Wie wart ihr als Schüler?

  • Mich würde mal interessieren, wie die Lehrer oder Referendare so selbst als Schüler waren? Was für Erfahrungen wurden aus der Schule mitgenommen (gute und schlechte)? Welches Verhältnis bestand zu den Lehrern?


    Ich frage, weil ich selber eine SEHR schwierige Schülerin war.
    Geschwänzt ohne Ende (bis hin zu 120 Stunden), auf Entschuldigungen Unterschrift gefälscht, von Klassenfahrt (in der 10.) ausgeschlossen worden, Androhung des Schulverweises, große Versammlung (mit Eltern, Lehrern, Direktor etc.).... trotzdem hatte ich immer noch passable Noten und war nie in Gefahr sitzenzubleiben.


    Ich würde mich fürchten, mich selbst heute in der Klasse zu haben.
    Ich hab mit meiner Freundin ganze Unterrichtsstunden v.a. meines Geschichtslehrers geschmissen, haben ihn ausgelacht. Drohte er mit Felkurse hab ich nur mit den Schultern gezuckt und ihm gesagt: "Machen Sie doch. Ich hab noch 6 offen. Soviele, dass ich mein Abi nicht kriege, könen Sie mir gar nicht geben." Aber der Unterricht war auch echt scheiße. Zugegebenermaßen schlechte Referendare voll auflaufen lassen (auch in Unterrichtsproben). Das ging bis zu einem Schreiben der Schule an meine Eltern, dass sie therapeutische Maßnahmen einleiten sollten um ein Fehlverhalten von mir in "Extremsituationen" auszuschließen.


    Sämtliche Drohungen, Disziplinarmaßnahmen etc. haben mich nicht die Spur beeindruckt. Sowas beeindruckt mich auch heute nicht.


    Paradox oder nicht: Ich glaube, dass es vielleicht genau diese Erfahrungen sind, die mich Lehrer sein lassen wollen! Und vielleicht auch die sind, dass ich gerade zu den schwierigen Schülern (im Praktikum) einen sehr guten Zugang aufbauen konnte.

  • die Erfahrungen, die ich in der Schulzeit gemacht habe, darf ich nicht auf meine Schüler projizieren, das merke ich imemr wieder. Auch hat sich Schule verändert. Aber ich kann stille Schüler verstehen. :D


    Ich war eine Schülerin, die im Laufe der Sek.I "verstummt" ist. Ich war nicht besonders selbstbewusst und ging im Frontalunterricht damals völlig unter. Ich wurde ein Außenseiter und konnte mich schulisch nur durch gute Klausuren halten. Ich empfand Schule als Maschine, die selektierte und die Schwachen verschlang. Wir hatten extrem selbstbewussest Leute in der Klasse/ Stufe, die sich durchsetzten, die wurden von den lehrern hofiert und gefördert.
    Es gab keine Einzelnotenbesprechung, es gab kein Lob für gute Klausuren. Vor allem in einem LK gab es viel Zwang, meine erste Klausur war direkt ne 6, weil ich völlig unterging in diesem Kurs.
    In der 11 bin ich dann eine Stufe runtergegangen, weil ich 2 Defizite hatte und da wurde es besser. Mündlich blieb ich zwar ruhig, fühlte mich aber etwas wohler und wagte auch das ein oder andere Mal (in kleinen Kursen, bei netten Lehrern), mich am Unterricht zu beteiligen.
    Ansonsten habe ich auch viel gefehlt:-) Entschuldigenungen hab auch ich gefälscht, das gehörte einfach dazu:-)


    Heute merke ich, dass durch neue Konzepte und ein anderes Denken Lehrer auch anders Verantwortung übernehmen und nicht nur einen Teil einer Klasse oder Stufe fördern.
    Ich habe meine 2. Staatsarbeit über "stille" Schüler geschrieben und bin immer noch dabei, Schüler zu befragen und Konzepte zu erproben, um sie "ans Reden" zu bringen. Zudem weiß ich, wie man sie positiv verstärkt und hab auch dem ein oder anderen schon geholfen, mündlich besser und generell selbstbewusster zu werden. Da bin ich stolz drauf und das war auch so ein bisschen mein Ziel, dafür zu sorgen, dass es anderen nicht so geht wie mir damals

  • Ich war ein extrem fauler Schüler. Meine Hausaufgaben habe ich grundsätzlich nicht gemacht und auch auf das Abitur habe ich mich eher am Rande vorbereitet. Dadurch bin ich zwar zum Meister der Improvisation geworden, aber heute ärgere ich mich darüber - ich habe in der Sek I. nie rechnen geübt und war deshalb schlecht in Mathematik, auch in den Naturwissenschaften war ich ohne lernen nicht besonders gut. Das hat mich dazu gebracht hat, Geisteswissenschaften zu studieren, welche ich heute ziemlich trivial und als Wissenschaft nicht sonderlich spannend finde. Hätte ich gelernt, wäre ich heute Naturwissenschaftler oder noch wahrscheinlicher Ingenieur, schade...


