Ich hasse didaktische Begründungen

  • Hallo ihr Lieben!


    Sagt mal, was schreibt ihr denn immer so in eure didaktische Begründungen beim Entwurf? Meine Fachleiter haben mehrfach angemerkt, dass das Ganze bei mir ein wenig "dünn" wäre, aber was da rein soll, weiß ich immer noch nicht so recht.


    Normalerweise erkläre ich mit Hilfe der Lehrpläne, warum ich dieses oder jenes Thema gerade mache. (Am Liebsten würd ich ja schreiben: Ich muss es eben machen. Fertig.) Nur sämtliche Kompetenzen einzeln aus dem Kernlehrplan rauszusuchen und ausfuzlisten, das scheint mir doch irgendwie als schwachsinnig. Ich versuche gerade zu begründen, warum ich ein Hörspiel mit ener Klasse aufnehmen will. Im Grunde ist das ja eine Untersuchung zur Wirkung von Sprache. Aber ich bekomm den Dreh nicht.


    Hat jemand eine Idee?


    Gruß
    sinfini

    Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild sein, wenn es nicht anders geht, ein abschreckendes. (A. Einstein)


    Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin und niemand ging, um einmal nach zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge! (H. Pestalozzi)


    Im ganzen ist man kummervoll und weiß nicht, was man sagen soll. (W. Busch)

  • Zitat

    Ich versuche gerade zu begründen, warum ich ein Hörspiel mit ener Klasse aufnehmen will. Im Grunde ist das ja eine Untersuchung zur Wirkung von Sprache. Aber ich bekomm den Dreh nicht.


    Du willst


    - die Schüler zu eigener Tätigkeit motivieren.
    - ihnen bewusst machen, was für kreative Potentiale sie besitzen, so ihr Selbstvertrauen stärken und sie ermuntern, sich auch in Zukunft kreativ zu betätigen.
    - soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit an einem konkreten Arbeitsprojekt einüben und zugleich verdeutlichen, dass unterschiedliche Schüler unterschiedliche Stärken haben, die zusammen erst ein künstlerisches Produkt ergeben.
    - die Sensibilität für die Wirkung gesprochener Sprache erhöhen und verdeutlichen, wie diese Wirkung durch weitere auditive Komponenten modifiziert werden kann.
    - einen Einblick in die komplexen Prozesse vermitteln, die medialen Produkten zugrunde liegen, die die Schüler täglich in Radio und Fernsehen konsumieren, und so die Medienkompetenz der Schüler stärken.
    - die Sensibilität für Mediendifferenzen stärken, in dem Du den Sprung vom gedruckten Text zum Hörspiel erlebbar machst.
    - auch Begabungen Raum geben, die im alltäglichen Schulunterricht nicht oder zu wenig zur Geltung kommen.


    M. E. gehört in eine didaktische Analyse alles, was jemandem an Begründungen dafür einfällt, dass er einen Unterricht so plant, wie er ihn plant. Die Begründungen können dabei ruhig erfunden sein. Darauf kommt es nicht an. Nimm Dir in Zukunft einfach einen bestimmten Raum in Deinen Entwürfen (eine DIN-A-4-Seite z. B.) und arbeite so lange, bis sie voll ist. Wenn Dir Ideen fehlen - es gibt doch eine Menge didaktische Fachliteratur, in der man sich schlau machen kann.

