonsten stehen Dir ja verschiedene Mittel der Sanktionierung offen. Es sollten aber Mittel sein, die die Schüler auch als Sanktion wahrnehmen, so dass sie eben ihr Fehlverhalten langfristig einstellen. "Strafarbeiten" führen meist nicht weit.


    Nacharbeit in der Schule - möglichst nachmittags und zu Zeiten wo bei Euch ggf. ohnehin Unterricht ist, so dass keine zusätzliche Aufsicht erforderlich ist, zieht in der Regel ganz gut.


    Wer im Unterricht nur quatscht oder andere Dinge tut, erbringt auch nicht wirklich fachliche Leistung. Ich plädiere hier ganz offen nicht für Noten als Sanktionierungsmittel, aber wenn durch ständige geistige Abwesenheit vom Unterrichtsgeschehen die Leistung ausbleibt, dann darfst Du diese fehlende Leistung auch mit einer fachlichen Note sanktionieren.


    Gruß
    Bolzbold

  • NAchdem ich in meinem Praktikum dasselbe bei einer 7. Klasse erlebt habe, habe ich mir das Buch "Routiniert planen- effizient unterrichten" von Wolgang Mattes ausgeliehen und darin (primär für später anwendbare) Tipss gefunden. Zum Beispiel kannst du einen Klassenvertrag abschließen, in welchem klare Regeln und Sanktionen aufgeführt sind. Mein Mentor meinte, dass es am wirkungsvollsten ist alles "Spannende" im Unterricht erst einmal anzufangen, aber wenn die Disziplin nicht klappt z.B. bei Gruppenarbeiten, Spielen etc. das als Hausaufgabe aufzugeben und mit einem trockenen Unterrichtsstil fortzufahren. Er meinte, dass die Schüler merken müssen, dass Gruppenarbeiten und Zugeständnisse in der Strenge/Unterrichtsmethoden erst erkämpft werden müssen. Ob das in der Praxis anwendbar ist, kann ich dir aber leider nicht sagen...
    Liebe Ggrüße
    Maria

  • Hallo sparky,
    ich habe es sehr hilfreich gefunden, Regeln anzuwenden aus dem Buch
    "Wenn Nervensägen an unseren Nerven sägen: So lösen Sie Konflikte mit Kindern und Jugendlichen sicher und selbstbewusst" von Rudi Rhode (Autor), Mona Sabine Meis (Autor)
    Es ist auch gut für Schule geeignet und hat mir aus so mancher gedanklichen Sackgasse geholfen.
    Der Autor macht übrigens auch Lehrerfortbildungen, er war mal bei uns an der Schule, und da ist mir so richtig ein Licht aufgegangen.
    Gruß,
    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

  • Es kommt wohl immer auf die Klasse an. Meine derzeitige "Praktikumsklasse" (ich bin bei 80% relativ unabhaengigen und eigenstaendigem Unterricht) ist eigentlich absolut klasse was das Benehmen an geht. Das heisst nicht, dass sie nicht trotzdem mal vergessen, wie sie sich zu benehmen haben. Nun ist ihre eigentliche Lehrerin aber sehr streng, was auch sehr zu dem mehrheitlich guten Benehmen fuehrt. Bei mir wird wesentlich haeufiger gequatscht und Unsinn gemacht. :D Allerdings nicht in einem Ausmass, dass es tragisch waere...und ich bekomm sie meist innerhalb von wenigen Sekunden still, wenn ich will.


    Eine Sache ist einfach vorrausschauend planen. Wenn du weisst, dass die oder der nicht gut miteinander arbeiten, staendig quatschen etc., dann plan deine Sitzordnung so, dass sie nicht nebeneinander sitzen. Ich hab zwei Maedels, die sich absolut nicht leiden koenne. Sie sitzen jetzt so, dass sich eine umdrehen muesste um die andere zu sehen. Einer meiner Jungs ist derzeit auf "Bewaehrung" und sitzt versuchsweise neben Klassenkameraden, die er selbst nominiert hat als "mit denen kann ich arbeiten und hampel nicht staendig rum". Ist ja nicht so als ob er nicht wuesste, mit wem er den meisten Quatsch macht. :tongue:
    Wenn sie nicht mit der Fernbedienung spielen sollen, leg das Teil irgendwo hin, wo sie nicht dran kommen. Ich nehm meinen Schuelern oefters Stifte, Buecher, Radiergummis oder sonstwas weg, wenn sie damit rumspielen. Sie bekommen's spaeter wieder...


    Ausserdem hilft's die Stunde "vorausschauend" zu planen. Wenn du weisst, deine Klasse hat Probleme mit Gruppenarbeit, dann laesst du sie nicht in der naechstbesten 6-er Gruppe arbeiten, nur weil der Plan das so sagt. Plaene kann man aendern und anpassen. Fang leicht mit Partnerarbeit an und dann arbeite dich langsam hoeher. Mehr als 4 hab ich aber eh nur ungern in ner Gruppe.


    Wenn man bedenkt, dass du ne 9. hast, klingt deine Strafarbeit ziemlich lasch...oder meine Schule ist nur furchtbar gemein. :D Eine Seite aus einem Buch ihrer Wahl? Da haette ich auch eins mit nur wenigen Zeilen pro Seite genommen.