    Als Lehrer ziehe ich daraus die Konsequenz, dass ich sehr stark auf die Übungs- und Vertiefungsphasen meiner Schüler achte.


    Nele

  • in der Sek 1 ging das alles noch, ich war mittelmäßig und hab mich nicht gerade viel beteiligt, weil ich auch sehr schüchtern war. In der Sek 2 hab ich dann eigentlich total die Lust verloren. Hab nur noch das gemacht, was ich fürs Abi brauchte und darauf geachtet, dass ich das noch schaffe. Ansonsten hatte ich nur Freunde und Freundinnen im Kopf und wollte mich mit Zukunft und dem, was nach der Schule kommt, gar nicht beschäftigen, weil ich nicht wusste, was ich später machen sollte. Darum kümmern wollte ich mich erst recht nicht. Wenn ich irgendwas nicht konnte, wollte ich mich erst recht nicht daran setzen und es üben, sondern hab es so gut es ging verdrängt, bis dann irgendwann die Klausuren kamen.
    Ich glaube ich kann deswegen meine Schüler sehr gut verstehen, die im Matheförderunterricht sitzen und sich mit dem, was sie nicht verstehen, gar nicht weiter beschäftigen wollen und sich dem ganzen mehr oder weniger verweigern.

    du hast nicht verloren - die anderen haben nur gewonnen

    • Offizieller Beitrag

    Ich war nur entweder richtig sehr gut oder richtig sehr schlecht. Also meine Noten waren fast durchgehend entweder 1 oder 5 - zum Glück mehr 1 als 5 (die letzteren habe ich dann zum Jahresende immer in 4er umgewandelt). In den Fächern, die mich interessierten (alles Sprachliche und Geisteswissenschafttliche und Kunst) war ich sehr angenehm und engagiert - und in den Naturwissenschaften und Mathe habe ich friedlich vor mich hingepennt, Zettel geschrieben und / oder Bücher gelesen. In der Phase von 15 bis 17 hatte ich auch noch ganz vehemente politische und ethische Meinungen, die ich unbedingt an denn Mann/die Frau/den Lehrer zu bringen müssen meinte, nicht immer waren die von Fachwissen untermauert. Meine Eltern können auch noch ein Lied davon singen. Ich glaube, das war ziemlich nervig.
    Ich bin - das muss ich mir anrechnen - aber auch nie zu den Lehrern, bei denen ich faul&nervig war, hingegangen und habe versucht, da mehr rauszuschinden, als ich geleistet hatte. Immerhin.


    Wenn ich heute meine Steuererklärung mache oder mich mit unserer Hausfinanzierung beschäftigen muss, dann bereue ich das einseitige Lernen bitter. Aber das hat mir damals schon mein Papa und alle meine Lehrer gesagt und ich erzähle desgleichen heute den selektiv arbeitenden Schülern, die ich habe - und es stimmt immer noch und immer wieder, aber es wird vermutlich trotzdem immer wieder unbeachtet bleiben. So sind wir Menschen halt in der Pubertät und auch danach noch lange... (is ja nich so, dass ich mich heute hinsetzen und das Mathebuch durcharbeiten würde, auch wenn das intellektuell durchaus zu bewältigen wäre.) :)


    Das, was mich selbst begeistert, anderen zu erklären, habe ich schon immer gerne gemacht, sogar als ganz kleines Kind. Vielleicht erwuchs daraus ein Berufswunsch - allerdings war ich erst jahrelang selbstständig, weil mir das Schulsystem unheimlich war. Ist es übrigens immer noch.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Mich haben eigentlich nur zwei Fächer interessiert: Deutsch und Kunst; darin konnte mir keiner das Wasser reichen, in anderen habe ich mich durchgemogelt oder war grottenschlecht.
    Als typischer Saisonarbeiter, erstes Halbjahr geschludert, dann rangeklotzt, habe ich die Versetzung aber immer geschafft.
    Meine Erfahrungen mit Schule waren im Grunde nicht so, dass ich gerne hätte Lehrer werden wollen; aber letztlich blieb nichts anderes...

