Ist der Einsatz der Schreibschrift nach Erarbeitung Pflicht oder können die Schüler dann wieder in Druckschrift schreiben, weil sie Ihrer Meinung nach damit besser zurecht kommen?
LG Ulli
Ist der Einsatz der Schreibschrift nach Erarbeitung Pflicht oder können die Schüler dann wieder in Druckschrift schreiben, weil sie Ihrer Meinung nach damit besser zurecht kommen?
LG Ulli
Ich glaube das kommt auf das Bundesland an! In vielen Bundesländern ist es nach dem Erlernen nur noch ein kann. Niedersachsen lautet glaube ich "kennen eine verbundene Schrift" - d.h. müssen sie nicht mal beherrschen.
Schau mal nach was bei euch in dem Rahmenplan steht.
ZitatOriginal von Ulli
Ist der Einsatz der Schreibschrift nach Erarbeitung Pflicht oder können die Schüler dann wieder in Druckschrift schreiben, weil sie Ihrer Meinung nach damit besser zurecht kommen?
In dem Lehrplan Deines Bundeslandes steht auf S. 12 geschrieben:
Zitat
Er (der Anfangsunterricht; Anm. das_kaddl) unterstützt bei den Schülerinnen und Schülern die Akzeptanz der Norm und das Bemühen
um richtiges Schreiben und eine gut lesbare und flüssige Handschrift, die unverkrampft und über einen längeren Zeitraum geschrieben werden kann. Der Anfangsunterricht bewirkt, dass alle Kinder ein Bewusstsein für Schreibkonventionen entwickeln ... Er vermittelt und sichert, die Schreibrichtung von links nach rechts einzuhalten, ein gleichmäßiges Schriftbild anzustreben...
und auf S. 20 das
Zitat
Eine gut lesbare Handschrift ist selbstverständlicher Bestandteil des Schreibens; dem entspricht die deutliche Artikulation beim Vorlesen. Genau so wichtig ist eine den Vereinbarungen entsprechende, kontinuierliche und übersichtliche Heft- und Mappenführung, die funktionale Aufteilung der Seite und die ästhetische Gestaltung eines präsentierten Textes. In diesem Rahmen wird die Gestaltung der Schulausgangsschrift noch einmal in Jahrgang 3 oder 4 thematisiert, ggf. auch im Vergleich mit der Sütterlinschrift.
In den "Verbindlichen Inhalte im Arbeitsbereich „Texte schreiben“ (bis Ende Klasse 4)" (S. 21) findest Du unter Sachverhalte/Phänomene den Begriff "Handschrift".
Ende Klasse 4 müssen Hamburger Kinder "flüssig und gut lesbar schreiben" können (S. 34). Diese Ziele müssten die S&S Deiner Klasse erreichen. Ob sie das tun, indem sie immer nur die Druckschrift anwenden und die verbundene Schrift gänzlich verlernen, stelle ich in Frage.
Dass Du nach einem "Verbot" des Ersatzes der verbundenen durch die unverbundene Schrift fragt, finde ich seltsam. Als Lehrer/in bist Du ja nicht zuerst Jurist/in, sondern Didaktiker/in & Pädagoge/in, Du kennst Deinen Rahmenplan (setze ich mal voraus) und weisst, wie Du dessen Ziele erreichst.
Da Du so konkret nach einem "Verbot" fragst: auf S. 13 des Rahmenplans Deines Bundeslandes steht
ZitatKinder mit anhaltenden Schwierigkeiten können immer die unverbundene Schrift benutzen.
Es scheint also kein Verbot zu existieren, allerdings würde ich mich stark fragen, ob wirklich alle Kinder meiner Klasse "anhaltende Schwierigkeiten" im Bereich der verbundenen Schrift haben, und ob da durch gezielte Übungen im Bereich der Schreibschrift dem Erreichen der oben zitierten Ziele nicht mehr gedient ist als mit dem Vermeiden der verbundenen Schrift.
LG, das_kaddl.
Eine interessante Frage ist natürlich, wie die Kinder dann an den weiterführenden Schulen (und im wirklichen Leben!) klarkommen sollen, wenn die zu notierenden Textmengen so groß werden, dass man eine Kurrentschrift aus Geschwindigkeitsgründen schlicht und einfach braucht.
Und wieso sind das heutzutage eigentlich alles Probleme? Ich bin ja kein Primarlehrer, aber als ich zur Grundschule gegangen bin, haben wir die Schreibschrift gelernt und es wurde mehr oder weniger vorausgesetzt, dass wir die Druckschrift so nebenher aufschnappen. Das hat ja eigentlich ganz gut funktioniert.
Nele
In RLP ist es auch Ziel der Grundschule, eine verbundene Schriftform, also eine Schreibschrift, zu beherrschen.
