Korrekturbelastung - Maßnahmen des Landes?

  • Hallo,


    ich unterrichte mit voller Stelle seit 3 Jahren (knapp) an einem Berufskolleg in Leverkusen. Ich habe bereits meine Revision hinter mir und werde im Februar auf Lebenszeit verbeamtet (habe leider keine Verkürzung bekommen).
    Ich unterrichte 2 Hauptfächer bzw. werde nur in 2 Hauptfächern eingesetzt und das nur in Bildungsgängen, die zum Fachabi und zum Abi führen. Ich habe jedes Quartal zwischen 150 und 200 Klausuren und sehe langsam, dass mich das auffrisst. Dazu muss ich jedes Jahr fürs Fachabi im Schnitt 6 Prüfungsvorschläge abliefern (ist vergleichbar mit Abi, nicht ganz so viel Arbeit). Für eine Klausur brauche ich 20 Minuten im Schnitt, oft länger. Zudem kann man ja nicht mehr als 4 oder 5 am Stück korrigieren, Konzentration usw... naja, ihr wisst sicher, wovon ich rede.
    ..
    Ich habe keine Ferien außer den Sommerferein, denn in den anderen, zweiwöchigen Ferien korrigiere ich in der Regel nonstop bzw. bereite die Prüfungsvorschläge vor (Weihnachtsferien).
    Deutsch ist generell ein sehr kraftraubendes Fach und hat zudem den Ruf als "Laber-Fach", das nervt mich gewaltig.
    Mit Erziehungswissenschaften muss man bei uns an der Schule ständig Methodentage, Projektwochen und Teamtage organisieren. Als Klassenlehrer hat man sowieso ne Menge zu tun und die eine Stunde, die man dafür in den 2 Jahren bekommt, ist in die hohle Hand ge ...
    Auch bekommt man zwar die Möglichkeit, das als Mehrarbeit abzugelten, aber naja... es bleibt einfach so: Mit zwei Korrekturfächern ist man arm dran.
    Ferien ade. Ich bekomme eine Korrekturstunde, wir haben so ein System, da rechnet man die Anzahl der Schüler, die Stufe (also Abi oder Fachabi) und die Anzahl der Klausuren aus. Ab 500 Punkten bekommt man eine Entlastungsstunde. Ich habe immer zwischen 700 und 900 Punkten und bekomme immer nur eine Stunde, das ist das Maximum.
    Ich fühle mich so überlastet, dass ich auf 20 oder 18 Stunden gehen will, damit ich meine Arbeit schaffe.


    Aber es kann doch nicht sein, dass manche Lehrer ihre Stundezahl senken müssen, damit sie über die Runden kommen und dafür weniger Geld bekommen? ?(

    Einmal editiert, zuletzt von Micky ()

