Unterrichtsmethoden

  • Hallo,


    kennt ihr zufällig Studien über Unterrichtsmethoden - also bspw. Studien, die zwischen Frontal- und Gruppenunterricht unterscheiden und die jeweiligen Lernerfolge ermitteln?


    Letztens kam ein Schüler nach einer Unterrichtsstunde mit Gruppenarbeit (von der ich ebenfalls nicht sonderlich viel halte; die ich jedoch alle paar Wochen auch mal durchführe) zu mir und meinte, Gruppenarbeit sei schlichtweg sinnlos, und Frontalunterricht sei wesentlich bezüglich Lernerfolge, wenngleich viele den Frontalunterricht als ermüdend empfinden.

  • Tja das ist so ein wenig das Problem. Klar gibt's Studien (z.B. Wellenreuther in "Lehren und Lernen" oder umgekehrt ;)), aber nun ja, glaube keiner, die du nicht selbst gefälscht hast. Kommt halt ja auch immer arg auf den Lerninhalt an, den man damit vermitteln möchte...

    • Offizieller Beitrag

    Das ist ein schwieriges Thema.


    Wenn wir den Lernerfolg mit der effektiven Leistung des einzelnen Schülers gleichsetzen, läge zumindest die Vermutung nahe, dass der Frontalunterricht hier der effizienteste ist.


    Fassen wir Lernerfolg etwas weiter und beziehen Sozialverhalten und Kooperationsfähigkeit oder beispielsweise kommunikative Kompetenz in Fremdsprachen mit ein, so ist der Frontalunterricht eher kontraproduktiv.


    Studien, die entweder nur a) oder nur b) behaupten, würde ich nicht trauen.


    Es ist im Grunde die gesunde Mischung von Sozialformen, die Erfolg auf allen Ebenen bringt.


    Die Ermittlung von Lernerfolgen ist ferner an zu viele individuelle Faktoren (Lerhrerpersönlichkeit, Lerngruppe, soziales Umfeld der Schule etc. etc.) geknüpft, so dass eine allgemeine Aussage über die Lernerfolge in den jeweiligen Sozialformen des Unterrichts unseriös anmutet.


    Nebenbei: Wenn Du sagst, dass Du von Gruppenarbeit nicht viel hältst und sie nur alle paar Wochen machst, dann finde ich das schon bedenklich.


    Gruß
    Bolzbold

  • Ich denke, dass auch mitspielt, wie weit du hinter der Methode stehst und das rüberbringst.


    Außerdem kommt es doch stark auf den Lerninhalt an.


    Nur Frontalunterricht bringt auch nicht den 100%igen Lernerfolg. Gerade heute, wo Schüler in der Schule neben kognitivem Wissen auch ihre sozialen Kompetenzen stärken sollen udn Teamfähigkeit in der Arbeitswelt immer wichtiger wird, halte ich die GA für wichtig.

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • Nun - nach meinem Refrenderiat habe ich sehr häufig Gruppenarbeit in Form von Expertengruppen oder auch Gruppendiskussionen gemacht. Die Ergebnisse waren doch eher ernüchternd und die Reaktion der Schüler mit Sätzen wie "Ich mag Gruppenarbeit, da muss man nichts machen" eher kontraproduktiv; der Zwang sonst weniger tätige Schüler durch die Gruppenarbit zu animieren und sie dann aufzufordern, auch am Unterricht teilzunehmen, indem sie Ergebnisse vortragen, war nie sonderlich hilfreich. Wenn die Schüler Gruppenarbeit nicht anerkennen, kann es natürlich ohnehin nichts werden. Und bisher hatte ich leider keine Klasse, in der Gruppenarbeit zu guten Ergebnissen führte. In der Regel kommen bessere Schüler nach der Gruppenarbeit und bitten förmlich darum, wieder "frontaler" zu unterrichten. Dass der Drang zu Frontalunterricht auch noch durch zusätzliche Lustlosigkeit schwächerer Schüler und deren Freude an der Gruppenarbeit (da sie sich hierbei völlig ausklinken können), führt dann letztendlich dazu, dass ich dem konventionellen, fragend-entwickelndem Unterricht mehr Stellenwert in meinem Unterricht zurechne. Mit gutem Ergebnis!

