Psychische Probleme im Ref

  • Hallo zusammen!
    Meine Schilderungen werden, glaube ich, recht ungewöhnlich sein. Ich werde versuchen, nicht allzu ausufernd zu schildern.
    Seit Anfang 2007 bin ich Referendarin an einem Gymnasium. Ich habe mehr als 10 Jahre studiert; allerdings nicht aus Spaß an der Freude, sondern weil ich keine Alternative sah. Meine Mutter, so wurde vor 2 Jahren letztlich offiziell festgestellt, könnte schon seit vielen Jahren schizophren sein. Ich habe mich nicht aus meinem Elternhaus getraut, weil sie total hilflos wirkte und mir die gesamte Familie mehr oder minder offen (offen mein Vater, verdeckt und vor 2 Jahren schließlich ebenfalls offen auch einer meiner Brüder) zu verstehen gab, dass ich mich bis zu ihrem Lebensende um sie kümmern solle. Bis so eine Schnizophrenie festgestellt ist und tatsächlich ein Pflegedienst eingestellt wird, vergehen Jahre. Nun ist es so weit, ich bin ausgezogen, habe mein Examen mit Bestnoten gemacht (aus Sicherheitsgründen, wollte halt mein langes Studium via Noten `rechtfertigen´ können) und bin nun trotz massiver, bereits im Vorfeld von anderen Refs gesteigerter Ängste im Ref. Ich war allerdings schon lange vor meinem 1. Staatsexamen ob meiner familiären Lage in eine Depression gerutscht und habe auch schon 8 Wochen in einer Tagesklinik verbracht. Ich kann von mir behaupten, schon einige Höllen erlebt zu haben. Das macht einen leider nicht stärker, eher müder.
    Das Referendariat ist für viele (die meisten?) die blanke Hölle, aber ich denke mittlerweile mitunter schon an Selbstmord. Ich meine, in meinem Alter abzubrechen wäre schon fahrlässig, denn dass ich keinem Arbeitgeber dieser Welt auf die Nase binden möchte, wie es zu dieser krummen Biographie kommen konnte, dürfte euch vielleicht einleuchten. Derzeit kann ich mir aber auch keine Fortsetzung des Refs vorstellen. Mit den Fächern Deutsch und Englisch werde ich von Arbeit schier erschlagen, wirklich erschlagen. Das kommt zu der psychischen Labilität, die ich gar nicht leugnen will, noch hinzu. Mittlerweile sprechen mich schon wirdfremde Leute im Zug auf mein Aussehen an. Ich wirke total erschöpft und traurig, meinte vor kurzem eine junge Frau, als ich ihr im Zug gegenübersaß. Gewiss, ich weiß. So viel Selbstreflexion habe ich.
    Ich habe ganz konkrete Existenzängste. Das Gehalt eines verbeamteten Lehrers brauche ich nicht. Ich war noch nie von teuren Klamotten, einer dicken Wohnung oder kostspieligen Reisen abhängig. Aber liegen auf der anderen Seite des Spektrums nicht die Gelegenheitsjobs. Das auf immer? Ohne Aussicht auf feste Anstellung, d. h. auf materielle Sicherheit? Wenn diese Angst nicht wäre, hätte ich längst abgebrochen.
    Hinzu kommt, dass ich nicht weiß, wen ich danach fragen kann. Vielleicht könnte ich mir etwas Sicherheit verschaffen, wenn ich nicht ab-, sondern nur unterbräche?
    Wenngleich mein Fall sicherlich von der Norm abweichen sollte, hoffe ich, von euch den einen oder anderen Tipp erhalten zu können.
    Vielen Dank
    Liniert

  • Hallo Liniert,
    du hast im Ref selbstverständlich auch die Möglichkeit dich krankschreiben zu lassen. Wenn du eine gewisse Zeit überschreitest (was in deinem Fall sicherlich so wäre) musst du das Ref eben verlängern - aber das "wie" ist in jedem Bundesland unterschiedlich, von daher kann ich dir dazu nix raten.


