Unterricht, Stundenverteilung

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    1. Stelle ich mich an oder ist das schon ein ganz schöner "Batzen"?


    Was sollen wir Kollegen mit 2 Korrekturfächern dazu sagen? :rolleyes:


    Ich habe jedes Jahr mindestens einen LK, mindestens einmal Abi, mindestens 2 Klausuren im Halbjahr (in der einen kleinen Klasse dann halt 3 Klassenarbeiten), immer mindestens 1 Tutorium (manchmal 2 11/13, oder 12) und eine Klassenleitung.


    Und ja, ich habe ein Leben nach/neben der Schule... und ich biete an der Schule auch noch so einiges über den Unterricht hinaus an.


    Man lern Arbeitseffizienz beim Tun - und oft ist es eine Frage der Prioritätensetzung und der Planungskompetenz (ich habe z.B. in den Sommerferien quasi alle Klausuren fertig konzipiert - dann weiß ich worauf's im Unterricht hinauslaufen muss).


    Nichtsdestotrotz kommt reduzieren um noch ordentlicher arbeiten zu können nicht in die Tüte. Der Vorschlag ist eine Frechheit.


    Und dass die Lehrerarbeitszeit in den Korrekturfächern (bzw. insgesamt) zu hoch ist, ist Fakt. Die Daten dazu liegen gut verschlossen in den Schubladen der KuMis.

  • Hallo,


    ich fange mit einer richtigen Stelle an und weiss nicht genau, was ich davon halten soll. Es sieht so aus:


    2 LK (12 und 11)
    3 GK (12, 12, 11)
    5 und 6 (jeweils 2 St.)


    Schafft man das?


    Gruesse

  • Hallo Laura,
    das hört sich schon übel an. Was sind denn deine Fächer? Hoffentlich nicht Englisch und Deutsch! Falls ein Fach Mathe ist, wäre das schon ein bisschen besser. Du musst ganz stark rationalisieren beim Zeitaufwand - alles nicht Wesentliche weglassen!
    Stelle auch fest, ob bei euch in der 11 eine Klausur pro Halbjahr geschrieben wird oder zwei. Bei uns haben die verschiedenen Fachkonferenzen da unterschiedliches beschlossen, und mein nächster Schritt wird sein, dafür zu sorgen, das sin meinen Fächern in der 11 nur noch eine geschrieben wird. Erkundige dich auch gleich bei Kollegen, die dieselben Fächer unterrichten wie du, wie sie das mit der Korrekturbelastung handhaben.
    Vielleicht kannst du auch darauf dringen, dass deine beiden 12er Grundkurse am selben Termin schreiben (da die Stunden nicht gleich liegen, müsste das speziell eingerichtetet werden), damit sie dieselbe Klausur schreiben können und du nicht zwei verschiedene entwerfen musst.
    Liebe Grüße,
    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

  • Hallo Putzmunter,


    danke fuer die Ratschlaege. Meine Faecher sind Franz. und Engl.


    Gruss

  • Zitat

    Original von laura
    danke fuer die Ratschlaege. Meine Faecher sind Franz. und Engl.


    Und dann diese Kursverteilung? Das ist einfach ungeheurlich!! X(


    Lass mich raten, du bist an der Schule so eine Liebe, Nette, die nicht viel Ärger macht und selten 'nein' sagt, nicht wahr? :(


    Nele

  • Ich kann Meike. voll zustimmen: Es ist alles eine Frage der Organisation.


    Ich habe mit E/F auch zwei Korrekturfächer und JA, auch bei mir gibt es im Schuljahr immer wieder Phasen, wo sich die Klausuren stauen, aber das geht auch wieder vorbei.


    Im nächsten Schuljahr werde ich 3 LKs (11/12/13), eine 6 und eine 8 haben. Dazu bin ich Klassenlehrer in der 8, Tutor in der 12 (inkl. Studienfahrt) und ich biete nebenbei auch noch eine AG an. Trotzdem käme mir jetzt nicht in den Sinn, rumzunölen, denn man kann das - mit der nötigen Organisation - schaffen. Den Einsatz in den LKs wurde mir übrigens nicht aufs Auge gedrückt, sondern ich wollte das so (lieber in einem motivierten LK als in einem grottigen GK unterrichten - die Anzahl der Klausuren ist die selbe).


    laura: Du schreibst, dass du E/F unterrichtest und dass du in einer 5 und einer 6 mit 2 Stunden (?) eingesetzt bist? ... Wie geht das denn? Bei uns werden Englisch und Französisch in den ganz kleinen Klassen 5stündig unterrichtet. ?