  • Hallo zusammen,
    für den beruflichen Bereich wurden im Oktober/November die Ergebnisse der Studie "Einflüsse methodischer Entscheidungen auf die Kompetenz- und Motivationsentwickluing in der elektrotechnischen Grundbildung" in der Zeitschrift "Die berufsbildende Schule" Heft 59 veröffentlicht. Es soll eine vergleichbare Studie auch für den KfZ-Bereich geben.
    Es wird im wesentlichen handlungssystematisch organisierter Unterricht mit fachsystematischem Unterricht mit dem Ergebnis verglichen, dass der Lernerfolg bei guten Schülern nicht signifikant von der Methode abhängt, aber bei schlechten und benachteiligten Schülern der Lernerfolg bei handlungsystematischem Unterricht deutlich schlechter ist als bei fachsystematischem Unterricht.
    Leider kommt diese Studie für mein Referendariat ein halbes Jahr zu spät. Meine Fachdidaktiker behaupteten immer das wenn im Unterricht die Schüler eine vollständige Handlung abfahren sie alles (ganz magic) von alleine verstehen werden. Meine Nachfragen wo die fachlichen Inhalte und deren Zusammenhänge bleiben bzw. ob es Studien dazu gibt wurden stets abgebügelt. Auch die Frage wie komplexe Inhalte so vereinfacht werden, dass meine Schüler die Chance haben sie zu verstehen fand dort kein Gehör.
    Ich denke, das man solche Studien eher im angelsächsischen Bereich finden wird, wobei man dann sehr genau auf die Testgruppen schauen muß, also ob eine Vergleichbarkeit gegeben ist....
    Ich persönlich verlasse mich da mehr auf das, was die Lernpsychologen bzw. die Neurobiologen sagen, die können ihre Aussagen wenigsten mit entsprechenden Studien begründen.
    Achso... ein Herr Weidenmann hat Studien gemacht zur Behaltensleistung unterschiedlich dargebotener Informationen gemacht. Und es gibt eine Diplomarbeit von einem Herrn Keiser(vorgelegt bei Prof. Dr. Reinhard Keil-Slawik, Uni Paderborn und Dr. Sissel Guttormsen Schär, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) aus dem Jahr 1999. Er unterscheidet zwischen verbal und non-verbal und visuelle und auditiv kodierten Infomationen.
    Und es gibt unter dem Stichwort "Dale-Kegel" bzw. "Erfahrungskegel" eine Reihe von Veröffentlichungen von FHs und Unis, die diesen unter Bezug auf aktuelle Forschungen sehr kritisch hinterfragen.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    2 Mal editiert, zuletzt von SteffdA ()

  • Zitat

    Original von SteffdA


    Es wird im wesentlichen handlungssystematisch organisierter Unterricht mit fachsystematischem Unterricht mit dem Ergebnis verglichen, dass der Lernerfolg bei guten Schülern nicht signifikant von der Methode abhängt, aber bei schlechten und benachteiligten Schülern der Lernerfolg bei handlungsystematischem Unterricht deutlich schlechter ist als bei fachsystematischem Unterricht.


    Werden da jetzt nicht Birnen mit Äpfeln verglichen? Die Unterscheidung fachsystematisch vs. handlungssystematisch sagt doch eher etwas über die curriculare Anordnung der Inhalte und noch nix über die Methode aus. Bei der Fachsystematik wird in traditionellen Fächern gelernt und zwar die Fachinhalte von A-Z (in Anatomie z.b. von den Grundlagen der Zellphysiologie bis zur Funktion der Organsysteme). Bei der Handlungssystematik werden all die Inhalte gelehrt, die sich auf eine berufliche Handlung beziehen. Ist z.B. die Handlung 'Einen Menschen mit Demenz pflegen', werden dieser Handlung die Inhalte Krankheitsbild Demenz, Anatomie/Physiologie des Nervensystems, Pflege von demenzkranken, Hilfen für Demenzkranke, etc. zugeordnet und zeitgleich unterrichtet.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von darchr
    Nun - nach meinem Refrenderiat habe ich sehr häufig Gruppenarbeit in Form von Expertengruppen oder auch Gruppendiskussionen gemacht. Die Ergebnisse waren doch eher ernüchternd und die Reaktion der Schüler mit Sätzen wie "Ich mag Gruppenarbeit, da muss man nichts machen" eher kontraproduktiv; der Zwang sonst weniger tätige Schüler durch die Gruppenarbit zu animieren und sie dann aufzufordern, auch am Unterricht teilzunehmen, indem sie Ergebnisse vortragen, war nie sonderlich hilfreich. Wenn die Schüler Gruppenarbeit nicht anerkennen, kann es natürlich ohnehin nichts werden. Und bisher hatte ich leider keine Klasse, in der Gruppenarbeit zu guten Ergebnissen führte. In der Regel kommen bessere Schüler nach der Gruppenarbeit und bitten förmlich darum, wieder "frontaler" zu unterrichten. Dass der Drang zu Frontalunterricht auch noch durch zusätzliche Lustlosigkeit schwächerer Schüler und deren Freude an der Gruppenarbeit (da sie sich hierbei völlig ausklinken können), führt dann letztendlich dazu, dass ich dem konventionellen, fragend-entwickelndem Unterricht mehr Stellenwert in meinem Unterricht zurechne. Mit gutem Ergebnis!