  • Hallo sinfini,
    bin zwar fachfremd, aber zu eröffnest damit deinen Schülern zumindest mal eine neue Erfahrung mit sich selbst, mit Planung (selbst planen, kreativ sein), Technik usw. was man braucht um ein Hörspiel zu produzieren, das hat einen großen motivationalen Aspekt, denk' ich und die Selbstkompetenz der Schüler wird gestärkt.
    Dann arbeiten die Schüler sicherlich in Gruppen (evtl. sogar arbeitsteilig) so dass sie ihre sozialen Kompetenzen stärken, und am Ende jeder Gruppenarbeit wird ja auch das Ergebnis präsentiert, sie lernen also auch Präsentieren (muß ja nicht Powerpoint sein, ein Plakat und ein Vortrag mit Arbeitsbericht tun's auch). Das würde in den Bereich Methodenkompetenz fallen.
    Die Schüler beschäftigen sich mit dem Inhalt des Hörspiels. Hier kannst du sicher begründen das dieser Fachinhalt im Lehrplan steht, aber auch warum du genau dieses Hörspiel ausgewählt hast, bzw. warum du evtl. den Schülern drei vrogegebne hast und sie eins auswählen sollten. Da gibts siche 'nen inhaltlichen Schwerpunkt (Fachkompetenz).
    Vielleicht kannst du auch begründen das du über Thema und Methode besonders introvertierte Schüler versuchst in den Unterricht mit einzubinden.
    ...so in der Art... mehr fällt mir im Moment spontan nicht ein...


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Also bei uns gehört da auch rein, warum genau ich diesen oder jenen methodischen Zugriff gewählt habe (also warum schülerorientierten Zugriff, Grammatik nach Ziegesar, Gruppenpuzzle etc pp), warum ich an dieser Stelle eine Partnerarbeit und keine Einzelarbeit einsetze usw.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Das gehört bei uns in die methodische Analyse.


    In die Didaktik müssen wir eben schreiben, warum ausgerechnet in dieser Lerngruppe dieser Lerngegenstand gemacht werden muss.


    LG Anja

  • vielen dank an euch alle für die denkanstöße. ihr habt mir wirklich weiter geholfen. ich hab die sachen oft alle so im kopf, aber ich weiß dann nie genau, was ich aufschreiben soll.


    katta: wir machen didaktische und methodische begründungen getrennt, in anderen seminaren wird das zusammen gemacht.


    gruß
    sinfini

    Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild sein, wenn es nicht anders geht, ein abschreckendes. (A. Einstein)


    Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin und niemand ging, um einmal nach zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge! (H. Pestalozzi)


    Im ganzen ist man kummervoll und weiß nicht, was man sagen soll. (W. Busch)

  • ich HASSE die didaktische auch...
    bei uns wird auch getrennt,
    didaktische : WARUM machstv du gerade dieses thema
    methodische: WIE machst du es...
    daran hangle ich mich immer entlang...
    frag dich immer, gehört das noch zu WARUM, dann muss es in die didaktische...
    hab noch eine LP vor mir, d.h. noch eine didaktische und dann bin ich fertig - JUHU!!!!!

  • Ich hasse generell den Unterrichtsentwurf...
    einfach fürchterlich! Und am Freitag hab ich Unterrichtsbesuch... ich mach mich lieber an die Arbeit!
    ;)

  • Hallo,


    Also um ehrlich zu sein: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Unterricht nur dann gut ist, wenn ich weiß, warum ich das mache und weshalb gerade meine Schüler diese Inhalte benötigen - sprich: Hinter einer Einheit steckt eine Idee.


    Natürlich ist es manchmal schwer, das alles formgerecht seitenlang anhand fachdidaktischer Litetarur... zu formulieren. Aber wenn wir ehrlich sind, stellt so ein Unterrichtsentwurf doch Fragen an uns (Warum machst du das? Warum machst du das so?). Und sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen macht meiner Meinung nach den Unterricht einfach besser.

    • Offizieller Beitrag

    Das mag idealerweise so sein, real steht das eher nicht mehr zur Debatte: bei der Enge des Lehrplans bei G8 zum Beispiel stellt sich die Frage nach dem "was" schon gar nicht mehr (wer gut ist, schafft 80-90% gründlich oder 100% oberflächlich), und das "warum" ist standardisiert: weil's im Lehrplan steht.
    Das Zentralabi hat auch in der Oberstufe ähnliche Verhältnisse geschaffen.
    Und das, was man klassischerweise in der didaktischen Begründung von sich geben musste, war schon immer reine Fiktion: "Weil's im Lehplan steht" durfte man nämlich zu meinen Referedarszeiten als did.Begr. nicht schreiben. Sondern sowas wie "weil die Schüler damit ach so tolle Kompetenzen im Bereich so und so erreichen, die ihnen im ichtigen Leben selbstverständlich auf Schritt und Tritt weiterhelfen werden.... Gnagnagna". Das gilt ganz besonders für das Genitivattribut und die modale adverbiale Bestimmung, etc. :rolleyes: ...

