Kooperatives Lernen / Klippert und mündliche Noten

  • Hallo,


    mich würde interressieren, wie ihr mit dem folgenden 'Problem' umgeht:


    Klippert und kooperatives Lernen setzen viel auf Zwang und Zufallsauswahl der präsentierenden Schüler, um zu erreichen, dass sich alle Schüler innerlich mit der gestellten Aufgabe beschäftigen, denn sie können ja nicht wissen, ob sie nicht vielleicht ihr Ergebnis präsentieren müssen.


    Wenn ich aber nun zur Beurteilung der Beteiligung im Unterricht komme (mündliche Note), bekomme ich folgende Schwierigkeiten:


    a) Bei einer nicht freiwilligen Auswahl des Schülers zählt allein die Qualität des Inhalts, die Beteiligung an sich kann ich dann ja nicht mehr werten.
    b) Da ich von allen Schülern Noten brauche, muss ich ab einem bestimmten Zeitpunkt die Zufallsauswahl durch eine Lehrerauswahl ersetzen. Das bedeutet aber, dass sich die Schüler, die schon mal dran waren, gedanklich ausklinken können.
    c) Ich habe dann nur relativ wenige mündliche Noten. Vielleicht erwische ich manche Schüler sogar an einem schlechten Tag, was ihre mündliche Note sehr nach unten ziehen würde.


    Ansonsten funktioniert die Idee mit der Zufallsauswahl ganz gut, da wirklich alle Schüler stärker in der Vorbereitungsphase gedanklich aktiviert sind und die Aufgabe bearbeiten. Ich selber kann mir zur Lösung meiner oben genannten Probleme mit dieser Methode am ehesten ein Mischsystem vorstellen. Manches geht nach Zufall, manches wie gehabt, nach freiwilliger Meldung.


    Gruß
    Christian

  • Ich würde an deiner Stelle gar nicht so kompliziert denken - nach einer Weile bekommst du einen ganz guten Blick dafür, wer wie gut arbeitet. Notier einfach regelmäßig deine Eindrücke (das müssen überhaupt keine feingliedrigen Notenabstufungen sein!), dann kannst du der Erfahrung nach ohne Probleme den Schülern ihren Leistungsstand begründen und vermitteln.


    Überhaupt - es steht nirgendwo geschrieben, dass du nur werten kannst, wenn Schüler "zu dir sprechen." Gerade kooperative Lernmethoden geben dir als Lehrer wunderbar Gelegenheit, die selbsttätig arbeitenden Lerngruppen zu beobachten und die Leistung individueller Schüler einzuschätzen - was wiederum die Schüler zu angestrengterer Arbeit anhält, denn es kommt darauf an. (Ich würde allerdings nicht mit dem roten Notenbüchlein in der Hand umhergehen! Das macht sehr viel kaputt. Kündige lieber vorher an, dass du die Arbeit in den Gruppen bewertest, und nimm dir nach ein zwei Wochen Zeit, darüber ein Leistungsfeedback zu geben)


    Überhaupt sollte man seine mündlichen Noten meiner Meinung nach nicht zu kniepelig arithmetisch gestalten - die Lehrpläne in NRW verbieten das sogar, was ich für richtig halte.


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

    • Offizieller Beitrag

    Da bei uns Klippert recht häufig zum Einsatz kommt mal so meine Gedanken dazu:
    - Du beobachtest die Schüler während der Arbeit, daraus ergibt sich die mündliche Beteilung unter anderem.
    - Du bewertest das Vorgetragene.
    - Du bewertest die Art der Präsentation, also das, was in der GA entstanden ist.
    - Du überlegst Dir weitere Kriterien, die Du bewerten möchtest.


    Wenn ich mich an die Bücher erinnere, wählst Du ja nicht nur nach Zufall aus, sondern machst Dir schon auch Gedanken, wer vortragen könnte. Die Schüler wissen eben vorher nicht, wer vortragen muss. Wenn alle vortragen müssen, müssen sie aber über den gesamten Themenkomplex und nicht nur über ihren Teilbereich bescheid wissen.


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Zitat

    Original von neleabels


    Überhaupt sollte man seine mündlichen Noten meiner Meinung nach nicht zu kniepelig arithmetisch gestalten


    Will ich auch gar nicht, aber irgendwie ist es mir schon wichtig, einigermaßen vernünftig und nachvollziehbar 'Buch zu führen', sonst kann ich eben gerade nicht am Ende des Schulhalbjahres meine Note begründen. Zumindest nicht in den Klassen, die ich nur 2 Stunden die Woche unterrichte (die zwischendrin auch noch einige Wochen in der praktischen Ausbildung sind).


    Danke jedenfalls für die Hinweise.

  • Zitat

    Original von CKR
    sonst kann ich eben gerade nicht am Ende des Schulhalbjahres meine Note begründen.


    Ich glaube schon, dass man den Schülern sehr gut begründen kann, warum man wem welche Note gegeben hat. Meine Schüler "beschweren" sich auch gerne über "zu viel Gruppenarbeit", weil man da ja "gar nicht richtig mitmachen" kann. Ich erkläre ihnen dann immer, dass ich gerade in solchen Phasen, wo die Schüler miteinander arbeiten, viel mehr Eindrücke sammeln kann und einen viel genaureren Eindruck von ihrer Mitarbeit erhalte, als im Unterrichtsgespräch.


    Bsp. Englisch: Wenn ich sehe, dass in einer Gruppe sich alle Schüler bemühen, Englisch zu sprechen, sich auch gegenseitig mit Vokabeln etc. aushelfen und sich daran erinnern Englisch zu sprechen, dann verdient diese Gruppe in meinen Augen eine bessere mündliche Note als eine Gruppe, in der Deutsch gesprochen wird, in der viel Privates erörter wird und in der nur wenige Schüler sich beteiligen.

    "Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden." (Thomas Doll)

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