Kennzeichen LRS - und Buchtipp?

  • Hallo liebes Forum,


    nach Korrektur der letzten Klassenarbeiten hätte ich mal eine Frage bezüglich LRS in der Hoffnung, dass mir hier jemand einen Tipp geben kann.


    Eine Schülerin (7. Klasse) hat diesmal ziemlich viele Deklinationsfehler gemacht, also z.B. "Da er sein (sic!) Vater helfen will.", "Er will ihn (sic!) helfen." - und davon eine ganze Reihe. Bei Durchsicht der anderen Klassenarbeiten fällt mir das jetzt auch auf, nur aus irgendeinem Grund noch nicht so gehäuft.
    Ich weiß, dass diese Schülerin wohl zum LOS geht, aber laut ihrer Aussage keine diagnostizierte Rechtschreibschwäche hat, auch die letzte Deutschlehrerin der Klasse nannte diesen Namen nicht.
    Ist sowas auch ein Zeichen von/für LRS? Oder "einfach nur" Unkonzentriertheit oder vielleicht ein Zeichen schlechtes Hören?


    Und in diesem Zusammenhang: Hat jemand einen guten, "praxiserprobten" Literaturtipp zum Thema LRS und vor allem Erkennen von LRS für mich?



    Vielen Dank schon mal!


    Lieben Gruß
    Katta

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    • Offizieller Beitrag

    Katta, ich weiß nicht, wo in NRW du unterrichtest und wie dort gesprochen wird, aber im Ruhrgebiet ist es sehr häufig, dass Schüler "ihn" und "ihm" und "mein", "meinen" und ähnliche Dinge verwechseln. Hier wird eben oft so gesprochen und auch die Eltern einiger Schüler verwechseln diese Pronomen.
    Ein typisches Beispiel ist auch: "Ich gehe im Haus."


    Könnte es vielleicht daran liegen? Ich musste mich am Anfang nämlich auch daran gewöhnen, da ich diese "Probleme" aus meiner Herkunftsgegend gar nicht kannte.


    Insbesondere Kinder, bei denen Wert auf Hochdeutsch gelegt wird oder die viel Kontakt mit Schriftsprache haben, haben diese Probleme nicht. Aber viele der anderen Kinder im Ruhrgebiet haben damit große Probleme.

  • Hi,


    ich komme eigentlich selber aus dem Ruhrgebiet und bin nun im Rheinland gelandet... :D
    Also ist es das wohl eher nicht... ;)
    Aber danke für den Tipp, vielleicht gucke ich auch noch mal in andere Klassenarbeiten, ob es dort auch manchmal vorkommt.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Es kann sich hier auch um eine Wahrnehmungsstörung handeln, d.h. der Schüler kann z.B. nicht zwischen n und m differenzieren oder die Auslaute nicht richtig wahrnehmen. Das muss nicht unbedingt etwas mit dem Gehör zu tun haben (kann aber), sondern z.B. mit der Verarbeitung im Gehirn.


    Sicherheit bringt hier nur eine eingehende LRS-Diagnose bei einem Psychologen. Solche Dinge kann man in der Schule nicht ausreichenden diagnostizieren - nur die Auffälligkeit beschreiben und um Abklärung bitten.


    "Erkennen" von LRS ist so eine Sache: die Störung/Schwäche sieht bei jedem Kind anders aus. Viele Bundesländer gehen so weit, als LRS "einfach" eine nicht ausreichende Rechtschreibleistung zu definieren.


    Zur (sehr allgemeinen) Einführung eignet sich Dürre: Legasthenie.


