Die Germanistin Angela Furtkamp, 33, über ihren abenteuerlichen Einsatz als Aushilfslehrerin an Kölner Schulen
Spiegel-Artikel über Aushilfslehrerin
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Puhhhhhh,
vielleicht hilft es, wachzurütteln, denn sie hat Recht, wenn sie schreibt, es gibt genug ausgebildete Lehrer, die ohne Job auf der Straße stehen und helfen könnten....Mikkeline
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In Hessen normale Härte.
ZitatFrankfurt (gew). „Die vom HR durchgeführte Umfrage zur sogenannten „Unterrichtsgarantie Plus“ bestätigt in vollem Umfang die Einschätzung der GEW Hessen: Es gibt keinen garantierten Unterricht, sondern bei Unterrichtsausfall allenfalls eine mehr oder minder qualifizierte Betreuung“, so der Landesvorsitzende der GEW Hessen, Jochen Nagel, anlässlich der 100-Tage-Bilanz der hessischen Kultusministerin.
„Keinesfalls ist jede gehaltene Schulstunde – wie aus dem Ministerium immer dargestellt - besser als eine ausgefallene Schulstunde“, stellt Nagel fest. Nach seiner Erfahrung gehört der Vertretungsunterricht zu den schwierigsten pädagogischen Aufgaben, auch für Lehrkräfte. “Gerade diese pädagogisch schwierige Aufgabe nicht für den Unterricht ausgebildeten Personen aufzutragen, kann sogar schaden. Besonders in Zeiten zunehmender zentraler Prüfungen haben Kinder und Jugendliche ein Recht auf qualifizierten Fachunterricht“, bekräftigt der hessische GEW-Vorsitzende.
Zudem kritisiert er, dass die Verwendung des Begriffes „Unterricht“ im Zusammenhang mit der stattfindenden Betreuung dessen Bedeutung untergräbt. „Wer grundsätzlich alles in der Schule als Unterricht bezeichnet, muss sich nicht wundern, wenn Schüler Unterricht insgesamt nicht ernst nehmen“, führt Nagel aus. Viele Lehrerinnen und Lehrer berichten, dass sie im Anschluss an solche Stunden sehr viel Zeit benötigen, um die Arbeitsfähigkeit der Lerngruppe wieder herzustellen.
„Die Vertretungsstunden enden generell in Chaos und mit einer langen Liste an verhängten Strafarbeiten durch die U+-Kraft…“, schreibt die Lehrerin einer Hauptschule. Eine Kollegin von einer Realschule schriebt: „Klassenräume sind häufig verschmutzt… Schüler werden häufig während des Unterrichts auf Toilette geschickt, stören auf den Fluren“. Die Schülerin einer Gesamtschule beklagt: „Die Schüler haben mit Kürbissen rumgeschmissen, es war ein absolutes Chaos“. Kaweh Mansoori, Landessschulsprecher in Hessen kritisiert, „dass der Unterricht insgesamt durch diese Maßnahme abgewertet wird.“ (...)
Aus eigenen Erfahrungen mit Uplus berichte ich lieber nicht - sie sind so grotesk, dass sie jeden Rahmen sprengen. Dass die Schüler - alle Schüler! - meiner Schule diese Kräfte nur noch "Uplus-Nasen" nennen, sagt wohl, was zu berichten gewesen wäre.
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Für mich klingt der Artikel reichlich naiv - dafür, dass ihn eine 33-jährige, studierte, freiberuflich Erfahrene geschrieben hat. Was waren denn ihre Gedanken, als sie sich auf Vertretungsstellen beworben hat - und wo lebt sie denn im realen Leben: auf einer bunten Wiese voller Pflanzen und Tiere der Roten Liste? (Nun gut, man könnte diese sich wie einen roten Faden durchziehende Naivität und die Betrachtung der realen kindlichen Lebenswelt mit grossen staunenden Kinderaugen ja für Ironie und / oder dichterische Freihalt halten.)
ZitatIch kann pädagogisch nicht leisten, was hier nötig wäre: in die Familie gehen, reden, Hilfsangebote suchen. ... Ich bin wütend auf Schulamt und Ministerium, weil sie Leute wie mich an Brennpunktschulen schicken. Ohne pädagogische Grundlagen, das ist kaum zu verantworten.
