didaktische Idee zu Rap-Text über Vergewaltigung/Selbstjustiz (Fischmob)?

  • ... oder generell Literatur über eine Unterrichtsreihe zum Thema "Hip Hop/Rap-Lyrik?
    ich habe ein Heft von Reclam mit Texten und ein Buch über Poetry slam.


    Die Reihe kommt bei den Schülern gut an, aber heute hatte ich ein bisscehn Flaute, weil ich aus einem interessanten Thema didaktisch wenig gemacht habe.


    Mein Einstieg war ein Zeitungsartikel über eine Vergewaltigung (Traurigerweise vor ein paar Tagen hier in Köln passiert). Impulsfragen nach eigenen Erlebnissen und Emotionen liefen gut (schweigsamer, sehr lethargischer Kurs - GK Deutsch 11).
    Dann habe ich nach den Gefühlen des Opfers gefragt (nach einer kurzen Schilderung, wie der Ablauf nach einer vergwaltigung ist - von der gynäkologischen Untersuchung bis zum weißen Ring und dem Warten auf das Ergebnis des HIV-Tests) und das an der Tafel notiert.
    Die Schüler sollten überlegen, was in der Frau vorgeht, wenn der Täter gefasst wird und sie ihm im Gerichtssaal gegebüber sitzen muss - wieder an der Tafel notiert.
    Dann habe ich den Text ausgeteilt und das Lied vorgespielt:


    Ihr Alter ist egal und egal ist auch ihr Name
    Ihre Herkunft interessiert nicht, ihr Beruf ist auch Banane
    Es ist auch absolut nicht wichtig, ob sie dämlich oder schlau ist
    Für die Story ist nur wichtig, daß sie eine Frau ist
    Es ist Freitagabend, die Woche ist vorbei
    Vorbei - die Nacht ist lau, die Uhr sagt halbzwei
    Sie hat fünf Tage gearbeitet um zwei Tage zu leben
    Und als Selbstbelohnung will sie heute ordentlich einen heben
    Auf der Straße nur Schwachmaten, wie nichts anders zu erwarten
    Oberlippenbärte und andere Unsympathen
    Doch selbst damit umzugeh'n ist für sie heute kein Problem
    Walkman auf die Ohren und ganz laut dreh'n - Volume 10
    Und so entgeh'n ihr auch die Sprüche, die die Männerwelt
    Gestern, heute, morgen, jeden Tag für sie bereithält
    Doch sie legt auch nicht viel wert drauf, diese Sprüche zu hören
    Diesen Abend soll ihr heute nichts und niemand zerstören
    Sie steuert eine Kneipe an, wo sie noch niemals war
    Musik OK, Bier billig also bleibt sie da
    Sie träumt so vor sich hin, genießt es allein zu sein
    Doch plötzlich schreckt sie hoch - eine Hand auf ihrem Bein
    &quotNa, was macht denn eine so schöne Frau so ganz allein?"
    &quotVergiß dich!" - Was besseres fällt ihr nicht ein
    Der Typ scheint überrascht, als hätt er nicht gedacht
    Daß das Freiwild seiner Wahl jetzt auch noch blöde Zicken macht
    Doch so schnell gibt er nicht auf, schiebt die Hand noch höher rauf
    &quotNimm deine Flossen weg" schreit sie und springt auf
    Er kann es nicht verstehn, daß sie nicht auf ihn steht
    Sie ist fassungslos, angewidert, zahlt und geht
    Der Abend ist gelaufen und das nicht das erste Mal
    Frustriert macht sie sich auf den Weg aus dem Lokal
    Jeden Abend immer wieder, tagein, tagaus
    &quotFrauen die allein sind, sind nur auf Ficken aus"
    Und deshalb muß ein Mann als Mann
    Wenn da 'ne Frau ist, die allein ist immer ran
    Ja, denn wollen tun sie alle, obwohl sie's oft nicht zugeben
    Die Frau braucht einen Mann wie die Luft zum Leben
    Als Frau wird sie täglich damit konfrontiert
    Daß ihr Körper das Einzige ist, was wirklich interessiert
    Diese Haltung kennt sie gut, die Sprüche ganz genau
    Sie ist schließlich nicht erst seit gestern Frau
    Sie kennt die Blicke, die sie ausziehn, kennt die Worte die sie kränken
    Und sie weiß ziemlich genau was die meisten Männer denken
    Doch sich daran zu gewöhnen hieße auch zu akzeptieren
    Nur als potentieller Fick zu existieren
    Plötzlich hört sie Schritte, dreht sich um und schreckt zusammen
    Der Typ aus der Kneipe ist ihr nachgegangen
    &quotHey Schnitte, wohin so eilig, bleib doch mal stehn
    Erst spitz machen und dann einfach weggeh'n?"
    &quotWas heißt hier spitz machen, du Arsch, was fällt dir eigentlich ein
    Verpiß dich, hau ab und laß mich allein!"
    &quotEy, Fotze, so red'st du nicht mit mir, mit mir nicht
    Ich weiß, was ich will und heute will ich dich
    Und für gewöhnlich krieg ich das was ich will und was ich brauch
    Sei doch ehrlich - du willst es dich auch
    Dann greift er ihren Arm und dreht ihn auf den Rücken
    Sie will schreien, doch sie droht vor Angst fast zu ersticken
    Er stößt sie zu Boden und wirft sich auf sie drauf
    Schiebt ihren Rock hoch und macht sich selbst die Hose auf
    Sie schreit &quotNein, bitte nein", doch er schlägt auf sie ein
    Und kurz darauf verliert sie das Bewußtsein
    Sein Alter ist egal und egal ist auch sein Name
    Und auch sonst ist an ihm eigentlich das meiste Banane
    Wichtig ist nur, daß er ein Mann ist
    Und außerdem am langen Arm der Jurisdiktion dran ist
    Es ist Freitagnachmittag und eigentlich hat er keine Zeit
    Doch ein nerviger Prozeß erfordert seine Anwesenheit
    Die Skatrunde fällt aus - so leid es ihm tut
    Doch das Gesetz kann nicht warten - also gut
    Worum geht es - Vergewaltigung - wie langweilig
    Fassen sie sich kurz - ich hab's eilig
    Der Fall ist zum Einschlafen, nur eines find' er geil
    &quotFrau Klägerin, geh'n sie bitte mehr ins Detail"
    Und bei der dritten Wiederholung fällt ihm dann - huch
    Ein kleiner Tropfen Sabber auf's Gesetzbuch
    &quotAha, sie haben einen Minirock getragen?
    Herr Staatsanwalt, noch Fragen?"
    Einspruch abgelehnt, der Fall ist doch wohl klar
    Es liegt doch auf der Hand, daß sie selber Schuld war
    Denn wenn sie rumläuft, wie 'ne gesittete Frau es niemals sollte
    Dann muß man doch wohl annehmen, daß sie's gar nicht anders wollte
    Also Freispruch für den angeklagten jungen Mann
    Die Kosten trägt die Klägerin, also dann..."
    Doch halt, was ist da los, da läuft doch was verquer
    Wo hat die Frau so plötzlich diese Schußwaffe her?
    &quotSeien sie doch vernünftig, legen sie die Waffe aus der Hand"
    Doch da klebt schon das Hirn des Angeklagten an der Wand
    Und auch für ihn ist es zu spät, erkennt er, als sie vor ihm steht
    Und ein zweiter Schuß auch ihn seiner Pflichten enthebt.
    Dann habe ich den Text reingegeben


    Ich muss zugeben, dass ich nicht optimal vorbereitet war - einzige didaktische Idee war eine Diskussion über Selbstjustiz und das Verfassen eines Berichts über die Vorfälle im Gerichtssaal. Ich habe den Begriff "Chauvinismus" definiert und die Umkehr von Täter in Opfer sowie Opfer in Täter thematisiert.


    Was könnte man noch draus machen? Bin für jede Idee dankbar, sowohl für produktions- und halndlungsorientierte Ideen, als auch für Textbearbeitung und -analyse.

    Einmal editiert, zuletzt von Micky ()

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