    Grüße
    Lolle

  • Ich würde in der neuen Ich-kann-Schule zuerst immer nach Sprech- und Schreibvorbildern Ausschau halten, von denen das Kind es so gelernt hat. Stell Dir mal, vor, ein Ministerialrat macht was falsch, den würdest Du doch auch nicht sofrt als einen behandeln, der eine Störung hat, sondern immer noch als Ministerialrat.
    Die GEDACHTE Qualität unseres Umgangs kriegt das BEWUSSTSEIN der Kinder zwar nicht mit, aber das UNBEWUSSTE.
    Wenn wir uns dann den Schwächen zuwenden statt den fehlorientierten STÄRKEN des Kindes - wie würdest Du dich in dem Fall als STÄRKE fühlen und wie würdest Du reagieren?
    Ist es nicht erstaunlich, wie massenhaft die Leistung bei Fördermaßnahmen in unseren Schulen sinkt statt zu steigen? Nach meinen Ich-kann-Schule-recherchen hat das sehr viel damit zu tun, dass wir überhaupt nicht darauf achten, IN WELCHEM GEISTE wir etwas tun. Viele tun, WAS sie tun, sogar besonders gut, manche auch noch das WIE sie es tun, aber um das IN WELCHEM GEISTE sie es tun, kümmert sich keiner. Das ist das Leck.
    IN WELCHEM GEISTE ich etwas tue, darum dreht sich in der neuen Ich-kann-Schule alles. Die Schwächen dienen dort nur der Information und führen sonst ein Randdasein. Dafür spielen die STÄRKEN die Hauptrolle. Nein nicht die bereits entwickelten, wie in der Standard-Du-musst-Schule sondern die zurückgebliebenen, schwachen und sehr oft durch verkehrte Behandlung geschwächten STÄRKEN. Wenn wir die Energie nicht für die Behämpfung der Schwächen vergeuden und in diese STÄRKEN stecken, dann wachsen sie und lösen die Probleme, die sonst immer größer werden.
    Das Mittel der Wirkung ist verstandene SUG-GESTION, also feine GESTEN, die SOG erzeugen. Man kennt es doch, dass ein Mädchen oder Junge für den neuen Lehrer oder die Lehrerin Feuer und Flamme ist und binnen kurzem mit Leichtigkeit in den Leistungen von ganz unten nach ganz oben klettert. Warum schaut man sich in der Pädagogik diese Erfolgsbeispiele und ihre Gesetze nicht an? Es sind die Gesetze der verstandenen Suggestion - nicht des darüber verbreiteten Papierwissens.
    Ich kann keinen Menschen fürs richtige Schreiben begeistern, wenn ich es selber als Qual empfinde und nicht begeistert bin. Immer noch mehr zukünftige Eltern erleben und Lernen immer mehr, was sie lernen, als Qual. Wie sollen die einmal ihre Kinder fürs Lernen von irgendwas begeistern. Ebenso ist es mit den Lehrern. Dann laufen wir auch immer schneller immer tiefer in die Behandlungsinstitutionen und machen so immer mehr Anteile vom Leben von immer mehr Menschen zu immer pathologischeren Anteilen. Die innere EINSTELLUNG, die uns auf dieses Gleis gebracht hat, wird aber in keinem Fall reflektiert und korrigiert, und so kommen wir nur AUF DIESEM GLEIS immer weiter voran.
    Wer Kinder zu Legasthenikern macht, der zerstört die Persönlichkeit, habe ich als Untertitel für meine kleine LegastheNIE-Schrift gewählt, in der ich darauf hinweisen musste, dass das Problem bei der angewandten Pädagogik in den letzten Jahrzehnten immer nur gewachsen und nie geschrumpft ist. Und das, was wir dafür getan haben, machen wir immer noch perfekter - das ist das Problem.
    Was hilft die ganze aufgeblasene "Diagnosteritis", wenn kein Mensch da ist, der dann auch nur ein Problem lösen kann?
    Da denke ich doch immer an die verstorbene Hiltraud Prem, die stets gesagt hat, das Legasthenie ein LEHRproblem und kein Lernproblem ist - ihre Schüler haben alle richtig schreiben gelernt.
    Mit herzhaften Grüßen
    Franz Josef Neffe

  • Zitat

    Was hilft die ganze aufgeblasene "Diagnosteritis", wenn kein Mensch da ist, der dann auch nur ein Problem lösen kann?
    Da denke ich doch immer an die verstorbene Hiltraud Prem, die stets gesagt hat, das Legasthenie ein LEHRproblem und kein Lernproblem ist - ihre Schüler haben alle richtig schreiben gelernt.


    In gewissem Sinne war es ja auch die Frage, ob es ein LEHRproblem ist. Sprich: was können Ursachen für diese spezielle "noch nicht ausreichend geförderte Stärke" sein, so dass ich die richtigen Tipps und Hilfen geben kann.