Da ich sowohl Primarstufen- als auch Sekundarstufenerfahrung habe, plädiere ich für den Druckschriftbeginn aus motorischen Gründen und wegen des leichteren Erlernens des Lesens (die Umgebung ist nun einmal von Druckschrift dominiert).
Bei der nachfolgenden Einführung einer Schreibschrift bevorzuge ich dann doch die Lateinische Ausgangsschrift, weil ich gesehen habe, dass bei schwächeren Schülern die SAS oder die Vereinfachte Ausgangsschrift zu absolut unlesbaren Ergebnissen führen.
Und zur Frage, warum das inzwischen ein Diskussionsthema ist, Kinder werden nun einmal immer schwächer in ihrer ganzen Motorik (mit wenigen Ausnahmen). Woran das liegt, darüber mögen sich andere den Kopf zerbrechen...
Es geht eher um die Tatsache, dass für viele Kinder mit feinmotorischen Schwierigkeiten (für die die Eerlernung der Druckschrift schon ein Kraftakt war) das Erlernen der Schreibschrift eine frustrierende Angelegenheit ist.
Ich habe gleich drei Kandidaten. Der Rest der Klasse schreibt seit einigen Monaten schon sicher und mehr oder weniger leserlich. Nr. 1 hat den Schreibschriftlehrgang anfangs abgebrochen (habe ich mit ihm und den Eltern so abgesprochen) und hat vor einigen Tagen neu angefangen. Klappt jetzt schon viel besser!!! Nr. 2 und 3 machen es so nebenher. Sie schreiben hier und da testweise mal mit Schreibschrift, ansonsten Druckschrift. Da muss ich nach den Sommerferien noch einmal gucken!
Also ich habe die Schreibschrift Mitte der 2 eingeführt. Nun Ende der 3 schreiben einige Druckschrift , einige Schreibschrift und einige, je nach dem, wie sie Lust haben. Und genauso machen wir Erwachsenen das ja auch...ich verbinde Druckbuchstaben da, wo es sich anbietet.
Ich wäre ja für eine verbundene Druckschrift - eine gut lesbare, bewegungsrichtige und ökonomische Schrift. Es fällt leichter etwas bereits automatisiertes weiter zu entwickeln, als etwas Neues zu automatisieren.Hoffentlich kann ich das in meinem nächsten Durchgang umsetzen
Hallo,
ich persönlich halte es ja nach wie vor für ein Gerücht, dass Kinder, die lediglich "drucken" an der weiterführenden Schule oder Uni oder sonstwo nicht klarkommen.
Ich kenne zahlreiche Menschen, die ihr Leben lang nur Druckschrift geschrieben haben und schreiben und die keinerlei Probleme damit haben, auch umfangreichgere Mitschriften anzufertigen.
Viele Kinder haben heute große motorische Probleme und Schwierigkeiten und ich finde es ausgesprochen gut, dass der Lehrplan hier in NRW den Freiraum lässt diese Kinder weiterhin drucken zu lassen.
Häufig sind es Kinder, die an zu vielen Fronten kämpfen müssen, so dass der Schwerpunkt nicht wirklich beim Erlernen einer verbundenen Schrift liegen muss.
Es lässt sich natürlich darüber spekulieren, warum es heutzutage Kinder mit diesen Defiziten gibt.
Ob das mehr sind als früher möchte ich bezweifeln.
Viele Grüße
strubbelsuse
ZitatOriginal von Rottenmeier
Ich wäre ja für eine verbundene Druckschrift - eine gut lesbare, bewegungsrichtige und ökonomische Schrift. Es fällt leichter etwas bereits automatisiertes weiter zu entwickeln, als etwas Neues zu automatisieren.Hoffentlich kann ich das in meinem nächsten Durchgang umsetzen
Was - bitte schön - ist denn die Vereinfachte Ausgangsschrift anderes?
ZitatOriginal von strubbelsuse
ich persönlich halte es ja nach wie vor für ein Gerücht, dass Kinder, die lediglich "drucken" an der weiterführenden Schule oder Uni oder sonstwo nicht klarkommen.
Ich kenne zahlreiche Menschen, die ihr Leben lang nur Druckschrift geschrieben haben und schreiben und die keinerlei Probleme damit haben, auch umfangreichgere Mitschriften anzufertigen.
Mhm. Es wäre wirklich einmal ein Experiment wert - bei einer Sek II-Klausur in einem gesellschaftswissenschaftlichen/sprachlichen Fach sollten in 90 Minuten ungefähr 500 Wörter Reintext produziert werden (exklusive vorherige Skizzen und Entwürfe.) Kann man das wirklich leisten, wenn einem nur eine Druckschrift zur Verfügung steht (ich zumindest würde mich sehr gebremst fühlen) und wie groß ist der Nachteil gegenüber Schülern, die eine schnellere Kurrentschrift beherrschen und deshalb mehr Zeit zum Nachdenken haben?