    Denken ist etwas, das auf Schwierigkeiten folgt und dem Handeln vorausgeht.
    B. Brecht, Me-Ti

  • Hm, ich scheine aus der Art zu fallen.
    Ich denke, ich war durchschnittlich (ok, Notenschnitt eher drüber). Ich fiel nicht großartig auf, hab vermutlich geschwätzt, aber weder groß gestört, Revolte betrieben oder geschwänzt (ok, die ein oder andere Stunde in der Oberstufe konnte ich wegen "Unterleibsschmerzen" nicht an einzelnen Stunden teilnehmen...;))
    In Deutsch war ich ziemlich gut, in Mathe, den Naturwissenschaft eher unterer Durchschnitt bis schlecht... nicht übermäßig faul, aber auch nicht übermäßig fleißig.
    Unauffällig halt...

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Wie ich als Schüler war?


    Ich war in der Unterstufe durchschnittlich. Ich komme aus einem Elternhaus, das akademisch nicht vorbelastet ist. So muss ich sagen, dass dies dazu führte dass ich deswegen wohl auch nicht auf effektive Lernstrategien hingewiesen wurde. Ich musste mir das alles irgendwie selbst zusammenreimen. Nach einigen Jahren de Durchschnittlichkeit stieg ich dann aber zu den guten und sehr guten Schülern auf. Dies begann in der Mittelstufe. Es entwickelte sich dann so weiter, dass ich in den meisten Fächern gut oder sehr gut wurde. Man kann sagen, dass dies bis einschließlich der 10. Klasse der Fall war. Ab Klasse 11 sah es so aus, dass ich in den Naturwissenschaften/Mathe leicht durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich wurde und in den Sprachen und Geisteswissenschaften sehr gut oder gut wurde. So blieb es dann auch bis zum Abitur. Ich war in einem Fach Jahrgangsbester, in DE, Politik, Ge, Re gehörte ich zu den Besten. In Mathe, Physik 7 Punkte, in Bio 10 oder 11. Abgewählt hatte ich bis auf Chemie kein Fach, stattdessen noch 2 zusätzliche Fremdsprachen, die bei 14 Punkten lagen.
    Insgesamt gesehen gehörte ich zu den besseren, im Jahrgang zu den besten 15 %. Bezeichnend war das Engagement für Lehrer/Fächer, die mir zusagen und das extreme Desinteresse in den anderen. Bedauerlich ist, dass ich kein Französisch hatte.


    Bemerkenswert ist, dass oftmals schwache Schüler Lehrer werden.

  • Zitat

    Original von blumenfreund
    Bemerkenswert ist, dass oftmals schwache Schüler Lehrer werden.


    Naja, zwischendurch war ich auch noch Unteroffizier und Möbelpacker, um meine intellektuellen Defizitie auszubügeln. ;)


    Nele

  • @ Nele


    So witzig ist das nicht. Studien besagen, dass oft nicht gerade die besten Schüler Lehrer werden. Dieses Eindrucks kann man sich während des Studiums auch nicht immer erwehren. Das kann an der Hauptschule vielleicht sinnvoll sein. Am Gymnasium sollte das nicht so sein. Ich finde es auch eher peinlich, wenn sich Lehrer dazu bekennen grottenschlechte Schüler gewesen zu sein. Mag sein, dass der eine oder andere dieser Sorte dann bei Schülern beliebt ist. Was dabei herauskommt sieht man, wenn man sich PISA etc. anschaut oder mal Klassenarbeiten korrigiert, bei denen man den Eindruck hat, dass den Schülern nicht nur sprachlich nichts von Vorgänger-Lehrern vermittelt wurde.

  • Zitat

    Original von blumenfreund
    @ Nele


    So witzig ist das nicht. Studien besagen, dass oft nicht gerade die besten Schüler Lehrer werden. Dieses Eindrucks kann man sich während des Studiums auch nicht immer erwehren. Das kann an der Hauptschule vielleicht sinnvoll sein. Am Gymnasium sollte das nicht so sein. Ich finde es auch eher peinlich, wenn sich Lehrer dazu bekennen grottenschlechte Schüler gewesen zu sein. Mag sein, dass der eine oder andere dieser Sorte dann bei Schülern beliebt ist. Was dabei herauskommt sieht man, wenn man sich PISA etc. anschaut oder mal Klassenarbeiten korrigiert, bei denen man den Eindruck hat, dass den Schülern nicht nur sprachlich nichts von Vorgänger-Lehrern vermittelt wurde.


