Meine Frage richtet sich an diejenigen unter euch, die Studenten, Praktikanten etc. im Unterricht haben. Bei mir kommen dieses Schuljahr einmal pro Woche 6 Studentinnen. Ich bin so im Zwiespalt, was ich ihnen zeigen soll. Zum einen immer noch die Vorführstunden des Refs im Hinterkopf, zum anderen sollen sie doch aber den Alltag sehen. Bis her habe ich immer am Donnerstag versucht, was tolles zu zaubern, nur langsam gehen mir die Ideen aus und ich fühle mich zur Zeit auch ziemlich ausgelaugt (piovater Stress kommt dazu). Jetzt sitze ich schon wieder seit Stunden und überlege, was ich nächste Woche zeigen kann. Dann sage ich mir: Stopp, es reicht jetzt. Du machst ganz normalen Unterricht, den du auch machen würdest, wenn niemand da wäre. Dann habe ich aber wieder das schlechte Gewissen, sie sollen ja was sehen, sie könnten denken, ich sei ein schlechter Lehrer etc. Aber ich habe ja nicht nur den einen Tag vorzubereiten, sondern 29 Stunden. Wie macht ihr das?
Liebe Grüße
Meike
Unterricht für Studenten?
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Hallo!
Ich zeige ganz normalen Unterricht! Bei mir ist es auch gar nicht anders möglich, da ich sehr häufig spontan Praktikanten mit in meinen Unterricht nehme.
Ich habe im Gespräch mit den Studenten festgestellt, dass sie häufig schon wissen, dass ein Lehrer in Vollzeit nur wenige Topstunden zeigen kann. Außerdem können sie sich über Methoden und didaktische Prinzipien in den ganzen schlauen Büchern informieren.
Gerade "meine" beiden letzten Studenten fanden es sehr gut zu sehen, wie man mit Schülern umgehen kann, wie man sich Gehör verschafft, wie man angespannte Situationen entschärft, mit Disziplinproblemen umgehen kann, wie man humorvoll Schüler anspricht, wie man Unterrichtsgespräche führt, wie man spontan Änderungen im Unterrichtsverlauf vornimmt... Wie man eben den Unterrichtsalltag meistert. Und da wissen wir "Erfahrenen" eine ganze Menge! Mehr als man glaubt!
Gruß,
Yula -
Zitat
Original von yula
Gerade "meine" beiden letzten Studenten fanden es sehr gut zu sehen, wie man mit Schülern umgehen kann, wie man sich Gehör verschafft, wie man angespannte Situationen entschärft, mit Disziplinproblemen umgehen kann, wie man humorvoll Schüler anspricht, wie man Unterrichtsgespräche führt, wie man spontan Änderungen im Unterrichtsverlauf vornimmt...
Was du da aufgezählt hast, ist meiner Ansicht nach auch das Allerwichtigste in unserem Beruf, und es ist zugleich auch genau das, was man an der Uni und auch aus Büchern nicht lernen kann.
Insofern würde auch ich Studenten bzw. Praktikanten überwiegend "normalen" Unterricht zeigen.
Top-Stunden ergeben sich übrigens bei mir meist eher unerwartet. Es sind oft nicht die Stunden, die am gründlichsten "geplant" waren.
Gruß
Animagus
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Bei uns kommen die Praktikanten auch oft überraschend, zumindest für uns Lehrer, so dass ich meist nicht was Besonderes vorbereiten kann. In den letzten Wochen hatten wir GS Referendare jeden Mittwoch im Praktikum, da ich in meiner fünften eine Wörterbuchwerkstatt habe, habe ich sie immer in den Stunden mitgenommen, so dass sie sehen konnten, dass auch an der HS diese Methoden fortgeführt werden können.
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Bei mir geben sich Praktikanten und Referendare die Kllinke in die Hand und ich sage ihnen immer, sie sollen unangekündigt kommen, wann sie Lust haben. Dann fang ich gar nicht erst an, extra für sie was vorzubereiten. Was eh totaler Quatsch ist, weil man ihnen dann das beibringt, was sie im Beruf nicht jeden Tag produzieren können: perfekt getunte Vorführstunden. Das frustriert sie dann später unendlich.
