Wie gut sollte ein Lehrer deutsch sprechen können?

  • Habe in meiner Grundschulklasse eine pädagogische Zweitkraft, die Stelle wird zum nächsten Schuljahr frei.


    Jetzt hat sich eine Dame beworben, die aus einem osteuropäischem Land kommt, dort (Gymnasial-)Lehrerin war und seit etwas über einem Jahr in Deutschland lebt. Dafür, dass sie erst so kurz hier ist, spricht sie echt gut deutsch, trotzdem hört man ihr natürlich den Akzent deutlich an und sie versteht auch nicht alles sofort.


    Ich habe etwas Bedenken, ob man sich nicht Schwierigkeiten in die Klasse holt, ob nicht gerade Erstklässler (Schreiben mit der Anlauttabelle) eine deutschsprachige Hilfe brauchen. Oder denke ich da zu "eingebildet"?

  • an ner Privatschule ist alles möglich ...! (zumindest als Zweitkraft)


    Vorstand wäre für diese Frau, die (pädagogische) Entscheidung liegt aber bei mir. Und ich weiß eben nicht ...


    Und: Elterngespräche bräuchte sie nicht führen, das ist meine Aufgabe als Erstkraft, höchstens beratend beistehen ...

    • Offizieller Beitrag

    wenn es nur der Akzent wäre, würde ich das nicht als störend empfinen, es sei denn, der Akzent kommt so stark durch, dass die Dame unverständlich wird.


    Ansonsten sollte sie natürlich schon fließend deutsch sprechen können, und ganz selbstverständlich sollte sie auch die Kinder problemlos verstehen.


    Warum soll sie unbedingt eingestellt werden ?

  • Weil es die bisher einzige Bewerbung ist ... Und ich glaube auch, dass es sich für die Schule schon gut anhören würde, wenn in der Klasse "eine GS-Lehrerin und eine Gym-Lehrerin" ist (Werbung bei den Eltern, sonst sind das "nur" Erzieherinnen)

  • Ich denke, wenn du mit der Dame gut kannst, lernt sie auch bald fließender Deutsch. Das ist quasi gelebte Integration und im Jahr der Sprachen...bringt sie den Kindern vielleicht auch das eine oder andere fremde Wort bei.
    Voraussetzung wäre für mich nicht die Sprache, die wie du sagst ja gut ist, aber eben nicht ausgezeichnet, sondern das feeling, das du in ihrem Beisein hast.
    Ich arbeite bilingual und meine Native hat auch einen wunderbaren Akzent. Wenn sie ein Wort echt nicht versteht, helfen wir ihr alle gemeinsam.

  • Hm, schwierig zu sagen aus der Entfernung. Der Akzent ist natürlich da und bleibt sicherlich erhalten. Damit müsste man also so oder so klarkommen, das sollte m. E. aber kein Hinderungsgrund sein.


    Das Sprachniveau dürfte sich bei Einstellung dagegen vermutlich sehr schnell steigern - "gelebte Integration" eben, wie fairytale meint.


    Ob an bestimmten Stellen Schwierigkeiten entstehen? Keine Ahnung, kann sein. Kann aber auch motivierend für die Schüler sein, wenn SIE mal jemandem noch was beibringen können ;).

  • Vielleicht wäre sie auch ein ganz gutes Vorbild für die Schülerinnen und Schüler, die selber osteuropäische Wurzeln haben. Ich finde den Integrationsaspekt auch sehr wichtig. Ich habe gerade einen Spiegel-Artikel gelesen, in dem dargestellt wird, wie hoch qualifizierte Kurden und Türken (Ingenieure, etc.) aus Deutschland vertrieben werden, da sie auf Grund vieler Vorurteile keine entsprechenden Jobs erhalten. Die gehen dann eben in andere Länder oder in die Türkei, wo Arbeitskräfte mit bikulturellem Hintergrund gesucht werden. Bleiben tun dann die schlecht qualifizierten.