  • Hallo Micky,
    deine berufliche Situation ist mir sehr vertraut, denn ich unterrichte Deutsch und Englisch - eigentlich zwei sehr schöne Fächer, wenn diese enorme Masse an Korrekturen nicht hinzukäme! Dazu kommen die (ständig) neuen Lehrpläne, neue aufwändige Prüfungsverfahren, in die man sich auch erst einmal hineinarbeiten muss. Ich bin Klassenlehrerin, von der alles Mögliche erwartet wird. Ferner werde ich neuerdings regelmäßig unentgeltlich zur Hausaufgabenhilfe verpflichtet und ich kann - in langen Verhandlungen bin ich mir sicher - mit den KollegInnen die vielen Noten für das Arbeits- und Sozialverhalten festsetzen. Ich bin genauso ausgelaugt, ausgepowert und frustriert wie du. Es kann nicht sein, dass wir auf einen erheblichen Teil unseres Gehalts verzichten müssen, um so erträgliche Arbeitsbedingungen zu erhalten wie die Wenig- oder Nichtkorrigierer! Diese Situation ist extrem ungerecht und unhaltbar! Schon seit 1999 liegen in NRW Arbeitszeituntersuchungen in der Schublade, die belegen, dass manche LehrerInnen mehr als dreimal (!!!) so viel arbeiten wie andere: bei gleichem Gehalt in derselben Schulform. Ich will mich kurz fassen: Lies einmal bei korrekturfachlehrer.de nach. Eine ähnliche Organisation gibt es in Berlin. Unser Problem ist, dass wir eine exotische Minderheit sind, deren Anliegen den großen Verbänden (Philo, GEW) ein Dorn im Auge ist, weil sie für die große Masse der LehrerInnen Nachteile befürchten. Die Regierungsparteien in NRW haben im Sommer eine Anhörung zum Thema Lehrerarbeitszeit durchgeführt mit dem Ziel, mehr Gerechtigkeit herbeizuführen. Die Stellungnahmen sind auf der oben angeführten Seite der Korrekturfachlehrer nachzulesen. An zahlreichen Schulen werden neue Arbeitszeitmodelle ausprobiert, in Hamburg wird ein solches nach einem Punktesystem praktiziert, bei dem die KorrekturfachlehrerInnen eindeutig besser wegkommen. Ich hoffe, dass auch in NRW bald ein anderer Wind weht. So wie bisher kann man mit uns KorrekturfachlehrerInnen nicht umgehen, dafür sind wir einfach zu wichtig! Wir können nur wirklich gut arbeiten, wenn wir optimale Bedingungen haben - und die haben wir bei weitem nicht! Im Gegenteil - ich habe den Eindruck, dass man uns nur die PISA-Ergebnisse und diesen ach so hervorragenden Beamtenstatus um die Ohren schlagen muss, um noch mehr Unterrichtsstunden aus uns herauszupressen. Und das nennt sich dann Qualitätssicherung! Ich kann nur jedem, der in vergleichbarer Situation ist, raten, den Mund aufzumachen, immer wieder auf angemessene Arbeitsbedingungen, auf Entlastung zu pochen, Informationen der korrekturfachlehrer.de im Lehrerzimmer auszuhängen, um den KollegInnen deutlich zu machen, dass gerechte Arbeitszeiten auch bei LehrerInnen zwingend notwendig sind.

  • Bei uns ist es so geregelt, dass in den Korrekturfächern -je nach Aufwand (also mit unterschiedlichen Schlüsseln für die verschiedenen Bildungsgänge)- Entlastungsstunden vergeben werden. Sicher erfasst dies den Aufwand nicht vollständig, stellt aber zumindest eine gewisse Anerkennung dar. Bei uns haben dies die Fachkonferenzen bei der Schulleitung beantragt.

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

    • Offizieller Beitrag

    Der oben eher nebenbei genannte Link sollte hier explizit nochmal Erwähmnung finden:


    http://www.korrekturfachlehrer.de/


    und...


    [Blockierte Grafik: http://www.korrekturfachlehrer.de/faul_vonwegen.jpg]

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • danke für den Hinweis!
    Die Seite kannte ich noch gar nicht. Ist da jemand bereits Mitglied und kann mir ein feedback geben?
    Ich überlege seit geraumer Zeit, auf 18 oder 20 Stunde zu gehen, aber laut Kollegen, die Leute kennen, die das gemacht haben, hat man nicht mehr Freitzeit, weil man alles gründlicher macht.
    Mein Kollege riet mir heute hinter vorgehaltener Hand, dass ich zusehen soll, dass ich flüchtiger korrigiere und mir nicht so viel Arbeit mache. Nun ja, auf der einen Seite hat er recht, aber auf der anderen Seite - wir vermitteln einen Bildungsabschluss und das muss ja eine Grundlage haben. und ich brauche schon eine gewisse zeit - in 5 Minuten geht es einfach nicht.
    es ist und bleibt ein Dilemma.....

    Einmal editiert, zuletzt von Micky ()

  • Zitat

    Original von Micky
    danke für den Hinweis!
    Die Seite kannte ich noch gar nicht. Ist da jemand bereits Mitglied und kann mir ein feedback geben?
    Ich überlege seit geraumer Zeit, auf 18 oder 20 Stunde zu gehen,


    Bist du wahnsinnig? Warum willst du freiwillig dein Gehalt bei gleicher Arbeit reduzieren, d.h. deine eigenen Überstunden bezahlen!?! 8o


    Zitat

    Mein Kollege riet mir heute hinter vorgehaltener Hand, dass ich zusehen soll, dass ich flüchtiger korrigiere und mir nicht so viel Arbeit mache. Nun ja, auf der einen Seite hat er recht, aber auf der anderen Seite - wir vermitteln einen Bildungsabschluss und das muss ja eine Grundlage haben.
    es ist und bleibt ein Dilemma.....


