Vorschulkind - was tun?

  • In meiner ersten Klasse kristallisiert sich langsam raus, dass zwei der Kinder eindeutige Vorschüler sind. Sie interessieren sich außer für Duplo und Geomag nicht für viel, sie fragen ab 8:00 Uhr, wann wir jausnen, wann es Mittag ist, wann wir Turnen, wann sie spielen dürfen,...


    Nun ist mir persönlich das eigentlich kein Problem. Wir machen viel Freiarbeit, da fällt das nicht weiter auf. NOCH erleben die beiden selbst sich glaube ich nicht, als 'unzureichend'.
    Die Klasse insgesamt ist leistungsstark und sehr motiviert, ich denke, die beiden können durchaus 'mitgetragen' werden.


    Die Frage ist aber, ob man ihnen damit einen Gefallen tut, ob sie nicht früher oder später doch frustriert und überfordert sein werden, und ob es für sie nicht besser wäre, sie bald mal in die Vorschulklasse zu geben.


    Was meint ihr? Holen Kinder den Rückstand an Reife schon irgendwann auf, wenn man ihnen genug Zeit lässt, oder wird nur die Schere immer größer?
    Kognitiv ist ein Kind davon übrigens durchaus weit, das andere Kind scheint mir (genau trau ich mir das noch gar nicht zu beurteilen) leistungsmäßig eher schwächer zu sein.

  • Hat gar niemand eine Meinung dazu? *bettel*


    So 'rein gefühlsmäßig' reicht mir - muss nicht wissenschaftlich fundiert sein :D.
    Ich wär' bloß um ein paar Gedanken dazu froh.

  • Hallo Herzchen, du sprichst das Problem an, was mich im Moment sehr beschäftigt. Auch ich habe 2 Kinder, die eher im Vorschulbereich anzusiedeln sind.
    Da ich Kursstunden in den einzelnen Jahrgangsstufen habe (in einer Flex) habe ich aut, die ich den Kindern geben kann, damit die Schere nicht noch mehr auseinandergeht. Ob ich aber den Kindern damit einen Gefallen tue, wenn ich noch mehr verlange?????? Ich habe mit den Eltern gesprochen und abgemacht, dass sie mir sofort Feedback geben sollen, wenn die Kinder überfordert sind. Auch bruachen die Kinder viel mehr Zeit für die Hausaufgaben, aber wenn sie sie nicht machen, dann geht eben die Schrere noch weiter auseinander. Die Kinder können am Wochenende nacharbeiten - allerdings klappt mein Weg nur, weil ich mitarbeitende Eltern habe.


    Das Problem, das du beschreibst, wird in der nächsten Zeit verstärkt auf uns NRW ler zukommen, denn hier wird das Einschulungsalter schrittweise auf 5 1/2 Jahre heruntergesetzt, ohne eine Veränderung des Lehrplans oder von Rahmenbedingungen. Anscheinend herrscht die Grundannahme, dass man 5 1/2 Jährigen bei genügender Differenzierung das gleiche beibringen kann wie 7 jährigen. Allerdings traue ich dem Braten überhaupt nicht, denn je mehr ich mich mit dem Thema auseinandersetze, umso mehr Anteile entdecke ich, die mit Reifung zu tun haben - und die kommt von selbst und kann höchstens unterstützt werden. Meistens wird mir jedoch entgegnet. dass man einige 5 1/2 jöährige Kinder hat, die gut mitlernen können.


    flip

  • Hallo, flip,
    in einer Flexklasse stelle ich mir das 'Problem' ja noch ungleich größer vor - bzw. hat es vermutlich eine andere Dimension, denn deine ev. Vorschüler könnten ja sozusagen nächstes Jahr nochmal zu den Erstklässlern dazugezählt werden, falls nötig.


    Nacharbeiten am Wochenende scheint mit irgendwie auch nicht wirklich ein guter Weg - ist ja nicht Sinn der Schule, dass sie den Wochenstoff am Wochenende machen.


    Hm, irgendwie seltsam, dass anscheinend niemand diese Problematik kennt - ich frag mich, wie andere das handeln. ?(

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herzchen,


    ich habe deinen Beitrag gerade erst entdeckt, sonst hätte ich sofort geantwortet. Bei uns in NRW gibt es ja keine Vorschulklassen bzw. Schulkindergärten mehr, weshalb wir uns - egal was kommt - mit den nicht schulreifen Kindern in der Klasse abfinden müssen. Ich habe ja auch eine Flexklasse und kann die ganz Schwachen eigentlich gut auffangen. Sobald feststeht, dass sie das Pensum des ersten Schuljahres nicht schaffen werden, können sie in Ruhe ihre Defizite aufarbeiten und bleiben im Folgejahr in der Klasse im ersten Schuljahr. Einen absoluten Härtefall hatte ich zum Glück noch nicht, jedoch schon mehrere Kinder, die erst zu Beginn des zweiten Schuljahres die notwendige Reife erreichten und dann auch richtig Gas gegeben haben. Aktuell habe ich eine Schülerin, die ich ins erste Schuljahr zurückgestellt hätte, wenn sie nicht plötzlich die Kurve bekommen hätte. Sie hatte aber auch für die Sommerferien ein Lernpaket von mir bekommen und die Eltern haben meine Warnungen endlich ernst genommen. Leider kommt nun auch ein Drittklässler zurück in die Flex, der das Lerntempo nicht halten kann und nun das gute halbe Jahr Verzögerung spürt, das er im ersten Schuljahr zeigte. Das ist natürlich schade, aber an meiner Schule vertreten wir die Ansicht, dass wir im Zweifelsfall dem Kind erstmal die Chance geben. Das wird dann auch glasklar mit den Eltern besprochen.
    Deinen potentiellen Vorschulkindern kannst du - sollten sie in der Klasse verbleiben und auf eine Wiederholung des ersten Schuljahres zusteuern - nur andere Übungen anbieten (z.B. ausschneiden, zuordnen, nachzeichnen, ...) und sie 'bei Laune halten', damit sie nicht die Lust auf Schule verlieren. Versuche, die Interessen und Stärken dieser Kinder herauszufinden. Vielleicht können sie Aufgaben übernehmen, bei denen du ihre Sozialkompetenz stärkst. Für die Stillarbeit sollten sie zur Förderung der Ausdauer evtl. Vorschulübungen von LÜK oder Logico bekommen. Es gibt schöne Hefte mit Übungen zur Auge-Hand-Koordination u.ä.


    LG Talida

    Ein Niederrheiner ist einer, der nix weiß und alles erklären kann.
    Hanns Dieter Hüsch

  • Du hast recht, mit den Wochenendhausaufgaben ist eben auch nicht toll - aber das ist noch ein Weg, um nicht den Anschluss zu verpassen.


    Ansonsten müsste man die Entscheidung treffen, Kind lernt individuell und wird vom Klassentempo abgekoppelt. So indiviudalisiert, dass jeder woanders steht, arbeite ich nur in Teilen.
    flip

Werbung