Anekdotisches am Rande

  • Zitat

    [...] Es geht nicht um (im nichtphilosophischen Sinne) idealistische Hoffnungen - es geht die Maximierung von Effekt und die Minimierung von Investitionen: Schüler sollen so viel wie irgendwie möglich lernen in einem so schlank wie möglich gestalteten System. Vorschriften, Lehrerarbeit und andere Einbrüche der Wirklichkeit sind Teil dieses Systems! Das ist die Aufgabe, die die Wirklichkeit der Didaktik stellt! Das ist eine ökonomische Frage und bei ökonomischen Überlegungen die Grenzen der Wirklichkeit und der eigenen Resourcen außer Acht zu lassen ist eine strategische Dummheit sondergleichen. (Man versuche einmal, einen Betrieb nach diesen Prinzipien zu führen.)


    Nele


    Man darf nicht vergessen, dass die ganzen Didaktiker (genau wie wir Lehrer) (Staats-)bedienstete siind, die einen Auftrag haben (der sich natürlich von unserem unterscheidet): Die, ich nenne es mal ideologischen, Grundlagen zu schaffen und mit dem gegebenen (politisch gewollten) Input (Lehrerstellen, Gebäude, ...) den maximalen Output (Lernleistung der Schüler zu erreichen). Die Diaktiker müssen sich natürlich auch vor ihren Dienstherren und deren herrschender Ideologie profilieren. Einfach mehr Geld für die Schulen zu fordern wäre zu einfach und ist zudem politisch momentan nicht en vogue. Wer als Didaktiker das trotzdem tut, bekommt zwar sein Gehalt weiter, aber wahrscheinlich keine großartigen Forschungsgelder mehr und wird dann früher oder später zum Auslaufmodell.


    Als Lehrkraft muss man sich IMMER wieder vor Augen halten, dass man für die teilweise abstrusen Bedingungen nicht verantwortlich ist. Das z.B. Klassenfrequenzen keinen Einfluss auf die Unterrichtsqualität haben, kann auch nur jemand "nachweisen", der entweder keine Ahnung von Schulpraxis hat oder auf entsprechende Forschungsgelder dringend angewiesen ist...


    Und was sich Didaktiker so ausdenken und was dann hin und wieder in Modellschulen ausprobiert wird und dort funktioniert, hat mit der Realität meistens nichts zu tun: Wie viele "normale" staatliche Schulen dürfen sich z.B. ihre Schüler aussuchen oder haben festangestellte Bibliothekare oder Köche ? (ja das gibt's alles)


    Was mir noch nicht so ganz klar ist: Glauben die Vertreter der herrschenden (schul-)politischen Ideologie wirklich an das, was sie verzapfen, oder ist das alles nur der Master-Plan, um das staatliche Schulsystem an die Wand zu fahren, um alles dann leichter privatisieren zu können (GATS lässt grüßen) ?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat

    Ich vermittle mit Hilfe unterschiedlicher Methoden


    Eben deshalb schreibt Hilbert Meyer ein dickes zweibändiges Werk zur UnterrichtsMETHODIK!


    Zitat

    Einige verstehen und lernen schneller, andere brauchen etwas mehr Zeit, wieder andere brauchen noch mehr Zeit und wieder andere erwerben lückenhafte Kenntnisse.


    Das kann man dann am Ende als Lehrer feststellen. Aber die Frage, die sich mir stellt, ist: habe ich dann nicht gut genug unterrichtet, oder ziehe ich mich, weil ich mich sowieso nicht für Theorie interessiere, auf den Standpunkt zurück, dass wer nicht lernt "einfach" zu faul oder zu dumm (=unbegabt) ist. So sieht meiner Meinung nach die Lösung, die sich als "praktikabelste" Lösung im Lehrzimmer-Gespräch anbietet: "Ich habe ja *alles* Versucht, was ihr mir geraten habt ... Aber: Es hat einfach nix gebracht!"


    Zitat

    Davon ist eines mMn eine mehr oder weniger angeborene Begabung (diese Meinung wird doch hoffentlich inzwischen wieder im politisch korrekten Bereich liegen, oder ist dein Problem hinter deiner Frage dieses?), mehrere Parameter liegen in der Gehirnentwicklung und den dabei vorherrschenden Umweltbedingungen. Die Einstellung der Familie zum Lernen oder zu Schule ist wichtig, die Beziehung die das Kind zu mir aufbaut und umgekehrt, und eben auch ob ich für das Kind passende und unter den gegebenen Rahmenbedingungen umsetzbare (!!!) Methoden für die zu lernenden Inhalte finde.


