Verbeamtung das Nonplusultra?

  • Hallo!
    Ich brauche mal ein paar Gedankenanstöße. Ich bin im Sommer mit dem Ref in SH fertig geworden (SoLa) und habe nun "nur" eine Stelle an einer G&H Schule bekommen als Angestellter.


    Jetzt bekomme ich von meiner Familie ständig zu hören, ich solle alles dransetzen irgendwie noch verbeamtet zu werden,egal wie und wo doch zweifel ich daran, ob es eben wirklich sooo das Beste ist.


    Klar gibt es mehr Geld. Aber das Gefühl, dann für ewig gebunden zu sein finde ich schrecklich. Wenn ich höre, dass einige 27 Jahre an der selben Schule sind bekomme ich Bauchschmerzen. Was, wenn ich nochmal in einen anderen Bereich will (bin ja Sonerpädagoge). Ist es nicht wichtiger, ich bin mit meinem Beruf zufrieden, als verbeamtet zu sein und nehme dafür in Kauf in ein anderes Bundesland in die Pampa zu ziehen? Was mache ich wenn ich mal einen Partner habe und dieser versetzt wird und ich mich auch versetzten lassen muss, geht das dann so einfach? Ist es dann nicht einfacher als angestellter Lehrer mit vorerst Vertretungsverträgen?


    Mich verunsichert das ganze Gerede total, zumal ich noch nicht mal sicher bin, ob ich wegen diverser Vorerkrankungen überhaupt verbeamtet werden würde.


    Es hört sich zum Teil so an, dass wenn man verbeamtet ist, ist man alles Sorgen im Leben los und ein besserer Mensch.



    Hm, hat jemand ein paar Gedankenanstöße für mich?


    Gruß Line (die eigentlich froh ist, erstmal nur ein Jahr an dieser Schule sein zu müssen und dann weiter schauen kann)

  • Hallo Line,


    nach 15 Hits, werde ich jetzt mal antworten.


    Nein, ich bin nicht verbeamtet, habe aber die Untersuchungen hinter mir und warte nur, bis es soweit ist.


    Ja, ich möchte verbeamtet werden.


    Warum?


    1. Weil ich dann mehr verdiene. Mit dem Angestelltengehalt, das ich momentan bekomme, kann ich nicht zufrieden sein.


    2. Weil ich wieder privat versichert sein möchte. Mein ehemaliger Schulleiter musste krank aus dem Dienst ausscheiden. Bei einem Gespräch hat er mir gesagt: "Frau X, schauen Sie, dass Sie verbeamtet werden. Jetzt, wo ich so krank bin, merke ich erst, wie wichtig die Krankenversicherung ist."


    3. Weil ich eine gewisse Sicherheit haben möchte.


    Auch wenn ich verbeamtet bin, heißt das noch lange nicht, dass ich auf immer und ewig in diesem Job bleiben muss. Da sehe ich also keinen Zwang.


    Das man alle Sorgen los sein wird, glaube ich nicht. Auch nicht, dass man ein besserer Mensch ist. Obwohl meine Kollegen auch immer sagen: "Du bist ja noch gar kein richtiger Mensch."


    Line, kann es sein, dass Du Dich nicht binden möchtest? Zumindest klangen Deine Aussagen teilweise so.


    Aber auch mit einer Verbeamtung hast Du keinen Knebelvertrag auf Zeit unterschrieben. Keine Panik.


    Gruß und viel Erfolg bei Deiner Entscheidungsfindung


    Super-Lion

  • Nuja.... ich hab beides gesehen.


    Als Angestellter verdienst du pro forma dasselbe wie als Beamter, de facto jedoch weniger. Brutto steht auf deinem Gehaltszettel ein höherer Betrag als bei den verbeamteten Kollegen. Netto ist es jedoch ein Sümmchen weniger, weil du
    a) in der Steuerprogression nach oben kommst
    b) Renten- und Arbeitslosenversicherung bezahlen musst
    c) der Beitrag für die Krankenkasse in der Regel höher liegt


    Ich war 10 Jahre Angestellter.
    Als ich verbeamtet wurde, gab es eine positive Überraschung und eine Form "ausgleichender Gerechtigkeit": Weil die Dienstalterstufen im Angestelltenverhältnis anders ablaufen als im Beamtenverhältnis, habe ich bei der Umstellung zum Beamtenstatus aus Besitzschutzgründen manchem verbeamteten Kollegen überholt ;-). Ob das mit dem neuen TVÖD auch noch so funktioniert, weiß ich jedoch nicht.


    Eventuell können sich ein paar Jahre im Angestelltenverhältnis durchaus rechnen...


    Abgesehen davon ist vor allem eine Frage zentral: Bist du glücklich und zufrieden mit deiner Arbeit und deinem Kollegium?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von *Line*
    Hallo!
    Ich brauche mal ein paar Gedankenanstöße. Ich bin im Sommer mit dem Ref in SH fertig geworden (SoLa) und habe nun "nur" eine Stelle an einer G&H Schule bekommen als Angestellter.