    Du weißt aber schon, dass es im Zeitalter des "kooperativen Lernens" auch im Rahmen von Gruppenarbeiten Mittel und Wege gibt, jeden (!) Schüler in die Verantwortung zu nehmen, was das Gesamtergebnis der Gruppenarbeit angeht?
    Das Ehepaar Green hat dazu ja so einiges entwickelt und vorgestellt.


    Wenn sich schwächere Schüler aus der Gruppenarbeit ausklinken - was Du natürlich nie völlig verhindern kannst - dann muss die Gruppenarbeit entsprechend modifiziert werden. (Besondere Aufgaben an jedes Mitglied der Gruppe etc. etc.).
    Auf diese Weise wird auch der schwächere Schüler irgendwann ans Arbeiten kommen.


    Wenn natürlich die Grundmotivation der Schüler im Keller ist, dann wird Gruppenarbeit nicht greifen.
    Die schwächeren Schüler können sich übrigens im Frontalunterricht genauso ausklinken. Wer nicht will, der will eben nicht. Wenn er dafür bereit ist, die entsprechende Note zu kassieren - so what?


    Gruß
    Bolzbold

  • Wie alias schon sagte "die Mischung macht's" :D
    Was auf deutsch kann ich dir leider nicht anbieten, weil ich nunmal damit im Studium nicht in Kontakt komme.
    Schau aber vielleicht mal nach:


    "Pedagogy and Practice: Teaching and Learning in Secondary Schools" vom Dfes (Department for education and skills)


    Das sind Heftchen, die man auch runterladen kann. Unit 10 ist "group work". Unit 2 ist "teaching models".


    Persoenlich mag ich Gruppenarbeit und bisher kam auch noch keiner zu mir um sich zu beschweren. Mein letzter Hod (Head of Department) hatte extra eine schulinterne Studie gemacht, um zu sehen, was die Schueler von verschiedenen Unterrichtsmethoden hielten. Resultat war, dass sie Gruppenarbeit mochten, weil es ihnen Sicherheit gab und sie sich nicht alleine und ohne Rueckendeckung vor der Klasse blamieren mussten.
    Es kommt wohl auch immer auf die Klasse an und welche Erwartungen du in sie setzt. Weder in meiner letzten noch in meiner jetzigen Klasse wuerden sich Schueler einfach hinsetzen und "die anderen" die Arbeit machen lassen. Wenn du aber von vorneherein davon ausgehst, dass das ja nix werden kann und es ueberhaupt ne bloede Idee ist...

  • Ich muss Bolzbold zustimmen, auch im Frontalunterricht, vor allem während des Lehrervortrages (der sich gerne mal in die Länge zieht) schlafen dir die schwachen Schüler weg, können nicht mehr alles aufnehmen, kommen mit dem Tempo (Einheitstempo, keine Differenzierung) nicht klar.


    Klassen müssen an die Gruppenarbeiten gewöhnt sein, in meiner fünf trainiere ich das regelmäßig und es klappt, wenn ich aber erst in Klasse 8 beginne, wird es schwierig.


    Faule klinken sich immer aus.

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • Zitat

    Die Unterscheidung fachsystematisch vs. handlungssystematisch sagt doch eher etwas über die curriculare Anordnung der Inhalte und noch nix über die Methode aus.