    Das, was dieser pragmatische Kollege rät, rate ich dir ganz offen ohne hinter der Hand - verpacke es aber mal in eine Begrifflichkeit, die sich besser anhört: der Dienstherr sieht 41 Stunden Wochenarbeit pro Beamter vor und bestimmt, zumindest in NRW, eindeutig, dass es Überstunden nicht geben soll. Als Lehrer und damit Akademiker ist es unsere eigene Verantwortung, unsere Arbeit zu organisieren. Da es der Wille des Dienstherren ist, dass Aufgaben, die eine höhere Anzahl von Arbeitsstunden erfordern, in einem zu engen Zeitrahmen erledigt werden, müssen wir eben kürzen. Der Dienstherr deligiert diese Verantwortung schließlich explizit an uns Lehrer - "da müssen Sie eben Ihre Arbeitsorganisation verbesern." Ok. Machen wir. Wir verfahren da nicht anders, als die Landesregierung bei der Verteilung der Haushaltsmittel.


    Was die Qualität des Bildungsabschlusses angeht - wenn der Dienstherr nur billige Qualität bezahlen will, dann wird er nur billige Qualität bekommen.


    Warum sollte das unser Problem sein? Warum machst du dir darüber überhaupt einen Kopf?



    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Das sind ja wieder einmal großartige Vorschläge! Die Erörterung in Klasse 10, die Klausur im 11er Grundkurs Deutsch (vom LK gar nicht zu reden!)soll ich dann - statt in den erfahrungsgemäß 35-45 Minuten - in 15 Minuten korrigieren? Von den gewöhnlich 5 Textseiten habe ich dann vielleicht 2 Seiten gelesen und korrigiert. Dabei lasse ich es bewenden? Und im Nu habe ich eine Elternbeschwerde am Hals und eine Einladung vom Schulleiter!

    • Offizieller Beitrag

    Schneller lesen :)


    Aber ich hab auch die Erfahrung gemacht, dass ich es schneller konnte, wenn ich schneller zum Ende kommen musste, weil es eben kurz vor Notenschluss war. Die Alternative wäre gewesen, 3 Tage 24 Stunden durchzuarbeiten. Ob das besser gewesne wäre, weiß ich nicht. Und früher schreiben ging auch nicht.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Das sind ja wieder einmal großartige Vorschläge!


    Wieso? Hat man dir hier schon einmal Vorschläge gemacht, die dir nicht gefallen haben oder gibt es einen anderen Grund für deinen etwas rüden Ton?
    Selbstverständlich sollst du deine Arbeiten nicht schlampiger korrigieren- aber es gibt einiges, was man sich doch einfacher machen kann.
    Unangekündigte Tests konzipiere ich grundsätzlich so, dass ich sie innerhalb einer Freistunde fertig korrigieren kann- und zwar den ganzen Klassensatz.
    Klausuren kann man durch eine Begrenzung der Wortanzahl oder Seitenanzahl durchaus auch limitieren- es ist inzwischen auch (zumindest in Bayern) erlaubt unter bestimmten Umständen Einzelaspekte der Arbeit (z.B. Hauptteil der Erörterung ohne Einleitung und Schluss) abzufragen. Man kommt auf einiges, wenn man ein bisschen nachdenkt- und auch mal die Suchfunktion betätigt.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • ohje, das tut mir leid, dass ich hier für Aufruhr gesorgt habe....
    Ich denke, das, was ich an Korrekturen habe, ist recht selten, denn ich habe ausschließlich Oberstufe und alle meinen Kurse sind Korrekturkurse, das bedeutet zwischen 600 und 700 Klausuren in einem Schuljahr, alles Oberstufe und dazu die Prüfungen (bei uns gibt es das Abitur und das Fachabitur - diese Schüler schreiben halt mehr und in den Prüfungen muss für jede Klausur ein Gutachten angefertigt werden, dazu die Zweitkorrekturen ..)
    Ich habe es mir schon angewöhnt, etwas "oberflächlicher" zu korrigieren, aber in bestimmten Fällen muss ich sehr gründlich sein (wenn z.B. eine Schülerin eine 5 oder schlechter bekommen soll und in anderen Fächern das auch nicht besser aussieht, dann beraten wir diese Schüler lieber raus, als dass wir sie mit in die 12 schleppen und sie nicht zugelassen werden oder sich gerade so durchmogeln und den Abschluss eigentlich nicht hätten kriegen sollen).
    Genrell kann ich auch was flüchtiger lesen, aber ich sollte schon zusehen, dass ich die Note begründe! Und wenn ich mega-oberflächlich in 45 Minuten lese, dann kann ich Note nur so ins Blaue hinein formulieren. Dann bildet sich nach der Rückgabe aber eine Schlange "Die Miriam hat da das gleiche wie ich geschrieben und hat drei Punkte mehr als ich ..." und ich kann nur dann peinlich berührt lächeln und "äh... " sagen.
    Für viele der Schüler geht es um die Wurst und die wollen eine Rückmeldung! Vor allem die Eltern, wenn sie am Elternsprechtag vor einem sitzen und einen fragen: "Warum haben Sie denn unter die Klausurnote meines Sohnes nichts drunter geschrieben? Von seiner vorherigen Schule kenn ich das gar nicht!"
    Ich schreibe schon bei guten Noten nichts drunter, weil es einfach zu viel Arbeit ist. DIe Schüler brauchen Lob für gute Noten, aber das versuch ich dann bei der Quartalsnotenbesprechung zu tun.