    Jetzt bekomme ich von meiner Familie ständig zu hören, ich solle alles dransetzen irgendwie noch verbeamtet zu werden,egal wie und wo doch zweifel ich daran, ob es eben wirklich sooo das Beste ist.


    Hallo Line!


    Ist es denkbar, dass Deine Familie ein - nennen wir es diplomatisch - "anderes" Konzept bzw. Verständnis von Verbeamtung und der damit verbundenen subjektiv empfundenen Wertigkeit derselben hat?


    In anderen Worten: Ist es denkbar, dass Menschen, die als Angestellte arbeiten (oder aber bereits die Vorzüge des Verbeamtetseins genießen) dies als besonders erstrebenswert erachten, weil sie möglicherweise nur die Vorteile sehen?


    Diese wirtschaftliche Sicherheit ist nicht zu unterschätzen.


    Auf der anderen Seite hast Du mit Deinen Zweifeln völlig Recht, vor allem weil Du hinter die Kulissen guckst.


    Wie aber bereits gesagt, bedeutet Verbeamtung ja nicht, dass Du den Rest Deines Lebens in diesem Beruf verbringen musst, auch wenn einige schwarze Schafe unter unseren Kollegen das vielleicht durch ihr Verhalten suggerieren. (Denen kommt es dann auf die Sicherheit und die für sie nicht vorhandene Alternative an).


    Ich gehe davon aus, dass Du Deiner Familie bereits gesagt hast, dass Dir der Spaß und die Erfüllung im Beruf wichtiger sind als das Etikett "Beamte auf Lebenszeit".


    Vielleicht ist es einem angehenden oder gerade gewordenem Lehrer auch selbstverständlicher, dass diese Thematik (für andere auch Problematik) früher oder später auf einen zukommt und man deswegen anders damit umgeht.
    Für "Zaungäste" stellt sich das dann natürlich anders dar.


    Gruß
    Bolzbold

  • Hallo!


    Danke für Eure Antworten. Ich glaube, ich war gestern einfach auch schlecht drauf und dann kam das noch dazu.


    Ich hatte gestern das Gefühl, erst etwas erreicht zu haben, wenn ich verbeamtet bin. Das ist quatsch. Wichtiger ist, dass es mir gut geht. Dazu gehören eben viele Faktoren,viel mehr als ein sehr guter Verdienst (als angestellter Lehrer verdient man ja auch nicht soo schlecht)


    Liebe Grüße Line

  • Das mit der privaten Krankenversicherung als Vorteil wird sich sehr schnell relativieren:


    - Ab 2009 kommt der Basistarif zu dem alle ehemals privat Krankenversicherten zu einem von den Vorerkrankungen unabhängigen Tarif versichert werden müssen. Der Basistarif wird logischerweise von den aktuell privat Krankenversicherten subventioniert werden müssen. Es ist wohl mit Beitragssteigerungen von um die 30% zu rechnen.


    - Wem das nicht passt hat wohl Pech gehabt: Die Versicherungspflicht gilt dann wohl auch für Beamte.


    - Dazu rechne man mal die jährlichen Prämiienerhöhungen >5% hoch. Bei anzunehmenden Gehaltssteigerungen von langfristig um die 2% ist es nur eine kleine mathematische Übung den Zeitpunkt auszurechnen, an dem es für viele privatversicherte Beamte zum GAU kommt. Wer die 5% Prämiensteigerungen als zu hoch ansieht, sollte mal überlegen, wer den ganzen medizinischen Fortschritt finanzieren soll...


    - Die Rücklagen der privaten Pflegeversicherung stehen wohl auch demnächst zur Abschöpfung an (die Reform der Pflegeversicherung kommt garantiert)


    - Wenn ich meinen ganz persönlichen PKV-Beitrag x 2 nehme, bin ich gar nicht mehr so weit vom GKV-Beitrag (AG+AN-Anteil ca. 15% vom Bruttogehalt) weg, und das alles OHNE Familienversicherung.


    Nur mal so zum Nachdenken.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

    • Offizieller Beitrag

    Ähm, wenn ein Beamter in die gesetzliche Krankenversicherung geht, bekommt er doch gar nicht den Arbeitgeberanteil ausgezahlt sondern muss das komplett selbst übernehmen. Das hat mir zumindest eine bekannte Referendarin erzählt.
    Die Beamten erhalten ihren "Arbeitgeberanteil" ja im Prinzip über die Beihilfe.
    Inwiefern ist da die GKV günstiger - wobei sie auch weniger Leistung übernimmt und auch noch die gesetzlichen Zuzahlungen etc. dazukommen?


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat

    Original von Bolzbold


    Die Beamten erhalten ihren "Arbeitgeberanteil" ja im Prinzip über die Beihilfe.