    Die Anordnung, d.h. die Reihenfolge der Inhalte ist auch Methode (der Weg zu etwas...).
    Kerngedanke der Handlungssystematik ist die vollständige Handlung mit den Schritten Informieren, Planen, Entscheiden, Ausführen, Kontrollieren und Bewerten.
    Dieser sogenannte Handlungszyklus soll an beruflichen Handlungen orientiert sein und wird von den Schülern durchlaufen, die sich dabei mit einem hohen Maß an Selbstständigkeit die Inhalte erarbeiten.
    Das Problem dabei ist, das nur die Inhalte erarbeitet und damit (hoffentlich auch) gelernt werden, die unmittelbar mit der Handlungssituation zusammenhängen. Die Vernetzung der fachlichen Inhalte, fachliches Hintergrundwissen, also eine fachliche Systematik, entsteht dabei eben nicht. Mit anderen Worten, die eine konkrete berufliche Handlung mit den zugehörigen Fachinhalten wird im Idealfall gut gelernt, aber ob diese Erkenntnisse auf eine andere Situation übertragbar sind ist doch sehr fraglich. Das aber macht kompetentes Handeln aus.


    Deshalb kann man eben nicht auf Fachsystematik verzichten. Und die läßt sich erfahrungsgemäß gut durch "klassische" Unterrichtskonzepte vermitteln.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

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  • Zitat

    Original von SteffdA
    Die Anordnung, d.h. die Reihenfolge der Inhalte ist auch Methode (der Weg zu etwas...).


    Das sehe ich anders. Du kannst doch jeden Schritt der vollständigen Handlung auch im Frontalunterricht durchziehen, fragend-entwickelnd sozusagen. Genausogut kannst du deinen fachsystematischen Unterricht allein mit Gruppenarbeit durchziehen. Die Unterscheidung Fachsystematik vs. Handlungssystematik sagt eben nicht etwas darüber aus, wie etwas gelernt wird, sondern nur darüber, was wann gelernt wird.


    Zitat

    Original von SteffdA
    Das Problem dabei ist, das nur die Inhalte erarbeitet und damit (hoffentlich auch) gelernt werden, die unmittelbar mit der Handlungssituation zusammenhängen. Die Vernetzung der fachlichen Inhalte, fachliches Hintergrundwissen, also eine fachliche Systematik, entsteht dabei eben nicht. .


    Das hängt ganz allein davon ab, wie weit du denn Handlungsrahmen fasst und welches Bildungs- und Handlungsmodell du vertrittst. Beeinflussende Faktoren kannst du immer mit einbeziehen. Man muss es nur wollen.


    Zitat

    Original von SteffdA
    Mit anderen Worten, die eine konkrete berufliche Handlung mit den zugehörigen Fachinhalten wird im Idealfall gut gelernt, aber ob diese Erkenntnisse auf eine andere Situation übertragbar sind ist doch sehr fraglich. Das aber macht kompetentes Handeln aus.


    Das Problem dabei ist aber, dass die Schüler u.U. nicht mehr wissen, wann sie die fachsystematischen Inhalte auf die Praxis anwenden können bzw. welchen Bezug diese zur Praxis haben. Ebenso wissen sie oft nicht WIE sie die Inhalte auf die Praxis anwenden sollen. Das macht aber ebenso kompetentes Handeln aus. Außerdem werden gerade bei der Fachsystematik viele Aspekte, die für die tatsächliche Handlung notwendig sind unterschlagen.


    Deshalb kann man eben nicht auf die Handlungssystematik verzichten und die lässt sich erfahrungsgemäß gut mit schüleraktiven Unterrichtskonzepten vermitteln.


    Gruß
    CKR

  • Zitat

    Du kannst doch jeden Schritt der vollständigen Handlung auch im Frontalunterricht durchziehen, fragend-entwickelnd sozusagen.


    Das ist sicher richtig, nur handeln dann die Schüler nicht :))


    Handlungssystematisch organivierter Unterricht gehört zum handlungsorientierten Unterricht und ist damit schon schwerpunktmäßig an bestimmte Methoden gebunden. Insofern sagt auch Handlungssystematik etwas über das wie aus.


    Zitat

    Das hängt ganz allein davon ab, wie weit du denn Handlungsrahmen fasst...


    ich bezog mich auf die Grundidee und da steht die berufliche Handlung im Mittelpunkt. Aber es stimmt, auch andere Handlungen lassen sich so strukturieren.