    Ein Beispiel aus meinem direkten Umfeld: Meine Freundin hat ihr Ref für etwas mehr als ein halbes Jahr aus psychischen Gründen (krankgeschrieben über Arzt) unterbrochen, die Zeit hat sie intensiv für eine Therapie genutzt (heute auch noch in therapeutischer Behandlung). Sie hat ihr Ref dann um ein halbes Jahr verlängern müssen, was aber auch kein Problem war. Ihre Prüfung hat sie letztendlich psychisch relativ stabil und im 2er-bereich gemacht.
    Nach deinen Schilderungen erscheint es für mich auch als wichtiger, dass du dich erstmal um dich kümmerst, um wieder in "Balance" zu kommen, bevor du dich in eine neue sehr stressige Situation zu stürzen.
    LG Schmeili

  • Hallo Liniert,
    das Ref. ist schrecklich, auch für mich und deshalb sehe ich bei mir die Notwendigkeit, eine Therapie zu machen - das solltest du auch tun! Ich habe auch solche Existenzängste wie du und für die Arbeit, die ich zu erledigen habe, bräuchte ich eigentlich einen 48-h-Tag! Aber bei mir sind es zum Glück nur noch ein paar Moate, dann ist es vorbei...
    Zum Thema Alternativen: ich habe mich hier im Forum auch mal bei den Leuten erkundigt, was man denn als Alternative machen kann. Vielleicht bringt dir das was: schau mal unter dem Thema "Alternativen zum Lehrberuf".
    Mir geht es im Moment zum Glück wieder besser, aber das kann auch jeden Moment wieder umschlagen...
    Also Kopf hoch - alles geht vorüber - auch die schlimmen Dinge im Leben (das denke ich mir immer)
    Grüße von Vanillene

  • Hallo Liniert,
    so wie Du Deinen Zustand gerade schilderst, denke ich auch, dass es das Beste wäre, wenn Du eine Auszeit nimmst, Dich um Dich selbst kümmerst, Dir therapeutische Unterstützung suchst, bis Du wieder kräftiger bist und klare Gedanken fassen kannst. Wahrscheinlich wäre es wirklich wichtig, wenn Du einen für Dich gesunden Umgang mit Deiner Familie finden könntest, Deine Ängste und depressiven Verstimmungen angehst und auch da gesündere Verhaltens- und Denkweisen entwickeln könntest (falls Du Dich für den Lehrerberuf entscheiden solltest, könntest Du ja z.B. immer noch halbtags arbeiten, wenn Dir ein Vollzeitjob zu viel ist).


    Und - glaube mir - psychische Störungen, gerade im Angst- und Depressionsbereich, sind sehr, sehr häufig, auch bei Eltern (allerdings ist Schizophrenie eine eher seltene Störung, aber es geht hier erst mal um Dich), aber es gibt auch gute therapeutische Angebote, die Dir helfen können, solche Durststrecken im Leben zu überstehen und eine positivere Sicht auf die Welt zu gewinnen.


    In diesem Sinne wünscht ich Dir viel Erfolg!
    Gruß, afrinzl.

  • Hallo Schmeili,
    an Krankschreibung habe ich auch schon gedacht. Mich stört daran die `Psychoecke´. Ich habe mir derlei Fragen in den letzten Jahren häufiger zu tun gehabt, und zwar sowohl in eigener als auch in familiärer Sache. Wenn ich mir jetzt ein Attest holte, hätte ich wohl den Eindruck, `da in diesem Leben nicht mehr raus zu kommen.´ Andererseits bin ich wirklich komplett erschöpft. Ich habe seit Beginn des Refs nonstop geackert. Hab heute im Netz mehrere Burnout-Tests gemacht. Da habe ich fast in allen Bereichen die volle Punktzahl. Dennoch hadere ich mit mir gewaltig. Ich möchte endlich was schaffen!


    Zitat

    Original von Schmeili
    Hallo Liniert,
    du hast im Ref selbstverständlich auch die Möglichkeit dich krankschreiben zu lassen. Wenn du eine gewisse Zeit überschreitest (was in deinem Fall sicherlich so wäre) musst du das Ref eben verlängern - aber das "wie" ist in jedem Bundesland unterschiedlich, von daher kann ich dir dazu nix raten.


