Dreißigjähriger Krieg

  • Hallo!
    Im Rahmen der Vorbereitungen zum Barock beschäftige ich mich gerade mit dem Dreißigjährigen Krieg. Mein Vorwissen bzw. mein Restwissen aus der Schule o.ä. ist leider gleich Null. Also habe ich ein wenig im Netz rumgeschaut, nachdem das "Schlaglichter deutscher Geschichte" den Krieg recht knapp abhandelt.
    Bei teachsam habe ich untenstehende Liste gefunden. Kann man hier evtl. noch etwas raus kürzen um des den Schülern zu geben?
    Die Ereignisse und Zusammenhänge sind ja recht viele und komplex ... Zumal es ja im Deutsch-Unterrichts-Zusammenhang nicht um eine möglichst genaue geschichtliche Aufarbeitung geht, die Schüler sollen nur über das rechte Maß an Hintergrundwissen verfügen.


    1517 Luther veröffentlicht in Wittenberg 95 Thesen über den Ablass ("Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg")
    1555 Augsburger Religionsfrieden als vorläufiges Ende des Kampfes zwischen Protestanten und Katholiken
    1567 Beginn der Gegenreformation in Bayern
    1598 Gegenreformation Erzherzog Ferdinands von Steiermark (später Kaiser Ferdinand II.,1619-1637)
    1608 "Bruderzwist im Hause Habsburg": Matthias (Kaiser 1612-19) erhebt sich gegen seinen kaiserlichen Bruder Rudolf II. (Kaiser 1576-1612).; böhmische Stände profitieren davon durch den Majestätsbrief Rudolfs II. (1609) und das Zugeständnis der freien Königswahl durch Matthias
    Gründung der protestantischen Union (Verteidigungsbündnis süddt. Reichsfürsten unter Führung des Kurfürsten von der Pfalz); Beitritte: Brandenburg, Hessen-Kassel und 17 oberdt. Reichsstädte
    1609 Gründung der katholischen Liga (Schutzbündnis zwischen Herzog Maximilian von Bayern und süddt. Bischöfen, dem sich auch die drei geistlichen Kurfürsten und die Mehrzahl der katholischen Reichsstände anschließen
    1612-19 Kaiser Matthias
    1618 Aufstand in Prag (Böhmen) wegen Verletzung des Majestätsbriefes: »Prager Fenstersturz« (26.5.1618): die kaiserlichen Räte Martinitz und Slavata werden aus dem Fenster des Schlosses gestürzt;
    Beginn des Dreißigjährigen Krieges
    1618-23 Böhmisch-pfälzischer Krieg:
    Nach der Wahl des protestantischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, dem Führer der protestantischen Liga, Bündnis Ferdinands II. (Kaiser 1619-37) mit Maximilian von Bayern, dem Oberhaupt der katholischen Liga. Sieg des kaiserlichen Feldherrn Tilly in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1619 über Philipp und die böhmischen Stände. Strafgericht, Enteignung des böhmischen Adels und umfassende Rekatholisierung, Auflösung der Union, Philipp V. von der Pfalz flieht
    1623 Maximilian von Bayern erhält die pfälzische Kurwürde und die Oberpfalz
    1625-29 Dänisch-niedersächsischer Krieg:
    Eingreifen Christians IV., protestantischer König von Dänemark und Herzog von Holstein und Oberster des niedersächsischen Kreises in den Krieg;
    Aufstellung eines kaiserlichen Söldnerheeres durch Albrecht von Wallenstein (1583-1634, ermordet), der den Oberfehl über das kaiserliche Heer, das nach neuen Grundsätzen unterhalten wird ("Der Krieg ernährt den Krieg"), verschiedene Siege der kaiserlichen Heerführer Tilly und Wallenstein über die Dänen und Frieden zu Lübeck (1629): Dänemark erhält besetzte Gebiete zurück, muss sich aber künftig von deutschen Streitigkeiten fernhalten.
    1629 Restitutionsedikt Ferdinands II. (6.März): Rückgabe aller seit 1552 von den Protestanten eingezogenen geistlichen Güter; Ausschluss der Reformierten aus dem Augsburger Religionsfrieden, Gewichtsverschiebung zu Gunsten des Katholizismus in Deutschland, Machtgewinn des Kaisers gegenüber den Reichsständen
    1630 Maximilian von Bayern erzwingt auf dem Kurfürstentag zu Regenburg die Entlassung Wallensteins durch Ferdinand II.
    1630-35 Schwedischer Krieg:
    Der protestantische Gustav Adolf II. von Schweden landet in Pommern und will der Ausweitung des kaiserlichen Einflusses im Ostseeraum entgegentreten; nach der Eroberung Magdeburgs durch Tilly (1631), Sieg Gustav Adolfs bei Breitenfeld (in der Nähe Leipzigs); Zug des schwedischen Heeres durch Thüringen, über Franken bis nach Mainz; schwedischer Sieg und Tod Tillys bei Rain am Lech (1632); Wallenstein erneut kaiserlicher Oberbefehlshaber: erzwingt schwed. Rückzug bei Nürnberg, schwedischer Sieg in der Schlacht bei Lützen (Tod Gustav Adolfs, 6.11.1632, - schwed. Reichskanzler Axel Oxensternja neuer Führer); kaiserlicher Sieg bei Nördlingen (1634)
    1635 Friede zu Prag zwischen Kaiser und Sachsen: keine Durchführung des Restitutionsedikts, gemeinsam gegen die Schweden; Brandenburg und der Großteil protestantischer Reichsstände unterstützen den Friedensschluss
    1634 Wallenstein knüpft Kontakte mit seinen Gegner und verfolgt eigenmächtige Macht- und Friedenspläne; wird vom Kaiser abgesetzt und geächtet und auf kaiserlichen Befehl hin in Eger ermordet;
    1637-57 Kaiser Ferdinand III.
    1635-48 Schwedisch-französischer Krieg:
    Das katholische Frankreich tritt, um habsburgische Vormachtstellung in Europa zu brechen, an der Seite des protestantischen Schwedens in den Krieg ein (= Dominanz der Staatsraison über die Konfession unter Kardinal Richelieu); Katalonien, Savoyen und Portugal werden dadurch in den Krieg hineingezogen
    1636 Sieg der Schweden bei Wittstock und erneutes schwedisches Vordringen bis nach Mähren; während die Schweden erfolgreich Prag angreifen (1645) erobern die Franzosen einen großen Teil des Rheinlandes, fallen 1646 und 1648 in Bayern ein.
    Seit 1641 allmählich Gespräche über Friedensschluss im Gang
    1644 Beginn der Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück
    1648 Westfälischer Friede
    Ausdehnung des Augsburger Religionsfriedens auch auf die Reformierten (Calvinisten); Konfessionsstand von 1624 als Basis für die endgültige konfessionelle Aufteilung und die Verteilung des Kirchengutes; Schweden erhält u. a. Vorpommern mit Stettin und Gebiete um die Odermündung; Frankreich erhält u. a. Hoheitsrechte im Elsass und die Brückenköpfe Philippsburg und Breisach auf dem rechten Rheinufer (="natürliche Rheingrenze" als Ziel); Rheinpfalz erhält achte Kurwürde; Reichsstände erlangen volle Mitbestimmung in allen Reichsangelegenheiten; Landesherren erlangen nahezu völlige Autonomie (Landeshoheit) in politischen und religiösen Fragen (z.B. Bündnisrecht mit ausländischen Mächten);
    Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation wird damit ein lockerer Verband kleinster, kleiner und mittlerer staatsähnlicher Gebilde. Westfälischer Friede fortan Hauptquelle des Reichsrechts; Ende der spanischen Hegemonie über Europa

    • Offizieller Beitrag

    Ganz ehrlich, Ak, ich glaube, dass du damit über das Ziel hinausschießt.
    Haben die Schüler in NRW das in Geschichte nicht schon lange behandelt?
    (Bei uns in Bayern ist das, ebenso wie auch die Epoche des Barock, Stoff der neunten Klasse)
    Außerdem hast du schließlich einen LK, die sollen zeigen, dass sie die Oberstufenreife haben und ich finde, du kannst durchaus von den Schülern erwarten, dass sie sich so etwas selbst (evtl. in einer Stunde im Computerraum oder auch zu Hause ) raussuchen, so du dermaßen genaue Kenntnisse von ihnen erwartest.
    Ich nehme ja an, dass das nicht der einzige zu behandelnde Stoff in diesem Jahr ist, oder? ;)
    Liebe Grüße
    Hermine

    • Offizieller Beitrag

    Abgesehen davon, dass du dann weniger Arbeit hast und dich auf das Wesentliche konzentrieren kannst- siehe Stichwort "effektiv arbeiten". :D
    Liebe Grüße
    Hermine
    Edit: Wenn du wirklich viel Wert auf die geschichtlichen Hintergründe legst, dann bietet sich das Thema doch auch als Schülerreferat an.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo AK!


