Fragen zum Rechtschreibunterricht

  • Guten Morgen und frohe Ostern! :)


    Ich habe einige Fragen zum Rechtschreibunterricht in der Grundschule und hoffe, dass mir hier jemand weiterhelfen kann.


    Und zwar:


    Wenn ich nach dem Buch vorgehe, werden ja im Laufe des Jahres verschiedene Rechtschreibphänomene abgehandelt. Mal wird das äu abgehandelt, mal Doppelkonsonanten usw.
    Wenn ich nicht nach dem Buch vorgehe, sondern mit den Schülern selbst Wörter zu einem übergeordneten Thema, z.B. Frühling sammle, entsteht das (momentan aber nebensächliche) Problem, dass verschiedene Rechtschreibphänomene auf einmal auftreten.


    Egal nach welcher der beiden Methoden ich vorgehe, frage ich mich, wie die Schüler SINNVOLL die Rechtschreibung von wichtigen Lernwörtern, die keiner Rechtschreibstrategie folgen und auch keinem übergeordneten Thema zuzuordnen sind, erlernen sollen. Ich denke da an Wörter wie "vielleicht" usw. (Mir fällt gerade kein anderes Wort mehr ein, aber wenn ich ein Schülerheft hier hätte, würde ich bestimmt noch viele andere Wörter finden). Natürlich könnte ich mal eine Stunde lang nur solche Wörter, die oft (z.B. in Geschichten) vorkommen, üben. Aber da käme mir das auch irgendwie zusammenhangslos vor.


    Weiterhin würde ich gerne wissen, wie ihr Rechtschreibfehler (die natürlich nicht benotet werden) in einem Aufsatz behandelt. Wenn man das Wort einfach nur verbessert, lernen die Kinder ja nicht wirklich was dabei. Also angenommen das Kind schreibt "Hunt", verbessert ihr den Fehler dann einfach oder lasst ihr das Kind ein verwandtes Wort suchen? Ich denke aber mal, dass das zu viel Aufwand wäre, da die Kinder ja auch noch inhaltliche Fehler verbessern sollen.


    Grüße ABCXYZ

  • Alle Wörter, die keinem Prinzip folgen, können die Kinder in einem eigenen alphabetischen Heft sammeln (oder in einer Box oder einem Ordner) Sobald sie so ein Wort gefunden haben, fügen sie es dann der Box dazu. Mit dieser Box kannst du dann Übungsstunden machen.
    Das ist dann der indivduelle oder Klassenwortschatz jedes einzelnen Kindes.

  • Klasse, dass du dir solche Gedanken über die Methodik machst!!!!


    Das sind tatsächlich zwei Herangehensweisen, um Rechtschreibkompetenz zu erwerben.


    @Erarbeitung eines Grundwortschatzes:
    Die Methodik einiger Rechtschreibdidaktiker ist die Erarbeitung eines Grundwortschatzes mit Lernkisten, Wörterkliniken, wörterlisten, Heften, usw. , d.h. wie auch immer festgelegte Lernwörter werden geübt.


    Wichtig ist, dass diese Lernwörter nicht nur einmal geübt werden, sondern in zeitlichen Abständen wiederholt und geübt werden. Einige lassen diese Wörter in bestimmten Abständen abschreiben, andere diktieren sie, andere wenden noch verfeinerte Übungen an, um sie zu trainieren.


    Viele Hinweise findest du bei Fröhler, dessen Standbein das Lernwörtertraining ist. (http://www.froehler.at)
    Er sagt, dass du Lernwörter möglichst mehrdimensional erarbeiten sollst: knetend, in den Sand spurend, .... er hat mehrere method. Tipps in einem seiner Bücher.


    Ein Standbein ist das Wörtertraining auch bei Lessmann (http://www.diekbuch.de) , sie wendet das Prinzip bei ihrer Wörterklinik an.


    Du kannst die Wörter auch mit einem PC Programm üben lassen, z.B. gibt es das GUT Programm, das in zeitlich festgelegten Abständen Wörter eines Grundwortschatzes übt. Dazu gibt es auch einen Editor, um eigene Wörter einzugeben. Zum Lessmann Material gibt es dito ein PC Programm, das nur leider keine Sprachausgabe hat.


    Stellt sich noch die Frage nach der Auswahl der Wörter. Nach meinem heutigen Wissens- und Erfahrensstand würde ich nicht mehr fast nur ausschließlich die Wörter nach Themen des Sachunterrichtes aussuchen, sondern nach einem Häufigkeits- und Fehlerhäufigkeitswortschatz richten.