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Hallo, Meike,
ich denke, dass es wichtig ist, ganz normalen Unterricht zu zeigen. Sie sollen ja den Schulalltag erleben. Allerdings habe ich immer Aufgaben verteilt, z. B. Beobachtung eines ganz besonderen Schülers bzw. einer Schülerin. Mal waren es verhaltensauffällige, mal besonders stille Kinder, mal sollte auf das Verhalten in der Gruppe während der Stillphase geachtet werden, mal auf Seitengespräche etc.. So waren dann die Hospitanten immer sinnvoll beschäftigt. Außerdem habe ich dafür gesorgt, dass sie an einem Tag eine Klasse komplett begleiten mussten, um Lehrerwechsel, Raumwechsel, das Umschalten vom einen auf das andere Fach mitzubekommen. Auch das war sehr wichtig, damit sie die Belastung der Schüler/innen einschätzen lernen.
Vielleicht kannst du es ja ähnlich handhaben.
LG Lieselümpchen
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Hallo Lieselümpchen
Meinst du mit "kannst du ja ähnlich handhhaben" mich?
=) Danke für die Tipps, aber ich bin eine (fast) reine Oberstufenlehrerin, da läuft das mentoring etwas anders: die Kurse liegen auf Leisten, es gibt keine zu begleitenden Klassen. Die Schwierigkeiten liegen auch nicht in der Disziplin und / oder Schwätzen (Kinder gibt's bei uns eh nicht) - sondern oft im / am Fachlichen und darin, im LK in der Fremdsprache zielorientierte Unterrichtsgespräche auf passendem Niveau zu führen und effiziente Methoden als solche zu erkennen. Wenn ich meinen Refs "Aufträge" gebe, dann zielen die daraufhin ab - für die Praktikanten ist das eh meist noch zu hoch. Wenn die letzteren Unterrichtsversuche machen, gerade mal 2,3 Jahre älter als der eine oder andere Oberstufenschüler, dann geht es eher darum, sich mal überhaupt in der Lehrerrolle zu behaupten - das reicht dann schon für ein lob.Falls du nicht mich gemeint hast, sondern die Ausgangsposterin: das ist ein guter Tipp! Sollte man so machen.
Liebe Grüße
Meike -
Bin natürlich von Sek I ausgegangen, sorry. Dass du nur Oberstufe unterrichtest, wusste ich nicht.
LG Lieselümpchen
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Ich habe gerade den ersten Teil meines Schulpraktikums gehabt und kann mich den anderen nur anschließen - ich will keine Showstunden sehen, sondern normale Unterrichtsstunden! Die ganzen Methoden lerne ich ja so nach und nach trotzdem kennen, weil der eine Lehrer mal das und der andere mal was anderes macht; es ist nur nicht geballt in einer Stunde. Dass man nicht immer (oder besser gesagt fast nie...) Zirkusstunden halten kann, ist meinen Mitpraktikanten und mir schon klar. Gut fand ich es, wenn Stunden wenigstens kurz nachbesprochen wurden und der Lehrer ein paar Erklärungen zur Klasse/ Stand der Klasse/ besondere Probleme usw. abgegeben und seine Stunde kurz erläutert hat (warum er etwas so gemacht hat, wie er es gemacht hat, Aufbau usw.). Im Hinblick aufs Referendariat kam dann manchmal in so einer Besprechung noch "für eine Lehrprobe ginge das/ ginge das nicht, weil"/ "...müsste man beachten"/"...müsstest du noch". Diese Gespräche fand ich sehr hilfreich und viel wichtiger, als ständig Showstunden zu sehen. Also lieber ein paar Minuten Zeit in eine Nachbesprechung als in die Planung solcher Vorführstunden stecken
Bei uns wäre es auch unmöglich gewesen, immer solche Stunden zu planen - wir sind 8 Praktikanten, die insgesamt 13 Wochen an der Schule sind und auch mal längere Zeit eine Klasse begleiten - die armen Kollegen...
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!! Ha! Stimmt, Referendarin, jetzt raff' ich 's auch!
Hat ein bisschen gedauert...
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Vielen Dank, Referendarin, für die "Brücke", ich glaube dass nennt man klassisch Kommunikationsstörung! Allerdings liegt auch bei mir der Fehler, denn ich habe Meike und nicht meike geschrieben, was besser gewesen wäre.
LG Lieselümpchen
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