    Ein Beispiel aus meinem direkten Umfeld: Meine Freundin hat ihr Ref für etwas mehr als ein halbes Jahr aus psychischen Gründen (krankgeschrieben über Arzt) unterbrochen, die Zeit hat sie intensiv für eine Therapie genutzt (heute auch noch in therapeutischer Behandlung). Sie hat ihr Ref dann um ein halbes Jahr verlängern müssen, was aber auch kein Problem war. Ihre Prüfung hat sie letztendlich psychisch relativ stabil und im 2er-bereich gemacht.
    Nach deinen Schilderungen erscheint es für mich auch als wichtiger, dass du dich erstmal um dich kümmerst, um wieder in "Balance" zu kommen, bevor du dich in eine neue sehr stressige Situation zu stürzen.
    LG Schmeili

  • Hallo Vanillene,


    ich glaube, dass der Verlauf des Ref vor allem eine Sache der Persönlichkeit ist. Ich möchte das, was ich mache, wirklich gut und gründlich machen. Seit Beginn des BdU geht das natürlich nicht mehr. Aber das betrifft ja auch alle anderen.
    Mir gehen vor allem die Aspekte im Ref auf die Nerven, die irgendeine Art von Seelenstrip beinhalten. Zu Beginn des Hauptseminars werden wir gefragt, ob wie was auf dem Herzen hätten. O je, was man vor dem Seminar alles denkt und von anderen hört, ist natürlich was ganz anderes als das, was dann im Rahmen dieses Blitzlichts gesagt wird. Das sind zwei Welten. Auch habe ich mal von einer Freundin, die Diplompädagogik studiert hat, erfahren, dass Menschen kulturübergreifend Sprechberufe, das "Vor-anderen-Stehen", als stressigste Tätigkeit erachten. Wir lassen uns dafür eben 2 Jahre bewerten, und nicht immer läuft das wirklich so ab, dass man die Bewertung wirklich nachvollziehen kann. Lernen wir nicht erst all das, für das wir kritisiert werden, während wir es schon machen? Das ist eine Art verkehrte Welt, die 2 Jahre andauern soll. Und ich glaube nicht mehr, dass ich das noch weiterhin machen kann. Ich bin so dünnhäutig geworden, dass mir die Leute das leider schon ansehen und mich darauf auch ansprechen können.
    Ich war heute beim Arbeitsamt. Sie haben mir einen Termin gegeben. Das ist leider keine vorübergehende Laune von mir.-



  • Hallo ihr Lieben :)
    ich bin eigentlich auf der Suche nach Material und hier nur zufällig reingeschlittert. Aber nun, nach 9 Monaten Erholung und Freude und Ruhe und Leben kann ich mich wohl auch mal wieder zum Ref äußern.


    Es gibt ein Leben ohne Referendariat!!!


    Ich hab schon lange vor meinem Staatsexamen I als Lehrerin in der Integration gearbeitet. Im Studium. Das Unterrichten viel mir immer sehr leicht, auch im Ref wurde mir gesagt, wie ungewöhnlich gut mein Lehrer-Schüler Verhältnis ist und wie sehr die Schüler davon profitieren, dass ich mit so viel Freude ihnen ein sonst vielleicht eher langweiliges Fach näher bringen kann.
    Kurzum, auch wenn auch die ersten 2 Besuche super liefen und mir gesagt wurde, dass das genau mein Beruf sei, danach begann die Hölle.
    Nicht nur für mich, auch für meine anderen Seminarkollegen.
    Ich war geschockt, da ich ja wusste, dass ich ein besserer Pädagoge bin als die Seminarleiter, die ganz offensichtlich keine Ahnung hatten (Leute denunzierten, im übertragenden Sinn in die Ecke stellten und und und).
    Mit jedem Unterrichtsbesuch wurde es schlimmer.
    Ich hatte schreckliche Angst.
    Mein Selbstbewusstsein (sehr sehr ausgeprägt ;) ) war ins Nichts verschwunden.
    Dauernd war ich krank, obwohl ich sonst nie zum Arzt gehe....
    Und mein Umfeld verstand die Welt nicht mehr. Stets war ich das leuchtende Beispiel, allen war klar, dass ich Lehrer sein würde.