    *Schulterzuck* Ach, weißt du, ich denke meine intellektuelle Kompetenz steht ebenso wie meine fachwissenschaftlichen Kenntnisse auf recht soliden Füßen... Abgesehen davon, habe ich mich nicht dazu "bekannt" ein grottenschlechter sondern ein strunzfauler Schüler gewesen zu sein. Kleiner aber feiner Unterschied.


    Nele

    2 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Ich gehörte auch zu der Sorte fauler Schüler, der mit seiner Intelligenz und seinem schnellen Denkvermögen einiges ausgleichen konnte :) Aufgepasst hab ich eigentlich nie während der Schule (kann Schüler im Frontalunterricht gut verstehen :) ), dafür war ich verbal recht geschickt und hab so manche Abfrage oder Unterrichtsstunde mit einem Lehrer-ich-Gespräch über ganz andere Dinge verbracht (z.B. hab ich mal mit dem Erdkundelehrer über möglichen Schitourismus in Spanien philosophiert oder ne Bio-Abfrage mit der Diskussion über schöne Sonntags-Ausflugs-Ziele bestritten).


    Ein Lehrer meinte mal zu mir, dass ich entweder Vertreter (weil ich so gut von meinen Angelegenheiten reden und andere von ihrem eigentlichen Plan abbringen kann) oder Lehrer werden soll...

  • Ziemlich gut, ohne viel tun zu müssen. Schnell das System Schule durchschaut: In kurzer Zeit viel Wissen aufnehmen, auf Kommando ausspucken und Kopf freiräumen für die nächste Stunde.


    In der Kollegstufe wurd´s mir dann oft zu doof und ich bin gar nicht erst hingegangen. Ich war unterm Strich extrem begeisterungsfähig und bereit, mich unglaublich für Dinge einzusetzen, die mir Spaß machten (Theater-AG, SMV, Sport-AG), andererseits sehr konsequent in der Verweigerung der Dinge, die ich nicht als sinnvoll erachtete (z.B. Hausaufgaben in Fächern zu machen, wenn ich den Stoff verstanden hatte - also meistens). In der 8. saß ich in Mathe wochenlang vor der Tür, weil ich mich weigerte, ein Stirnband abzunehmen.


    Unterm Strich war ich wohl der Albtraum der Lehrer, die mich nicht zu begeistern vermochten; bei den anderen der Schüler, den sie liebten. Mein Fazit aus der Zeit: Als Schüler darfst du entweder faul sein oder doof. Doof und faul geht meistens schief, das ist allerdings die Kombi, die leider zu häufig in unseren Klassen sitzt...


    Falls es von Belang ist: Abi im mittleren 1er-Bereich.

  • ...O, wei, o wei. So jung und schon setzt die Legendenbildung ein. Aber ich gebe zu, dass es cooler wirkt, wenn man sagt "also ich war damals auch faul, ich konnte es halt mit Intelligenz ausgleichen, anstatt zu sagen, dass man die hausaufgaben machte". Lol, einfach peinlich so etwas hier abzusondern.
    Wenn man das alles so liest, darf man sich nicht wundern, wenn an Universitäten Lehramtsstudenten nicht gerade als die "Tollsten" gelten.


    Und wenn man sich als Lehrer dauerhaft in solche Gespräche verwickeln
    lässt wie Juna das beschrieb, muss man eh aus dem Dienst entfernt werden. Das höre ich mir 30 Sekunden an, dann hat der Schüler Funkstille und kann die Klappe halten. Solche Schaumschlägerei hat bei mir keine Chance. Allerdings kann ich die Schüler nur beglückwünschen die heute Lehrer(innen) haben, die diese "Qualität" haben, die Juna an sich beschrieb....

  • ich glaub, geschnallt haben die Lehrer es auch schon, dass ich sie nur ablenken wollte ... (grad aus meiner heutigen Sicht... :) ) - aber ist man nicht manchmal dankbar für ne Abwechslung, die einem der Schüler vom Unterrichtsalltag gibt? Also ich mag Schüler, die so sind, wie ich damals, immer besonders gern :) (wobei das vielleicht die viel interessantere Frage wäre: wie reagiert ihr auf Schüler, die euch als Schüler ähnlich sind?)