    Also benötigen wir wissenschaftliche Untersuchungen darüber, wie sich Begabung auf die Lernleistung auswirkt, Wissen über die Gehirnentwicklung und gaaaanz viel Forschung zu den Umweltbedingungen (soziale Herkunft, Einstellungen i.d. Familie), dazu dann noch viel Psychologie (sei es Bindungstheorie, sei es Anerkennungs- oder Selbstwirksamkeitsforschung, Selbstbildmodell oder was weiß ich).


    Und jetzt der Clou: Wer, wenn nicht die Didaktiker, die dicke METHODEN-Bücher schreiben (und etwas anderes sind die bekannten Bücher "Leitfaden" oder "Unterrichtmethoden" von Hilbi nicht), soll uns "Praktikern" all die Informationen dann (zunächst sicherlich: theoretisch), d.h. in "wissbarer" Form, vermitteln?


    Ich lese dein Statement deshalb als Plädoyer *für* Didaktik und damit als Bestätigung dessen, was auch ich sagen würde.


    Gruß,
    ambrador

  • Zitat

    Also benötigen wir wissenschaftliche Untersuchungen darüber, wie sich Begabung auf die Lernleistung auswirkt, Wissen über die Gehirnentwicklung und gaaaanz viel Forschung zu den Umweltbedingungen (soziale Herkunft, Einstellungen i.d. Familie), dazu dann noch viel Psychologie (sei es Bindungstheorie, sei es Anerkennungs- oder Selbstwirksamkeitsforschung, Selbstbildmodell oder was weiß ich).


    Und jetzt der Clou: Wer, wenn nicht die Didaktiker, die dicke METHODEN-Bücher schreiben (und etwas anderes sind die bekannten Bücher "Leitfaden" oder "Unterrichtmethoden" von Hilbi nicht), soll uns "Praktikern" all die Informationen dann (zunächst sicherlich: theoretisch), d.h. in "wissbarer" Form, vermitteln?


    Gruß,
    ambrador


    Da es ja offensichtlich nicht "die" Methode gibt, die alle Schüler gleichermaßen erreicht (sonst bräucht man keine dicken Bücher sondern nur ein dünnes Heftchen), bleibt der Knackpunkt die Diagnostik. Und wer soll die sonst durchführen außer dem unterrichtenden Lehrer ?


    Deshalb mein Vorschlag: 50 % unserer Arbeitszeit für Diagnostik, 50 % für das was wir jetzt schon tun (unterrichten, erziehen, verwalten,...). Immerhin ist z.B. bei den Ärzten die Diagnose mindestens so wichtig wie die Behandlung (und wird auch anständig bezahlt, wie jeder weiß, der als Privatpatient einen Einblick in die Arztrechnungen hat).


    Aber so ein Vorschlag wird wohl NIEMALS von unseren Bildungspolitikern genehmigt werden (würde ja Geld kosten...).


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen


  • Was du sagst, mag im Großen und Ganzen sogar stimmen (auch wenn ich das nicht glaube), aber in einem Thread, in dem es um die Rolle Hilbert Meyers in der gegenwärtigen didaktischen Landschaft geht, auch noch die Affirmativitäts-Keule zu schwingen, führt meiner Meinung nach dann doch etwas weit: Irgendetwas kann ja nun nicht stimmen: Ist Hilbert Meyer nun der, der das Ende der 68er verschlafen hat? Oder der Obrigkeitshörige Handlanger der jeweils herrschenden Partei?


    Da Hilbert Meyers Webseite nun doch schon zitiert wurde, sei hier auch darauf hingewiesen, dass (zumindest soweit ich weiß), nicht viel Obrigkeitskonformität aus der Oldenburger Lehrerschmiede bekannt ist:


    Zitat

    der "Leitfaden" veranlasste den damaligen Kultusminister Werner Remmers, den Rektor der Universität Oldenburg in einem durchaus ungewöhnlichen Erlass aufzufordern, dafür Sorge zu tragen, dass dieser Text nicht als verbindliche Grundlage für das Lehramtsstudium an der Universität Oldenburg dienen möge; dies wies der Rektor mit dem Hinweis auf die Freiheit von Forschung und Lehre zurück.


    http://www.member.uni-oldenburg.de/hilbert.meyer/5410.html


    Auch ist Hilbert Meyer Mitglied im Beirat der Laborschule Bielfeld: Welche Schule könnte eine größere Praxis-Nähe, Reform- und Experimentierbereitschaft und eine tiefere Theorieskepsis für sich in Anspruch nehmen als von Hentigs Bielefelder Schulversuch?