    Interessant wäre es jetzt natürlich zu wissen, wie genau sie das gemacht hat - und sorry, aber nur mit "Du wirst das schon schaffen!" kann ich es mir nicht vorstellen, denn ich denke schon, Schreiben lernt man durch Schreiben (und Lesen?).



    Also danke an alle für die Tipps und Hinweise!


    Ich denke,für diese Sommerferien steht u.a. Lektüre zum Thema Rechtschreibförderung auf dem Programm. Ich bin mitunter echt überrascht bis schockiert, wie schlecht die Schüler teilweise schreiben - und mir fehlen noch Vergleichsmöglichkeiten um zu beurteilen, ob das für eine 7.Klasse normal ist und somit mein Anspruch noch zu hoch, da sie sich noch in einem Entwicklungsprozess befinden, oder ob diese Schüler tatsächlich viele Probleme haben, die ich gezielter fördern muss.


    Es fällt mir nur persönlich relativ schwer, das nachzuvollziehen, da ich eigentlich nie Rechtschreibprobleme hatte - vielleicht, weil ich schon immer eine Leseratte war? Oder einen anderen Schreibunterricht hatte bzw. einen, der für mich geeignet war?


    Vielen Dank für die Anregungen!


    Lieben Gruß
    Katta

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    Einmal editiert, zuletzt von katta ()

  • Hallo,


    Bin gerade mit dem Ref fertig und habe mich versucht, etwas in LRS einzuarbeiten. Aus meiner (noch geringen!) Erfahrung kann ich nur drei Dinge sagen:


    1. Ich habe keine gute Literatur gefunden.


    2. Ich halte es für notwendig, dass sich Deutschlehrer mit dem Thema auskennen. Sich während dem Ref jedoch einzuarbeiten halte ich für unmöglich!


    3. Zu deinem Fall: Die Tatsache, dass es sich um einen Fehlerschwerpunkt handelt, deutet NICHT auf LRS hin. Im Gegenteil: Hier sollten sich mit üblichen Methoden gezielte Arbeitschwerpunkte ergeben.


    Eine Ferndiagnose ist aber unmöglich. Diagnostizieren könnte ich es nicht einmal vor Ort ;)