    Mein Problem ist, dass ich durch die Korrigierei nie auch nur einen Tag von den Ferien (Herbst, Winter, Ostern) habe. 150-200 Klausuren in 2 Wochen. ich versuche, schon in der Schulzeit vor den Ferien zu korrigieren, aber mehr als 25-50 sind im Schulalltag einfach nicht drin! In den Ferien schalte ich nicht ab oder bereite mal in Ruhe Unterricht vor, denn ich korrigiere wie eine Wilde! Wenn ich mich megamäßig konzentriere und tatsächlich mal 5 Stück in einer Stunde durchhabe, bin aber auch wirklich "durch"! Die Konzentration ist weg, der Kopf raucht....
    Andere Arbeitnehmer haben zwar auch nur 6 Wochen Ferien übers Jahr verteilt, aber die können sich wenigstens einteilen, wann sie die nehmen. Ich MUSS meine Urlaub am Stück im Sommer nehmen und nach 10 Monaten durchpowern brauche ich erst mal 2 Wochen um abzuschalten. Seufz. ich find das System zum K.....

    2 Mal editiert, zuletzt von Micky ()

    • Offizieller Beitrag

    TROST:
    mit wachsender Routine verkürzt sich die Korrekturzeit bis zu um die Hälfte. Wofür ich als Berufsanfängerin mal 60 Minuten gebraucht habe, das mache ich jetzt in 30. Mal 10 mehr, mal 10 weniger. Wenn ich für eine Abiturklausur mal 3,5 Stunden brauchte, sind es jetzt nur noch 2.


    Die ersten drei Jahre sind die schlimmsten, dann gehts relativ schnell aufwärts!


    TIPPS:


    1. Man traue sich an die LKs ran. Weniger Lerngruppen = weniger Klausuren. Die etwas umfangreichere Vorbereitung wird dadurch ausgeglichen und überhaupt ist Vorbereiten angenehmer als Korrigieren. Wer also die Möglichkeit hat...


    2. Die Konzeption der Klausur macht viel am Korrekturumfang aus. Klar umgrenzte Antwortmöglichkeiten in begrenzter Zahl mit ganz klarem, schon vorher angefertigten Erwartungshorizont vermeiden fiese Korrekturüberraschungen. Fragen, in denen die ethischen und moralischen Vorlieben der Schüler oder Ähnliches diskutiert werden dürfen, sind kaum zu bewerten und kosten ewig Zeit ... begründen kann man das auch nicht allzu gut.


    3. Diskussionen kann man sich sparen, wenn man den Schülern den Erwartungshorizont kopiert und mit der Klausur zurückgibt.


    4. Für reproduktive Aufgaben (Zusammenfassen, point out, outline, etc) immer Maximalwortzahl angeben.


    5. Manchen hilft es, wenn sie aufgabenweise korrigieren (der Verhleichbarkeit der einzelnen Aufgaben halber), und nicht eine Klausur nach der anderen, was oft zu Zurückblättern führt, weil man nicht mehr weiß, was der X in derselben Aufgabe nochmal schnell geschrieben hat.


    6. Für die Psychohygiene: grob überschlagen, wie lange die Gesamtkorrektur dauert. Sich eine feste Studnenzahl am Tag festlegen. Diese nicht überschreiten. Nacht- oder Marathonsitzungen bleiben einem lange im Gedächtnis und sie stressen einen auch nachträglich noch.