    Ich halte mich an die Strafen, die meine Klassenlehrerin oder Mentorin vorgeben. Drei meiner Jungs mussten heute ihre 16 Lernwoerter jeweils 10 mal abschreiben (sie hatten sie nicht gelernt, war Hausaufgabe). Dauert ziemlich lange und nimmt ungefaehr ne Seite ein. Einer meiner anderen Schueler hat letztens zwei Seiten ueber Impfschutz abgeschrieben (und er schreibt sehr klein...im Buch waren's zwei Doppelseiten, allerdings mit Bildern). Einer meiner Jungs spielt gerne den Kasper und versucht zu provozieren. Dafuer, dass er die Aufmerksamkeit seiner Klassenkameraden so gerne hat, hat er's nicht gerne, wenn ich ihn mitten im Unterricht ermahne. Nachdem er gestern mehrmals ermahnt werden musste doch still zu sein, hab ich ihn dann aufstehen und eben stehen lassen (wird in Deutschland nicht angeraten, ich weiss). Das war ihm dann allerdings peinlich und die 5 Minuten haben ihm recht gut getan. Er hat sich heute sehr zusammen gerissen und hat mir nicht einmal reingequatscht. (Boing - Lob!!)
    Zusaetzlich versuch ich Gespraeche und Konfrontation waehrend der Stunde zu vermeiden. Ich diskutier nicht mit Schuelern, nicht vor der Klasse. Das geht nach der Stunde und unter vier oder sechs Augen viel besser...ohne Publikum. Dann kann ich auch besser zuhoeren und lass mich vielleicht ueberzeugen.


    Als andere Moeglichkeiten verlieren meine Schueler Spielzeit (ich bin an ner Grundschule..ja meine sind noch etwas juenger), sitzen vor der Tafel auf dem Fussboden, wenn sie sich nicht benehmen oder muessen in der Pause nacharbeiten. Sie sind zwischen 9 und 11 Jahren alt und kommen damit ganz gut klar. Sie wissen, was passiert, wen sie sich nicht benehmen. Und sie wissen auch, dass ich nicht scherze, wenn ich drohe. 1. Warnung, 2. Warnung und das war's. Wenn die Strafe "abgeleistet" ist, ist's dann aber auch gut und das war's dann.


    ABER, sie bekommen auch ganz viel Lob, wenn sie etwas gut machen, bekommen Urkunden fuer gutes Benehmen, gute Arbeitsleistung etc. und oeffentliche Anerkennung (wir haben einmal die Woche Schulversammlung, an der auch die Eltern teil nehmen). Ich hab also kein Problem damit meinen Schuelern Strafen zu geben und sie kurz darauf zu loben, weil sie etwas gut gemacht haben. Es kann halt nicht nur das Eine geben.


    Gitb's was, auf das sie bei euch hinarbeiten koennen? Irgendwelche Belohnungen, die's geben kann?

  • Zitat


    Heute habe ich versucht mit der Klasse über die Lage zu reden. Ein Schüler meldete sich und meinte, der Unterricht sei zu langweilig, deswegen seien so viele am Reden. Der eigentliche Lehrer der Klasse teilte mir mit, ihm gegenüber habe der Schüler dies auch geäußert und auch die Eltern des Schülers würden ihm an den Kopf werfen, er würde nicht genung zeitgemäße Methoden verwenden und den Lehrplan nicht richtig umsetzen.


    Genau, es sind immer die Lehrer, die Schuld sind. Du hast wahrscheinlich auch noch nie was von "modernen" Methoden gehört... Vergiss mal die schlauen Tipps von den Eltern (DU bist der Profi) und den Schülern (die plappern nur das von den Eltern nach).


    Fass das ganze mal als Spiel auf. Mit den "Kindern" ist das wie im Tierreich. Ich glaube, bei den Löwen ist das so. Da kommen irgendwann die jungen Löwen an und wollen den alten wegtreiben und selbst Chef werden. Du bist der alte Löwe (sorry) und bist nun zum Kampf gefordert. Du musst jetzt gegenhalten und (schnell) handeln.


    Eine neue Sitzordnung ist schon mal gut. Aber lass nicht die Schüler die Sitzordnung bestimmen. Das klappt nicht! Entweder legst du sie selbst fest (ist aber viel Arbeit) oder du lost sie einfach aus. Jeder schreibt seinen Namen auf nen Zettel und dann gehts dabei! Du kannst ja vierteljährlich neulosen.
    Bei ner 9. ist die Lösung mit Junge-Mädchen möglicherweise kontraproduktiv. Wenn der Raum es hergibt, zieh die Tische auseinander, Obernervensägen kommen ins "Exil" nach vorne an nen Einzeltisch.


    Ich hatte im Referendariat auch mal mit ner Klasse zu kämpfen. Ich hab sie so "gefügig" gekriegt. Ich habe mindestens einmal inder Woche am Stundenende (!) einen Test geschrieben. Das machst du ne Zeit lang, dann haben die das schon begriffen. Wer in der Stunde nicht aufpasst, kann den Test nicht lösen.