  • katta
    Eines meiner Schlüsselerlebnisse für die Ich-kann-Schule hatte ich als junger LAA mit Martin. Er hatte immer eine 6 in Deutsch gehabt, war deswegen einmal sitzengeblieben und galt als "einseitig mathematisch begabt".
    Im Diktat hatte er Lückentexte auszufüllen und in der Aufsatzstunde hatte man ihn immer was aus dem Lesebuch abschreiben lassen. Was konkret lernt man dabei? Das meine ich als Punkt, der wirklich untersucht werden sollte!
    Bei mir schrieb Martin das ganze Diktat und auch den Aufsatz. Von der 2 1/2 -Seiten-Story konnte ich etwa ein Dutzend Worte erraten. Ich bat ihn, mir die Geschichte vorzulesen. Er las mir die 2 1/2 Seiten flüssig vor. Wer von uns beiden war es denn da, der nicht konnte?
    Vier Jahre lang hatte Martin mit Hilfe des Deutsch-Unterrichts eingeübt, ein Versager und Nichtkönner zu sein; in Wirklichkeit - für die sich nie jemand interessiert hatte - hatte er ein eigenes, offensichtlich funktionierendes, Schreibsystem TROTZ SCHULE SELBST entwickelt.
    Ein Genie war 4 Jahre lang als Trottel behandelt worden und hatte dabei brav gelernt, ein Trottel zu sein.
    Ich hielt Martin eine "Standpauke": "Wer so tolle Geschichten schreiben kann, der kann doch auch richtig schreiben!......" Martin bereitete die nächste Nachschrift ALS KÖNNER vor und das Ergebnis war: nicht mehr 50, 60 und noch mehr Fehler wie zuvor sondern NULL FEHLER. Und das war bei der übernächsten Nachschrift genauso. Dann hatten wir allerdings ein massives Problem:
    Martin, der - aufgrund der Vorgaben - 4 Jahre lang nur eingeübt hatte, ein Versager zu sein und ein Schattendasein am Rande zu führen, stand plötzlich im Mittelpunkt! Durch das Sitzenbleiben war er ja ein Jahr älter und überragte die andren auch noch körperlich. Wenn ich ihn jetzt aufrief, knallte er sich auf die Band, hielt die Hände über den Kopf und rief: "Nein!" Ich ließ ihn.
    25 Jahre später traf ich Martin auf seinem Klassentreffen wieder. Deutsch sei immer noch nicht Seins, sagte er mir, und ich erfuhr, dass es mit ihm nach unserer 4.Klasse ähnlich weitergegangen war wie davor. Das finde ich persönlich schade, sowohl für Martin als auch für die Kollegen. Ich sagte ihm: "Ich habe Dich als Genie erlebt und ich werde nie im Leben etwas anderes sagen. Ob Du davon Gebrauch machst, ist Deine Sache."
    Von Kindern wie Martin habe ich gelernt, dass die STÄRKE um die es geht, nicht die bereits sichtbare STÄRKE ist. Martin galt ja als "einseitig mathematisch begabt". Wenn der Lehrer fragte: "Wieviel ist 3x4?", rief Martin "Zwölf!" und wurde dafür gelobt. Fragte der Lehrer in der Deutschstunde: "Wie spät ist es?", so rief Martin ebenso: "Zwölf!", nun wurde er aber getadelt: "Sag einen ganzen Satz!" Da ist es doch wohl verständlich, das man sich als sensibler Junge aus einem nicht sehr sprachgewaltigen Bauernhaushalt in Deutsch zurückzieht und in Mathe weiter profiliert, oder?
    Ich meine aber, dass Lehrersein darin besteht, die FEINEN Kräfte aufzuspüren und die oft wirklich verheerenden Weichenstellungen der Pädagogik und ihre Auswirkungen auf die FEINEN Kräfte zu erkennen und zu korrigieren; dann können Entwicklungen wieder stattfinden und das auch noch ohne großen Aufwand und mit gutem Ergebnis. Man kann dazu ja auch auf meiner coue.org-Seite mehr lesen.
    Ein "Du wirst das schon schaffen" wird von vielen einfach nur gestöhnt, weil sie es selber nicht schaffen und die Lastb endlich mal wegschieben wollen. So wirkt dieses Werkzeug aber ganz anders als wenn ich jemand, der etwas verkehrt gerechnet hat, souverän lächelnd ins Gesicht sage: "Ich sehe aber, dass Du es trotzdem kannst. Du bist nur mit dem Talent, das Du dafür hast, nicht richtig umgegangen." Wenn ich ihn dann auffordere, sein Talent zu spüren, hat er Schwierigkeiten, da ja eben keine Verbindung zwischen ihm und seinem Talent besteht. Das ist wie mit den berühmten "neuronalen Verschaltungen" die Leistungssportler auf Geräten wie dem Posturomed oder dem Torsiomed trainieren, um z.B. im Skirennen, einige hundertstel Sekunden schneller reagieren zu können.
    Natürlich wird es interessant für mich, in mir mein Talent aufzuspüren, wenn da jemand vor mir steht, der von diesem Teil von mir bereits begeistert ist. Und so gewinne ich über dieses kleine Experiment immer Einfluss. Und in dem Augenblick, wo das Kind etwas von seinen Fähigkeiten SPÜRT, lenke ich die Aufmerksamkeit weiter: "Spürst Du, wie es wächst?" und ich zeige MEIN Vergnügen an diesem Wachstum. Und dann geht es weiter: "Stell Dir vor, was wir alles bewirken können, wenn Dein Talent so weiter wächst!".....
    Natürlich macht uns das FREUDE, und so wird alles, was wir lernen, MIT FREUDE GESPEICHERT und wir begegnen dieser FREUDE bei jeder Erinnerung an das Gelernte wieder. Und wie sieht es mit der Erinnung an das aus, was die Kinder so jeden tag bei uns lernen?
    Ich grüße herzlich.
    Franz Josef Neffe

  • Lieber Herr Neffe,


    herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
    Ich gestehe, dass ich mit Ihrem Schreibstil, Ihrer Sprache - und teilweise Ihre Ansichten durchaus Probleme habe, dennoch möchte ich Ihnen ein Kompliment für Ihre Geduld und auch Souveränität aussprechen, mit der Sie hier im Forum agieren.


