Ich habe ein Problem, das mich schon länger beschäftigt. Ein Kollege von mir fehlt regelmäßig, im Schnitt 2 Tage die Woche. Er meldet sich dann krank, steht dann aber am nächsten Tag wieder putzmunter da und macht Unterricht. In diesem Unterricht liest er oft Zeitung, er geht früher raus, er kopiert und lässt die Schüler allein. Ich mache das auch (das letzte), aber er macht es fast jede Stunde. Wenn ich Freiblock habe, sitzt er da und liest oder telefoniert, hat aber Unterricht. Er hat uns stolz erzählt, dass er eine Weiterbildung zum Heiler macht, an Wochenenden. Das heißt, er fehlt meist am Wochenanfang oder am Ende. Die Schulleitung hat ihn angesprochen, weil andere Kollegen das gefordert haben, aber es geht immer so weiter. Die Schüler haben enormen Unterrichtsausfall, zudem behandelt er sie wohl von oben herab. Ich arbeite an einem Weiterbildungskolleg und der Unterricht findet ganztägig und abends statt. Die Schüler sind Haupt-oder Realschüler, die einen FOR oder FOR mit Qualifikation nachmachen. Ich finde, was der Kollege da tut, ist unmöglich. Zudem ist er sehr arrogant und meint, die "Klientel" sei nichts für ihn, er sei intellektuell frustriert. Er müsse mit dem Bodensatz der Gesellschaft arbeiten. Ich mag meine Schüler sehr, auch wenn ein paar böse Burschen dabei sind, weil einige strengen sich echt an und man muss halt überlegen, wie man ihnen die Inhalte näher bringt, die Gruppen sind sehr inhomogen, sowohl vom Vermögen als auch sprachlich. Also differenziere ich viel. Ich liebe meinen Beruf, aber so ein Mensch macht die Moral der Truppe echt kaputt: Was mich so unglaublich ärgert, ist, dass er den Schülern absolut die Motivation nimmt, auch durch dieses dauernde Fehlen, und ich muss dann mühsam wieder aufbauen. Will sagen: Wenn der Unterricht von ihm ausfällt, dann fehlen die Schüler auch bei mir, wenn sie danach noch U. bei mir hätten und ich sitze regelmäßig mit anderen Schülern da. Sie sind 20-25 Jahre alt und machen Witze über ihn und sagen: Warum soll ich kommen? Herr XY fehlt jeden Montag und Freitag, das geht auch. Ich bin echt frustriert, weil ich finde, dass sowas überhaupt nicht geht. Schwarze Schafe gibts überall, aber das geht echt zu weit. Warum die Schulleitung nicht interveniert, weiß ich nicht und ich will auch nicht fragen.
Wie geht ihr mit so etwas um? Wie könnte ich den Kollegen ansprechen? Ich will das nicht länger mit mir rumtragen, weil ich eine echte Wut auf ihn habe. Darf ich ihn auf diese "Krankheit" ansprechen? Einem anderen Kollegen hat er erzählt, dass ihm eben oft unwohl ist. Auf die Frage, ob er denn dagegen mal was unternommen habe, meinte er, dass er das selber heilen könne. Ich bekam das mit, und mir rutschte raus: "Na, das hat ja gut geklappt!". Daraufhin sprach er mich ziemlich scharf an.
Lehrer haben echt so eine schlechte Presse und man muss sich soviel anhören, das ärgert mich oft und macht mich auch traurig, weil ich immer noch finde, es ist ein toller Beruf. Und wenn ich den Typen dann sehe, wie er im Lehrerzimmer große Reden über Pädagogik schwingt, dann...
Ich danke euch für eure Antworten.
"Kranker" Kollege: Wut und Ärger
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Hallo!
Wahrscheinlich haben wir alle so Kollegen über die wir uns mal aufregen (oder wir sind so ein Kollege ;)): Sie sind immer ganz besonders schnell krank und kurieren das auch bis zum letzten Räusperer aus. Oder sie nehmen ihren Job nicht ganz so ernst, sind häufig nicht so wirklich gute Vorbilder in Sachen Pünktlichkeit, Pflichtbewusstsein, Fairness und Verlässlichkeit. Aber deine Schilderung ist echt die Höhe! Und ich kann es gut verstehen, dass du dich darüber aufregst. Glücklicherweise bin ich nicht mit so einem Kollegen "gesegnet".
Ich weiß auch nicht, wie man mit so einer Situation umgeht, aber ich würde ihn nicht darauf ansprechen. Das ist eigentlich nicht deine Aufgabe und es wird nur böses Blut geben, da der Typ nicht sehr gesprächsbereit zu sein scheint.
Sagen die Schüler denn nichts? Sprechen die den Kollegen oder die Schulleitung nicht an?