    Ab und an kannst du auch mal einen Rausschmeissen, das bringt auch schon mal was. Nach mehrmaligem Sanktionieren bestellst du sie mal nach der Stunde zu dir und sprichst mal mit ihnen. Vielleicht gibt es ja Gründe für die Störung. Hör dir ihre Probleme an, aber mach ihnen klar, dass sie freiwillig auf dem GY sind und auch entsprechende Leistung erbringen müssen.


    Hilbert-Meyer schön und gut. Klingt in der Theorie auch wunderbar, vom Schüler her denken usw. Bei 30 Leuten geht das nicht mehr, da kommst du zu gar nichts mehr im Unterricht.


    Ach ja, nochwas: Führ doch mal ne Liste, mit Minuten, die dir am Unterricht verloren gehen an der Tafel. Wenn du 45 Minuten voll hast, schreibst du den Eltern nen netten Brief und erklärst ihnen, dass sie Freitag erst nach der 7. Stunde nach hause können, weil sie nacharbeiten müssen. Das machen die nur einmal!

  • Hallo an alle!


    Herzlichen Dank für eure Rückmeldungen. Den Büchertipp werde ich gleich mal bei amazon unter die Lupe nehmen.
    Ich kann in der Klasse keine längerfristigen Ziele in Angriff nehmen, da ich diese Einheit zu Ende unterrichte und dann auch schon wieder zur nächsten Klasse weiterziehe. Im nächsten Schuljahr komme ich auch auf eine neue Schule und bekomme dort meine eigenen Klassen.
    Dort kann ich auch einen Wunsch bezüglich meiner Lehraufträge äußern und ich muss sagen, ich werde wohl keine Neuner in Deutsch haben wollen, obwohl ich das ursprünglich vorhatte. Vielleicht noch eher in Englisch.
    Der Lehrer, den sie sonst haben, ist mit ihnen überhaupt nicht streng. In anderen Klassen hat er schon Schwierigkeiten gehabt, es gab Elternbeschwerden und so weiter.
    In dieser Klasse, war es während meiner Hospitationen öfter recht laut. Die Schüler quatschen immer rein und sie scheinen sich irgedwie vorgenommen zu haben, ihm das Leben schwer zu machen.
    Die Eltern dieses einen Schülers, der auch bei mir das Langeweile-Argument gebracht hat, sollen ihn bereits am Anfang auf seine Methoden und seine Umsetzung des Lehrplans angesprochen haben.
    Ich habe den Eindruck der Junge bekommt zu Hause zu hören, dass Lehrer den Lehrplan nicht richtig umsetzen und faul seien. Er sitzt auch in meinem Unterricht in einer "Ich bin ja so gelangweilt-Haltung" da. Heute meinte er, die anderen seien so laut, da es langweilig sei. Daraufhin meldete sich ein anderer Schüler und meinte, das sei immer so und auch in anderen Fächern. Ein paar meinten sie müssten sich aufspielen, ob man nicht mal die Eltern der betreffenden Leute anrufen könne.
    Das habe ich aber nicht vor, da ich ja nicht länger in der Klasse bin.
    Eigenlich wollte ich mit ihnen zu unserer Lektüre eine Fotostory machen, aber darauf ist mir jetzt so richtig die Lust vergangen.
    In der nächsten Stunde versuche ich das mit dem Umsetzen.
    Mein Problem ist auch, dass ich nicht weiß, wie ich auf diesen Vorwurf mit dem langweiligen Unerricht reagieren soll.
    Ich habe in der Klasse bis jetzt eine GA mit Präsentation gemacht, und sonst Partnerarbeit. Bisher hatten wir fünf Stunden.
    Ich weiß nicht, was ich nächste Stunde konkret machen soll. Erst mal setze ich sie um. Soll ich das Ganze dann noch mal thematisieren? Oder einfach weitermachen?
    Ich habe noch nie einen Schüler nachsitzen lassen. Ich weiß gar nicht, wie das bei uns gehandhabt wird.
    Die Klasse ist sehr geteilt. In der hinteren Reihe sitzen nur Mädchen - die sind wunderbar. Sie machen mit, hören sich gegenseitig zu, leisten hervorragende Beiträge. In der vorderen und mittleren Reihe sitzen Jungs. Vor allem die vorne stören massiv. Es ist als ob sie gar nicht wahrnehmen würden, dass sie nicht die Einzigen sind. In der mittleren Reihe sitzen wieder Jungs - davon macht die eine Hälfte mit, die andere macht eins auf "cool". Zwei Mädchen in dieser Reihe tuscheln dauernd, packen ihr Zeug nicht rechtzeitig aus, haben das Buch vergessen oder wissen nicht Bescheid was wir gerade machen.


    Was mache ich nächste Stunde, wenn ich sie umgesetzt habe, und es stören wieder welche?

  • Zitat

    Mein Problem ist auch, dass ich nicht weiß, wie ich auf diesen Vorwurf mit dem langweiligen Unerricht reagieren soll.
    Ich habe in der Klasse bis jetzt eine GA mit Präsentation gemacht, und sonst Partnerarbeit. Bisher hatten wir fünf Stunden.