    Zitat

    Deshalb kann man eben nicht auf die Handlungssystematik verzichten und die lässt sich erfahrungsgemäß gut mit schüleraktiven Unterrichtskonzepten vermitteln.


    Eben, man braucht beides Handlungssystematik und Fachsystematik. Darauf wollte ich in meinem ersten Beitrag hinaus :)


    Grüße
    Steffen

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    • Offizieller Beitrag

    Es gibt Studien darüber, dass die Aufmerksamkeit eines Schülers bei Frontalunterricht maximal 20 Minuten zu halten ist (´bei den schwächeren natürlich weniger).


    Viel wichtiger ist aber etwas anderes: im Frontalunterricht geht es nur um Wissen. Xzig andere Kompetenzen, die es inzwischen auch lehrplanmäßig zu vermitteln gilt, werden dadurch nicht trainiert: von sozial-affektiven Kompetenzen, bis zu eigenständigen Problemlösungsstrategien und eigenständiger Organisation - letztere zwei unendlich wichtig im Studium.
    Natürlich mus sman - wie bei allem im Unterricht - die Schüler langsam dahin führen, dass sie das können und natürlich hängt das von der Vorbereitung des Lehrers ab.


    Zitat

    2.3.5 Zusammenfassende Einschätzung zum Forschungsstand
    Während die britischen und amerikanischen Studien feststellten, dass die kognitiven Fähig-keiten stärker im traditionellen Unterricht gefördert werden und die sozialen Kompetenzenim offenen Unterricht besser entwickelt werden, belegt die Studie von Hilgendorf, dass imTempelhofer Projekt der Lernzuwachs im offenen Unterricht genauso groß ist wie im leh-rerzentrierten Unterricht. Er macht dafür das ausgeprägte LehrerInnen-Engagement in denProjektklassen verantwortlich. Auch die britische Bennett-Studie führt ein Beispiel an, beidem der Wissenszuwachs im informellen Unterricht größer war als im formellen, weil dieLehrerin den informellen Unterricht gut strukturierte. Naujok stellt in einer qualitativenStudie fest, dass Wochenplan-Arbeit die Kooperationsfähigkeit der SchülerInnen fördert,selbst wenn er hauptsächlich aus Einzelarbeitsaufgaben besteht.Die Effektivität des offenen Unterrichts in Bezug auf den Lernerfolg steigt mit einer gutenVorbereitung und Strukturierung dieses Unterrichts.


    sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/07/07H052/t4.pdf


    Ich arbeite seit Jahren mit offenen Unterrichtsformen und zwar überwiegend - meine Lernerfolge im Wissensbereich sind wie bei den anderen Kollegen auch - zusätzlich teilen mir Kollegen und Referendare, die meine Klassen / Kurse kennen lernen, aber auch imer wieder mit, dass die Selbstverantwortumg, Arbeitsorganisation und problemlösende Eigenständigkeit besonders hoch ist. Präsentationen, Referate, kleine Unterrichtseinheiten selber halten können meine nach einer Weile aus dem FF, und das hat ggf. einen Einfluss u.a. auf die Qualität der mündlichen Prüfungen etc.


    Im Übrigen: nur gruppenarbeitsungeübte Schüler beschweren sich. Das sagt auch was über die Arbeitsweise der restlichen Kollegen aus.... Achja - und dann beschweren sich die eher arbeitsunwiligen ... freie Arbeitsformen sind nämlich anstrengender als Dösen im Frontalunterricht :)


    Und Außerdem: es gibt noch viele weitere freie / offenen Unterrichtsformen als nur die Gruppenarbeit. Manche davon sind für bestimmte Denkvorgänge effizienter.


    Lieber Gruß
    Meike

    • Offizieller Beitrag

    Beschwerde der Arbeitsunwilligen:


    die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung im letzten Jahr habe ich in kleinen Gruppen gemacht. Sie hatten Übungshefte zur Verfügung und sollten sich nach Laune und nach Wissen mit den Aufgaben beschäftigen:
    - Aufgaben auswählen, lösen, (Zeit einteilen), Lösung vergleichen, Fehler suchen, ...
    Ich saß in der Zeit dabei und habe Hilfestellung gegeben, wenn es nötig war.
    Ich wollte allerdings bewusst auf das frontale Besprechen der Themen verzichten, da die Schüler (vom Wissensstand) zu unterschiedlich waren und die Schüler eh nicht so lange konzentriert bleiben konnten.


