handlungsorientierter Unterricht

  • Hallo,


    ich studiere Lehramt RS und schreibe gerade meine Zulassungsarbeit zum Thema handlungsorientierter Unterricht.
    Für meine Arbeit möchte ich auch möglichst viele Lehrer befragen, wie sie zum HU stehen und habe mir gedacht, ich wende mich einfach mal an euch.
    Ich hoffe, dass ihr mir helft.
    Meine Fragen an euch wären:


    1. Wie berücksichtigt ihr das Prinzip der Handlungsorietierung im Unterricht?


    2. Wie oft macht ihr im Unterricht a) Experimente b)Lernzirkel c) Rollenspiele d) Gruppenpuzzle/-arbeit?


    3. Wie reagieren die Schüler auf die in Frage 2 genannten Unterrichtselemente? (z.B. sind sie konzentrierter/unkonzentierter, lernen sie besser/schlechter, haben sie mehr/weniger Spaß,...)


    4. Welche Probleme entstehen bei der Planung und Durchführung eines solchen Unterrichts?



    Es wäre total lieb, wenn möglichst viele meine Fragen beantworten! Ihr könnt auch gerne alles dazu schreiben, was euch einfällt!
    Die Umfrage soll mir einfach einen kleinen Überblick geben, wie oft solche Unterrichtskonzepte angewendet werden und ob sie erfolgreich sind oder nicht.


    Vielen Dank schon mal
    Lg
    Sophia

    • Offizieller Beitrag

    Möchtest du von uns Erfahrungsberichte oder eine kurze Beantwortung der Fragen - das ist mir nicht ganz klargeworden.


    Ich finde es schwer, so etwas pauschal zu sagen, da die Fragen sehr allgemein gehalten sind, vieles hängt doch auch vom Fach, der Klassengröße und dem sonstigen Umfeld ab und lässt sich schlecht so pauschal sagen. Ich vermute, alle jungen Lehrer arbeiten zumindest hin und wieder handlungsorientiert. Ist es dann für dich häufig, wenn man es in manchen Reihen mehr, in anderen weniger oft macht?


    Was genau möchtest du denn von uns wissen?


    Grüße


    Referendarin

  • Ich denke du solltest dir so eine Art Fragebogen überlegen, den kannst du dann auch viel besser auswerten. So hab ich es damals auch gemacht. So erleichterst du dir und uns die Arbeit.

  • Hallo,


    da hast du ein weites Feld aufgemacht! Zu diesem Thema gibt es sehr viel zu schreiben. Aber zunächst zu deinen Fragen:


    1. Wie berücksichtigt ihr das Prinzip der Handlungsorietierung im Unterricht?


    Nahezu durchgängig. Ich versuche, komplexe, uneindeutige Probleme zu konstruieren, die ich meinen Sch zur Lösung vorlege. Erarbeitung immer selbständig, ich werde nur aktiv bei der Einführung des Problems, der Hypothesenbildung und am Ende bei der Auswertung und Vertiefung. Ich versuche auch, meinen Sch die Lerneinträge selbst gestalten zu lassen, so dass das jeder nach seinen eigenen Bedürfnissen unter Berücksichtigung seines Vorwissens machen kann.


    Wir an der Berufsschule arbeiten nach dem Lernfeldkonzept, wo alles möglichst betriebsnah gestaltet werden soll. Ich verwende im Unterricht eine Musterfirma, in der sich alles abspielt und zwar durchgängig. Das heißt, wenn gestern ein Mitarbeiter entlassen wurde, kann er morgen nicht wieder der Abteilungsleiter sein. Oder wenn wir einen Artikel aus dem Sortiment genommen haben, muss auch die Artikelliste angepasst werden. Die Probleme, die ich den Sch zur Lösung vorlege, sind immer im Zusammenhang mit dem, was vorher gelaufen ist und auch mit dem, was in anderen Fächern läuft. Das ist zwar aufwändig vorzubereiten, aber sehr befriedigen.


    2. Wie oft macht ihr im Unterricht a) Experimente b)Lernzirkel c) Rollenspiele d) Gruppenpuzzle/-arbeit?


    Lernzirkel mache ich eigentlich nur als Übungszirkel, da ein komplexes Problem als Lernzirkel doch arg auseinandergerissen wird.
    Rollenspiele ca. 3x im Jahr pro Klasse, Gruppenpuzzle relativ oft, da das der Problemlösung sehr entgegen kommt. Experiment nie, liegt aber wohl an meiner Fächerkombination ;)


    3. Wie reagieren die Schüler auf die in Frage 2 genannten Unterrichtselemente? (z.B. sind sie konzentrierter/unkonzentierter, lernen sie besser/schlechter, haben sie mehr/weniger Spaß,...)


    Das ist schwer pauschal zu beantworten. Wichtig ist halt, dass man die Sch nicht ins kalte Wasser wirft, sondern peu a peu das selbständige und selbstorganisierte Arbeiten einführt und stark reflektiert mit Hilfe von Fragebögen zur Arbeit in der Gruppe bzw. zur Arbeit an Problemen.


    Wenn man das alles berücksichtigt, funktioniert so ein Unterricht wesentlich besser als die Lehrersteuerung. Disziplinprobleme verabschieden sich fast gänzlich. Ich könnte gar nicht mehr anders unterrichten.
    Allerdings kommt es stark auf die Aufgabe an, die man den Sch gibt. Die muss anspruchsvoll, komplex und knifflig sein, sonst ist die Motivation gering, sich reinzuhängen. Langweilige Probleme bringen meiner Erfahrung nach auch langweiliges Arbeiten in der Gruppe raus.