    Ist es nicht auch ein politisches Signal, dass Hilbert Meyer seine "Schulpädagogik" zusammen mit Dorothea Vogt schrieb, die im Rahmen des Radikalenerlass bis in die 90er Jahre hinein mit einem Berufsverbot belegt war (wegen Verbindungen zur DKP)?


    Ich finde nach wie vor: Wer etwas gegen die Didaktik hat, sollte nicht auf einen ihrer anständigsten Vertreter rumhauen.


    Wie wäre es mit ein paar kritischen Tönen gegen Dieter Lenzen, der in Berlin Entscheidungen im Zweifelsfall nach der "Lex Lenzen" zu treffen scheint? (Wenn wir schon auf Pädagogen rumhauen wollen?)


    Gruß,
    ambrador

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von ambrador


    Eben deshalb schreibt Hilbert Meyer ein dickes zweibändiges Werk zur UnterrichtsMETHODIK!


    Richtig. Allerdings verwende ich andere Methoden, als von HM zu Papier gebracht.


    Zitat


    Aber die Frage, die sich mir stellt, ist: habe ich dann nicht gut genug unterrichtet, oder ziehe ich mich, weil ich mich sowieso nicht für Theorie interessiere, auf den Standpunkt zurück, dass wer nicht lernt "einfach" zu faul oder zu dumm (=unbegabt) ist.


    So schwarz-weiß würde ich die Welt nicht sehen.


    Z.B. betreiben viele meiner Kolleginnen Selbstschutz und beugen dem Burnout vor, weil dann, wenn sie für jeden Schüler die richtigen Methoden herausfinden möchten, das Diagnostizieren (DANKE Mikael!) und das Unterrichten der Schüler mindestens 60 Stunden pro Tag kosten würde, denn dann müssten die Kinder individuell lernen und zwar nicht 26 in einem Raum, die individuell ihre Aufgaben machen, sondern in Kleingruppen mit Lehrperson. Das mag in den von dir betreuten Jahrgangsstufen vielleicht anders sein.


    Zitat

    Also benötigen wir wissenschaftliche Untersuchungen (...)


    Wer, wenn nicht die Didaktiker, die dicke METHODEN-Bücher schreiben (...), soll uns "Praktikern" all die Informationen dann (...), d.h. in "wissbarer" Form, vermitteln?


    Hirnforscher, Psychologen etc. Der Clou ist nämlich, dass keine der wissenschaftlichen Untersuchungen wirklich unumstößlich ist. Es gibt viele neue Erkenntnisse, die sich z.T. widersprechen.
    Wenn ein Didaktiker die alle berücksichtigen würde, würde er niemals fertig werden mit dem klären z.B. der Voraussetzungen aus der Hirnforschung, er müsste seine Erkenntnisse sehr vage formulieren und er müsste alle 2 Jahre sein Buch komplett überarbeiten. Und zwar so, dass da nicht nur steht "8. Auflage mit neuem Vorwort", sondern dass es ein in weiten Teilen neues Buch wird.


    Zitat


    Ich lese dein Statement deshalb (...) als Bestätigung dessen, was auch ich sagen würde.


    Das verbitte ich mir.


    Conni

  • Zitat

    Original von Conni


    Richtig. Allerdings verwende ich andere Methoden, als von HM zu Papier gebracht.


    Da würde mich dann ja doch interessieren, worin sich deine Methoden unterscheiden.


    - du verwendest keine Unterrichtseinstiege, Erarbeitungen und Ergibnissicherungen? (Beispiele siehe Meyer "Unterrichtsmethoden" Praxisband, S. 172 ff.)
    - verzichtest auf Frontalunterricht?
    - reagierst nicht auf Unterrichtsstörungen (S. 226)
    - vermeidest Gruppenunterricht? (Bsp. S. 270)
    - der von Gudjons und Meyer stark gemacht "Handlungsorientierte Unterricht" sagt dir nichts? (Konkretisierung: S. 425)
    -> also verwendet du vermutlich die Projektmethode, zu der ich gerade nichts in Meyers "Unterrichtsmethoden" finden kann. Zumindest nicht als eigenes Kapitel. Im Register wird auch "Projekt" erwähnt.


