Frage zum Alexandriner

  • Hallo, eine Frage zu den Bedingungen dafür, dass man von einem Alexandriner spricht. Ich habe mich zwar wund studiert, aber mit dem Alexandriner habe ich mich nicht so vertieft beschäftigt.
    Eigentlich ist ja ein Alexandriner ein sechshebiger Jambus bzw. ein dreizehnsilbiger Vers mit Zäsur nach der dritten Hebung.
    Spreche ich denn, wenn dieses Zäsur nach der ersten oder zweiten Hebung oder gar nicht vorliegt auch noch von einem Alexandriner? Leider habe ich keine Antwort bis jetzt finden können. Was muss vorhanden sein, damit ein Vers ein Alexandriner ist? Reicht die Silbenzahl oder die Anzahl der Hebungen (bzw. ja eigentlich der betonten Silben)?
    Es geht dabei besonders um die Barockgedichte.

  • Du maschst ja putzige Sachen im Unterricht... :tongue:


    In der Wikipedia findet sich eine knappe Erläuterung zum Alexandriner, was Versmaß, Hebungen und Zäsuren angeht.


    In "Astérix et Cléopatre" findet sich übrigens ein nettes Wortspiel darüber. Der Architekt Numerobis aus Alexandria besucht Miraculix und grüßt ihn: "Je suis, mon cher ami, très heureux de te voir." Miraculix darauf "C'est un Alexandrin." Ich weiß allerdings nicht, ob das in der Übersetzung aufgenommen ist.


    Nele

  • Ja, das habe ich auch gelesen, nur komme ich damit nicht weiter.
    Es heißt zwar "meistens eine Zäsur", aber ich frage mich eben, was mindestens erfüllt sein muss, damit es ein Alexandriner ist. Die feste Hebung auf der dritten und sechsten Silbe? Ist ein Vers mit sechs Hebungen im jambischen Versmaß schon ein Alexandriner?

  • Versuchs mal damit:


    http://www.uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/Vorlesungen/lyrik/alexandriner.htm
    http://uni-essen.de/literaturw…en/lyrik/alexandriner.htm
    Alexandriner Der Alexandriner läßt sich erstmalig in der französischen Epik des frühen 12. Jahrhunderts (im Roman d‘Alexandre von Lambert le Torts) nachweisen, eigentliche jedoch ist er nur eine Variante des klassischen antiken Tragödienverses (Sophokles), des jambischen Trimeters. Seit dem 16. Jahrhundert wird der Alexandriner zum bevorzugten <a href="vers.htm" target="Main-Content1">Vers der französischen <a href="../dramatik/trauerspiel.htm" target="Main-Content1">Tragödien (Corneille / Racine), ein Jahrhundert später erklärt ihn <a href="../dramatik/opitz2.htm" target="Main-Content1">Martin Opitz in geringfügig abgewandelter Form zum Hauptversmaß deutscher Dichtung. Und in der Tat handelt es sich beim Alexandriner um den wichtigsten Vers der barocken Verssprache – nicht nur in der Lyrik, sondern auch in Epik und Dramatik.
    Der Alexandriner ist ein <a href="jambus.htm" target="Main-Content1">jambisch alternierender, sechshebiger Reimvers: er beginnt auftaktig, also mit einer unbetonten Silbe, dann wechseln sechs Hebungen mit je einer Senkung. Die sogenannte Kadenz, das Versende, kann sowohl aus einer betonten ("männlichen";) als auch aus einer unbetonten ("weiblichen";) Silbe bestehen. Je nach Endung ist der Alexandriner damit zwölf- oder dreizehnsilbig. In der Mitte, nach der dritten Hebung, ist der Vers durch eine <a href="zaesur.htm" target="Main-Content1">Zäsur deutlich unterteilt, die zu einer antithetischen oder auch parallelen Gestaltung der beiden Vershälften einlädt. So beispielsweise bei Gryphius in dem Gedicht Es ist alles eitell: "DU sihst / wohin du sihst nur eitelkeit auf erden.
    Was dieser heute bawt / reist jener morgen ein:
    Wo itzund städte stehn / wird eine wiesen sein
    Auff der ein schäffers kind wird spilen mitt den heerden." (S. 268f.)
    È - È - È - / È - È - È - È
    È - È - È - / È - È - È -
    È - È - È - / È - È - È -
    È - È - È - / È - È - È - È
    Die antithetischen Möglichkeiten des Alexandriners macht der zweite Vers besonders deutlich, indem das konstruktive Bauen der Städte dem destruktiven Einreißen gegenübergestellt wird. Die Querstriche, die in diesem Fall mit der Zäsur zusammenfallen, sind als von Gryphius gesetzte Satzzeichen zu verstehen, die Zäsur liegt immer in der Mitte der Verse (vgl. metrisches Schema), also nach "sihst", "bawt", "stehn" und "kind". Liest man das Gedicht laut, macht man an diesen Stellen unwillkürlich eine Pause. Die Versenden sind in diesem Gedicht gekennzeichnet durch einen umarmenden oder <a href="schweifreim.htm" target="Main-Content1">Schweifreim, bei dem sich jeweils die beiden unbetonten (1. und 4. Vers) und die beiden betonten (2. und 3. Vers) Endungen miteinander reimen. Es gibt aber auch Gedichte in Alexandrinern, die in <a href="paarreim.htm" target="Main-Content1">Paarreimen geschrieben sind.

    ©TvH


    Andreas Gryphius: Es ist alles eitell, in: Das Zeitalter des Barock, hg. v. Albrecht Schöne, München 1988.
    Sekundärliteratur:
    1. Th. Buck: Die Entwicklung des deutschen Alexandriners, Tübingen 1957.
    <a target="Main-Content1" href="main.htm">



    LG Lieselümpchen

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich! (Afrikanisches Sprichwort)
    :)

    4 Mal editiert, zuletzt von lieseluempchen ()

  • Hi,


    ein Alexandriner ist ein sechshebiger Jambus mit deutlicher Mittelzäsur. Also: keine Mittelzäsur, kein Alexandriner!


    Reicht das so?


    LG Lieselümpchen

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich! (Afrikanisches Sprichwort)
    :)

    Einmal editiert, zuletzt von lieseluempchen ()

Werbung