    Schon in der ersten Woche kamen die ersten aus der Klasse zu mir und baten, dass ich die Aufgaben von vorne besprechen möge. Sie könnten es so nicht. *seufz* (Dabei habe ich in der Klasse sogar regelmäßig Gruppenarbeit gemacht.) ;)


    kl. gr. Frosch

  • Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit selbstgeplanten (durch die Schüler) Experimenten im Bereich der Grundlagen der Elektrotechnik. Das lief dann so, das die Schüler nach einer fachsystematichen Einführung der Begriffe Strom, Spannung, Widerstand und Leistung am Grundstromkreis (alles frontal mit Folie und Tafel) den Auftrag erhielten das gesagt experimentell in einer Gruppenarbeit nachzuweisen. Der Auftrag war so formuliert, das die Schüler die vollständige Handlung durchliefen und am Ende ihre Ergebnisse in Form von Meßprotokollen und Diagrammen präsentieren mußten. Das habe ich mal Vortrag mit Folie machen lassen oder als Lernplakate, die dann in einem Marktplatz präsentiert wurden.


    Am Anfang haben sich die Schüler ziemlich schwer getan und es gab großen Erklärungsbedarf. Beim dritten Experiment ging dann nahezu alles von alleine.
    Das hat dann auch echt Spaß gemacht, zu sehen wie die Schüler selbstständig arbeiten und sich neue Erkenntnisse erschließen. Und nach Auskunft der Schüler fanden sie es auch gut :)


    Grüße
    Steffen


    PS: ...lief natürlich alles mit Schutzkleinspannung ;)

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Jetzt muss ich auch mal meinen Senf dazu geben ;)


    Ihr wolltet Forschungsergebnisse: Hier kann ich die Doktorarbeit von Seifried vorstellen:
    http://www.amazon.de/Fachdidaktische-Variationen-einer-selbstorganisationsoffenen-Lernumgegbung/dp/3824407531/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=gateway&qid=1202750905&sr=8-1&tag=lf-21 [Anzeige]


    Es geht um verschiedene Methoden im Rechnungswesenunterricht an der Berufsschule. 3 Klassen wurden im selben Stoff unterrichtet. 1 Klasse (rel. leistungsstark) klassisch frontal mit der sog. Bilanzmethode. 1 Klasse (rel. leistungsstark) handlungsorientiert mit der Bilanzmethode, 1 Klasse (schwach) handlungsorientiert nach der wirtschaftsinstrumentellen Methode (bei der erkennt man die betrieblichen Zusammenhänge besser).
    Ergebnis: bei einem Test direkt im Anschluss an die Vermittlung schnitten die drei Klassen etwa gleich gut ab (obwohl 1 Klasse ja schwach war in der Vorbildung). Bei einem Test mehrere Monate später hatten die beiden handlungsorientierten Klassen die Nase deutlich vorne. Dabei ist die Leistung der schwachen Klasse besonders zu betonen!


    Das Buch liest sich wirklich spannend, es gibt detaillierte Auswertungen durch Videobeobachtung im Unterricht zum Punkten wie Redeanteil der Sch, Qualität der Beiträge etc.


    Meine eigene Erfahrung: Nur handlungsorientierter U alleine bringt's nicht. Wichtig sind Strukturen, Zusammenhänge. Die kann ich aber von den Sch erstellen lassen (Übersichten, Netzwerke etc.). Wenn ich das nicht beachte, versinken die Sch im Detailchaos.
    Von heute auf morgen klappt es nicht, Gruppenarbeit muss trainiert werden, die Sch müssen die Kompetenzen erst erwerben. Wer mal GA macht und es klappt nicht, braucht sich nicht zu wundern, vor allem, wenn nicht alle Kollegen an einem Strang ziehen.
    Ich selbst würde niemals mehr anders unterrichten wollen. Ich sehe, dass meine Sch auf einem wesentlich höheren Niveau arbeiten als früher (wo nur ich und zwei/drei Sch in der Klasse das höhere Niveau erreicht hatten ;)
    Außerdem sind die Prüfungsergebnisse tatsächlich besser geworden, und darauf sind wir sehr stolz und das gibt uns Recht. Mit "uns" meine ich ein Lehrerteam im Fachbereich, das gemeinsam in unseren Klasse auf diese Weise arbeitet.
    Liebe Grüße
    Gela

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