    Auch ich verwende Sammlungen von kurzen Beispielen, in denen konkrete und kleingearbeitete Unterrichtsstunden vorgestellt werden (ja sogar mit kopierfertigen Arbeitsblättern) , *aber*: die theoretische Vorarbeit, solche Beispielsammlungen sinnvoll nutzen oder überhaupt erstellen zu können, liefern die *Didaktiker* (z.B. Hilbert Meyer): "guter" Frontalunterricht, Handlungsorientierter Unterricht, Wochenplan, Gruppenarbeit, Projektorientierter Unterricht sind konzeptionelle Erfindungen der Didaktiker. Ohne eine anspruchsvolle Didaktik würde unser heutiger Unterricht immer noch als einzige Methode den Rohrstock anerkennen (der in seiner Effektivität nicht zu unterschätzen ist, in seiner didaktiksch/pädagogischen Disqualifikation allerdings auch nicht).


    Zitat

    Hirnforscher, Psychologen etc. Der Clou ist nämlich, dass keine der wissenschaftlichen Untersuchungen wirklich unumstößlich ist. Es gibt viele neue Erkenntnisse, die sich z.T. widersprechen.
    Wenn ein Didaktiker die alle berücksichtigen würde, würde er niemals fertig werden mit dem klären z.B. der Voraussetzungen aus der Hirnforschung, er müsste seine Erkenntnisse sehr vage formulieren und er müsste alle 2 Jahre sein Buch komplett überarbeiten. Und zwar so, dass da nicht nur steht "8. Auflage mit neuem Vorwort", sondern dass es ein in weiten Teilen neues Buch wird.


    Aber das ist doch ein Argument für *mehr* Didaktik und *mehr* Didaktiker. Das Problem, das wir diskutieren, ist doch gerade, ob bloße "Praxis" ausreichen könnte. Und ich sage: "Nein!". Der Job, den die Bildungsforschung, macht ist sehr sinnvoll und auch der Job, den die Didaktiker machen, hat eine Daseinsberechtigung.


    Ich sehe nach wie vor nicht, wo du nicht meiner oder ich nicht deiner Meinung wäre. Abgesehen vielleicht davon, dass du sagen würdest: Hilbert Meyer taugt nichts. Ok, dann frage ich: wo siehst du eine Alternative? Und wenn es keine gibt: Dann müssen wir eben mit den schlechten Möglichkeiten zurechtkommen, die wir haben. Gerade darin sollten LehrerInnen doch Weltmeister sein: Unter quasi nicht tolerierbaren Umständen Spitzenleistungen erbringen.


    Der Hinweis von alias ist natürlich spitze. Meyer schreibt auf seiner Webseite:

    Zitat

    Ein wesentlicher Teil meiner wissenschaftlichen Arbeit hat darin bestanden, Lehrbücher für Studierende, ReferendarInnen und berufserfahrende LehrerInnen zu verfassen, in denen ich mich als Dolmetscher wichtiger und aktueller Entwicklungsfragen betätigt habe.


    Gruß,
    ambrador

  • Mikael

    Zitat

    Die, ich nenne es mal ideologischen, Grundlagen zu schaffen...


    Wenn dem so ist, dan sollte man das ganze Gerede von wissenschaftlichkeit in der Pädagogik ehrlicherweise lassen. Wissenschaft zeichnet sich ja (meiner Meinung nach) auch dadurch aus, das sie eben keine Ideologie (in Cubes Sinn, also ein System von nicht beweisbaren und nicht wiederlegbaren Aussagen) ist.


    Ich denke, dass das Verhältnis von Theorie und Praxis in der bisherigen Diskussion (sowohl hier im Forum, als auch in den Seminaren und Hochschulen) nicht hinreichend abgebildet wird. Dieses läßt sich so beschreiben:

    • Theorie ohne Praxis ist wirkungslos.
    • Praxis ohne Theorie ist richtungslos.


    Weiterhin gib es doch wissenschaftstheoretisch ganz gut abgesicherte Begriffe wie:
    Methode als Verbindung zwische Theorie und Praxis. Also einmal von der Theorie ausgehend Praxis zu realisieren und in die andere Richtung aus der Praxis Erkenntnisse für die Theorie zu gewinnen.
    Methodik als die Gesamtheit aller Methoden einer Wissenschaft und die Methodologie als die Wissenschaft von der Methodik (also Fragestellungen, ob eine Mehtode tatsächlich bewirkt, was sie vorgibt zu tun...).