    Die geschichtlichen Hintergründe werden zwar generell auch im Geschichtsunterricht behandelt, nur spielt der 30jährige Krieg im Geschichtsunterricht der Mittelstufe eher eine untergeordnete Rolle. In der Oberstufe kommt er gar nicht mehr vor bzw. ist auch in der Obligatorik gar nicht mehr enthalten. Allenfalls in der Jg. 11 könnte er drankommen - tut er aber in der Regel nicht.
    Für den Deutschunterricht sind wohl auch mehr die religiösen, kulturellen und sozialen Hintergründe interessant.
    Inwieweit haben die Kriegserlebnisse die Literatur beeinflusst; inwieweit spielt die geschichtliche Periodisierung Barock mit der literaturwissenschaftlichen und beispielsweise der musikalischen zusammen?


    Wer wann wen in welcher Schlacht besiegt hat, ist hier unwichtig.
    Sofern der unmittelbare historische Hintergrund für ein literarisches Werk von Bedeutung ist, sollte man ihn natürlich berücksichtigen. Die Auflistung von Dir kann man als Hintergrundinfo sicherlich verwenden; thematisiert wird sie vermutlich im Deutschunterricht eher weniger.


    Ich habe das jetzt einmal vom Englischunterricht inferiert.


    Gruß
    Bolzbold

  • Hallo Bolzbold,
    damit hast du sicherlich Recht. Ich muss nun noch abwägen, wie tief das Wissen der Schüler zu den einzelnen Fakten geht. Dabei geht es sicherlich nicht um genaue Daten zu den einzelnen Schlachten, sondern um die religiösen und weltlichen Hintergründe (über die ich mir aber auch noch ganz klar werden muss)

  • Ich würde die Jahreszahlen dramatisch reduzieren. Wen juckt z.B. wann Matthias Kaiser war?


    Viel wichtiger ist m.E. die Grundkonstellation des Konfliktes knapp aber konzise herauszustreichen. In der Auflistung, die du zeigst, gehen die wesentlichen Hauptkonzepte etwas konfus ineinander über: dynastische Streitigkeiten, Konflikte zwischen den Konfessionen, europäische Machtpolitik (skandinavische und französische Hegemonialansprüche), Unabhängigkeitsbestrebungen der Landesfürsten im Konflikt mit dem Kaiser und last not least eine neu konzipierte Form der Kriegswirtschaft.


    Ich hielte für wesentlich und für jedenfall wiederholenswert, auch wenn es schon Mittelstufenstoff war: die konfessionelle Auseinandersetzung, weil sie einen erheblichen Impakt nicht nur auf den Krieg und die internationelen Beziehungen überhaupt, sondern auch auf die Kultur des Barock (Prunk vs. kalvinistische Strenge), Verfassungsformen (Kristallisationspunkt für die Auseinandersetzung zwischen Ständen und Krone, hier besonders stark in Frankfreich, aber auch in Bayern.)


    Für die NRW-Lernpläne relevant ist die Kriegswirtschaft, exemplarisch sollte Wallensteins Strategie, den Krieg aus dem Krieg zu nähren, den Schülern in Erinnerung gebracht werden. Sehr anschauliches Material ist dafür natürlich Grimmelshausen, aber wenn du die Finger drauf legen kannst, auch Grotius De iure belli ac pacis.


    Für NRW spannend ist natürlich der westfälische Friede, hier ließe sich auch eine schöne Überleitung in die Gegenwart finden, die die Konfessionsgrenzen innerhalb des Bundeslandes beleuchtet!


    Aber weniger Zahlen und weniger Namen, bittebittebitte, so als Historiker und Geschichtslehrer gesprochen. :)


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Vielen Dank schon mal für eure langen Antworten.
    Ich habe aber eine neue Frage. Ich habe bei teachmsam die Karte gefunden, die ihr im Anhang (hoffentlich) findet.