    Erstmal: cool bleiben! Du machst schon das Richtige.
    Wenn du mit der Pflicht durch bist, mach doch was nettes. Wenn du eine Fotostory machen willst, ist das doch okay. Wenn daraus eine GA enstehen soll, gib ihnen doch vorher klare Bewertungskriterien an und in die Hand, wie du später die Arbeit bewertest. Ich hab auch gute Erfahrungen damit gemacht, dass sich die gruppen "intern" (zusätzlich zu deiner Note) bewerten müssen. Ich mach das dann so, dass sie pro Person drei Punkte bekommen. Diese können sie belibig innerhalb ihrer gruppe verteilen.
    Bsp.: Eine Vierergruppe bekommt dann insgesamt 12 Punkte. Mandy hat ganz viel gemacht, das finden die anderen auch. deswegen bekommt sie 5 Punkte. Je drei geben sich Imke und marcel. Somit bleibt nur noch ein Punkt für Jesper. Der hat offensichtlich nur gestört und nix getan.


    Zitat


    Ich weiß nicht, was ich nächste Stunde konkret machen soll. Erst mal setze ich sie um. Soll ich das Ganze dann noch mal thematisieren? Oder einfach weitermachen?


    Siehe meinen Hinweis oben.
    Ich würd das erst mal nicht weiter Thematisieren. Sie wollen deinen Unterricht stören. Wenn du da stundenlang drauf rumreitest, haben sie, was sie wollen!


    Zitat

    In der vorderen und mittleren Reihe sitzen Jungs. Vor allem die vorne stören massiv. Es ist als ob sie gar nicht wahrnehmen würden, dass sie nicht die Einzigen sind. In der mittleren Reihe sitzen wieder Jungs - davon macht die eine Hälfte mit, die andere macht eins auf "cool".


    Sind halt Jungs aus der 9. Ist halt so. Die sind so. Und du als Junglehrerin bist da ein tolles Ziel für die "Männer" 8)


    Zitat

    Was mache ich nächste Stunde, wenn ich sie umgesetzt habe, und es stören wieder welche?


    Erstmal bis zur zweiten Stunde abwarten. Dann musst du dir eine härter Gangart überlegen. Du versuchen, wieder die Zügel in die Hand zu kriegen. Siehe auch meine ideen oben.


    Ach ja, noch ne tolle Idee: Wenn du einschätzt, dass die Leute, die Unterricht machen wollen a) in der Überzahl und/oder b) stärker sind, versuch doch mal das. Wenn wieder Terroralarm ist, sagst du, du hast die Nase voll und die können dich jetzt mal am A. lecken. Das kannst du ruig so deutlich sagen. Du bist im Lehrerzimmer (oder den Gang runter, was weiß ich) und sie sollen das mal unter sich klären, was los ist. Du erwartest, dass in 10 Minuten jemand kommt und dich holt und dir dann in der Klasse berichtet wird, was sie entschieden haben, wie es weitergehn soll.

  • Liebe Kollegin,


    Sie sind Referendarin und halten nur eine Unterrichtsreihe. Damit können und müssen Sie nicht erwarten, eine Klasse unter Kontrolle zu bekommen, die wohl zum einen schwierig und zum anderen vom Kollegen auch nicht sonderlich gut konditioniert ist.


    Sehen Sie das Ganze als Möglichkeit und Versuch, ihre disziplinarischen Fähigkeiten zu trainieren und Erfahrungen zu gewinnen. Jeder kleine Fortschritt wird Ihnen beim eigenverantwortlichen Unterrichten helfen!


    Einige Anmerkungen zu meinen "Vorrednern":


    - Schüler mit unattraktiven Sozialformen oder Unterrichtsinhalten (vielleicht sogar persönlicher Gereiztheit) zu bestrafen, ist nicht nur gegen jegliche pädagogische Vernunft, sondern funktioniert auch praktisch nicht. Sozialformen sind kein Mittel der Belohnung oder Bestrafung, sondern ergeben sich aus der Stoff- und Klassensituation. Da wir klare Vorgaben haben, schülerzentriertes Arbeiten umzusetzen, müssen wir (langfristig) die Schüler auch darauf hinführen und können uns nicht auf ewig mit den Randbedingungen (Klassensituation, Raumbedingungen usw.) herausreden. Ich bezweifle auch, ob ein Referendar eine als GA geplante Stunde ad hoc in eine lehrerzentrierte ändern kann.
    - Disziplin durch Leistungskontrolle zu erreichen, ist ein Mittel, das gut funktionieren kann. Bedenken Sie allerdings, dass das immer mit einer vermehrten Arbeitsbelastung für Sie verbunden ist. Gerade Referendare warne ich davor, sich schon jetzt solche Verhaltensmuster anzutrainieren, die bei vollem Lehrauftrag schnell zur völligen Überlastung führen können. In Ordnung und vom Aufwand m.E. machbar, ist es, Kurztestes als ultima ratio anzukündigen und im Zweifelsfalle durchzusetzen.


    Besser funktioniert meiner Erfahrung nach, Gruppenarbeiten zu bewerten. Lassen Sie ein Handout/Folie usw. erstellen, auf das/die Sie eine Note geben. Um auch hier die Arbeit gering zu halten: Es gibt prinzipiell eine Einheitsnote, wenn ein Schüler/die Schüler keine zusätzliche Teilungserklärung (wer hat was gemacht) vorlegt/vorlegen. Der Vortrag geht mit in die mündliche Note ein. Bei ungeübten Klassen unbedingt zuvor die GA und Präsentation üben, aber mit klarem Hinblick auf eine benotete GA. Von Selbstbewertung als Teil der Notengebung halte ich nichts. Das ist schließlich die Aufgabe, für die wir bezahlt werden und wofür wir Spannungen und Kritik aushalten müssen und nicht die Schüler. Wichtig bei GA ist eine gute Feedbackkultur: Die Schüler sprechen die Vortragenden an und nicht den Lehrer. Ich-Botschaften sind Du-Botschaften zu bevorzugen.