    Gruß
    Bolzbold


    Genau. Aber der Dienstherr "zwingt" damit die Beamten in die PKV. Würde er sie wie alle anderen Arbeitnehmer behandeln, würde er die Hälfte des GKV-Beitrages als AG-Anteil übernehmen müssen.
    Versicherungstechnisch ist es nun einmal so, dass du in Höhe des eigenen PKV-Beitrages (der nur 50% der Krankheitskosten deckt) einen "Anspruch" an den Dienstherr hast, der zwar nicht in bar, aber als Quasi-Sachleistung ("Beihilfe") ausgezahlt wird.


    Zusammenfassend (als einfaches Beispiel):
    Beamter X bekommt 1000€ brutto und zahlt 75€ PKV-Beitrag. Dann entspricht das einer "Zahlung" von 150€ in eine Krankenversicherung (75€ Eigenbeitrag + 75€ Behilfeanspruch). Nichts anderes ist AN+AG-Beitrag zusammen bei Nicht-Beamten, nur dort erscheinen die 75€ Beihilfeanspruch als direkte Zahlung an die Krankenkasse.


    Natürlich ist es für den einzelnen Beamten (anfangs) "günstiger" wenn er sich in der PKV anstatt der GKV versichert. Dieser Effekt kommt aber NUR dadurch zustande, dass der sich Dienstherr bei der GKV-Variante nichts zur Finanzierung der Krankenversicherung beträgt, wie gesagt, er "zwingt" die Beamten in die PKV (genau so ein Zwang wie derjenige, der Angestellte mit weniger Einkommen als die Beitragsbemessungsgrundlage vorgibt in die GKV "zwingt").


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Mikael


    Ich denke, da kann man jetzt verschiedenste Beispiele hin und herrechnen. Da kommen wir mal auf klare Vorzüge der PKV und auf klare Nachteile.


    Es kommt im Zweifelsfall immer darauf an, wie krank man effektiv wird bzw. ist.
    Auch ist die Beitragsrückerstattung noch nicht mit eingerechnet.


    Das sind nur ein paar Faktoren, die man mal im einen, mal im anderen Extrem betrachten kann - und schon ist die Rechnung wieder anders.


    Gruß
    Bolzbold

  • Hallo,
    ich gbe auch nochmal meinen Senf zur PKV hinzu.
    Für Beamte in Teilzeit hat der Zwang zur PKV riesige Nachteile. Mein Beitrag zur PKV bleibt genauso hoch wie bei Vollzeitarbeitenden und steht damit in keinem Verhältnis zu meinem Gehalt.
    Würde ich in der Erziehungszeit ganz zu Hause bleiben , müsste ich, obwohl ich kein Gehalt bekomme !!!, jeden Monat einen fetten Beitrag PKV bezahlen. Von der gesetzlichen Familienversicherung meines Mannes bin ich ausgeschlossen, weil ich beihilfeberechtigt bin. Das ist eine Unverschämtheit.
    LG Alema

  • Ich werde nächstes Jahr Beamter, damit auch PKV. Zu Beginn sind die Beiträge ja eher noch human. Ich denke mal, dass mittelfristig (nächsten 10 - 20 Jahren) ohnehin ein neues Gesundheitssystem auf die Beine gestellt wird (z.B. Bürgerversicherung, Gesundheitspauschale, ....). Von daher sehe ich dem ganzen frohen Mutes entgegen.


    Ansonsten wird es dank Basistarif eher düster um uns Beamte :(

  • Ich hole mal das alte Thema hoch:


    Wie sieht es eigentlich aus, wenn man vor der Verbeamtung eine Vorerkrankung hat, die in der Therapie auch nicht sehr günstig ist? (ca. 100€ pro Monat).


    Angenommen man wird trotz der Erkrankung verbeamtet.. welche Nachteile ergeben sich dadurch, dass keine PKV bereit ist, einen aufzunehmen? Ist eine Verbeamtung dann überhaupt noch finanziell erstrebenswert?

  • Hallo,
    ich habe gerade meine Verbeamtung auf Probe hinter mir und habe mehrere Vorerkrankungen, unter anderen auch Diabetes Typ 1.


    Bei der PKV gibt es die sogenannte Öffnungsklausel. D.h. dass sie dich bis 2 Monate nach deiner Verbeamtung nehmen müssen, sofern du dich meldest und nicht mehr als 30% Risikozuschlag nehmen dürfen. Bei mir haben sie alles bis auf das Einbettzimmer anerkannt mit 20% Zuschlag, d.h. es beläuft sich auf 372 Euro.


    Anschließen muss ich dazu sagen, dass ich 40 Jahre alt bin und durch meine Schwerbehinderung bis zu meinem 43. Lebensjahr verbeamtet werden kann.


    Die Verbeamtung ist durch die Vorerkrankungen zwar nicht mehr so finanziell reizvoll, aber bei mir macht das doch immer noch ca. 200 Euro im Monat aus. Wenn man das auf´s Jahr ausrechnet, dann sind das 2400 Euro. Da steckt doch ein wunderschöner Urlaub drin oder andere Dinge.
    ;)


    Liebe Grüße
    Tamina

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