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    • Offizieller Beitrag

    Meike, was meinst du, wofür das Genitivattribut mal wichtig sein kann.


    Stell dir vor, dein Schüler wird irgendwann einmal von Außerirdischen angehalten, die ihm sagen: "Erkläre mir das Genitivattribut. Wenn du es nicht machst, zerstöre ich die Erde."


    ...



    Hm, ich glaube, ich habe in meiner Jugend zu viele schlechte Filme geguckt. *seufz*


    kl. gr. Frosch

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Stell dir vor, dein Schüler wird irgendwann einmal von Außerirdischen angehalten, die ihm sagen: "Erkläre mir das Genitivattribut. Wenn du es nicht machst, zerstöre ich die Erde."

    8o Mensch, Frosch - jetzt wo du's sagst!! Und ich dachte echt immer, die Ausbilder hätten unrecht und die Relevanz dieser grammatischen Feinheiten im RL sei sehr begrenzt ... was war ich verblendet!
    mea maxima culpa
    zerknirscht,
    Meike


    PS: zur Strafe schreibe ich gleich eine zenhnseitige didaktische Begründung zum Genitivattribut únd seinem Einsatz zur Weltrettung (bei richtiger Vermittlung durch die Lehrperson)!

  • Hallo,


    Ist es denn auf Dauer nicht depremierend, wenn man hinter seinem Tun keinen Sinn sieht?

    • Offizieller Beitrag

    Wieso hinter seinem Tun? Mein Tun ist doch was ganz anderes als did. Begründungen zu schreiben.
    Ich habe seit 8 Jahren keine mehr geschrieben. Und werde es auch nicht - außer die über die Weltrettung durch das Genitivobjekt :tongue:


    Ansonsten mache ich Unterricht, der auch ohne did. Begründung gut funktioniert, bin Beratungslehrerin, Personalrätin, in diversen inhaltlichen Gremien und in der Gewerkschaft tätig - und ich kommuniziere oft, effizient und gern mit Schülern, meinetwegen auch über Lehrplanthemen ;) , und mit netten Kollegen und bis dato fast immer mit netten Eltern - ein absolut befriedigender Beruf. An den Nutzen der did. Begründung im Alttag habe ich schon als Ref'in nicht geglaubt.

  • Hallo Meike,


    Zitat

    das "warum" ist standardisiert: weil's im Lehrplan steht


    Das würde mich - und ich rede wirklich nur für mich - eben nicht zufrieden stellen.


    Ein Beispiel: Ich unterrichte u.a. EWG (Erdkunde, Gemeinschaftskunde, Wirtschaft). Der Erdkundeanteil ist fachfremd und in unserem Schulcurriculum und Schulbuch steht als Thema "der nördliche Nadelwald" in Klasse 7.
    So: Ich hatte keine Ahnung, worin der Bildungswert des nördlichen Nadelwaldes für schwäbische 13jährige liegt. Warum mach ich das? Ich hatte keine Ahnung. Entsprechend schlecht war auch die Einheit.


    Gegenbeispiel: Zur Zeit behandle ich in der selben Klasse das Thema Urheberrecht. Warum? Weil 13jährige nuneinmal geneigt sind, sich aus dem Internet Musik... downzuloaden. Und weil ich selber Grafiken und Animationen produziere, hinter denen viel Arbeit steckt und nicht möchte, dass sie einfach von jedem geklaut werden. Es ist also gerade in der heutigen Zeit der Präsentationen und Internetauftritte wichtig, zu wissen, wie man Bilder... aus dem Internet ganz legal verwenden kann. Das ist die Idee hinter der Einheit - im Gegensatz zum nördlichen Nadelwald.


