weinender Erstklässler - Trennungsangst

    • Offizieller Beitrag

    In meiner Klasse gibt es einen Erstklässler, der nun, nach den ersten Schulwochen, die Trennung von Mama nicht mehr hinunterschlucken kann. Bisher konnten wir ihn noch ablenken und seine fast viertelstündlichen Fragen nach dem Schulschluss irgendwie beruhigend beantworten. Seit letzter Woche aber geht er durch ein Tal der Tränen und steigert sich langsam in trotziges Aufstampfen mit den Füßen. Ich musste ihn auch schon daran hindern, aus dem Raum zu laufen ...
    Was mache ich, wenn er gar nicht mehr ins Klassenzimmer will? Ich kann ihn doch nicht mit Gewalt hineinzerren?
    Kann mir jemand einen Rat geben?
    Gibt es ein Bilderbuch zu diesem Thema? Das würde ich dann gerne zu seiner Unterstützung besprechen.


    ratlose Grüße
    Talida

  • Ein passendes Bilderbuch fällt mir im Moment nicht ein, aber dies:
    Hat ein Gespräch mit der Mutter stattgefunden? Viell. gibt es ja einen familiären Grund.
    War das Kind im Kindergarten? Trat dieses Problem dort auch schon auf?
    tröstende Grüße
    wolke

  • Hallo Talida,


    ich kann Wolke nur zustimmen, du musst versuchen, die Hintergründe zu ermitteln bzw. festzustellen, ob es konkrete Hintergründe für dieses Weinen gibt. Wenn du es nicht alleine vermagst (weil du ja noch viele andere Kinder in der Klasse hast z. B.), solltest du versuchen, professionelle Hilfe hinzuzuziehen. Habt ihr keinen Schulsozialarbeiter oder -psychologen an der Schule? Es gibt diese Fachleute aber auch bei den Schulämtern. Auf jeden Fall solltest du ein intensives Gespräch mit den Eltern führen und nach gemeinsamen Lösungen mit ihnen suchen.


    Viel Erfolg dabei!
    LG Lieselümpchen

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich! (Afrikanisches Sprichwort)
    :)

    Einmal editiert, zuletzt von lieseluempchen ()

  • oh ja, da hab ich einige Erfahrung damit :)


    -Du könntest z.b. dem Kind das Klassenmaskottchen auf den Tisch setzen, funktioniert bei uns immer, das Kind kann sich dran anhalten, es vollheulen und sich ein wenig ablenken.
    - Immer gut, wenn du andere miteinbeziehst..dann lachen sie nicht über das weinende Kind, sondern versuchen zu helfen. Ich schnapp mir dann einfach mal XY und meine: Och sei so lieb und tröste XX, der gehts grad mal nicht so gut..dann kümmern sich die Kinder wunderbar drum


    - einmal hab ich allerdings auch lange Zeit den Papa eines Kindes die erste Stunde im Unterricht gehabt...d.h. der Bub hat ständig geweint, Papa kam mit herein, nahm sich nen Stuhl und saß neben seinem Kind. Bald half er mir ein wenig mit den anderen Kindern und wurde beinah integriert:-) Und jeden Tag konnte er früher aus der Klasse ..bis der Bub mal sagte,jetzt sei gut, jetzt schafft er das allein.
    Natürlich wurde dann sehr oft und sehr lange gelobt und bestärkt...Verständnis halte ich für sehr wichtig.


    Unter Umständen -nach ausführlichem Gespräch mit der Mutter - ist auch eine Überforderung im Sozialen, eine Leistungsüberforderung etc. vorhanden und der Kleine braucht noch ne Weile? Und wie war die Situation im Kindergarten? Ich hab bei meinen festgestellt, dass da meist doch eher die Mütter die Klammertierchen sind, ohne zu ahnen,was sie dem Kind antun...


    halt mich auf dem Laufenden:-) lg fairy

    • Offizieller Beitrag

    Ich mache es eigentlich wie fairytale.
    Das Klassenmaskottchen hatte bei uns eine super Trost-Wirkung. Wir hatten Tinto als Handpuppe. Der hat auch bei Verletzungen immer getröstet.