Macht der das schon lange so? Kommt von der Sculleitung gar nichts?
Gruß, Yula -
So ganz nebenbei:
Das Verhalten solcher Kollegen scheint bei Eltern wie Schülern einen solch nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen, dass man dann (ich überspitze einmal völlig unsachlich) als Elternteil selbstgerecht hingehen kann und sagen kann: "Internetseiten wie spickmich und schulradar gibt es ja nicht umsonst. Wären die Lehrer anders, bräuchten wir diese Seiten nicht"...
Gruß
Bolzbold -
Hallo,
ich kenne das Problem - Gott sei Dank - nur im Ansatz, beurteile es jedoch in Analogie zu ähnlichen Fällen.
Du allein kannst da relativ wenig machen. Die Schlüsselfigur ist euer Chef, der hat einige Möglichkeiten, gegen einen solchen Typ vorzugehen. Das tut er aber nur - da Stress - wenn der Druck groß genug ist.
Wie baust du also Druck (auf den Chef!) auf? Rede mit anderen Kollegen, denen das Ganze vielleicht auch stinkt. Geh mit denen zum Chef und fordere, dass Maßnahmen (Attestpflicht usw.) eingeleitet werden.
Oder gehe mit diesen anderen Kollegen auf die Pfeife zu und weise ihn auf sein unkollegiales Verhalten hin.
Ich arbeite in solchen Fällen auch mit laut geäußerten Bemerkungen im Lehrerzimmer - in Anwesenheit dieses Herrn - er soll merken, dass er sich ausgrenzt.
Das kann natürlich dauern, aber steter Tropfen höhlt den Stein.
Wenn allles nichts hilft - werde auch du krank - deutlich erkennbarer Zusammenhang mit den zu leistenden Aufsichtsstunden wäre hier taktisch klug.
Ciao -
Ich danke euch allen sehr für eure Rückmeldungen. Das Problem der Schüler ist, dass der Mann über Noten maßregelt. Und, Bolzbold, du hast natürlich völlig Recht und das regt mich ja so auf. Es stimmt aber: Es ist nicht meine Aufgabe, sondern die des Chefs. Und der regt sich auch auf, macht aber nichts. Ich hab ihn neulich gefragt, wieso nicht und er sagte, das helfe nichts, er habe ihn schon angesprochen. Dann sagte ich, dass es doch auch Abmahnungen gebe, da zuckte er nur die Schultern und sagte: Wenn ich das mache, dann fehlt er nur noch!
Ich denke nochmal über eure Postings nach und werde dann mal Rückmeldung geben, ob ich was unternommen habe. Bis dahin herzliche Grüße
Rosalie
Für weitere Postings bin ich sehr dankbar! -
Und noch was: Es hat mir einfach gut getan, hier mal Dampf abzulassen!
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Also wir hatten auch so einen Kollegen bei uns an der Schule.
Er fehlte oft und gerne. Und während er krank geschrieben war, sahen ihn dann Schüler putzmunter durch die Stadt gehen und abends auch auf Partys.Wann immer er dann zur Abwechslung einmal wieder da war, beschwerte er sich zuerst lautstark darüber, dass er ja schon wieder eine Vertretungsstunde aufgebrummt bekommen habe. (Die Hunderte von Vertretungsstunden, die WIR Kollegen wegen ihm schieben mussten, blendet er aus. Das ist ja selbstverständlich).
Letztlich habe ich dann von ihm einen Grundkurs in der 12 übernommen. Ich wusste gar nicht, dass sich Schüler so dermaßen freuen können, endlich mal wieder regelmäßig Englischunterricht zu haben...
Gruß
Bolzbold -
Hallo Rosalie,
für solche kranken Kollegen gibt es doch den Amtsarzt. Da soll ihn euer Chef mal hinschicken, und wenn er wirklich so krank ist, wird er vielleicht zwangspensioniert.
Frag auch mal euren Personalrat (Lehrerrat). Die sind auch dafür da, euch vor solchen "Kollegen" zu beschützen. Denn - das ist ja das Schlimme - diese Typen betonieren die schlechte Meinung, die es in der Öffentlichkeit über "DIE LEHRER" gibt, wie oben schon beschrieben.
Viele Grüße
venti -
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... hallo Bolzbold, aber da sitzt (oder saß?) "das Amt" am längeren Hebel. Mein früherer Chef wurde auf diese Weise gezwungen zu gehen. Kann aber sein, dass man das heute nicht mehr macht.
Ich kenne aber auch den Fall einer zwangsweisen Stundenreduzierung. ist aber auch schon etwas her ...
Vielleicht wird es auch in den Ländern unterschiedlich gehandhabt?
Gruß venti
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