    Irgendwann ging es nicht mehr. Ich hab den Entschluss gefasst aufzuhören.
    Das fühlt sich ein bisschen an wie versagen, aber in dem Moment war es das schönste Gefühl der Welt.
    Nun 9 Monate später habe ich sehr sehr sehr viel Freizeit, genau so viel Geld, bin Selbständig, hab ein Gewerbe und so glücklich, wie ihr es euch nicht vorstellen könnt.
    Ich arbeite in dem Bereich "Deutsch als Zweitsprache", der Bedarf ist groß. Man muss allerdings den Mut haben aufzuhören... und ich weiß, dass das nicht leicht ist!...
    Tut euch das nicht an, wenn Deutschland meint, es sei gut junge, motivierte Lehrer im Ref. menschenunwürdig fertig zu machen, dann kann das Schulsystem auch auf euch verzichten!

    Kopf hoch, macht euch nicht kaputt!!!!
    Angie

  • Aber es gibt doch auch ein Leben nach dem Ref. Man kann doch nicht aus schrecklichen 24 Monaten auf ein ganzes Berufsleben schließen.
    Selbstständigkeit ist sicher etwas sehr schönes, aber ich hätte wirklich Angst, dass man nicht richtig planen kann. Momentan sieht es vielleicht sehr gut aus aber was ist in 15 Jahren? Was ist, wenn du mit dem Geld eine ganze Familie ernähren musst?


    Im jungen Alter kommt man auch mit wenig Geld aus und sieht vieles locker. Ich würde die Fortsetzung des Refs immer vorziehen, weil ein Ende und ein Abschluss nach vielen Jahren Ausbildung einfach etwas ist, was einem niemand nehmen kann. Klar sind solche Ausbilder richtig sch... ! Soll man sich von solchen Besserwissern die ganze Zukunft verbauen lassen?


    Hab weil wir grade beim Thema sind noch eine Frage:
    In welcher Weise wurden bei Euch eigentlich die Unterrichtsstunden von der Uni reflektiert? Sind bzw. waren die Ansprüche der Praktiker auch so weit entfernt von denen der Theoretiker? Kann man wirklich im Seminar noch mal "bei Null" anfangen, weil die was anderes wollen?


    Gute Nacht Elli

  • Hallo Elli,
    bei uns an der Uni Osnabrück wurde nichts gemacht. Die Pädagogikkurse beinhalteten nur Reformpädagogen, die Praktika waren egal und wurden irgendwie gemacht. Nur in Geschichte gab es 2 Lehrer, die versucht haben uns was beizubringen, aber eben praxisnah und nicht seminarnah....:-)


    Und wg. der Selbständigkeit, wenn du vor die Wahl gestellt wirst durchzudrehen und dir keine Aussicht gestellt wird durch dir Prüfung zu kommen, weil du vorher psychisch auf der Strecke bleibst, gibt es kein NACH der Ausbildung.
    Deutsch als Fremdsprache wird in jedem IB, jeder VHS, Inlingua und weiteren großen Instituten unterrichtet. Meine Kollegen sind fast alle älter als ich. Es ist kein Problem als Honorardozentin die Selbständigkeit so anzulegen, dass du damit wesentlich besser dastehst als als Beamter, da wir keinen Zwängen (Standort, Versetzung,... )unterlegen sind.
    Und das Ansehen in der Bevölkerung ist auch noch besser, deine Arbeit wird mehr gewürdigt:-) Zudem bin ja mit wenig Geld ja gut versichert (Unfall, Berufsunfähigkeit, Krankentagegeld). Mein Leben ist da "in trockenen Tüchern", selbst, wenn ich mal nicht mehr kann...
    Angie