Mal ganz ehrlich: pädagogische Grundlagen bekommt man wohl im Studium irgendwie irgendwo irgendwann mit - aber "in Familien gehen, reden, Hilfsangebote suchen" sind m.E. keine Studieninhalte. Das ist Bewältigen von Berufsanforderungen, denen man auch als "normal ausgebildeter Lehrer mit pädagogischen Grundlagen" je nach Lebens- und sonstiger Berufserfahrung einigermassen wackelig bis hilflos gegenüber steht und die es einfach durchzustehen gilt, wenn man seinen "Bildungs- und Erziehungsauftrag" erfüllen möchte (mit dem die Autorin argumentiert). Wenn ich bilden und erziehen möchte, ist (mir) klar, dass ich je nach Alter der Sch auch die Mit-Bildenden und Mit-Erziehenden in irgendeiner Form einbinden muss - und sei es nur, um bei den Eltern abzufragen, ob Klein-Eduan Epileptiker ist.
Es ist offensichtlich, dass so etwas in 6 Wochen nicht zu bewältigen ist. Gerade deshalb würde mich auch interessieren, ob die Autorin auch sonstige Jobs (v.a. die, die ihr einen hohen Grad an Zuverlässigkeit bzgl. Tagesgestaltung und sicheres finanzielles Einkommen suggerieren) nach 6 Wochen aufgibt.
LG, das_kaddl.
EDIT: Und am Ende wieder der Ruf nach dem starken Staat...
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Volle Zustimmung, Kaddl. Leider gehen nicht wenige Uplus u.ä. Kräfte mit eben jener Naivität in den Job: "Ich hab 2 Kinder großgezogen, da werd' ich das bisschen Unterricht auch noch hinkriegen" ist z.B. ein häufig gehörtes Argument - die Überlegung, dass aber nur äußerst wenige Elternteile 30 Kinder völlig unterschiedlicher Sozialisation großziehen müssen und dass genau aus solcher Problematik aber die ganz großen Schwierigkeiten des Berufes basieren, tätigt man nicht. Liegt doch eigentlich recht nahe. Genau wie die Überlegung, dass man für 150 - 200 Schüler eben nicht so viel Zeit und Energie hat, wie für die 1,2,3 oder gar 4 eigenen Kinder.
Ebenso hast du natürlich Recht, wenn du sagst, dass auch ausgebildete Lehrer nicht alle miilieu- und sozialgebundenen Probleme mal eben lockerlässig pädagogisch kompensieren können. Es gibt Stimmen, die inzwischen sogar sagen, dass sie das auch gar nicht müssen oder sollen: mit ner verstopften Nase geht man ja auch nicht zum Klempner.
In Teilen kann ich diese Argumentation nachvollziehen, je nach Härtegrad des Problems, wenn ich auch der Meinung bin, dass Lehrer sich auch in vielen Bereichen, die zunächst anderen Berufssparten zugordnet werden, fortbilden müssen: weil die Realität eben einfach so ist, dass wir mit psychischen, medizinischen, sozialen und anderen Problemen konfrontiert werden und Kinder eben nicht funktionieren wie frisch geölte Maschinen. Ob wir an jedem Problem bis zum Dorthinaus herumdoktern sollten, ist eine Einzelfallfrage. Ich ziehe in Fällen, in denen ein Fehler meinerseits fatal sein könnte, lieber Experten zu Rate. An Kindern probiert man nicht rum, da ist es besser, sich sicher zu sein. Als nichtärztliches Elternteil kommt man ja auch nicht auf die Idee, Operationen selbst durchzuführen, weil man "weiß, was für das eigene Kind am Besten ist".Wenn aber schon für gut ausgebildete und willige Kollegen der Beruf komplex genug ist, um sich ständig fortbilden zu müssen/wollen, kann man sich ausrechnen, wie das ohne Ausbildung aussieht.
Und das regt mich dann am allermeisten auf: Einerseits vermittelt unser Kultusministerium uns, wir seien immer noch nicht genug ausgebildet und verpflichtet uns zu Dauerfortbildungen - andererseits stellen sie jeden Kreti und Pleti ganz ohne irgendeine Ausbildung ein und vermittelt damit den Eindruck, den Beruf könne jeder machen. Ja - was denn nun???!!???
Nicht, dass ich was gegen Fortbildungen hätte, im Gegenteil. Aber diese Verlogenheit der 'Botschaften' kotzt mich an.Naja...
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Zitat
Original von Meike.
Und das regt mich dann am allermeisten auf: Einerseits vermittelt unser Kultusministerium uns, wir seien immer noch nicht genug ausgebildet und verpflichtet uns zu Dauerfortbildungen - andererseits stellen sie jeden Kreti und Pleti ganz ohne irgendeine Ausbildung ein und vermittelt damit den Eindruck, den Beruf könne jeder machen. Ja - was denn nun???!!???
Nicht, dass ich was gegen Fortbildungen hätte, im Gegenteil. Aber diese Verlogenheit der 'Botschaften' kotzt mich an.FACK.
(Full Acknowledge)
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