    Ich gestehe weiterhin, dass es mir doch schwer fällt zu glauben, dass ein Kind innerhalb einer einzigen Arbeit von 60 oder mehr Fehlern auf 0 zurück gehen kann, "nur" weil jemand daran geglaubt hat, dass es das kann (worin dann in meinem Fall natürlich ein aus Ihrer Sicht logischer Fehler liegt, da ich dann von diesem Gedanken natürlich nicht überzeugt bin und es dementsprechend auch nicht überzeugend vermitteln kann).
    Die positive Sicht auf "Fehler" teile ich als Sprachenlehrer und -lerner sowieso. Wenn jemand "währe" statt "wäre" schreibt ist das zwar ein Fehler, der mir jedoch zeigt, dass das Kind verstanden hat, dass lange Vokale durch das Dehnungs-h ausgedrückt werden. Das Problem besteht eben in der unlogischen Struktur der Sprache, dass lange Vokale aber eben auch z.B. durch einen Umlaut oder ein -e dargestellt werden können. Diese Ausnahmen machen es natürlich schwerer und müssen schrittweise in der nächsten Stufe gelernt werden - weswegen es mir schwer fällt zu glauben, dass dieser Prozess in einer einmaligen Wiederholung erfolgen kann.


    Die nächste Frage, die ich mir stelle, ist, wie pubertierende Kinder mit so einer Sprache umgehen - aber auch das könnte ein persönliches Problem sein, weil ich mit sowas einfach gar nicht umgehen kann. So gesehen kann ich es dann natürlich auch nicht vermitteln, bin also als Person dafür ungeeignet.


    Dennoch möchte ich den guten Grundgedanken, Schüler auf ihre Stärken hinzuweisen und ihnen ihre Schwächen nicht immer vorzuführen natürlich umsetzen - ich denke, das geht eigentlich allen Lehrern so, auch wenn es in der Realität nicht immer so leicht umsetzbar scheint.
    Zumal mir auch schwer fällt zu glauben, dass durch "einfache" Umbenennung meiner Schwäche in eine unentdeckte Stärke ein Prozess los getreten wird, der daraus eine "echte" Stärke machen kann.
    Ich denke, dass es einfach Bereiche gibt, die ich nicht wirklich kann und ähnliches gilt für andere Menschen auch. Dreidimensionales Sehen ist bei mir z.B. unterentwickelt und das hat Auswirkungen auf meine zeichnerischen Fähigkeiten, da ich diese Perspektive nicht richtig einbringen kann. Genauso wie ich für bestimmte Sportarten den falschen Körperbau habe (z.B. zu klein für Volley- oder Basketball).


    Aber naja... ich weiß von mir auch, dass alles, was für mich nach Manipulation (und Suggestion fällt für mich persönlich darunter) aussieht, bei mir totale Ablehnung hervor ruft, denn das kann ich gar nicht haben... wenn ich merke, jemand möchte mich in eine bestimmte Richtung manipulieren... Das haben schon Sportlehrer im Bereich Joggen mit mir versucht und es führte nur zu noch entschiedenerer Ablehnung meinerseits... ;)


    Aber als grundsätzlichen Denkanstoß bzw. Erinnerung daran, dass man mehr auf die Stärken der Kinder achten sollte, mehr loben sollte, sie in der Entwicklung eines positiven Selbstbildes unterstützen sollte, nehme ich das gerne an. :)


    @Rolf:
    Danke auch für Deinen Beitrag - auch wenn er in Teilen ja eher deprimierend ist. Ich werde dennoch versuchen, daran zu arbeiten... insbesondere an dem Bereich gezielte Rechtschreibförderung (unabhängig von LRS... da hab ich nämlich auch noch Nachholbedarf... wie in so vielen Bereichen, die für den Schulalltag nötig sind... :rolleyes: Aber jeder hat halt mal angefangen...)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Hallo Katta,


    ein wirklich gelungenes Buch zum Thema finde ich


    "Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten: vorbeugen und überwinden". Unbedingt die Neuauflage von 2006 nehmen, da hier die neuen Erlasse etc. drin sind. Ich finde, es unterscheidet sich wohltuend von sonstigen LRS-Büchern.


    Link zu Amazon [Anzeige]


    Interessante Erkenntnisse,
    Biene

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    Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht!