  • Hallo Angie,


    was sicher toll ist, ist die Unabhängigkeit und das du deinen eigenen Weg bestimmen kannst. Leider gibts hier in unserer Gegend kaum Möglichkeiten gutes Geld mit Kursen bzw. Nachhilfe zu verdienen. Da wird man schon als dreist bezeichnet, wenn man 8 Euro/h (Anfahrt und Material inklusive) verlangt, obwohl man ein Staatsexamen hat. Das ist mir dann wirklich auch zu doof, um jeden Cent zu betteln und bei GS-Kindern für 60 Minuten auf eigene Kosten dort hin zu fahren.
    Ist zwar Off-Topic aber ich muss es mal loswerden:
    Ich hatte mich auch bei verschiedenen Instituten für alle möglichen Bildungsbereiche beworben, da wir im Stdium ja doch recht universal ausgebildet werden. GHR bzw. GS Lehrer wollen sie kaum - wegen der angeblichen zu niedrigen Qualifikation - nicht mal für Nachhilfe im GS-Bereich. Ich hörte dann Sätze wie: "Wir verlangen von unseren Lehrkräften zumindest Abitur und eine hohe akademische Qualifikation" und "Wir glauben nicht, dass Ihre Ausbildung für selbstständigen Nachhilfeunterricht ausreicht".
    Die glauben im Ernst, das wir GS und GHR-Lehrer in irgendeiner Schulung bissl den Stoff wiederholen und dann "ausgebildet" sind. Da kann man mal sehen, dass die die Bwerbungsunterlagen nicht anschauen sonst hätten wahrscheinlich Stichworte wie Hochschulstudium, Staatsexamen und UniversitätXYZ doch mal einen kleinen Denkprozess ins Rollen gebracht.


    Naja ab März bin ich dann in einer Ganztagsschule als AG Honorarkraft, die wenigstens etwas bezahlen, damit wenigstens die Fahrtkosten gedeckt sind.


    Hatte jemand von Euch auch so doofe Erfahrungen?


    Ciau Elli

  • Zitat

    [i]


    GHR bzw. GS Lehrer wollen sie kaum - wegen der angeblichen zu niedrigen Qualifikation - nicht mal für Nachhilfe im GS-Bereich. Ich hörte dann Sätze wie: "Wir verlangen von unseren Lehrkräften zumindest Abitur und eine hohe akademische Qualifikation" und "Wir glauben nicht, dass Ihre Ausbildung für selbstständigen Nachhilfeunterricht ausreicht".


    Wen wollen sie denn dann? Die GHR-Ausbildung passt doch wohl am besten, um GHR-Kinder zu unterrichten. Bin im falschen Film...

    Verzeih Deinen Feinden, aber vergiss nie ihre Namen!

    Einmal editiert, zuletzt von puppy ()

  • Halllo,
    das versteh ich aber auch nicht, GHR ist doch ne super Ausbildung und auch mit Abitur;-)
    Ist ja krass, wie wenig bei euch bezahlt wird. Bei den Instituten für die ich arbeite ist es selbstverständlich, dass alle Materialien von denen übernommen werden. Anfahrzeiten werden wie Kurszeiten bezahlt, das Einstiegsgehalt zB bei Inlingua liegt bei 13 Euro pro 45 Minuten. Das wird dann mit den Kursen und der Erfahrung nach ein paar Monaten schnell mehr...:-)
    Bei den Integrationskursen der privaten Institute ist es ähnlich. Dort bekommt man zudem noch tolle Weiterbildungen:-)
    Angie

  • Ist ja traurig, dass sich Nachhilfeinstitute, die Lehrer beschäftigen wollen und mit ihren Pädagogen angeben, nicht mal das Geringste über die Lehrerausbildung wissen. Vielleicht wäre ein Juraexamen eine angemessen akademische Qualifikation, dass du dann null Ahnung von Pädagogik und Didaktik hast, ist ja dann wurscht.

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • Hallo!
    Ich kann Dir nur raten, das Referendariat zu unterbrechen. Die Möglichkeit besteht tatsächlich, 100 %. Eine aus unserem Seminar hat das auch gemacht und hat später weitergemacht. Ich weiß, dass das schon viele gemacht haben. Ich hab es nicht getan, und hab es schwer bereut. Sehr schwer. Ich wusste damals nciht genau, ob dies möglich ist, und es hat mir auch keiner eine Auskunft geben wollen. Dabei wäre es so einfach gewesen!!!!!!

  • ...

    Tut euch das nicht an, wenn Deutschland meint, es sei gut junge, motivierte Lehrer im Ref. menschenunwürdig fertig zu machen, dann kann das Schulsystem auch auf euch verzichten!

