Schülerfeedback einholen

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich möchte gerne von meinen Schülern ein Feedback über mich und über meinen Unterricht einholen.
    Ich hab früher schon mit diversen Fragebögen gearbeitet, wollte aber mal hören, ob es jenseits des Fragebogens nach Eurer Erfahrung gute Feedback-Methoden gibt? Was habt Ihr gemacht und vor allem - wie hat es funktioniert?
    Ich lese in diversen Büchern die tollsten Methoden, bin mir aber nicht sicher, ob das klappen kann.
    Über Eure Erfahrungsberichte wäre ich sehr dankbar!
    Liebe Grüße
    Gela

  • Ich habe mal verschiedene Aussagen (z.B. die Themen waren interessant) auf Blätter geschrieben, diese im Schulzimmer aufgehängt. die Kinder erhielten so kleine Klebepunkte, je nach Anzahl Blätter. Die Sch kleben ihre Punkte zu jenen Aussagen, die für sie zutreffen. So siehst du, wos am meisten Punkte hat, das trifft am meisten zu. (war in einer 5. Klasse).
    Oder: du gehst mit deinen Schülern nach draussen, oder irgendwo wos eine gerade Linie hat. Du sagst einen Satz, und die Schüler stellen sich auf der Linie etwa dahin, wos für sie zutrifft. ein ende der Linie ist: stimmt voll, das andere: stimmt gar nicht.

  • Ich verwende gelegentlich eine Zielscheibe mit verschiedenen Feldern. Je näher in der Mitte die Kreuze, desto eher trifft die Aussage zu.

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • "Ich lese in diversen Büchern die tollsten Methoden, bin mir aber nicht sicher, ob das klappen kann."


    Bei mir hilft da immer vor allem eines: ausprobieren ob es klappt.

  • Hallo Zusammen,
    ich finde Fragebögen gut. Die kannst du in Ruhe auswerten, dir darüber klar werden wo Ausrutscher in der Bewertung sind usw. und du was schriftlich in der Hand, falls von Seiten der Eltern, Schüler oder Schule Fragen zu deinem Unterricht/Unterrichtsstil aufkommen.
    Du solltest aber deinen Schülern klar kommunizieren, das sie nicht jedes Detail an deinem Unterricht auf diesem Weg mitgestalten können... bestimmte Inhalte und auch methodische Schwerpunkte sind halt in den Lehrplänen verpflichtend vorgegeben (und meiner Meinung nach auch sinnvoll) auch wenn sie den Schülern manchmal nicht gefallen.


    Grüße
    Steffen


    PS: außerdem ist's 'ne gute Motivation wenn du ab und zu in in guten Bewertungen deines Unterrichts nachlesen kannst :)

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    2 Mal editiert, zuletzt von SteffdA ()

  • Hin und wieder mache ich ne ganz einfache Methode, damit die Auswertung gleich für alle sichtbar durchgeführt wird. Ich mache ein Koordinatensystem an die Tafel, x Achse, z.B. Spaßfaktor, y Achse Lernerfolg, dann soll sich jeder überlegen, wo er sein Kreuz machen will und ich klappe die Tafel um, sodass keiner den Schreibenden sieht und dann macht jeder fix sein Kreuz und man kann das schnell gemeinsam auswerten.
    Das ist natürlich nicht für komplexe Evaluationen gedacht.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Hallo Ihr Lieben,


    vielen Dank für eure guten Tipps. Das hilft mir schon deutlich weiter. Allerdings hätte ich noch eine Frage:
    Hat jemand schon mal die Methoden Kistenbotschaften bzw. Satzanfänge ausprobiert?
    Kistenbotschaften: Es stehen am Ausgang drei Kisten. Eine Kiste ist beschriftet mit "Machen Sie weiter so!", eine mit "Lassen Sie das bitte sein!" und eine mit "Machen Sie das anders". Die Sch sollen immer am Stundenende oder Tagesende ihre Zettel in die passende Box legen.


    Satzanfänge: Ich schreibe auf einen Bogen verschiedene Satzanfänge und lasse den Sch die Sätze vervollständigen, z.B. "Aufmerksam wurde ich immer, wenn....", oder "Nicht verstanden habe ich ....", oder "An Ihrer Stelle würde ...."


    Falls ihr es noch nicht probiert habt, was haltet ihr davon, solche Alternativen zu standardisierten Fragebögen zu verwenden?


    Liebe Grüße
    Gela

  • Zitat

    Original von Gela


    Falls ihr es noch nicht probiert habt, was haltet ihr davon, solche Alternativen zu standardisierten Fragebögen zu verwenden?


    Also mir ist nach wie vor rätselhaft, warum du es nicht einfach ausprobierst. Dir und deinen Schülern muss es doch gefallen und auch etwas bringen. Ich denke dadurch lernst du die einzelnen Methoden, ihre Stärken und Schwächen am besten kennen.


    Generell würde ich sagen, dass beides ganz gute Methoden für die alltägliche Rückmeldung sind. Also, z.B. ganz konkret nach einer Unterrichtseinheit oder -stunde. Der Fragebogen kann sich dann ja auf deinen Unterricht im allgemeinen beziehen.