    Ich habe auch schon mal rein nach Wörterlisten , also einem klasseninternen Wortschatz gearbeitet. Dabei habe ich die geübten Wörter des Wortschatzes angestrichen und auf eine Übungskarte zur Wiederholung geschrieben.





    Hoffe, einige deiner Fragen beantwortet zu haben.


    flip

  • Moderne Unterrichtswerke sind in aller Regel auch nach Erkenntnissen der Lerntheorie aufgebaut, dass heißt ein Grundwortschatz wird erarbeitet, immer mal wieder wiederholt und kann sich so einprägen.


    Auch beim Erarbeiten von Worten außerhalb eines Buches bleibt immer die Gelegenheit, auf den Wortschatz eines Grundschulwörterbuches zurückzugreifen und damit eine stabile Grundlage zu legen.

    Denken ist etwas, das auf Schwierigkeiten folgt und dem Handeln vorausgeht.
    B. Brecht, Me-Ti

  • Hallo!


    Ich mache derzeit die besten Erfahrungen mit einer "Mischform" von Methoden.


    Methode 1: Rechtschreiben mit 6 Strategien
    Methode 2: Häufigkeitswortschatz 1 000 Wörter (Ende 4.Klasse)


    Wenn die Kinder mit der 1.Methode vertraut sind, fällt das Erarbeiten des Wortschatzes um so leichter.


    1.Strategie: "lautgetreu"
    2.Strategie: "Silbenwörter"
    3.Strategie: "Denkwörter"
    4.Strategie: "Speicherwörter"
    5.Strategie: "Großschreibung"
    6.Strategie: "Wörterbuch"


    "Gemerkt" werden müssen nur Wörter, die keiner Strategie folgen. = so genannte Speicherwörter.


    Wenn die Kinder ein "Gespür" für die Rechtschreibung entwickeln, schreiben sie vor allem Wörter richtig, die sie noch nie geschrieben haben.


    Beim Verfassen eigener Texte zeigt sich der individuelle Fortschritt.


    Übrigens, auf http://www.vs-lernen.at ist diese Methode genau beschrieben.


    Hier gibt es auch Downloadmöglichkeiten von Beispielen.


    Weinviertel

  • Gehören Wörter mit ck dann auch zu den Silbenwörtern, seit man dieses nicht mehr trennen darf?


    Früher hat man doch so schön gehört, dass man z.B. backen mit ck schreibt, indem man das Wort einfach geklatscht hat: bak-ken.
    Lasst ihr die Kinder nach wie vor noch so klatschen/schwingen und weist aber darauf hin, dass man das ck beim Schreiben aber nicht trennen darf?

  • "Gehören Wörter mit ck dann auch zu den Silbenwörtern, seit man dieses nicht mehr trennen darf?"
    Ja!


    "Früher hat man doch so schön gehört, dass man z.B. backen mit ck schreibt, indem man das Wort einfach geklatscht hat: bak-ken.
    Lasst ihr die Kinder nach wie vor noch so klatschen/schwingen und weist aber darauf hin, dass man das ck beim Schreiben aber nicht trennen darf?"
    Ja!


    Das ck wird so wie die anderen Doppelmitlaute gehandhabt.
    Nur eben mit dem Zusatz, dass man - aus welchen Gründen auch immer - das ck nicht trennen darf.


    Anders ist es natürlich bei bäckt, zwickt, Gepäck . . .
    Diese Wörter fallen unter die 3.Strategie: ableiten, verlängern.


    Also: bäckt = ba-cken, zwickt = zwi-cken, Gepäck = pa-cken
    Der Selbstlaut oder Umlaut muss "kurz" gesprochen werden.

  • Hallo Weinviertel,


    also lässt Du die Kinder doch "ba-cken" sprechen und nicht "bak-ken"? Somit wird das ck dann doch nicht wie die anderen Doppelkonsonanten behandelt, oder?

  • Hallo ABCXYZ,


    danke, du hast mich auf einen Irrtum meinerseits aufmerksam gemacht.
    Ich habe zu schnell geantwortet.


    Wir sprechen natürlich in Silben bac-ken (oder bak-ken).


    Nur vermeide ich das bewusste schriftliche Zerlegen in Silben.


    Wir behandeln also das ck (und auch das tz) doch wie die anderen Doppelmitlaute.


    Entschuldigung!