    Die Frage lautet ja, welche Probleme sich aus dieser Verteilung der Konfessionen ergeben. Spontan fällt mir auf, dass die Protestanten ja "umzingelt" sind. Könnt ihr mir noch weitere Aspekte nennen?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Aktenklammer
    Vielen Dank schon mal für eure langen Antworten.
    Ich habe aber eine neue Frage. Ich habe bei teachmsam die Karte gefunden, die ihr im Anhang (hoffentlich) findet.


    Die Frage lautet ja, welche Probleme sich aus dieser Verteilung der Konfessionen ergeben. Spontan fällt mir auf, dass die Protestanten ja "umzingelt" sind. Könnt ihr mir noch weitere Aspekte nennen?


    Hallo AK!


    Die Frage nach den Problemen der konfessionellen Spaltung lässt sich nicht in einem Satz beantworten. Die "Umzingelung" der Protestanten würde ich nicht überbewerten, denn dieser angebliche strategische Vorteil (auf dem Papier aber nur) hat sich ja nicht wirklich ausgezahlt.
    Da insbesondere das heutige Deutschland ja ein Flickenteppich als Folge des Territorialisierungsprozesses im späten Mittelalter war, wäre es hier viel wichtiger zu schauen, welche Teile Deutschlands nun protestantisch, katholisch oder eben "gemischt" waren. Der Putzger Weltatlas oder auch ein anderer historischer Atlas dürften da wesentlich präziser und aufschlussreicher sein.


    Du solltest nach wie vor m.E. exemplarisch arbeiten, d.h. Dir eine Region innerhalb Europas oder noch besser des heiligen römischen Reiches dt. Nationen aussuchen, die Du näher betrachtest.
    Darüber hinaus solltest Du sehen, wie Du die vermutlich zu behandelnde Literatur sinnvoll einbettest.


    Was steht denn literaturmäßig an?
    Das sollte an sich im Vordergrund stehen und weniger der (religions)historische Hintergrund.


    Gruß
    Bolzbold

  • Danke für die lange Antwort.
    Ich glaube, ich muss das gar nicht so genau machen. Letztlich sollen die Schüler ja "nur" wissen, wodurch das Lebensgefühl im Barock geprägt war. Ich habe zwei ganz gute Texte, die Texte von teachsam, die ich dann bespreche, das muss dann reichen. Ich habe selber zu wenig Detailwissen und es ist eigentlich ja für das Verständnis nicht sooo wichtig, zumindest schätze ich das so ein.


    Viele Grüße
    AK

    • Offizieller Beitrag

    @AK


    Völlig richtig. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich den historischen Hintergrund nur dann thematisiere, sofern er wirklich relevant ist.


    Den Stellenwert von Religion an sich im Barock solltest Du aber unbedingt thematisieren (vgl. auch den Überhang an geistlicher Musik zu der Zeit).


    Gruß
    Bolzbold

  • Zitat

    Original von Aktenklammer
    Ich habe zwei ganz gute Texte, die Texte von teachsam,


    Jetzt spill doch mal die beans - welche Texte denn? ;)


    Ne "immer diese Geheimniskämerei" le

    • Offizieller Beitrag

    @AK


    Die Texte hören sich grundsätzlich brauchbar an, wenngleich es mich interessieren würde, in welchem Kontext Du die behandeln willst. Die Arbeitsaufträge sind ja nicht unbedingt blind übernahmefähig.


    Falls Du noch mehr historisches Material suchst, solltest Du mal bei Euch in der Bibliothek in den bei Euch eingeführten Geschichtsbüchern nachschauen. Dort sollte sich noch der eine oder andere nützliche Text finden lassen.


    Gruß
    Bolzbold

  • Hi,


    du solltest dir erst einmal die Texte zusammen stellen, die du behandeln willst. Daraus ergibt sich zwangsläufig, welche historischen Hintergründe bzw. welches Fachwissen du brauchst. Stelle dann eine Referatliste zusammen und lass durch Schülerreferate - wie schon Hermine angeregt hat - diese Hintergründe vorstellen. So bist du auch sicher, dass verschüttetes Geschichtswissen oder auch nur gestreifte Passagen der Mittelstufe wieder präsent sind und alle die gleiche Voraussetzung haben. Der Referent/die Referentin bekommt eine gute Note und alles passt gut zusammen.


    LG Lieselümpchen

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich! (Afrikanisches Sprichwort)
    :)

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