    Und nenn mich ruhig unerfahren und naiv. Aber wenn unsere Ausbilder möchten, dass wir diese Ideen wenigstens einige Male während unserer Ausbildung auch verschriftlichen, dann finde ich das doch mehr als sinnvoll.
    Oder anders: Ich finde, es gehört zu einer professionellen Ausbildung, welche unser Gehalt und unsere Sicherheit rechtfertigt.


    Ich finde auch - zumindest hier in BaWü - dass mir der Bildungsplan genügend Freiräume lässt (bei G8 ist das aber sicher anders), um mir vor dem Hintergrund dieser Fragen die Themen auszuwählen. Dass ich dazu nicht jedesmal eine didaktische Analyse schreibe versteht sich natürlch von selbst.

  • Zitat

    Original von Meike.
    An den Nutzen der did. Begründung im Alttag habe ich schon als Ref'in nicht geglaubt.


    Das kann man aber auch nicht so stehen lassen, denn du begründest quasi jeden Tag dein Handeln: Du machst dir Gedanken, warum du bestimmte Dinge weglässt (Zeitgründe, zu schwer, unwichtig, etc.) und warum du wie reduzierst (weil die SuS es sonst nicht schnallen) und welche Methode du nimmst (Ich versuche es heute mal mit Rollenspiel, beim letzten mal waren die SuS so gelangweilt). Du schreibst es nur nicht mehr auf und reflektierst es nicht mehr bis ins Detail. Und insgesamt geht alles sehr viel schneller, weil du mehr Erfahrung hast. Im Unterrichtsentwurf zeigst du lediglich, dass du dazu in der Lage bist, dein Handeln zu begründen und dies adäquat schriftlich darstellen kannst.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn es erlaubt wäre, didaktische Begründungen mit einem - drei sinnvollen Sätzen ganz pragmatisch hinzuschreiben, so wie du das getan hast, Rolf, dann wäre ich völlig deiner Meinung. Leider muss man drei - fünf Seiten total aufgepumpten Bläh von sich geben (und ich den bei meinen Refs korrketur lesen *würg*), gespickt mit hohlen Phrasen und goldverbrämten Schlagworten aus dem aktuellen didaktischen Lehrbuch - und das ist eine derartige Zeitverschwendung, die nützt dir nie wieder was im Lehrerleben, glaub's mir. Und Referendare haben eigentlich auch nicht die Zeit für so'n Käse. Ganz zu schweigen von Mentoren wie mir.
    Der Entscheidungsspielraum für Inhalte im RL ist knapp - die Begründung für die wenigen didaktische Entscheidungen, die man noch treffen kann, muss nicht länger als so

    Zitat

    Warum? Weil 13jährige nuneinmal geneigt sind, sich aus dem Internet Musik... downzuloaden. Und weil ich selber Grafiken und Animationen produziere, hinter denen viel Arbeit steckt und nicht möchte, dass sie einfach von jedem geklaut werden. Es ist also gerade in der heutigen Zeit der Präsentationen und Internetauftritte wichtig, zu wissen, wie man Bilder... aus dem Internet ganz legal verwenden kann.

    sein, maximal, das ist vernünftig und genug. Ich tu's - vermutlich inzwischen halb reflexartig und unterbewusst - im Kopf, du halt auf nem Zettel - aber das ist wohl nicht das, was du deinen Fachleitern abgibst, oder? Schade eigentlich, denn das wäre mal realistische Ausbildung.


    Dass man im Ref lernt, Hochzeitstoren zu backen, anstatt die kleinen Brötchen, mit denen man sich später mal dieselben verdient, und dass das in den ersten Berufsjahren höchst kontraproduktiv ist und zu Überlastung, Schuldgefühlen und Frustration führt, muss ich doch wohl keinem mehr erzählen, oder?


    Und die gelungene Didaktik des Genitivattributs, die möchte ich echt mal hören. Ich musste sowas tatsächlich schreiben. Drei Seiten lang. Frach' net wie.