    Ein weiteres probates Mittel ist es, die Schüler an ihrer empfindlichsten Stelle zu treffen: Der Zeitschiene. Sie können Schüler vom Unterricht ausschließen und verlangen, dass diese Zeit nachgeholt wird oder Sie können bei schwereren Pflichtverletzungen die Schüler zum Nachsitzen antreten lassen. Das Wichtige: Das Nachsitzen muss selbstorganisiert erfolgen, d.h. die Schüler suchen sich einen Lehrer, der sie im Unterricht nachsitzen lässt. Der Lehrer bescheinigt dann formlos auf einem vom Schüler vorbereiteten Blatt Papier die Anwesenheit. Je nach Kollegium sollten Sie aber ggf. die Bereitschaft abfragen, solche Schüler im Unterricht aufzunehmen. Im Klassenbuch vermerken Sie die Maßnahme und die Frist, die die Schüler haben.


    Wichtig ist, dass Sanktionen so getroffen werden, dass sie eine Maßnahme auf der Inhaltsebene sind und nicht auf der Beziehungsebene. Schüler in diesem Alter wollen vor allem eins: Als eine Persönlichkeit anerkannt und geschätzt werden. Vermitteln Sie dies Ihren Schülern und geben Sie Ihnen zu verstehen, dass Sanktionen inhaltlich begründet sind und nicht gegen den Schüler an sich richten. Und meines Erachtens können Sie dies nur dann tun, wenn Sie einen GUTEN Unterricht machen, Fortschritte sehen und loben, vielleicht auch mal in einer Pause oder Hohlstunde ein Schwätzchen mit ihnen halten. Mehr ist als Referendar in dieser Phase wohl nicht zu machen. Später bringen außerunterrichtliche Veranstaltungen einen gewissen Kit.

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

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  • Zitat

    Original von sparky
    Mein Problem ist auch, dass ich nicht weiß, wie ich auf diesen Vorwurf mit dem langweiligen Unerricht reagieren soll.


    Wie wäre es denn einmal mit einer anonymen Befragung zu der These: Der Unterricht von Frau Sparky ist langweilig. (stimmt voll, stimmt teilweise, stimmt ein wenig, stimmt gar nicht). Jede(r) S. gibt dazu einen Zettel an dich ab und du wertest das aus. Da kann ja auch bei herauskommen, dass ein Großteil der Klasse das eben nicht so sieht und es nur wenige sind. Damit wäre schon einmal eine Haltung a la 'Der Unterricht ist langweilig' ein wenig durchbrochen und man landet mehr bei einem 'Ich finde den Unterricht langweilig'. Vielleicht kann man den Gelangweilten dann ja zusätzliche Aufgaben geben oder besondere Herausforderungen. Ob das praktikabel ist, weiß ich nicht. Kam mir aber gerade so in den Kopf.


    Außerdem: als Referendar sind gerade Disziplinprobleme typisch, was ich glaube ich unterschiedliche Gründe hat: Man kennt als Referendar noch nicht die Denk- und Handlungsstrukturen der SuS. Man weiß also noch nicht, wie sie auf was reagieren. Als Referendar hat sich noch keine klare Linie mit eindeutigen Verhaltenserwartungen und persönlichen Grenzen entwickelt, D.h., dass einem selbst noch nicht klar ist, wann es wirklich Störungen und Disziplinprobleme sind, auf die reagiert werden muss und wann es bloß ein wenig allgemeine Unruhe ist, die man auch mal akzeptieren kann. Die Lehrerrolle muss erst im Verlauf der Ausbildung angenommen werden, insbesondere die Erziehungsfunktion. Die Abhängigkeit vom Wohlwollen der SuS ist noch sehr groß, da sie ja in Unterrichtsbesuchen möglichst engagiert mitmachen sollen. DA möchte man sich die Atmosphäre nicht unnötigerweise 'versauen'. Jedenfalls war das bei mir alles so. Jetzt bin ich Lehrer, habe meine Rolle angenommen, meine Erwartungen an die SuS bilden sich immer klarer heraus und dementsprechend fallen auch meine Reaktionen aus. Ist alles noch nicht perfekt, aber ich glaube es wird.


    Gruß

    • Offizieller Beitrag

    CKR hat völlig Recht.


    eine Umfrage würde ich allerdings nicht starten, weil ich damit meine Rolle vor den SuS viel zu sehr thematisieren würde.
    mein Seminarleiter sagte immer: "Kein Schüler erträgt 6 Stunden guten Unterricht am Tag" ;)


    Klar kann es auch mal langweilig werden, und das darf es in meinen Augen auch.
    Lass dich davon nicht verrückt machen, sondern gehe deinen Weg und bleibe für die SuS transparent ("was erwartet die von uns?" ) und konsequent, dann wird das schon !


    hast du eigentlich schon mal mit der Klassenlehrerin gesprochen ? (oder hab ich das jetzt überlesen , ich :depp:)

  • Zitat

    Original von Friesin
    eine Umfrage würde ich allerdings nicht starten, weil ich damit meine Rolle vor den SuS viel zu sehr thematisieren würde.