  • Danke für den Literaturtipp!
    Kannst Du sagen, ob es auch für die Sek I geeignet ist oder doch sehr auf das Erst-Schreiben ausgelegt ist?
    Danke schön!

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Hallo Katta,


    das Buch schaut nicht so sehr auf Klassenstufen, sondern mehr auf grundlegende Prinzipien, Theorien und Modelle. Zudem wird ein Schwerpunkt auf die Diagnose gelegt.
    Ich hab' das Buch mal aus dem Schrank genommen und Dir mal das Inhaltsverzeichnis abgetippt, vielleicht hilft Dir das weiter:


    1. Ein langer Weg – von der Legasthenie zur Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS)
    2. Grundlagen der LRS-Erlasse
    3. Woran die LRS-Förderung häufig scheitert
    4. Die Analyse der Lernschwierigkeiten
    5. Die Förderung der Lernvoraussetzungen
    6. Leseübungen
    7. Rechtschreibübungen
    Anhang


    Allerdings sind die praktischen Beispiele eher im Primarbereich als im Sek-1-Bereich angesiedelt (die gibt es aber auch). Im Anhang finden sich zahlreiche weitere Quellen und Internetlinks.


    Grüße,
    Biene

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    Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht!

  • Wow, vielen lieben Dank!!!


    Klingt echt interressant, werd ich mir merken und als Projekt für die Sommerferien angehen. :)