  • kein Problem :-). Bin froh, dass Du es auch so machst wie ich. Habe mich nämlich vor einiger Zeit mal mit einer anderen Lehrerin darüber unterhalten und sie sagte mir, dass sie die Kinder nun "ba-cken" sprechen lässt und ihnen sagt, dass nach kurzem Vokal immer ck kommt, aber ich finde die alte Methode einfach besser!

  • Noch einmal hallo!


    Die Regel mit dem kurzen Vokal stimmt z.B. schon bei Doktor nicht - oder?


    Bei uns gilt die Strategie: "Einen Mitlautzwilling muss ich mit dem Silbengelenk beweisen."


    Das heißt: kommen = kom-men, Sonne = Son-ne, weiters rennt = ren-nen, Ball = Bäl-le usw.


    Bei unserer Methode hat Doktor deshalb kein ck - obwohl kurz gesprochenes o - weil ich im Silbengelenk nicht Dok-ktor oder Doc-ktor spreche.

  • Also dieses Zerlegen in Silben find ich extrem schwierig.
    mal ganz ehrlich:


    Woher wissen die Kinder denn, ob sie ba-cken oder bac-ken sprechen sollen?


    Das Problem stellt sich mir übrigens bei allen Mitlautverdopplungen.
    Ich würde gefühlsmäßig eher ko-mmen sagen, nicht kom-men.

  • Hallo indidi!


    Du hast recht, vor allem haben Kinder der 1. und 2.Schulstufe damit vorerst Probleme.


    Sie sagen zwar den Vokal kurz, sprechen aber z.B. Mu-ter, Se-mel, ko-men, ...


    Hier sollte die Strategie greifen: "Wenn der Vokal kurz gesprochen wird, muss ich ihn verdoppeln."


    Das klappt bereits in der 3.Schulstufe erfahrungsgemäß recht gut.


    Also Mut-ter, Sem-mel, kom-men, bac-ken.

  • Die Regel heißt: Höre ich nach einem kurzen Vokal nur einen Konsonanten, so muss ich ihn verdoppeln. Deswgeen müssen die Kinder das Heraushören von klangen und kurzen Vokalen trainieren und im Anschluss überprüfen, was sie nach dem kurz gesprochenen Vokal hören.
    Klatschübungen helfen da leider nicht weiter, denn ich kann nur Son-ne klatschen, wenn ich weiß, das Sonne mit zwei n geschrieben wird. Und wenn ich das eh schon weiß, kann ich mir die Klatschübung auch sparen.
    Viele Grüße.
    Rottenmeier

  • "Klatschversuche" nützen meiner Meinung nach schon etwas, denn woher weiß das Kind, ob der Vokal kurz oder lang gesprochen wird?


    Es kann und muss doch ausprobieren.


    Klatsche ich z.B Sooo-ne oder Son-ne.


    Auch wenn die Kinder So-ne (Betonung auf dem o), also einen kurzen Vokal klatschen, folgt eben die Strategie: Du hast einen kurzen Vokal (o) geklatscht, also musst du verdoppeln.


    Oder liege ich hier falsch?

  • Naja, bei Torte oder Wurm oder Schrank ist der Vokal auch kurz...und da wird nix verdoppelt, weil man eben mehrere, verschiedene Konsonanten nach dem kurzgesprochenen Vokal hört.
    Durch das Klatschen finde ich nicht heraus, ob ein Vokal lang oder kurz ist. Das kann ich durch ganz übertrieben langes bzw. kurzes Sprechen des Vokals aber herausfinden. Das bedarf natürlich, wie alles, einer intensiven Übung.
    Liebe Grüße.
    Rottenmeier

  • Hallo!


    Bei Torte und Wurm oder Schrank kann ich auch durch das Silbengelenk das "Problem" Mitlautverdopplung oder nicht lösen.


    Denn ich sage ja nicht Tor-rte, nicht Wür-rmer oder Schrän-nke.


    Mit der Strategie "Eine Mitlauverdopplung muss ich mit dem Silbengelenk" beweisen fahre ich in meinen Klassen sehr gut.



    Übrigens, wird sind ja einer Meinung, wenn du schreibst:
    "Das kann ich durch ganz übertrieben langes bzw. kurzes Sprechen des Vokals aber herausfinden. Das bedarf natürlich, wie alles, einer intensiven Übung."


    Eben, wenn ich (auch) mit dem Silbengelenk = Klatschen arbeite.


    Liebe Grüße

  • Hallo,


    ich würde auch gerne wissen, wie ihr den Kindern begreiflich macht, wann ein Doppelkonsonant geschrieben wird und hole diesen Thred daher noch mal hervor.

Werbung