Ich sage ja nicht, dass man eine Druckschrift "verbieten" sollte - ich meine, dass solche Parameter einfach mitbedacht werden müssen.
Gibt es eigentlich empirische Untersuchungen über durchschnittliche Schreibgeschwindigkeiten mit Druck- und Kurrentschriften?
Nele
Vielen Dank für die zahlreichen interessanten Beiträge!Darüber habe ich mich sehr gefreut!
Natürlich kenne ich die Aussagen des HH Rahmenplan diesbzgl. Ich wollte wissen wir ihr damit in der Praxis umgeht.
Schönes Wochenende!
LG Ulli
ZitatOriginal von Ulli
Natürlich kenne ich die Aussagen des HH Rahmenplan diesbzgl. Ich wollte wissen wir ihr damit in der Praxis umgeht.
Das kommt aber aus Deinem Eingangsposting gar nicht heraus - Du fragst darin, ob der Einsatz der Schreibschrift Pflicht ist, nicht, wie Kollegen mit Kindern umgehen, die mit der unverbundenen Schrift besser zurechtkommen als der verbundenen...
LG, das_kaddl.
Was - bitte schön - ist denn die Vereinfachte Ausgangsschrift anderes?[/quote]
Jedenfalls keine verbundene Druckschrift...
Im übrigen wird in den meisten Ländern gedruckt. =)
Wir geben unsere Kinder nach der 2. Klasse ab und die Lehrer der 3. Klassen (meist Sek-I-Lehrer) erwarten, dass die Kinder Schreibschrift können und wären mit dem Beibringen der Schreibschrift wohl auch überfordert. Ein Beginn zur Mitte des 2. Schuljahres ist also ausgeschlossen. Ein Beginn im 1. Schuljahr ist auch ausgeschlossen, da wir nur 45 € pro Kind auf die Schulbuchliste setzen dürfen und die sind für die Mathematikmaterialien, das Deutsch-Arbeitsheft und den Druckbuchstabenlehrgang bereits ausgegeben. Schreibschriftheft ist da nicht mehr drin.
Ich habe in meiner letzten Klasse 4 Kinder aus dem Schreibschriftlehrgang herausgenommen, weil sie Schwierigkeiten hatten. Meine Argumentation war auch: "Es gibt doch Erwachsene, die schnell in Druckschrift schreiben." Offenbar passt der Umkehrschluss leider nicht, dass Kinder, die Druckschrift erlernen und keine Schreibschrift, auch in absehbarer Zeit schnell Druckschrift schreiben können.
Ein Kind hat nach einigen Wochen freiwillig wieder angefangen, die Schreibschrift zu üben und kommt einigermaßen klar.
Ein Kind fing Ende der 2. Klasse an, nachdem andere Probleme durch entsprechende Therapiemaßnahmen verbessert wurden, und kann inzwischen auch einigermaßen mitkommen, wenn er will.
Ein Kind wiederholt die 2. Klasse und hatte genug Zeit, die Schreibschrift noch zu erlernen.
Das 4. Kind sitzt in Klasse 3 und hat massive Probleme. Seine Druckschrift ist nicht schneller geworden. Zum Glück gab es eine Praktikantin, die ihn aus dem Deutschunterricht rausnahm und mit ihm Schreibschrift übte, sonst wäre da gar nichts mehr gekommen. Immerhin haben die Eltern inzwischen eingesehen, was ich ihnen 2 Jahre lang gebetsmühlenartig gepredigt habe, dass nämlich weiterführende therapeutische Maßnahmen sinnvoll seien.
In der Parallelklasse gab es auch ein Kind, welches die Druckbuchstaben regelrecht malte. Wenn andere einen ganzen Satz schrieben, hatte er gerade ein Wort fertig. Auch dieses Kind bekam erstmal einen gesonderten Schreibschriftkurs und kommt nun einigermaßen mit.
Ob das ohne das "darf bei Druckschrift bleiben" besser geworden wäre, kann ich im Nachhinein nicht sagen. Aber in diesem Jahr gab es den Beschluss in meiner Klasse nicht mehr und auch bei meiner Kollegin, die letztgenannten Schüler hatte, nicht.
Wir haben im 1. Schulhalbjahr für die Zweitklässler noch alles in Druck- und Schreibschrift an die Tafel geschrieben. Im 2. Halbjahr sollte dann nur noch in Schreibschrift von der Tafel abgeschrieben werden, da die meisten Kinder im Lehrgang so weit waren, dass die häufigen Buchstaben schon geübt wurden.
Unsere Erstklässler lernen seit dem Halbjahr die Buchstaben in Druckschrift und in Schreibschrift. Die motorisch geschickten Kinder schreiben auch schon Buchstabenverbindungen und kleine Wörter in Schreibschrift. Das müssen wir dann immer selber vorschreiben, siehe finanzielle Lage.
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