    Gute Erfahrungen habe ich auch damit gemacht, andere Kinder als Tröster mit ein zu beziehen.


    Trotzdem würde ich auch versuchen, mich über die häuslichen Hintergründe zu informieren.
    Vielleicht hängt der Haussegen schief und das Kind ist verunsichert.
    Manche Kinder möchten dann auch "nachsehen" ob zu Hause alles in Ordnung ist und können deswegen nicht ruhig in der Schule sitzen bleiben.


    Gute Nerven wünscht
    Melo

  • Eine Idee ist mir noch eingefallen..aber ich weiß nicht,ob die für alle Kinder geeignet ist. Bei meinem *Beispielskindn* wirkte es Wunder. Die Idee kam damals vor Jahren von einer Mama. Sie steckte ihrem Kind ein Kärtchen mit ihrem Foto und einem *Ich hab dich lieb* Spruch in die Federschachtel. Sobald es ganz schlimm wurde, guckte die Kleine da drauf und es ging ihr besser (Sie nützte das tw. auch bei Arbeiten als seelische Unterstützung)..Mancher mag nun sagen, viel Trara..und Kinder sollen gefälligst und so weiter und so fort..ich denk mir, die paar Sekunden, die das Mädchen da abgelenkt wurde, machen nichts und brachten eine Menge.


    Einige andere Muttis machen das in meiner Klasse nun so, dass sie (auch bei Kindern,die nicht zum Wweinen neigen) mal ein Zettelchen in die Jausenbox geben, mal ein Gesicht auf die Mandarinenschale malen, mal eine kleine Süßigkeit mit *Ich hab dich lieb* versehen...die Kinder sind sehr stolz und glücklich. was will man mehr?!

    • Offizieller Beitrag

    Ach, seid ihr lieb! So viele gute Tipps!
    Also im häuslichen Bereich ist nichts Besonderes vorgefallen. Das konnte ich schon mit beiden Elternteilen besprechen. Der Kleine hatte sogar ein Stofftier seiner Mutter mit, das er knuddeln konnte. Im Kindergarten gab es ein solches Verhalten nicht, weshalb die Eltern sprachlos sind. Ich bin auch keine angsteinflößende Lehrerin und kann mir deshalb nicht vorstellen, dass er meinetwegen so weint ... Sein bester Freund tröstet ihn immer und er hat ja auch sein persönliches Helferkind unter den Zweitklässlern, die sich alle rührend kümmern. Unter- oder überfordert ist er auf keinen Fall. Er arbeitet gut, aber nicht besonders ordentlich mit, ist immer ganz schnell fertig, weil er ja die Mama nicht verpassen will ...
    Also werde ich morgen eines der Klassentiere für ihn reservieren. Ich hab nur die Befürchtung, wenn er sieht, dass in der ersten Stunde Religion ist, dass er gar nicht mit ins Klassenzimmer will. Vielleicht hole ich ihn mir noch vor dem Klingeln rein? Das wird wohl eine Woche mit unterschiedlichen Versuchen. Zur Not müssen Mutter oder Vater halt mitkommen. Ich kann ja den anderen Kindern nicht den Unterricht vorenthalten, weil ein Männeken auf dem Flur den Aufstand probt. :rolleyes:


    LG Talida

  • Nach einer gewissen Zeit kriegst du schon raus, was los ist, ganz sicher. Und dass du nicht wie eine furchteinflössende Lehrerin wirkst, scheint auch klar :) Würdest dir sonst so Gedanken machen?? Na siehste!