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  • katta,
    ich habe auch nie ein ähnlich extremes Ergebnis wie mit Martin erlebt. Und ich habe auch nicht geschrieben, dass es "innerhalb einer einzigen Arbeit von 60 auf 0 Fehler zurückgegangen" sei. Ich habe ein verkanntes Genie vorgestellt und über eine neue Weichenstellung und das Ergebnis danach berichtet.
    Vielleicht macht uns dieses Beispiel schon bewusst, dass wir alle mit bestimmten - uns großenteils unbewussten - Erwartungen an etwas herangehen und dann in dem, was uns begegnet meist nur sehen, was diesen unbewussten Erwartungen entspricht.
    Das macht vielleicht auch deutlich, warum es - anfangs - so unbequem ist, meine Texte zu lesen. Sie nehmen auf diese Erwartungen keine Rücksicht. Aber wenn ich nur so berichte und schreibe, wie es der Frager gewohnt ist, wo soll dann etwas NEUES über eine mögliche LÖSUNG stehen? Man muss doch über etwas UNGEWOHNT Neues reden, wenn man mit jemand über Lösung spricht, die er selber noch nicht kennt.
    Die Frage, die ich mir zur Sprache stellen würde, ist, ob mich mein Umgang damit schwächt oder stärkt, ob ich im Umgang damit Einfluss verliere oder gewinne. Und so würde ich auch mit einem Schüler, der mit seiner Sprache "keinen Stich macht" sprechen, ob wir nicht zusammen einen Weg probieren, auf dem er sich als EINFLUSSREICH erlebt. Es ist was anderes, ob man sich quält, um vom Fünfer wegzukommen, oder ob man sich darauf freut, jemand so effizient zu schreiben, dass er darüber staunt.
    Ich habe noch nie eine Schwäche in eine Stärke umbenannt, das würde ich als Betrug empfinden. Es ist ja GEIST, mit dem wir auch im Unterricht umgehen, und Geist lässt sich nicht austricksen.
    Die Rechtschreibfehler stehen im Diktatheft - die sind für mich wie abgeschnittene Zehennägel, die etwas über das Gestern aussagen. Jahrelang habe ich aber selbst die Hefte korrigiert und am nächsten Tag meine Schüler so behandelt, als wären sie genau die mit den 10 Fehlern von gestern. Das war ein Fehler von mir. Einen Tag später ist der Mensch nicht mehr (der) von gestern - es sei denn, wir dressieren ihn drauf, indem wir das immer so machen.
    Wenn ich tiefer schaue, ist doch nicht zu übersehen, dass Rechtschreibschwäche und Rechtschreibstärke zwei grundverschiedene Dinge sind. Für die Lese-Rechtschreib-Schwäche arbeiten ganze Wissenschafts-, Verwaltungs-, Forschungs-, Lehr- und Industriezweige. Das Fachwort für Lese/Rechtschreibschwäche heißt LEGASTHENIE - von griech. "legein" = "lesen" und "asthenäs" = "schwach". Und nun sag mir mal einer das Fachwort für das, was bei unseren "wissenschaftlich abgesicherten bemühungen" der letzten Jahrzehnte in geradezu verheerendem Ausmaß verloren gegangen wurde, sag mir das Fachwort für Lese/Rechtschreib-STÄRKE!
    Du findest keines? Wo kannst Du mir nur mal ein INTERESSE daran zeigen, wenigstens einen Begriff für LeseSTÄRKE zu finden?
    Da ist nichts. Weltweit umtanzen alle nur die Schwäche wie das berühmte Goldene Kalb. Lese-Rechtschreib-STÄRKE ist nicht nur KEIN THEMA, Du merkst auch noch, wie lästig das ich, wenn ich es zum Thema machen möchte.
    Hihi.
    Natürlich muss der Mensch nicht alle seine Potentiale entwickeln. Aber er kann das. Ich bin mir ganz sicher, dass Du, wenn Du nicht in Deutschland sondern in China auf die Welt gekommen wärst, heute genauso gut Chinesisch sprechen könntest, wie Du nun eben Deutsch sprichst.
    Vergangenes Wochenende bin ich einem sehr interessanten Herren wiederbegegnet, der, als er mich und meine Erforschung der Autosuggestion kennenlernte, meinte Hypnose und Suggestion seien Teufelszeug, damit wolle er nichts zu tun haben. Meine Antwort, dass es doch gerade dann wenig hilfreich sei, den Kopf davor in den Sand zu stecken, hat ihn zum Überdenken bewogen. So freuen wir uns jedesmal, wenn wir uns begegnen.
    Ich teile durchaus weitgehend Ihre Ansicht über das, was heute als Suggestion bekannt ist. Aber: Ist das Suggestion? Oder hat vielleicht jemand dieses Bild der Suggestion so manipuliert, dass wir es nur ja nicht anschauen? Und ist das dann zu unserem Vorteil und Nutzen? Mich hat meine erste Begegnung vor über 30 Jahren damit schon dermaßen fasziniert, dass ich über 30 Jahre lang weitergeforscht und gefunden habe. Ich denke, wenn Manipulation und ihr erfolgreich zu begegnen für Sie wichtig ist, sollte der Lebensschlüssel Autosuggestion für Sie hoch interessant sein. Betonung auf AUTO- (=selbst), denn dabei geht es um den EIGENEN EINFLUSS im Gegensatz zum FREMDEN. Schauen Sie mal, ob Sie in der Pädagogik und Therapie und darüber hinaus wirklichen EIGENEN Einfluss finden, und teilen Sie mir´s mit, wenn Sie was gefunden haben sollten!
    Noch einmal zum Schluss: Es geht nicht um die Stärken, es geht um die SCHWACHEN und GESCHWÄCHTEN STÄRKEN, die sind es , die NAHRUNG brauchen. Davon dass wir ein Kind mit Deutsch 6 und Mathe 1 immer wieder für Mathe loben, wird die Lage seines Deutschtalentes nur immer noch verzweifelter: Es ist blanker Zynismus, immer die Satten vor den Augen der Verhungernden zu füttern.
    Und wir glauben aber noch, wir täten was Gutes damit, weil wir nicht sorgfältig hinschauen und hinfühlen, weil wir nicht original mit den Kräften des Menschen umgehen sondern nach Schablone. Das tun wir aber nicht in böser Absicht sondern größtenteils UNBEWUSST. Und darum ist es wichtig, dass wir - wie ich das mit der neuen Ich-kann-Schule versuche - einen neuen Umgang mit dem Unbewussten lernen und pflegen. Ich grüße herzlich.
    Franz Josef Neffe

  • Ein interessanter Aspekt bei LRS ist die hirnorganische Verarbeitung der Blickmotorik, die im "Freiburger Blicklabor" der Uni Freiburg untersucht worden ist:
    http://www.blicklabor.de/bbl-wis.htm
    http://www.optomotorik.de/index.htm


    Weitere Links zu interessanten LRS-Seiten findet man/frau hier:
    http://www.autenrieths.de/links/linksdeu.htm#Legasthenie

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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