    7. Sich selbst passende und knackige Phrasen für bestimmte Kommentarfälle zurechtbasteln: es sind Jahr für Jahr immer wieder die selben Denk- Formulierungs- und Strukturfehler, die man liest. Wenn man ein "set" von 20 - 30 Bemerkungen hat, die man jeweils anbringt, geht auch das schneller. Hat man einen kopierten Erwartungshoriszont, kann man inhaltliches mit "siehe EWHZ, Punkt 3" erledigen.


    8. Wenn es geht, nicht im hundemüden Zustand korrigieren: die Korrekturzeit verlängert sich bis aufs Doppelte.


    9. Freistunden nutzen. Kaffee trinken ist schöner, aber wenn man die Hälfte des Tagespensum schon geschafft hat,w enn man nach Hause kommt, ist auch schön. Manchmal enteght man gleichzeitig auch der "im Vorbeigehen verteilten" oder "spontan entstehenden" Arbeit seitens Schulleitungen und Kollegen, wenn man sich aus dem Lehrerzimmer in ein leer stehendes Klassenzimmer zum Korrigieren verdrückt.


    10. In vieler Bundesländer' Oberstufen kann man Korrekturtage nehmen. Vielen jungen Kollegen ist das nicht bekannt! Personalrat fragen !!



    Und ansonsten: sich nicht kirre machen lassen - siehe Punkt eins unter "Trost"!

  • Bitte entschuldigt meinen "rüden" Ton, dabei wollte ich nur ein wenig ironisch sein... Was ich sagen möchte: Die Arbeitsbelastung mit Fächern wie Englisch und Deutsch bei voller Stelle ist einfach zu hoch - und wenn man noch so rationell arbeitet: siehe Micky! Hier in NRW sind die kriterialen Bewertungsraster bei Klausuren eingeführt worden, d.h. du sitzt erst einmal eine ganze Weile, bis deine Klausur einschließlich Bewertungsblatt steht. Die Korrektur wird dadurch systematischer, man vergisst nichts so leicht und man braucht auch keine seitenlangen Kommentare mehr schreiben, dafür hält die Vergabe der Punkte ziemlich auf, denn jetzt müssen all die vielfältigen und bunten Äußerungen in viele kleine Schublädchen gepackt werden - und das braucht Zeit. Meine SchülerInnen halten sich leider nicht an vorgegebene Wortzahlen. Natürlich kann ich einen Gang schneller einlegen oder auch zwei, aber das zehrt an meiner Substanz. Es geht um Arbeitszeitgerechtigkeit und da muss schnell ein gut funktionierendes Arbeitszeitmodell her mit festen Faktoren für die Fülle von Tätigkeiten.


    Einen lieben Gruß an alle
    V.

  • Hallo,
    von Korrekturtagen hab ich noch nie gehört.
    Wo gibt es diese denn? Wie ist das organisiert?
    (Unser Personalrat kann mir darauf keine Antwort geben)
    Ganz neugierig grüßt
    Marta

    • Offizieller Beitrag

    Ich muss zugeben, dass ihc mit Deutsch ja nur ein solches Korrekturfach habe. Allerdings mache ich gerade die Erfahrung, dass ich dank 2 Deutschklassen noch 6 Bioklassen habe. Momentan stresst mich nicht die Dauer der Korrektur einer einzelnen Arbeit, sondern die Häufung der zu korrigierenden Sachen wegen der vielen Lerngruppen. Für mich heißt das zur Zeit, da ich alle 10. Klassen parallel habe, dass ich gerade 4 Klassenarbeiten hier liegen habe, nächste Woche noch eine dazu kommt und 2 Tests, die ich schreiben muss. Scheiben ist manchmal zwar schön, wenn es sich inhaltlich aber gerade anbeitet, das so zu planen, dass es schnell korrigierbar ist, ist das eben auch erleichternd, es nicht um zwei Wochen zu schieben, bis die anderen Korrekturen weg sind.


    Es hilft aber eben auch, sich nicht zu viel Stress zu machen und eben eine Sache nach der anderen abzuarbeiten, wenn die Zeit vorhanden ist. Und wenn das länger als 14 Tage nach der Arbeit dauert, dann ist das eben so. Ich hab mir schließlich nicht ausgesucht 8 Lerngruppen zu haben, die ich zum Teil parallel abarbeiten muss.