  • Hallo,


    Bei uns war das gar nicht so viel. Die didaktische Analyse umfasst bei uns zwar auch 4 - 5 Seiten. Aber darin enthalten sind z.B. auch die Einbettung der Stunde in die Einheit (als Tabelle ist das schone ne Seite), der Bezug zum Bildungsplan und die Stundenziele. Dann waren es noch 1 - 2 Seiten Gegenwarts- und Zukunfstbezug, exemplarische Bedeutung, didaktische Reduktion und Schwierigkeitsanalyse. Das war eigentlich immer gut machbar ohne künstlich aufzublähen.


    Warum schreibe ich eigentlich in der Vergangenheit? Eine LP steht noch vor mir...

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Ein Beispiel: Ich unterrichte u.a. EWG (Erdkunde, Gemeinschaftskunde, Wirtschaft). Der Erdkundeanteil ist fachfremd und in unserem Schulcurriculum und Schulbuch steht als Thema "der nördliche Nadelwald" in Klasse 7.
    So: Ich hatte keine Ahnung, worin der Bildungswert des nördlichen Nadelwaldes für schwäbische 13jährige liegt. Warum mach ich das? Ich hatte keine Ahnung. Entsprechend schlecht war auch die Einheit.

    DAS finde ich problematisch. Du wirst in deinem Berufsalltag ganz viele Themen machen müssen, deren "Bildungswert" du nicht einsiehst: der nördliche Nadelwald ( :tongue: ) ist noch eines der harmloseren.
    Was du allerdings den Schülern nicht antun kannst, wenn du halbwegs professionell sein willst, ist dann jedes Mal eine schlechte Einheit zu machen. Es geht nicht um deinen Spaßfaktor oder deine Einsicht. Es geht darum, dass du dieses lehrplanmäßig festgelegte Thema dann eben trotzdem gut verkaufst, dafür wirst du bezahlt: sonst ist der Lerneffekt gering und die Schüler büßen das in Tests oder beim nächsten Kollegen - und langweilen sich oder sind genervt.
    Und genau da werden die did. Begründungen völlig sinnlos: bei einem solchen Thema kann das nur noch parodistisch sein (Nadelwaldfans mögen hier bitte weghören, ebenso wie die Anhänger des Genitivattributs ;) ) - also muss diene Begründung sein: weil ich auch mit Scheiße gute Stunden machen will und kann! Weil die Schüler das verdient haben.
    So, und dann kannst du dich an die methodische Überlegung machen, wie du das hinkriegst. Normaler Berufsalltag.


    Was schätzt du, wie spannend ich es nach 9 Durchgängen noch finde, das present progressive in einer 5. Klasse durchzukauen - Wochen und Wochen, bis die Lieben es kapiert haben? Oder oben besagtes Genitivattribut - mit weit über der Hälfte Kinder, in deren Familien der Genitiv ohnehin total ausgestorben ist und die ihn einfach nicht (er)kennen. Und muss man adverbiale Bestimmungen wirklich in allen Unterschieden (modal, kausal, instrumental, temporal, lokal) bestimmen können? Wann, wo im Leben?


    In der Praxis ist die didkatische Begründung sehr untergeordnet. Und die Qualität des Unterrichts und auch die Befriedigung liegt viel eher darin, dass du deinen Lieben das, was lehrplanmäßig festegelegt ist, auch OHNE Gegenliebe zum Thema motivierend beibiegen kannst. Einheiten gut unterrichten, die einem selber Spaß machen, kann jeder. Das Ungeliebte "vergolden" ist der größere Trick. Und eher eine methodische Frage.


    =) Meike



    Achja, ps:
    Lehrplanthemen, die festgeschrieben sind und auf die man selbst keine Lust hat/für die einem die Einsicht fehlt, einfach bockig wegzulassen, ist bei einigen wenigen Kollegen ja auch so eine Strategie... das halte ich dann für gänzich unverantwortlich. Die Schüler bekommen es beim nächsten Kollegen / Vergleichstest ganz dicke ab. Eine Möglichkeit wäre es dann nur, sich für die lehrplangestaltenden Kommissionen zu bewerben...

  • Zitat

    Original von Meike.
    ... Dass man im Ref lernt, Hochzeitstoren zu backen, anstatt die kleinen Brötchen, mit denen man sich später mal dieselben verdient, ...


    Sehr gut resümiert. :D

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

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