  • Die Frau ist wegen ihrem Mann hier, also glaub ich mal kaum, dass sie abwandern würde ;) Wobei du, CKR, mich auf eine interessante Überlegung gebracht hast, so hab ich das noch gar nicht gesehen (und vielleicht sollte ich ein wenig vorurteilsfreier an die Sache herangehen ...)


    fairytale, du hast recht: wenn ich mit der Frau gut könnte, hätte ich nie diese Überlegung angestellt ... Was für mich eigentlich ein Zeichen wäre, mich gegen sie zu entscheiden. Weiß auch nicht, warum, irgendwie war sie schon ganz nett, aber nicht auf Anhieb so sympatisch, dass ich mich sofort freue, mit ihr die nächsten Jahre zusammen zu arbeiten...

  • Wenn du Mitspracherecht hast und dein Bauchgefühl dir abrät, dann tu das auch juna! Die meisten können sich es nicht aussuchen, mit wem sie im Team arbeiten.

  • Zitat

    Original von fairytale
    Wenn du Mitspracherecht hast und dein Bauchgefühl dir abrät, dann tu das auch juna! Die meisten können sich es nicht aussuchen, mit wem sie im Team arbeiten.


    Finde ich der Frau gegenüber unfair. Auch ein erster Eindruck kann täuschen und die Frau kann eine gute Arbeit machen. Stell dir vor, du wärst an der Stelle der Frau. Außerdem scheint sie ja im Angestelltenverhältnis eingestellt zu werden (oder wird eine pädagogische Zweitkraft verbeamtet?). DA gibt es ja auch Probezeiten innerhalb derer man ohne Angabe von Gründen wieder gekündigt werden kann. Und man kann Dinge auch offensiv angehen und besprechen, wenn es einem nicht passt: "Mir gefällt nicht wie du ..., Ich bin der Meinung du musst daran arbeiten ...".

  • CKR..meine erste Stellungnahme war sehr wohl positiv,aber da juna ja in ihrem Statement deutlich machte, dass sie sich eher um das Teamteaching mit der Dame sorgt, empfahl ich ihr, auf das Bauchgefühl zu hören.
    Ich arbeite selbst im Team und musste mich bereits mehrmals umstellen und wieder neu gewöhnen.Bis auf eine Person gelang das immer. Mitspracherecht hatte ich keines, die Probleme waren allerdings gewaltig und gingen bereits in den Bereich Verleumdung und Rufschädigung und nicht nur mir gegenüber, sondern dem ganzen Kollegium gegenüber.
    Ich hatte beim ersten Lesen des Postings einfach nur das Gefühl, dass die Sprache allein nicht der Grund sein kann, dass juna zweifelt.Gut, man kann Dinge offiziell ansprechen,wenn sie nicht passen...da geb ich dir Recht, man muss aber, wenn man Entscheidungsfreiheit hat, auch nicht gleich die erste Bewerberin (viell. kommen ja noch mehr) einstellen.
    Eine Beobachtungszeit würd ich mir jedenfalls auf alle Fälle vorbehalten, denn nur um den integrativen Gedanken kanns ja nun auch nicht gehen .

  • Danke für euere vielen Anregungen und Ideen!


    Werde morgen mal fragen, vielleicht kann man die Dame ja mal für ein paar Tage zum Hospitieren in die Klasse einladen (wobeis dann noch unfairer wird, wenn man sich gegen sie entscheidet). Während der Probezeit wieder zu entlassen find ich wegen ihr und auch wegen der Schüler (die sich ja jetzt schon mal von der Zweitkraft verabschieden müssen) nicht gut.


    Ansonsten tendiere ich eher zu "aufs Bauchgefühl hören". (auch aufgrund der Erfahrungen mit meiner bisherigen Zweitkraft ...) - auch wenns dann erstmal ein schwerer Schritt ist, der Schule zu sagen "nein, bitte weitersuchen".

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