  • Sind bei euch in BaWü Tests in den Nebenfächern vorgeschrieben? Bei uns in NRW nicht, d.h. die LehrerInnen haben da einen schönen Spielraum, während wir in den Hauptfächern der Schulleitung durch Abgabe von 3 ausgewählten Heften (gut, mittel, schlecht) einschl. Text/Aufgabenstellung und Ergebnisspiegel ständig kontrolliert werden. Das erhöht auch noch den Druck!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Vaila,
    in Bayern muss jede (!) vorherangesagte Klausur (das sind so 3-4 pro Jahr und Klasse) dem Fachbereitsleiter komplett im Satz übergeben werden und der korrigiert dann stichprobenartig nach und schreibt seine Beobachtungen auf ein Blatt- das alles kommt dann zum Schulleiter, der noch mal stichprobenartig nachschaut.
    Außerdem werden vor jeder neu eingeführten Aufsatzart- und das sind fast alle- zwei Übungsaufsätze verlangt.
    Tests in Nebenfächern sind vorgeschrieben und zwar mindestens einer pro Halbjahr, je mehr desto besser, denn umso stichfester ist die Note.
    Liebe Grüße
    Hermine
    Edit: Was ich schon früher mal schreiben wollte- wenn meine Schüler in den Tests die angegebene Anzahl von Worten oder Sätzen deutlich überschreiten, dann verteile ich auch schon mal Minuspunkte.
    Klappt wunderbar, inzwischen hält sich jeder dran.

  • Danke für die Info Hermine!
    Hier zeigt sich auch wieder einmal der sehr unterschiedliche Arbeitsaufwand für die einzelnen Fächer: Sport (Vorbereitung? Keine schriftlichen Tests), Kunst (sehr lange Arbeitsphasen, für die keine Vorbereitung anfällt), Mathematik (lässt sich meist sehr viel schneller korrigieren als ein Deutschaufsatz)... In den Nebenfächern kann man den einen Test sehr schematisch anlegen, der tatsächlich in einer Freistunde korrigiert werden kann, mündliche Prüfungen können in den Unterricht eingebettet werden. Das sieht doch ganz anders aus in Fächern wie Englisch und Deutsch! Ich sperre mich gegen den Gedanken, eine Wortzahl vorzugeben Ich weiß gar nicht, ob das bei uns erlaubt ist! Wie lege ich eine Wortzahl für einen sehr guten Aufsatz fest? Diese Form der Gängelung kann man vielleicht bei ausgebufften Journalisten anwenden, ich jedoch möchte z.B. SchülerInnen dazu bringen, zu ihren Thesen Argumente und Beispiele zu finden, d.h. ihren Gedankengang auf überzeugende Weise zu vermitteln. Nun sollen sie in der knappen Zeit noch Wörter zählen? Abgesehen davon: Ich würde die Wortzahl aus Unsicherheit etwas höher festlegen: Prompt hätte ich wieder die langen Aufsätze vor mir!


    Gruß V.

  • Zitat

    Original von Vaila
    Ich sperre mich gegen den Gedanken, eine Wortzahl vorzugeben Ich weiß gar nicht, ob das bei uns erlaubt ist!


    Das kannst du einfach in den Vorschriften nachschauen. Wenn es nicht verboten ist, ist es erlaubt.


    Zitat

    Wie lege ich eine Wortzahl für einen sehr guten Aufsatz fest? Diese Form der Gängelung kann man vielleicht bei ausgebufften Journalisten anwenden, ich jedoch möchte z.B. SchülerInnen dazu bringen, zu ihren Thesen Argumente und Beispiele zu finden, d.h. ihren Gedankengang auf überzeugende Weise zu vermitteln. Nun sollen sie in der knappen Zeit noch Wörter zählen?


    Das sehe ich didaktisch ganz anders. Erstmal ist beim Texteschreiben im Richtigen Leben(tm) eine Längenvorgabe keine Gängelei sondern eine ganz alltägliche Sache - ob du nun einen Zeitungsartikel schreibst, eine Proseminarsarbeit oder ein Buch (Bleiwüsten kosten Geld. Geld ist nicht da.) Es kann nicht schaden, wenn die Schüler schon auf der Schule mit solchen Anforderungen konfrontiert werden.