    Kopf hoch, macht euch nicht kaputt!!!!
    Angie

    Hallo Angie,


    ich kann dir nur beipflichten. Aber nicht nur junge Lehrer werden menschenunwürdig fertig gemacht. :essen:
    Eigentlich bin ich Diplomlehrer für Mathe-Physik seit 1982. Von 2001 bis 2003 habe ich dann mein Referendariat (2. Staatsexamen) wiederholt, um in Berlin eine Anstellung zu bekommen, weil das Berliner Schulamt unsere "Ost"-Ausbildung nur als 1. Staatsexamen anerkannt hat. Aber das ist eine andere Geschichte. Was ich hier im Forum gelesen habe kann ich nur bestätigen. Das Referendariat war für mich die Hölle. Es war für mich so schon schwer genug, mit über 40 Jahren nochmal ein Studium zu absolvieren. Ca. 5000 Euro hat mich der "Spaß" gekostet, denn ich hatte einen eigenen Hausstand hatte und alleinerziehend war. Da ich aus dem Förderungsalter raus war, musste ich u.a. ca. 200€ Krankenversicherung zahlen von den ca. 1000 € Besoldung während des Referendariats. Dann kamen noch 600€ für die Miete. Von den Kosten für die Seminar-Lektüren, die gefordert wurden, und den Fahrkosten ganz zu schweigen. Jedenfalls blieben nach Abzug aller Unkosten "minus" 50 € am Monatsende. Und da waren noch keine Lebensmittel enthalten.
    Aber zurück zum Thema. Die menschenunwürdige Behandlung während des Referendariats kann ich nur bestätigen. Da ich bereits viele Jahre als Lehrer tätig gewesen bin, viel es mir schwer den ganzen theoretischen Kram, der fernab der Realität war, in meinen Kopf zu bekommen. Man wollte keine Erfahrungen aus der Praxis in den Seminaren hören. Als Mathe-Seminarleiter hatte ich einen Grundschullehrer, der mir erklären wollte, wie ich im Sekundarbereich zu unterrichten habe. In unserer Seminargruppe waren 21 zukünftige Grundschullehrer und 5 zukünftige Sekundarschullehrer. Da kannst du dir ja vorstellen, wieviel wertvolle Infos ich für den Sek I Bereich erhalten habe. Die sogenannten Vorführstunden waren die reinste Schikane. Nicht genug, dass im Unterricht 13 Referendare (Mathe-Seminar 14 Referendare) im Unterrichtsraum zusätzlich saßen. Den Schülern untersagt man das "Quatschen" im Unterricht und der Seminarleiter redet während des Unterrichts mit den Referendaren. Dann laufen die 13 Leute auch noch bei einer Übungsaufgabe im Raum herum unter dem Vorwand, dass man sehen will, wie die Schüler arbeiten, um dann auch noch mit den Schülern zu reden. Wie soll bei so einer Unruhe ein Schüler in Ruhe arbeiten können. Die anschließende Auswertung war dann die reinste Schikane. Vorallem durfte man dann noch die Leute bewirten mit Kuchen oder belegten Brötchen und Getränken wie Kaffee, Saft und Wasser. Was das für 13 bzw. 14 Leute gekostet hat, kannst du dir sicher vorstellen.
    Meine Examensarbeit habe ich in Physik geschrieben. Ich hatte einen Seminar-Leiter, der so eklig war. Nicht nur das er fettige Haare und eine Menge Haarschuppen auf den Schultern hatte, auch seine Unterrichtsstunden, in denen er uns zeigen wollte, wie es richtig geht, waren unterste Schublade. Seine Rechtschreibung ließ auch sehr zu wünschen übrig. Da meine Rechtschreibung nach der Reform auch nicht die Beste war, hatte ich meine Arbeit von jemandem Korrigieren lassen, der selbst mehrere Jahre Schulrat war, einen Doktor-Titel hatte und ehemaliger Deutsch-Lehrer war. Außerdem hat ein zweiter, noch amtierender Schulrat, der Ma-Ph-Lehrer war, meine Arbeit durchgesehen. Beide kommen aus einem anderen Bundesland und sind befreundet). Meine Arbeit dürfte also keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler gehabt haben und beide habe meine Arbeit als gut bis sehr gut eingeschätzt. Bei der Bekanntgabe meiner Prüfungsergebnisse bin ich dann vom Glauben abgefallen. Er hatte meine Arbeit mit 5 bewertet und nur durch die anderen Prüfungen habe ich das Referendariat bestanden. Ich habe mein recht wahrgenommen und mir die Begründung vorlesen lassen, was wohl eigentlich nicht üblich ist. Die Begründung waren "massive Rechtschreib- und Grammatikfehler" und das der Theorieteil zu praktisch und der Praxisteil zu theoretisch war. So eine schwachsinnige Begründung. Naja, der knallrote Kopf und das Gestottere beim Vorlesen der Begründung von dem Physik-Seminarleiter sagt wohl alles. Obwohl ich damals die Rückgabe der Examensarbeit-Kopien vom Senat angefordert habe, denn nur das Original bleibt im Archiv, habe ich diese bis heute nicht erhalten. Warum wohl nicht. Aber ich habe für mich auch ein Exemplar anfertigen lassen, denn es musste ja alles beim Buchbinder in Form gebracht werden (hohe Kosten). Der Physik-Seminarleiter war nur sauer, weil ich seinen Lieblingautor in meiner Arbeit kritisiert habe und andere Autoren ihm vorzog. Sein Lieblingsautor behauptete nämlich, dass man ein Arbeitsblatt nimmt und seinen Unterricht dazu aufbaut. Ich bin aber der meinung, dass ich die Besonderheiten der Schüler beachten muss und darauf meine Unterrichtsvorbereitung ausrichte. Und erst wenn der Unterrichtsverlauf und die Inhalte feststehen, erstelle ich mein eigenes Arbeitsblatt, welches meinen Vorbereitungen angepasst wird, und nicht umgekehrt.
    Entschuldige, ich bin vom Thema abgewichen.
    Wer im Referendariat schon psychische Probleme hat, sollte den Beruf lieber nicht ergreifen. Ich habe es bitter bereut. Ich war sehr selbstbewusst und über viele Jahre ein guter Lehrer, denn die Schüler mochten mich, obwohl ich streng war, was Ordnung und Disziplin betraf. Doch während des Referendariats haben es die Seminar-Leiter, die selbst nicht viel besser als wir waren, geschafft, dass ich 15 kg abgenommen habe und zu einem seelischen Frack geworden bin. Mit meiner Gesundheit ging es immer mehr den Bach runter. Schikanen und Mobbing an den Schulen sind in meinen Augen an der Tagesordnung. Es wird immer nur über die "armen" Schüler geredet, die ja oft "kein schönes Elternhaus" haben. Man kann doch nicht alles mit schlechter Kindheit oder schlechtem Elternhaus entschuldigen. Mittlerweile haben Schüler und Eltern mehr Rechte als Lehrer. Die neue ISS (Integrierte Sekundarschule) in Berlin macht die Lehrer kaputt. Schüler, die etwas lernen möchten, was immer weniger werden, schwimmen dann irgendwann mit dem Strom und verbauen sich ihre Zukunft, weil die "Chaoten" mittlerweile das Schulleben der Schüler und Lehrer bestimmen. Mittlerweile bin ich zu 50% Schwerbeschädigt und die Schikanen an der Schule (z.B. wird es von der Schulleitung als "dummer Jungenstreich" abgetan, wenn ein Schüler mich an den Galgen malt, meinen Namen dazu schreibt und in der Klasse rumgehen lässt; ständige Beleidigungen von Schülern werden so hingestellt, dass man es selber provozieren würde; Vertretungsstunden bekommt man in Klassen, in denen man sonst keinen Unterricht hat usw.) haben mich in den Suizid getrieben. Nur durch einen Zufall (wurde leider zu früh gefunden) bin ich heute noch am Leben und seit dem Vorfall krankgeschrieben. So etwas wünsche ich keinen Menschen. Wo ist da die Einhaltung des §1 des Grundgesetze, "die Würde des Menschen ist unantastbar", wenn die Würde eines Lehrers täglich "mit Füßen getreten wird"?