    Und nach einer Weile hilft vielleicht nur Konsequenz im Sinne von: *So mein Schatz und nun ist Ende:-) * denn wenn er weder unter- noch überfordert scheint (was man so schnell ja nicht rausfinden kann), dann könnt er einfach auch ein klitzekleiner Terrorzwerg sein, der mal probt, wie weit er gehen kann *g*.


    Ein Buch für den Schulanfang war bei mir *Der Ernst des Lebens* vielleicht passt das ja noch?? * Da sagen die Eltern und Geschwister usw. eines Mädchens immer, dass sie nur abwarten solle, weil der Ernst des Lebens in der Schule starten würde...naja, der Junge, neben dem das Mädchen dann sitzt, heißt Ernst *g*.

  • Heute (dritter Schultag) hat erstmals ein kleiner Junge angefangen zu weinen. Den genauen Grund konnte er nicht nennen, er war einfach traurig und wollte nach Hause. Im Verlauf der folgenden Unterrichtsstunde hat sich das Weinen aber gelegt. Ich bin mir nun unsicher, ob ich heute mal bei ihm zu Hause anrufen sollte und seiner Mutter vom Vorfall berichten sollte?!? Oder ist das Weinen "normal" und es ist nicht nötig, deshalb mit den Eltern zu sprechen? Ich möchte ja auch nicht, dass sich das ganze "hochpusht" und der Junge wieder weint, wenn er darauf angesprochen wird. Gleichzeitig möchte ich mich natürlich auch angemessen kümmern. Was also tun?


    Danke schon mal!

    • Offizieller Beitrag

    Inzwischen haben die Eltern meines Erstklässlers mit ihm einen Vertrag geschlossen. Ich gebe täglich Rückmeldung (Er wird immer abgeholt.) und für einen Tag ohne Tränen bekommt er einen Aufkleber. Hat er am Ende der Woche fünf zusammen, unternimmt die Familie am Wochenende etwas Besonderes. Bis jetzt klappt's ...

  • Hallo nirtak,


    ich glaube, dass es ganz normal ist, wenn ein Erstklässler einige Tränchen vergießt. Das ist kein Grund, sich große Sorgen zu machen. Die Umstellung, vom Kindergarten in die Schule, bereitet einigen Kindern anfänglich Probleme. Beobachte die Angelegenheit, ob das Kind in den nächsten Tagen wieder weint. Erst dann würde ich die Eltern zum Gespräch bitten. Vielleicht war das Kind nur noch etwas müde. ;)

    MfG Gina-Maria


    Heiterkeit ist die Mutter der glücklichen Einfälle. (Luc de Clapiers de Vauvenargues)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo nirtak,


    ich hoffe, dein Erstklässler hat sich beruhigt?
    Meiner hat die zweite Unterrichtsstunde auf dem Flur verbracht ... Nachdem er wieder anfing zu weinen und meine Tröstversuche nicht fruchteten, ignorierte ich ihn erstmal. Irgendwie muss der Unterricht ja weiterlaufen! Als dann sein Schluchzen immer lauter wurde, bin ich mit ihm auf den Flur, wo er wieder einen Trotzanfall bekam. Das war mir zu viel! Ich hab ihm seinen Stuhl vor die geöffnete Tür gestellt und ihm Zeit gegeben, sich zu beruhigen. Es hatte den Anschein, dass er ohne Beachtung weniger Tränen verdrückt ... Bin mal gespannt. Nicht, dass der uns allen nur ein großes Schauspiel bietet?


    Gruß
    Talida

  • *lol* Talida..bin irgendwie beruhigt,dass jeder offenbar ab und zu so kleine Schauspieler drinnen hat...und für die andere Schreiberin (sorry, Nick eben entfallen und zu faul zum Nachgucken *g*)...unsere Ersties an der Schule haben auch in der 1. Woche noch die *bisschen Weinphase* und einige die *Bauchwehphase*..das vergeht, die Eltern müssen ja noch nicht alles gleich erfahren.

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