  • nun zerfleischen sich die lehrer wieder gegenseitig...


    natürlich kann man das schaffen, der eine packt es besser (weil organisierter) als der andere.


    dennoch sollte man doch mal festhalten:


    1.) es gibt fächer mit unterschiedlich hohem korrekturaufwand


    2.) es gibt jahrgänge bzw. funktionen mit höherer belastung


    gerecht wäre es doch wohl, darauf bei der stundenverteilung zu achten. das argument "ich kann es, warum kannst du es nicht?!?" ist m.e. kein weg, den ein kollegium gehen sollte... oder ?!

  • Hallo,


    Ich weiß nicht, ob ich liebe und nett bin, aber es handelt sich um meine erste Stelle nach dem Ref. , also neue Schule. Die Verteilung war einfach so gemacht. Ich war natürlich nicht begeistert, aber was soll ich tun? Ich weiß auch, dass es viel Unterrichtsausfall gibt, so dass die Schule probiert, Lehrer für die OS zunächst zu finden. Was die 5. und 6. Klassen angeht, handelt es sich um 2 Extrastunden für den Bilingualunterricht.


    Gruß

  • Ich kann dieser Tatsache nur zustimmen: Wer zwei Korrekturfächer (wie Englisch und Deutsch) hat, arbeitet sich dumm und duselig. Und die Ergebnisse der Arbeitszeituntersuchung von Mummert und Partner liegen in verschlossenen Schubladen, um allen Sand in die Augen zu streuen bzw. nicht tätig werden zu müssen. Die Lehrerverbände wie GEW oder PhilV geben sich genauso blind, weil ihre Durchschnittsklientel schon am Ende Ihrer Kraft ist... Ich bin aus dem Philologenverband ausgetreten, weil er mich in - objektiv - schwierigster Situation nicht vertritt - im Gegenteil! Ich denke nur an das Schlagwort: alle Lehrer/innen arbeiten zu viel! Na schön! Einer 20 Stunden mehr im Jahr, der andere 800! Mir ist völlig klar: Politiker und Verbände kochen alle ihr eigenes Süppchen und haben - der Einfachheit halber - gar keine Interesse daran, offensichtliche und skandalöse Ungerechtigkeiten zu beseitigen, und ich als doppelte Korrekturfachlehrerin kann diesen Kokolores ausbaden! Ohne mich! Ich denke, dass ich mich jedes Mal, wenn Korrekturen anfallen, für 3 Tage krank melden werde. Wenn mein Dienstherr sich nicht um mich kümmert, muss ich es verantwortlicherweise wohl selbst tun. Nach 20 Jahren Vollzeitstelle mit Englisch und Deutsch bin ich voller Wut, Hohn und Zynismus. Ich zeige es meinen Schülerinnen und Schülern nicht, denn die haben - weiß Gott! - Besseres verdient. Ich ziehe sogar noch ab und zu etwas Kraft aus meinen Stunden und Begegnungen mit ihnen. Aber die Qualität meiner Arbeit (wer macht sich bei doppelten Korrekturfachlehrer/innen darüber Gedanken? Lehrer sind eh alle "faule Säcke"!), unsere Beziehungen leiden, weil ich einfach überlastet bin und mich ihnen nicht genügend widmen kann. Dazu kommt der permanente Mangel an Freizeit: Wenn Nebenfachlehrer/innen ihre Ferien planen und mit dem Surfbrett auf dem Autodach die Autobahn gen Süden frequentieren, sitze ich nächtelang am Schreibtisch. Ich verfolge mit großem Interesse, was sich in Sachen Arbeitszeitmodelle tut. Ich kann nur alle doppelten Korrekturfachlehrer/innen auffordern, sich bei der "Vereinigung der KorrekturfachlehrerInnen" (google!) kundig zu machen und sich zu engagieren, denn Nebenfachlehrer/innen (leider die Mehrheit!) werden kaum etwas tun, um euch zu entlasten. Nein, sie werden euch noch vorwerfen, euch unsolidarisch zu verhalten...

  • Zitat

    Original von laura
    Hallo,


    Ich weiß nicht, ob ich liebe und nett bin, aber es handelt sich um meine erste Stelle nach dem Ref. , also neue Schule. Die Verteilung war einfach so gemacht. Ich war natürlich nicht begeistert, aber was soll ich tun?