    Daher könnt ihr mir glauben, wenn ich sage, dass man den Beruf nicht ergreifen soll, wenn man im Referendariat bereits Probleme hat. Ihr werdet nicht froh in eurem Leben. :autsch:


    Das heutige Schulsystem in Deutschland ist in meinen Augen von sogenannten Fachleuten entwickelt worden, die selbst nie mit der täglichen Realität an den Schulen in den letzten Jahren zu tun hatten. Wenn ich dann höre, "wir waren selbst jahrelang Lehrer und wissen, wovon wir sprechen", könnte ich "an die Decke" gehen. Wahrscheinlich waren die das letzte mal vor 10 oder 15 Jahren im Unterricht. :daumenrunter:


    Wenn sich nicht schnellstens etwas ändert im Schulsystem (mehr Rechte für Lehrer, mehr Fürsorgepflichtverhalten der Schulleitung gegenüber Lehrern, weg von der Binnendifferenzierung und zurück zur Außendifferenzierung usw.) werden alle noch ihr "blaues Wunder" erleben, denn dann werden zukünftig Eltern und Schüler bestimmen, was und wie in der Schule unterrichtet wird. "ARMES DEUTSCHLAND". :tot:
    Die Politiker sollten sich mal fragen, warum wir kaum noch eigene Fachkräfte haben und so viele Schüler die Schule ohne Schulabschluss verlassen. Da wird dann ganz einfach die Schuld auf die "dummen Lehrer" geschoben.
    Ich kann doch auch nicht einen kranken Baum heilen, indem ich seine Krone behandle oder vielleicht noch einen Teil des Stammes. Ich muss die Wurzel heilen und nur so kan der Baum wieder gesund werden.

  • Wo ist da die Einhaltung des §1 des Grundgesetze, "die Würde des Menschen ist unantastbar", wenn die Würde eines Lehrers täglich "mit Füßen getreten wird"?

    Da kann ich dir nur absolut Recht geben. Wie müssen uns alles gefallen lassen, weil es zu "pädagogischen Professionalität" gehört, mit diesen Konfliktsituationen umzugehen, und die Kinder können sich alles leisten.

  • Das Ref hat mit dem Berufsleben danach nur bedingt was zu tun. Ich kenne ehemalige Refs, die nach einem erstklassigen StEx in der Praxis aus allen Wolken gefallen sind und erst mühsam lernen mussten, das Arbeitsleben und Vorführstunden zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Ich kenne auch andersrum viele Refs, denen man im Vorbereitungsdienst das Leben zur Hölle gemacht hat, die trotz psychologischer Probleme und teils medizinischer Behandlung dabei geblieben sind, einen Scheiß auf die Note und eine Verbeamtung gegeben haben, nur um nachher vor der Klasse aufzugehen und ihren Traum zu leben.


    Ich kenne Schulleiter, die auf den Vorbereitungsdienst fluchen und einen angestellten Lehrer mit 3 Jahren Praxis jedem 1,0er Kandidat frisch aus dem Seminar vorziehen würden, wenn sie denn nur könnten.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Wenngleich mein Fall sicherlich von der Norm abweichen sollte, hoffe ich, von euch den einen oder anderen Tipp erhalten zu können.


    Hallo Liniert,
    einige Forumteilnehmer haben auf deine Anfrage geantwortet, u.a. auch ich.
    Was ich nicht verstehe ist, dass du gar nicht darauf ein gehst. Wahrscheinlich ist dein Problem doch nicht so wichtig für dich. :autsch:

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Liniert,
    einige Forumteilnehmer haben auf deine Anfrage geantwortet, u.a. auch ich.
    Was ich nicht verstehe ist, dass du gar nicht darauf ein gehst. Wahrscheinlich ist dein Problem doch nicht so wichtig für dich. :autsch:


    Und was ich nicht verstehe, ist, dass du überhaupt nicht auf das Alter der Threads achtest, in denen du schreibst. Diese Frage ist fünf Jahre alt, die Frage in dem Krankenversicherungsthread 4 Jahre. Bei allem Verständnis für deine Situation, aber guck doch bitte auf das Datum. Dann muss man nicht eingeschnappt sein, wenn nach fünf Jahren der Fragende vielleicht nicht täglich hier bei Fuß steht, um zu antworten.

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

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