Fernsehtipp: Schlappe Lehrer

    • Offizieller Beitrag


    Dann lassen wir uns doch einmal dort ansetzen und fragen, wieso angesichts dieser offenbar doch gut ausgebildeten Fachkräfte und der internationalen Anerkennung deutscher bzw. in Deutschland ausgebildeter Akademiker man das Bildungssystem ungeachtet dessen heftigst kritisiert und unermüdlich mit den skandinavischen Ländern argumentiert.


    Kurz:
    Unser Bildungssystem hat seine Stärken, die jedoch gerne im Rahmen der "deutschen Meckermentalität" verschwiegen bzw. ignoriert werden. Stattdessen werden die vorhandenen Schwächen kritisiert und medial besonders öffentlichkeitswirksam hervorgehoben.
    Man muss angesichts dieser bewusst verzerrten Darstellung sich schon fragen, was damit eigentlich erreicht werden soll.


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat

    Wie kommt es, dass bei Diskussionsrunden zum Thema Bildung im TV regelmäßig Vertreter der Kultusbürokratie, Vertreter der Wirtschaft und der Eltern anwesend sind und so die Möglichkeit erhalten, ihre Ansichten aus ihrer jeweiligen Sicht kundzutun, aber niemals bzw. nur in ganz wenigen Ausnahmefällen Vertreter der Lehrerschaft? Ich meine „richtige“ praktizierende Lehrer, die täglich mehrere Stunden in der Klasse stehen und das umsetzen müssen, was „von oben“ verordnet“ wurde.


    Das kommt daher, dass in Deutschland etwas existiert, was man als "duales System" bezeichnen könnte ;). Dies bedeutet, dass die im Bildungssystem wirklich Arbeitenden und die Repräsentanten des Bildungssystems nicht identisch sind. Dies gilt nicht nur in einem faktischen Sinne, also in den Sinne, dass niemand gleichzeitig Lehrer und Bildungsforscher bzw. -politiker ist (was auch ein bisschen viel verlangt wäre).


    Es gilt auch in dem Sinne, dass die Qualifikationswege mehr oder weniger strikt getrennt bleiben. Wer Bildungsforscher werden will oder im Ministerium Karriere machen möchte, muss andere Qualfikationen haben als der, der Lehrer sein will. Wenn jene Leute, die als Repräsentanten des Bildungssystems oder als Experten für das Bildungssystem im TV auftreten, überhaupt Zeit in der Schule verbracht haben, dann so kurz wie möglich, zwei, drei, vielleicht vier Jahre.


    Wer in Deutschland aufsteigen will und mitreden möchte, verlässt den alltäglichen Unterricht, und zwar so rasch wie möglich. Die gelegentlich bemerkte "Flucht aus dem Klassenzimmer" eben. Das ist aber nicht nur in der Schule so. Wie sagt man so schön: "Die einen arbeiten. Die andern machen Karriere." Wenn ich mit Leuten rede, die in "der Wirtschaft" arbeiten, ist es da auch nicht unbedingt anders.

  • Nachschlag zu den "schlappen Lehrern" - bin gerade zufällig über einen Artikel des Spiegel gestolpert, der die aktuelle Situation an den Schulen - und die Belastungssituation der Lehrer treffend wiedergibt:


    http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument.html?id=13682830


    Beim für Lehrer angegebenen Gehalt muss man jedoch die Währung beachten ;)

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    Original von Dudelhuhn
    DER SPIEGEL 24/1993


    Aktuell?


    EDIT: Ich bin leider ein bisschen ironieresistent weil zu schlapp...sorry.


    Wenn etwas ironisch ist, dann die frappierende Tatsache, dass ein 14 Jahre alter Artikel so treffend die aktuelle Lage im Schulsystem wiedergibt! - sage ich mal so ganz ironiefrei.


    Und das demonstriert höchst dramatisch, was wir für einen Reformstau vor uns herschieben. 8o


    Nele


  • Ich lese seit knapp zwei Jahrzehnten den Spiegel und habe ihn ein jahrzehntlang abonniert. In dieser Zeit hat der Spiegel etwas anderes für mich demonstriert: Dass er nämlich ein pathologisch schlechtes Verhältnis zum Lehrerstand hat.
    Während der stern einen bundesweiten Lehrerpreis mitträgt, immer wieder kontroverse aber um Redlichkeit bemühte Reportagen und Artikel über unser Bildungssystem abliefert (aktuell die Diskussion von Kerner und Schröder-Köpf, davor ein hervorragender Artikel über das BVJ), ergeht sich der Spiegel in platter Lehrerschelte.
    Leider taugt der stern ansonsten kaum als Spiegelersatz. Allerdings bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich den Spiegel angesichts seines rasanten qualitativen Sinkfluges - vor allem im politischen Ressort - weiter beziehen muss.

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

    Einmal editiert, zuletzt von Nicht_wissen_macht_auch_nic ()

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