    Tja, super, da bist du leider noch erpressbar und dir wird momentan nichts übrig bleiben, als in den sauren Apfel zu beißen. Aber andererseits weißt du auch schon, was du von deiner Schulleitung zu halten hast und kannst dich für das nächste Schuljahr wappnen... Dir ist nur zu raten, in Zukunft Einsatz über die Standarddienstpflicht hinaus nur gegen konkrete Gegenleistungen zu zeigen.


    Aber ich kriege wirklich das kalte Kotzen, wenn ich sowas lese, Berufsanfänger gleich am Anfang zu verheizen, ohne jede Rücksicht auf die Fürsorgepflicht! X(


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Ich frage mich auch, was diese Schule für einen Personalrat hat - oder ist das in NRW nicht so, dass der Personalrat die Stundenverteilung unterschreiben muss?!


    Gruß
    Ginchen

  • Nö, in NRW gibts an der Schule keinen Personalrat, sondern einen Lehrerrat. Und der muss da (zumindest an der Grundschule) nix unterschreiben.

  • Der Lehrerrat in NRW, den es zwar an allen Schulen gibt, wird unterschiedlich eingebunden. So gibt es Schulen, die die Unterrichtsverteilung mit dem Lehrerrat absprechen - vor allem dann, wenn es um die Entlastungsstunden aus dem Gemeinschaftstopf geht - andere Schulleitungen sprechen die Unterrichtsverteilung mit den Fachschaftsvorsitzenden der einzelnen Fächer ab und wieder andere regeln das nur zwischen Schulleitung, Stellvertreter/in und Stundenplaner/in und gut ist es.


    Die Frage nach einer Gerechtigkeit in der Schule höre ich immer wieder, habe aber bisher noch keine finden können, wohl hier und da ein Bemühen darum.


    Lieselümpchen

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich! (Afrikanisches Sprichwort)
    :)

  • Und ich dachte schon, sowas gäbe es nur an unserer Schule. :(


    Ich kann mich den allgemeinen Erfahrungen nur anschließen. Hinzu kommt, dass mir jedes Mal der Kragen platzt, wenn ich sehe, dass es Kollegen gibt, die aus den verschiedensten Gründen geschont werden, sei es, weil sie eine A15-Stelle haben und sich alles rausnehmen können oder weil sie als zu inkompetent gelten, um in der Oberstufe zu unterrichten. So kann man es natürlich auch machen, allerdings frage ich mich, wie diese Leute morgens noch ruhigen Gewissens in den Spiegel schauen können... :explodier:


    Ich persönlich habe keine Hoffnung, dass ich jemals von meiner 3/4-Stelle runterkomme. Ich unterrichte Englisch und Französisch und habe trotz Teilzeitstelle nur äußerst selten ein freies Wochenende bzw. mal Ferien in denen ich nicht stapelweise Klassen- und Kursarbeiten auf dem Schreibtisch liegen habe. Das fördert natürlich nicht gerade die Freude an der Arbeit, und das obwohl ich die Arbeit mit den Schülern liebe und mal sehr motiviert in meinen Beruf gegangen bin. Wo das in 20 Jahren hinführt, daran mag ich gar nicht denken.


    Eure im Moment etwas desillusionierte Cat


  • Das möchte ich gern unterschreiben!


    Die Frage, ob etwas zu meistern ist oder nicht, wer was wie toll organisiert oder Überlastung auf der anderen Seite, stand hier überhaupt micht zur Debatte bzw. sollte es nicht stehen, sondern 'Arbeitsgerechtigkeit': Wenn es 17 Kollegen des Faches gibt, warum übernehmen dann 2-3 die komplette Oberstufe?!


    Einige schreiben hier auch, es sei normal, sie hätten immer drei Klausuren im HJ. Nur nebenbei: Im GK Deutsch schreiben wir pro Halbjahr zwei vierstündige! Bei meiner Unterrichtsverteilung habe ich pro Halbjahr also insgesamt vier 4-stündige (Deutsch), drei 2-stündige plus Mittelstufe, plus Klassenleitung mit Studienfahrt.. Die extracurricularen freiwilligen Angebote habe ich eingestellt und meiner Schulleiterin verdeutlicht, dass diese bei meiner Korr.belastung nicht sinnvoll durchzuführen seien.
    Es ging mir hier NICHT darum, zu lamentieren odedr mich zu bedauern oder bedauern zu lassen, sondern zu erfragen, welche Erfahrungen bei anderen vorliegen. Das einige ein so grandioses Zeitmanagement haben und alles Schulische meistern, während sie ganz nebenbei auch noch die Welt, wenn nicht den Kosmos retten, weiß ich -- hat mich hier aber nicht interessiert.