  • Ich habe auch Fragebögen für Schüler verwendet und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Ja-/Nein-Antworten sollten vermieden werden, lieber skalierte Antwortvorgaben wie "sehr gut", "gut", "mittel" usw.. Vor allem die "weiß nicht"-Antwortvorgabe finde ich persönlich bei Schülern sinnvoll, da du die Gefahr, dass Fragen nicht beantwortet werden, reduzieren kannst (denn wenn du siehst, dass bei einigen Fragen Kreuze fehlen, grübelst du darüber, warum das so ist).


    Ich würde so wenige Fragen wie möglich zur eigenen Person stellen und mich hauptsächlich auf den Unterricht und die Unterrichtsfächer beziehen. Mit der Selbstkritik kann man es auch übertreiben.


    Also nicht:


    "Ich finde den Deutsch-Unterricht bei Frau XY langweilig."


    Sondern:


    "Ich finde Deutsch langweilig."


    Dann ist die Chance größer, dass die Schüler ehrlich antworten, weil sie dann nicht die Lehrperson kritisieren müssen, sondern nur das Fach.


    Die Kistenmethode halte ich insofern für problematisch, dass die Schüler voneinander abgucken und den Zettel dahin werfen, wohin die andere ihren auch eingeworfen haben.


    Bei Satzanfängen ist das Problem, dass die Schüler zum Schreiben gezwungen werden, was die Hemmschwelle für ehrliche Antworten erhöht, weil du sie an der Schrift erkennen könntest.


    Ich habe bei meinen Fragebögen so wenige offene Fragen wie möglich eingebaut, sie waren aber alle freiwillig. Ich erlaubte den Schülern, dass sie ihre Antworten von einem Klassenkameraden schreiben ließen.

    • Offizieller Beitrag

    Da auch ich persönlich (z.B. bei Fortbildungen) mit Fragebögen immer die Erfahrung mache, dass das, was ich eigentlich sagen wollte, keiner wissen will - heißt: keine frage darauf abzielt, bin ich von Fragebögen abgekommen.


    Am Ende des Kurses oder des Schuljahres sollen mir meine Schüler ein feedback in freier Textform geben, anonym und mit zwei drei Tagen Zeit, in denen sie es auch zuhause tippen können - die Vorgabe ist eine lose Struktur an Themen, die ich gerne in iregndeiner Reihenfolge erwähnt wissen würde:


    - Wie fanden Sie die generelle Qualität des Unterrichts?
    - Waren Ihnen die angewendeten Methoden verständlich, waren sie zweckmäßig / effizient ?
    - War der fachliche Anspruch angemessen (sprachlich / inhaltlich)?
    - Waren die verwendeten Materialien / Medien hifreich / angemessen ?
    - Waren die Kriterien für die Noten und die Notengebung transparent und angemessen?
    - Kommentieren Sie bitte die "Lehrerpersönlichkeit": Haben Sie sich ernst genommen gefühlt, wie empfanden sie den Umgang mit den Schülern/sich, wie empfanden Sie die Arbeitsatmosphäre, den Umgangston, die Angebote, etc - alles was Sie wichtig finden
    - selbstverständlich sollen/dürfen Sie alle weiteren Kommentare einbauen, die evtl oben nicht erwähnt, Ihnen aber wichtig sind.



    Für die Mittel/Unterstufe etwas einfacher formuliert, aber desselben Inhalts.



    Ich bekomme meistens eine Seite in der Unterstufe und etwa zwei in der Oberstufe, sehr differenziert und sehr nützlich. Man weiß so, z.B. selbst bei nur positivem Feedback, eben auch, was genau den Schülern wichtig ist, wo man genau so weitermachen und wo man evtl je nach Gruppe umdenken kann / sollte. Auch die Kleinen sind differenzierter als man so denken würde und beobachten sehr genau: sie können sehr wohl gut kommentieren, wenn man ihnen erklärt, worauf es ankommt. Ich zitiere mal wörtlich (ohne Rechtschreibfehler): "Frau X, ich finde Ihren Unterricht total gut weil sie nie schreien und immer viel loben und wegen den vielen Arbeitsblättern für die, die schon ferig sind und weil auch viel gelacht wird und sie bei Problemen immer zuhören. Aber beim Herrn Y spielen wir auch mal richtige Spiele (ohne Vokabeln oder so), das machen Sie fast nie. Sie schreiben auch oben immer groß und weiter unten immer kleiner an die Tafel, das kann ich schlecht lesen. Bei Gruppenarbeiten geht es manchmal zu schnell, ich möchte da mehr Zeit."


    Fand ich ein extrem hilfreiches Feedback, und diese Qualität von Rückmeldung ist keine Ausnahme. Da geht es schon um mehr als nur die grobe Beurteilung "sort of okay", sondern um den Feinschliff an den Kleinigkeiten und Feinheiten.


    Wichtig: ich frage nur dann, wenn die Schüler nicht mehr notenmäßig abhängig von mir sind und anonym - Abgabe am allerletzten Tag. Ich will mir sicher sein, dass das Feedback ehrlich ist. Umso schöner, wenn man dann gelobt wird - das kann man dann auch wirklich ernst nehmen.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Sehr interessantes und überzeugendes Posting, Meike.


    Ich sollte hier noch anmerken, dass ich mein Posting schrieb, ohne vorher nachgeschaut zu haben, um welche Schulform es überhaupt geht. Meine Fragebögen waren für Schüler der 5. Klasse Förderschule, für die war die Ankreuzmethode genau das Richtige. Feedbackrunden wurden am Tag vor den Ferien gemacht, wenn sich eh keiner richtig konzentrieren konnte.

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