    Das leuchtet mir jetzt nicht ein. Die Umfrage soll doch erhellen: Ist ein sehr großer Teil der Klasse der Meinung, dass mein Unterricht langweilig (und vielleicht für spätere Unterrichtsstunden nicht geeignet) ist oder sind es nur einzelne 'Meinungsmacher', die ihre Meinung der Klasse aufdrücken. Ich jedenfalls habe ganz gute Erfahrungen mit Feedbackbögen etc. gemacht. Sicher bekommt man da nicht nur Lob, aber es hilft, Schwächen aufzudecken und gezielt zu bearbeiten.


    Zitat

    Original von Friesin
    Klar kann es auch mal langweilig werden, und das darf es in meinen Augen auch.


    Das sehe ich genau so. Und wenn es sich einem erträglichen Rahmen hält, die SuS ganz bestimmt auch. Die sind meistens eigentlich sehr ehrlich und fair. Wie gesagt, bis auf einige. Und das gilt es herauszufinden. Ist zum Beispiel das Fragebogenergebnis, dass der größere Teil der Klasse den Unterricht o.K. findet, kann man den betreffenden SuS das sagen und sie damit konfrontieren: Ihr müsst lernen, solchen Unterricht auszuhalten. Ich finde das verlagert die Frage danach, wer handeln muss, weg vom Lehrer auf die betreffenden Schüler.


    Ist das Ergebnis allerdings, dass der größere Teil den Unterricht langweilig findet, dann sollte die Lehrkraft agieren und den Unterricht verändern. Ggf. mit Vorschlägen der SuS, etc. Ändert sich dann nix am Verhalten der SuS, kann man sie wiederum damit konfrontieren: Also ich habe jetzt meinen Unterricht verändert und ihr seid immer noch laut.


    Ich habe im Referendariat auch mal eine sehr katastrophale Rückmeldung zu meinem Unterricht bekommen (per Fragebogen). Das habe ich zum Anlass genommen vermehrt an ganz bestimmten Dingen zu arbeiten. Ich fand das hilfreich.

  • Von Selbstbewertung als Teil der Notengebung halte ich nichts. Das ist schließlich die Aufgabe, für die wir bezahlt werden und wofür wir Spannungen und Kritik aushalten müssen und nicht die Schüler.


    Dann sollten die Schüler das auch respektieren und nicht über die Noten verhandeln, die wir ihnen geben.
    Der Grund für die Selbstbewertung in einer Gruppe ist aber noch ein ganz anderer: Wisst ihr genau, wer welche Leistung bei einer Gruppenarbeit erbracht hat? Die Schüler wissen das genau! Und sie können sehr gut differenzieren. Hier wird auch die Sozialkompetenz gestärkt, wenn versucht wird, die Punkte gerecht zu verteilen. Sie wollen diejenigen Belohnen, die mehr gamcht haben. Und das ist gut so! Im Gegenzug muss einer diesen Punkt hergeben. Aber auch andere Konstallationen sind hier möglich.



    Den angesprochenen Fragebogen würde ich aber deutlich mehr strukturieren. Rückmeldungen wie "mein Unterricht ist langweilig" helfen mir gar nichts. Hier muss nach konkreten Apsekten gefragt werden. Wie war der Teil XY, was hast du gelernt, was fandest du besonders spannend, was nicht. Was hättest du dir (mehr) gewünscht...

  • Zitat

    Original von Matula
    Von Selbstbewertung als Teil der Notengebung halte ich nichts. Das ist schließlich die Aufgabe, für die wir bezahlt werden und wofür wir Spannungen und Kritik aushalten müssen und nicht die Schüler.


    Dann sollten die Schüler das auch respektieren und nicht über die Noten verhandeln, die wir ihnen geben.
    Der Grund für die Selbstbewertung in einer Gruppe ist aber noch ein ganz anderer: Wisst ihr genau, wer welche Leistung bei einer Gruppenarbeit erbracht hat? Die Schüler wissen das genau! Und sie können sehr gut differenzieren. Hier wird auch die Sozialkompetenz gestärkt, wenn versucht wird, die Punkte gerecht zu verteilen. Sie wollen diejenigen Belohnen, die mehr gamcht haben. Und das ist gut so! Im Gegenzug muss einer diesen Punkt hergeben. Aber auch andere Konstallationen sind hier möglich.


    Das sehe ich anders. Nicht umsonst ist die Leistungsbewertung und -messung ein Teil unserer Ausbildung. Schüler messen ihre Leistung an Gruppenarbeiten instinktiv hauptsächlich über die aufgewendete Zeit und die subjektive Arbeitsbelastung. Es gibt aber andere Kriterien: Hat ein Schüler sich mehr mit der Wissenreproduktion, der Reorganisation oder gar mit einem Transfer beschäftigt? Letztere hat die höchste Leistung erbracht, aber vielleicht nur einen geringeren zeitlichen Arbeitsaufwand als der Rest.
    Wir wissen doch selbst, dass viele Schüler ihre mündliche Noten mit Mitarbeit verwechseln. Da meldet sich ständig jemand und schwafelt herum, erwartet dann aber eine gute Note. Das ist zumindest meine Erfahrungen bei Projektarbeiten als Teil der Abschlussprüfung. Dabei war ich jahrelang Prüfungsvorsitzender und Mentor.