    Zweitens ist es ja nun nicht so, das eine Längenbegrenzung eine verbrecherische Beschneidung eloquenter-brillianter Schülergedankengänge darstellte. Die Erfahrung lehrt sattsam, dass Schüler in Aufsätzen faseln und zu Wiederholungen neigen. Das liegt nicht daran, dass sie doof sind, sondern daran, sie nun einmal im Regelfall ungeübte Schreiber sind. Und ungeübte Schreiber haben Schwierigkeiten damit, Texte und Gedankengänge in Echtzeit ökonomisch zu ordnen und zu Papier zu bringen. Und weil sie ungeübte Schreiber sind, begehen sie auch sehr oft den Fehler, am Anfang sofort loszuschreiben und erst in der erst in der letzten Sekunde damit aufzuhören. Punkt, Klausur fertig.


    Eine Wortbegrenzung kann auch helfen, die Hauptarbeit der Klausur vom Papier dahin zu verlagern, wo sie hingehört, nämlich in den Kopf der Schüler. Sie müssen sich überlegen, was sie in welcher Reihenfolge hinschreiben wollen, damit der Aufsatz die Begrenzung erfüllt. Sie müssen sich vorher Notizen und Skizzen machen. Dazu brauchen sie natürlich das nötige Instrumentarium zur Hand - Scanning, Skimming, Anstreichungen, visual organisers, und was weiß ich noch. Aber die unterrichtet man ja ohnehin.


    Zitat

    Abgesehen davon: Ich würde die Wortzahl aus Unsicherheit etwas höher festlegen: Prompt hätte ich wieder die langen Aufsätze vor mir!


    Ja, wenn du dich nicht traust, dir die Arbeit zu erleichtern und dazu die nötigen Entscheidungen zu treffen, dann kann man dir auch nicht helfen. :rolleyes: Laß dich doch nicht von deinen eigenen Regeln gängeln - fünf Worte mehr oder weniger sind doch piepenhagen. Und wenn den Schülern Wörterzählen nicht zuzumuten ist, dann gib doch einfach Seitenvorgaben. Das hat auch den schönen Effekt, dass die Schüler möglichst wenig streichen, um den Platz nicht zu verschwenden.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Ich sollte mal mein Profil ändern...


    In Bawü darf ich bis zu 5? schriftliche Überprüfungen in den Nebenfächern schreiben .Mehr oder weniger hieß das für uns immer, dass pro Halbjahr wenigstens eine Arbeit geschrieben wird und eben eventuell noch Tests.


    In RLP mach ich mir gerade selbst ein bisschen das Leben schwer, weil 10-Stundentests geschrieben werden können, aber nicht müssen. Ich hab jetzt welche geschrieben und sammel sie gerade zu Hause. Das timing ist mir ein bisschen aus den Fugen geraten, da ich vor den Ferien krank war und da eigentlich 2 Klassenarbeiten geschrieben hätte, die ich dann zwischen die schon angesagten Tests schieben musste. Nächstes mal muss ich das besser verteilen...


    Von dem ganzen Kram muss ich allerdings nur die Arbeiten der Schulleitung vorlegen, wobei das eine Spezialregelung meiner Schule sein kann. In Bawü musste ich nie was der Svchulleitung vorlegen, wenn man mal davon absieht, dass ich als Reffi zu einer Arbeit in jedem Fach mal 3 Arbeitshefte vorlegen musste, damit die Schulleitung sich ein Bild von meiner Korrektur machen konnte.


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Danke für die guten Tipps! Natürlich bin ich auch für kurze Klassenarbeiten und dafür eine bessere Qualität. Aber ich weiß genau, dass einige SchülerInnen sich nicht an eine vorgegebene Wortzahl halten werden. Haben ihre Arbeiten dann noch Qualität, wird es schwierig. Dafür Minuspunkte zu geben, halte ich für unmöglich. Eltern könnten schnell mit einer Klage kommen... - Doch nun wollen wir nicht ausweichen: Schuld sind nicht die KorrekturfachlehrerInnen an ihrer Überlastung, weil sie keine begrenzte Wortzahl für Klassenarbeiten angeben, sondern die Arbeitgeber, die bei der Berechnung der Lehrerarbeitszeit immer noch das Stundendeputat heranziehen. Das jedoch ist - wie allseits bekannt - eine Milchmädchenrechnung und macht doppelte KorrekturfachlehrerInnen zu Arbeitssklaven!


    Lieben Gruß V.

Werbung