  • Interessanter Thread.


    Ich war geschwätzig und faul. Nicht frech, aber auch zu Streichen bereit.
    Schule hat mich nie interessiert, ich habe kaum gelernt und bin so durchgerutscht, habe erst in der Oberstufe angefangen, was zu tun.
    Gruß Nof.

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

    • Offizieller Beitrag

    Faul war ich im Prinzip auch. Konnte immer mit wenig Aufwand meine durchschnittlichen Noten halten. Mehr wollte ich gar nicht.
    Gelernt habe ich immer erst am Tag vor den Arbeiten. Ich weiß noch, dass ich damals "in einem Rutsch" die Tabellen für Geschichte auswendig gelernt habe. Und sie am nächsten Tag noch wusste. Was man übernächsten Tag war, interessierte ja keinen.


    Geschwätzig und frech war ich nie. Eher der Typ "schüchterner und zurückhaltender Schüler," dabei immer freundlich, auch zu den Lehrern.
    Sie waren schließlich nicht meine Feinde.


    Und um den Aussagen der anderen zu folgen: vielleicht kann ich mich daher so gut in dich schüchternen Schüler hineindenken.


    kl. gr. Frosch

  • Zitat

    Original von blumenfreund
    Legendenbildung ... Lol ... aus dem Dienst entfernt ... Schaumschlägerei


    *Seufz* Also gut, mal etwas weiter ausgeholt und aus der Perspektive mehrjähriger Berufserfahrung nachgedacht...


    Du bist gerade dabei, auf den unguten Trend herein zu fallen, der gerade unsere Bildungslandschaft und -politik durchzieht, nämlich den Moment dauerhafter Lebensentscheidungen viel zu früh in die Entwicklung des jungen Menschen zu legen; sei es die schwerwiegende Schulformentscheidung im frühen Kindesalter, sei es die Überschätzung der Aussagekraft schulischer Leistungen, die in einer entwicklungspsychologisch schwierigen Phase erbracht werden.


    Bei mir rein persönlich - auf der einen Seite war ich ein fauler Schüler, das ist keine Legendenbildung sondern wahr und das hat mir neben Dauerstress in der Schule (Hausaufgabenkontrolle!), einem nur mittelprächtigen 2er-Abitur Nach- aber auch Vorteile im späteren Leben verschafft, wobei es mir im Nachhinein lieber wäre, nicht faul gewesen zu sein. Auf der anderen Seite steht allerdings ein sehr gutes Magister-Examen in zwei Hauptfächern, eine mit magna cum laude bewertete Dissertation in den Shakespeare studies, die mit einem Stipendium der hessischen Graduiertenförderung finanziert wurde; internationale Vortragserfahrung, Publikationen u.a. im Shakespeare-Jahrbuch, universitäre Lehrveranstaltungen. (Wenn ich mich etwas herablassend über meine Fachwissenschaft auslasse, was wohl auch übel aufgestoßen ist, dann tue ich das aus also aus einer bestimmten Position heraus, die mich dazu berechtigt.)


    Die 9 Punkte im Englisch-Grundkurs, die ich auf der Schule hatte, sind also von recht geringem Aussagewert... Was wäre gewesen, wenn diese Note nun dauerhaft meine Lebensperspektiven bestimmt hätte?


    Zwischen deinen Zeilen klingt ein wenig an, dass du auf mediale Phrasendrescherei hereinfällst ("Die besten Köpfe gehören in die Schule." ) Das ist Quatsch. Wirkliche Spitzenleute gehören in die Schaltstellen von Forschung, Industrie, Wirtschaft und Recht. Für den Lehrerberuf braucht man fachlich solides bis gutes Mittelmaß, mehr nicht. Das kann ich als fachwissenschaftlich sehr hoch qualifizierter Englisch- und Geschichtslehrer beurteilen. Die schulischen Leistungen, die man als Jugendlicher und unreifer Mensch zeigt, sind gegenüber den Leistungen des Erwachsenen in der Endphase des Studiums und in der Lehrerausbildung von geringerer Signifikanz.


    Ich denke, mit meinem krummen Lebenslauf und meinen vielschichtigen Erfahrungen mit schwerwiegenden und ernstzunehmenden Lernproblemen (Nichts anderes ist die chronische Hausaufgabenverweigerung!) bin ich an der Schulform, an der ich unterrichte, in mancher Hinsicht besser am Platz, als wenn ich meinen Lebtag lang erfolgreich Karteikarten beschrieben hätte...