    Ein weiteres Problem: Nehmen wir eine Gruppe von vier sehr guten Schülern. Die Maximalpunktzahl ist begrenzt. Insgesamt haben alle den gleichen Anteil an einer insgesamt sehr guten Leistung. Bekommen nun alle die gleichen Punkte und wie wirkt sich das auf die Note aus? Sind die Erreichten Punkte nur eine Gewichtung, wie nachher die Note zu verteilen ist? Dann können Sie ja gleich eine Teilungserklärung erbitten, denn hier wissen Sie zum einen, wer was gemacht hat und zum zweiten kann man hier auch ein Minderheitenvotum zulassen.


    Letztes Problem: Wie bringen Sie die Gewichtung mit Ihrem Eindruck in Einklang oder übernehmen Sie sie kritiklos? Ein System, das ich akzeptieren kann, ist, dass man für jeden Schüler eine Eindrucksnote selbst erstellt. Dann gibt es eine Eigen- und Gruppeneinschätzung. Der Lehrer ermittelt daraus nun die Endnote und begründet Abweichungen den Schülern. Ein tolles, transparentes Verfahren, nur bei Deputaten von mehr als 20 Wochenstunde reine Utopie.


    Letzte Anmerkung: Hinter dem Resultat einer Gruppenarbeit müssen alle stehen. Das vergessen Schüler oft, ist aber nahe an der Realität. Bei Gruppenarbeit in Industrie- und Handwerk muss die ganze Gruppe ein akzeptables Ergebnis erreichen und trotzdem werden alle gleich entlohnt. Das heißt, es ist ein viel wichtiger Lernprozess, Gruppenarbeit so zu organisieren, dass sie a) erfolgreich ist und b) dabei nicht meine persönlichen Ressourcen übermäßig ausgebeutet werden. Wenn ich aber letztlich den Erfolg sehr individualisiere, konterkariere ich den Gruppengedanken.


    Die Individualisierung erfolgt bei mir beim Vortrag: Hier kann ich erkennen, wer was gemacht hat, im Zweifelsfalle durch Nachfrage. Damit greife ich aber nicht in den Prozess der Gruppenarbeit ein bzw. manipuliere ihn.

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

    Einmal editiert, zuletzt von Nicht_wissen_macht_auch_nic ()

  • Zitat

    Ein System, das ich akzeptieren kann, ist, dass man für jeden Schüler eine Eindrucksnote selbst erstellt. Dann gibt es eine Eigen- und Gruppeneinschätzung. Der Lehrer ermittelt daraus nun die Endnote und begründet Abweichungen den Schülern.


    Genauso ist es gedacht. Der Lehrer gibt eine Note für das "Gesamtwerk", das z.B.. aus einer Präsentation o.Ä. besteht. Die Schülernote kann diese Gesamtnote weiter aufschlüsseln (Lehrernote: 2-3; Durch Schülernote wird diese Note weiter aufgedröselt).


    Zitat


    Ein tolles, transparentes Verfahren, nur bei Deputaten von mehr als 20 Wochenstunde reine Utopie.


    Den Einwand versteh ich nicht. Ich mach das ja nicht ständig, sondern nur während bzw. nach der GA.


    Zitat

    Letzte Anmerkung: Hinter dem Resultat einer Gruppenarbeit müssen alle stehen. Das vergessen Schüler oft, ist aber nahe an der Realität. Bei Gruppenarbeit in Industrie- und Handwerk muss die ganze Gruppe ein akzeptables Ergebnis erreichen und trotzdem werden alle gleich entlohnt. Das heißt, es ist ein viel wichtiger Lernprozess, Gruppenarbeit so zu organisieren, dass sie a) erfolgreich ist und b) dabei nicht meine persönlichen Ressourcen übermäßig ausgebeutet werden. Wenn ich aber letztlich den Erfolg sehr individualisiere, konterkariere ich den Gruppengedanken.


    Bei einer GA ist es nun häufig so, dass es Mitläufer gibt. Es kann trotzdem ein gutes Ergebnis herauskommen, nur hängt sich einer dran, ohne etwas geleistet zu haben. Die Schüler können das aber genauer beobachten als ich Lehrer. In GA-Phasen bin ich natürlich auch da und kann die Gruppen beobachten. In 30er-Klassen sind das jedoch mindestens 5 bis 6 Gruppen, die nun mal nicht alle gleichzeitig zu beobachten sind.


    Ich kann aber auch mit einer Gruppennote lehren, dass es immer welche gibt, die für die Arbeit der anderen belohnt werden und sich durchschummeln können, ohne aufzufliegen. So ist es ja im Arbeitsleben auch. Der Chef weiß ja nicht, wer aus der Gruppe den tollen Entwurf gemacht hat. Im Zweifel bekommt der das Lob, der sich als schnellster in die erste Reihe drängt. Und das sind nicht immer die kreativsten Köpfe.