    Wenn ich dies nun auf den Unterricht beziehe ergibt sich etwa folgendes:
    Ausgehend von einer Theorie des Unterrichtes (einer didaktischen Theorie bzw. Modells) wird über bestimmte Methoden, die Unterrichtsmethoden Unterricht praktisch realisiert. Weiterhin gibt es Methoden, die geeignet sind und praktischem Unterricht Erkenntnisse für die Weiterentwicklung und Evaluierung der Theorie zu gewinnen. Diese Gesamtheit aller Methoden wäre dann die Unterichtsmethodik. Und letztlich wäre die Methodologie des Unterrichts aufgefordert die Wirksamkeit der Methoden zu untersuchen und sie weiter bzw. neue zu entwickeln.


    Es ist also der wissenschaftliche Beweis für eine didaktische Theorie mit den zugehörigen Methoden anzutreten. Damit wären wir wieder bei diesem Thread.


    Mit anderen Worten und stark überspitzt:
    Eine Theorie, die mir nicht hilft Praxis zu gestalten mag zwar akademisch nett sein, nützt mir aber nix.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    7 Mal editiert, zuletzt von SteffdA ()

  • Zitat

    Original von SteffdA
    Mikael


    Wenn dem so ist, dan sollte man das ganze Gerede von wissenschaftlichkeit in der Pädagogik ehrlicherweise lassen. Wissenschaft zeichnet sich ja (meiner Meinung nach) auch dadurch aus, das sie eben keine Ideologie (in Cubes Sinn, also ein System von nicht beweisbaren und nicht wiederlegbaren Aussagen) ist.


    Nicht einmal in der Mathematik, wie wir sie kennen, ist jede Aussage beweisbar oder widerlegbar (http://de.wikipedia.org/wiki/G…vollst%C3%A4ndigkeitssatz).


    Also: Was ist überhaupt "wissenschaftlich"?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat

    Original von SteffdA
    Mikael


    Wenn dem so ist, dan sollte man das ganze Gerede von wissenschaftlichkeit in der Pädagogik ehrlicherweise lassen. Wissenschaft zeichnet sich ja (meiner Meinung nach) auch dadurch aus, das sie eben keine Ideologie (in Cubes Sinn, also ein System von nicht beweisbaren und nicht wiederlegbaren Aussagen) ist.


    Das ist so nicht richtig - das Primat der Ideologiefreiheit ist ein Anspruch der Naturwissenschaften aber in den Geisteswissenschaften ist man sich schon seit Jahrzehnten bewusst, dass die Betrachtung des Menschen durch den Menschen gegebenermaßen nicht ideologiefrei sein kann, da die Ideologie ganz allgemein als das Erklärungsraster vestanden wird, mit dem der Mensch die Wirklichkeit ordnet und verhandelt. Das Problem der ideologischen Färbung kann deshalb auf geisteswissenschaftlicher Ebene nur durch die Bewußtmachung ideologischer Diskurse eingegrenzt werden.


    Deshalb kann es nicht falsch sein, die ideologischen Grundlagen auch der Pädagogik zu definieren.


    Streng genommen kann auch die Naturwissenschaft nicht abseits ideologischer Fragen stehen - die Auseinandersetzung der Evolutionsbiologie mit solchen abstrusen Gewächsen wie der "christian science" oder des "intelligent design" zwingt die Wissenschaft ja auch, ideologisch Position zu beziehen.



    Nele

  • Zitat

    Wissenschaftliches Arbeiten ist ein Vorgehen, bei dem die Ergebnisse der Arbeit für jeden anderen objektiv nachvollziehbar oder wiederholbar sind. Das bedeutet, Informationsquellen werden offengelegt, Experimente so beschrieben, dass sie reproduziert werden können. Wer eine wissenschaftliche Arbeit liest, kann stets erkennen, aufgrund welcher Fakten und Beweise der Autor zu seinen Schlussfolgerungen gekommen ist und auf welche anderen Wissenschaftler er sich beruft.


    aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftliche_Arbeit


    ... und das o.g. mal auf die Pädagogik und im besonderen auf didaktische Modelle bzw. Theorien beziehen... und dem dann die Forderung (u.a. auch der Seminare) nach professionellem und wissenschaftlich begründetem Arbeiten gegenübestellen.


    Natürlich kann/soll Wissenschaft in der Auseinandersetzung mit anderen Auffassungen Position beziehen. Diese Positionen sind aber durch die eigene Wissenschaft begründet und werden (meiner Ansicht nach) strikt von wissenschaftlichen Erkenntnissen selbst sowie der Erkenntnisgewinnung getrennt.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

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