    Die meisten Probleme entstehen aber dadurch, dass man die Sch unvorbereitet in ein handlungsorientiertes Szenario reinwirft, die dann überfordert sind, keiner dabei Spaß hat und der Lehrer frustriert ist.... und es nie wieder macht...


    Zu den Ergebnissen: Ich stelle fest (übereinstimmend mit meinen Sch), dass sie den Stoff wesentlich intensiver durchdringen, als wenn sie nur zuhören. Damit kannst du in ganz neue Niveaustufen vordringen. Das macht dann allen Beteiligten mehr Spaß.


    4. Welche Probleme entstehen bei der Planung und Durchführung eines solchen Unterrichts?


    siehe oben ;)
    Hauptproblem: Die Vorbereitungszeit ist sehr lang, komplexe Materialien zu erstellen ist sehr aufwändig, lohnt sich aber letztendlich sehr.


    Als Begründung für diese Art des Unterrichts kann ich zwei Bücher sehr empfehlen, die mich selbst sehr weit gebracht haben:
    Herrmann: Neurodidaktik
    und
    Peter Stuck: Die 15 Gebote des Lernens


    Viel Erfolg!
    Gela

  • Hallo Sophia,
    ich würde 'nen Fragebogen machen. Ewa so in der Art:


    1. Ist Ihr Unterricht handlungsorientiert? Wenn ja, nennen Sie die Top-5 Vorteile? (evtl. noch kurze Begründung)
    2. gut, aber als Multiple Choice
    3. gut, aber als Multiple Choice
    4. Nennen Sie die Top-5 Probleme im Handlungsorientierten Unterricht!


    Ist nur als Anregung zu verstehen, deine Fragen sind ziemlich offen und für 'nen Fragebogen soltest du die Antwortmöglichkeiten einschränken.
    Ansonsten kriegst du die Krätze beim Auswerten.
    Und du solltest die Art der Fragen, Einschränkungen usw. in deiner Arbeit begründen.


    Grüße Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Hallo,


    muss mich erst einmal entschuldigen, dass ich so lange nicht auf die Beiträge geantwortet habe, aber ich bin gerade erst aus dem Urlaub zurück gekommen.


    Vielen Dank für die Antworten, vor allem an Gela, du hast dir wirklich viel Mühe gegeben mir zu antworten.
    Danke auch an Steffen für den Denkanstoß zum Fragebogen. Den will ich gleich mal so ähnlich übernehmen!


    Also hier meine neuen Fragen:



    1. Ist ihr Unterricht handlungsorientiert? Wenn ja, nennen sie 5 Methoden die sie öfter anwenden.


    2. Nennen sie 5 Vorteile, die der handlungsorientierte Unterricht bietet!


    3. Wie oft im Jahr führen sie im Unterricht:
    3.1 Experimente
    a) gar nicht
    b) 1-2 x pro Jahr
    c) 3-5 x pro Jahr
    d) 6-8 x pro Jahr
    e) 9 x oder öfter pro Jahr
    3.2 Rollenspiele
    a) gar nicht
    b) 1-2 x pro Jahr
    c) 3-5 x pro Jahr
    d) 6-8 x pro Jahr
    e) 9 x oder öfter pro Jahr
    3.3 Gruppenpuzzle
    a) gar nicht
    b) 1-2 x pro Jahr
    c) 3-5 x pro Jahr
    d) 6-8 x pro Jahr
    e) 9 x oder öfter pro Jahr
    3.4 Lernzirkel
    a) gar nicht
    b) 1-2 x pro Jahr
    c) 3-5 x pro Jahr
    d) 6-8 x pro Jahr
    e) 9 x oder öfter pro Jahr
    (bitte jeweils dazuschreiben um welches Fach es sich handelt)


    4) Wie reagieren die Schüler auf die in Frage 3 genannten Unterrichtselemente?
    Experiment/Rollenspiel/Gruppenpuzzle/Lernzirkel
    a) Die Schüler arbeiten konzentriert mit
    b) Sie zeigen großes Interesse am Stoff
    c) Sie haben Spaß beim Arbeiten
    d) Die Schüler langweilen sich
    e) Die Klasse ist sehr unruhig
    f) Die Schüler verstehen den Stoff schneller/leichter als bei
    lehrerzentriertem Unterricht


    5) Nennen sie 5 Probleme, die bei der Planung und Durchführung von handlungsorientiertem Unterricht entstehen können!




    Lg
    Sophia

  • ...na das liest sich doch gut 8)

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Item 3 würde ich noch stärker auf die Fächer zuspitzen. Im naturwissenschaftlichen Unterricht sind Experimente sicherlich häufiger anzutreffen als im fremdsprachlichen Unterricht. Umgekehrt verhält es sich sicherlich mit den Gruppenpuzzlen.


    Selbst wenn man dann die Fächer dazuschreibt, müsste man präzise nach Fächern differenzieren, um zu konkreten Aussagen zu kommen.


    Handlungsorientierung sieht auch je nach Fach anders aus, hier könnte man ggf. die Naturwissenschaften zusammenfassen, ebenso die Geisteswissenschaften. Musik, Kunst und Sport sind auch wieder "anders", weil diese Fächer von ihrer Anlage her ja schon handlungsorientiert sind - sofern der Unterricht nicht in frontalen Monologen erfolgt.


    Gruß
    Bolzbold

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