    Zitat

    Die Individualisierung erfolgt bei mir beim Vortrag: Hier kann ich erkennen, wer was gemacht hat, im Zweifelsfalle durch Nachfrage. Damit greife ich aber nicht in den Prozess der Gruppenarbeit ein bzw. manipuliere ihn.


    Damit werte ich aber nicht die verschiedenen Fähigkeiten einer Gruppe. Es kann ja tolle Redner geben, andere haben große gestalterische Fähigkeiten oder zeichnen toll. Diese sind für ein Gruppenergebnis ebenso wichtig. Ich belohne also in meinem Konzept die vielfältigen Fähigkeiten der Schüler.


  • Ich habe teils 3-4 GA in der Woche laufen, die ich bewerten muss. Da spielt also die Zeitschiene schon eine wichtige Rolle.


    Zitat

    Damit werte ich aber nicht die verschiedenen Fähigkeiten einer Gruppe. Es kann ja tolle Redner geben, andere haben große gestalterische Fähigkeiten oder zeichnen toll. Diese sind für ein Gruppenergebnis ebenso wichtig. Ich belohne also in meinem Konzept die vielfältigen Fähigkeiten der Schüler.


    Da haben Sie mich falsch verstanden: Jeder Vortrag wird durch eine Fragerunde beendet. Wenn die Schüler Unklares nicht fragen, mache ich das. Jetzt können die glänzen, die den Stoff beherrschen und die, die nur toll präsentieren, werden entzaubert. Genauso stelle ich Fragen zur Visualisierung und Gestaltung, in gewissen Unterrichtsphasen ist das auch teils gleichrangig mit der Stoffvermittlung.

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

  • Zitat

    Jetzt können die glänzen, die den Stoff beherrschen und die, die nur toll präsentieren, werden entzaubert.



    Und genauso sehe ich das nicht! Ich würde auch nicht von "entzaubern" sprechen, wenn jemand ein toller Designer ist, aber nicht gut reden kann. So ist doch eine gute GA angelegt, dass jeder seine Fähigkeiten ausspielen kann.


    Aber wir schweifen hier vom Thema ab.


  • Bei allem methodischen Aufwand, ich sehe das Hauptziel von Schule immer noch in der Vermittlung von Lerninhalten und nicht nur Sozial-, Personal- und Methodenkompetenz. Wer eine große Klappe hat und den Stoff nicht drauf hat, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch im beruflichen Leben früher oder später entzaubert.
    Gerade hat mir dies wieder der Ausbildungsleiter eines großen bayerischen Autoherstellers bestätigt: Natürlich wollen sie Auszubildende, die in der Gruppe sich artikulieren und Arbeitsergebnisse präsentieren können. Das hängt schon allein an der neuen Facharbeiterprüfung. Aber ohne Fachkompetenz (sprich bei Azubis gute bis befriedigende Leistungen in den Kernfächern) werden sie nicht einmal die Lehre antreten können!


    Was auf jeden Fall gar nicht geht, ist, dass jemand sich hauptsächlich mit "Inseltalenten" durchmogelt. Von mir aus mag jemand gut zeichnen oder super intelligent sein: Vor der Gruppe reden und Feedback aushalten, muss jeder früher oder später können.

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

  • Ich habe selbst seit Beginn des Schuljahres ne 9 und hatte am Anfang ähnliche Probleme wie du.
    Bei mir hat es sehr viel geholfen, mal mit den Schülern über das Unterrichtsklima und ihr Verhalten zu sprechen.Habe mich mit ihnen in den Stuhlkreis gesetzt und erst mal nachgefragt, ob sie denn ahnen könnten, worüber ich mit ihnen sprechen möchte. Die SuS waren zunächst peinlich berührt, wussten natürlich sofort, worum es geht. Nachdem die SuS dann selbst von sich gesagt hatten, dass ich wohl über das Klima sprechen möchte, habe ich sie gefragt, was denn mit dem Klima sei. Daraufhin haben sie selbst ihr Fehlverhalten genannt und auch gesagt, dass ihnen diese Situation selbst gegen den Strich geht und sie es so, wie es ist, nicht gut finden.
    Gemeinsam haben wir dann nach den Ursachen des Verhaltens der SuS gesucht und Lösungsmöglichkeiten erörtert.
    Am Schluss habe ich das alles zusammengefasst, mich für Offenheit bedankt und den SuS mitgeteilt, dass ich selbst an einem guten Unterricht und einem guten Verhältnis zu den SuS interessiert bin und mich freuen würde, wenn wir gemeinsam das Klima verändern könnten. Ich habe ihnen auch gesagt, dass ich jeden von ihnen mag und niemanden nicht leiden kann (weil das anscheinend von einigen angenommen wurde).


    Danach hat sich das Klima radikal verbessert! Die SuS wurden viel disziplinierter und freundlicher, arbeiten nun gerne und gut mit.
    Klar kommt es dennoch ab und zu mal zu Unterrichtsstörungen, jeder hat mal nen schlechten Tag. Aber das ist mit einer Erinnerung an unser Gespräch schnell wieder behoben.


    Evtl könntest du das mal ausprobieren? Nimm dir dafür ruhig eine ganze Stunde Zeit (es lohnt sich!) und lass die SuS reden.



    Ich wünsch dir alles Gute!

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