    Nele

    2 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

    • Offizieller Beitrag

    So isses, Nele.
    Ich habe ebenfalls ab Uni fachwissenschaftliche Hochleistungen erbracht und lange darüber nachgedacht ob dort eine berufliche Lücke für mich wäre, in der ich mich sehen kann - und von diesem über das Normalmaß angehäuften Fachwissen konnte ich nie wieder viel gebrauchen. Wobei ich, gerade in der Oberstufe, eine solide fachwissenschaftiche Ausbildung für sehr notwendig halte, aber solide reicht eben dicke. Zu meinen linguistischen und sprachphilosophischen Spezialthemen hat mich noch nie einer was gefragt.
    Was man braucht, sind ganz andere Qualitäten: Flexibilität, eine schnell reaktionsfähig machende Grundintelligenz, Vernetzungsfähigkeit, Multitasking, Emapthievermögen, Selbstdisziplin und Organisationsfähigkeit.
    Viele dieser Fähigkeiten haben faule Schüler übrigens schon desöfteren gut trainiert. Faul war ich als Schülerin eigentlich gar nicht, nur sehr selektiv tätig. Wichtiger als das pubertäre oder postpubertäre Verhalten in der Schule waren aber meine beruflichen Erfahrungen als Selbstständige während des und nach dem Studium und mein langer Auslandsaufenthalt: da habe ich die meisten der o.g. Grundqualifikationen erst richtig ausbilden können. Das Referedariat war dann eher wieder kontraproduktiv.
    Dass die persönliche Ausrichtung als Schüler einen befähigt sich besser in Schüler einzudenken, sollte hoffntlich nur zum Teil stimmen: klar prägen einen solche Erfahrungen, aber mal ehrlich: können sich dann die früher mal still gewesenen Lehrer nur in die stillen Schüler eindenken, die ehemalig frechen in die heute frechen und die ehemalig faulen in die heute faulen - und in alle anderen nicht, dann haben diese Lehrer ein Problem. Grundsätzlich mus sman sich auch - und gerade - in die eindenken können, die nicht so ticken wie ich.

  • Sehr guter Thread, Lob an den Starter! Musste schon so einige Male grinsen..


    Ich bin nicht ganz so aus der Rolle gefallen als Schülerin, ich habe auch nicht sehr viel für die Schule getan - aber nur aus dem Grund, dass ich auch so gute bis sehr gute Noten geschrieben habe. Im Unterricht war ich die meiste Zeit mit reden oder Briefchen schreiben beschätigt- aber nebenher habe ich eben immer noch mitbekommen worum es gng (und konnte auch auf Fragen antworten, mit denen mir die Lehrer zeigen wollten, dass ich mal besser aufpassen sollte :D)


    In der Oberstufe habe ich dann stark selektiert in"für mich wichtige Fächer"=aufpassen und lernen und in "naturwissenschafltiche Fächer" *gg* = brauche ich nie wieder. Ganz arg schlechte Noten konnte ich dann mit Referaten ausgleichen, ich habe auch aufgepasst, aber Chemie in der Oberstufe hat einfach nicht mehr dauerhaft in meinen Kopf reingepasst (alle Ressourcen sind beschränkt^^). In für mich unwichtigen Fächern war ich dann auch öfter mal "aus persönlichen Gründen" verhindert ;)


    Insgesamt hatte ichaber immer ein positives Verhältnis zu meinen Lehrern, konnte auch vermitteln (mit anderen Schülern), hatte einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Der hat auch zu so einigen Diskussionen geführt (ich führte Notendiskussionen selten für mich sondern eher fr Mitschüler ;) )
    Ich glaube bis auf mein nerviges Dauergerede *gg* war ich eigtl eine recht angenehme Schülerin.


    Wie ich heute mit solchen Schülern umgehe? *lach* Gute Frage! Ich habe eine Schülerin, die mir sehr ähnlich ist: tadellose Leistungen, sehr diskusionsbereit aber dauernd am schwätzen. Ich versuche ihr klar zu machen, dass ich durchaus weiß, dass SIE das schafft (aufpassen und reden), aber ihre Nachbarin vll nicht ganz so gut - und das sei doch schließlich ungerecht. Manchmal klappts;)

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