    Allen anderen vielen Dank für die sachlichen und hilfreichen Rückmeldungen!


    c. p. moritz

  • Hallo,
    dieser Thread hat mich nach langer Zeit des Mitlesens bewogen, mich zu registrieren.
    Ich nudle seit ca. 30 Jahren meine Fächer in Klassenstufe 5-13 rauf und runter und bin ähnlich frustriert wie viele hier. Meine Erkenntnis: Man kann sich effektiv nur auf individueller Basis wehren. Da ich in den Beiträgen konkrete Maßnahmen vermisse, bringe ich hier meine Liste ein:
    - keine Vokabeltests mehr (E), nur mündliche Abfrage am Anfang der Stunde, das erspart mir zudem jeweils die Vorbereitung für ca. 10 Min.
    - keine Nachschreibarbeiten, die ja nicht rechtlich verpflichtend sind
    - in Ethik keine Arbeiten, da als Nebenfach nicht verpflichtend.
    - verkürzte Aufgabenstellung in den Arbeiten, es steht nirgendwo, dass eine KA eine ganze Schulstunde sein muss, außerdem muss der Lehrstoff nicht flächendeckend, sondern kann exemplarisch u. selektiv in der Arbeit vertreten sein.
    - korrekturfreundliche KA-Formen, also immer noch die alten Diktate und Übersetzungen, da haut man in einer Hohlstunde einiges weg, solche Unterstufenarbeiten nehme ich nicht mit nach Hause.
    - optimiertes Korrigieren, also nicht einen Aufsatz 2-3mal lesen, sondern nach Erstlektüre die Note aus dem Bauch raus, dabei schlechte Extremnoten verrmeiden (das Leben wird das schon korrigieren).
    - bei Aufsätzen nur den Minimalzeitrahmen erlauben.
    - keine außerunterrichtlichen Veranstaltungen.
    - zeitliche Verzahnung: eine Arbeit kann ich während einer Aufsatzaufsicht zumindest teilweise korrigieren.
    - Sprechstundentermine immer in der zweiten Hälfte der entsprechenden Stunde ansetzen, wenn die Eltern wissen, dass sie eine ganze Stunde Zeit haben, schwallen sie entsprechend.
    - private Belastungen offensiv verkünden (muss mich um meine kranke Mutter/Frau/Kind kümmern, Handwerker im Haus, mir geht es schlecht usw.).
    - viel Stillarbeit, während die Schüler schreiben, bereite ich die nächste/n Stunde/n vor.
    - usw. usw.
    Problem sind die jungen KollegInnen, die noch abhängig sind oder von ihrem pädagogischen Gewissen geplagt werden. Denen muss man immer wieder klarmachen, dass der Job keine Kurzstrecke, sondern ein Marathonlauf ist.
    Am Montag gehts wieder los.

  • bonzo12: Nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe, stellt sich mir die Frage, wieso du überhaupt noch in diesem Job arbeitest. Das klingt doch alles sehr nach "Ich, ich, ich". Die Schüler fallen aus deiner Sicht anscheinend völlig raus.


    Zitat

    - private Belastungen offensiv verkünden (muss mich um meine kranke Mutter/Frau/Kind kümmern, Handwerker im Haus, mir geht es schlecht usw.).


    Genau solche Kollegen finde ich ganz schrecklich. "Was? Schon wieder Konferenz? - Die spinnen doch, ich habe doch auch noch ein Privatleben" - Bei solch einer Einstellung geht mir der Hut hoch - ständiges Rumgemotze. Wir haben als Lehrer den Vorteil, dass wir - meistens - den zweiten Teil des Tages frei gestalten können und die Zeit frei einteilen können. Bei Jobs in der Wirtschaft würde niemand auf die Idee kommen gegen so etwas anzugehen. Das gehört zu diesem Job dazu.


    Zitat

    - viel Stillarbeit, während die Schüler schreiben, bereite ich die nächste/n Stunde/n vor.


    Super Idee. Ich unterrichte gar nicht mehr, sondern agiere nur noch als Betreuer. Wahrscheinlich fühlst du dich auch noch belästigt, wenn ein Schüler es wagt, dich in deinen Vorbereitungen zu unterbrechen.


    Gut, ich bin jetzt seit 5 Jahren im Geschäft und man könnte mir vorwerfen, dass ich noch nicht die Weitsicht hätte und weiß, was ich in 20 Jahren machen werde. Aber ich habe mich freiwillig für diesen Beruf entschieden und wenn mich dort alles ankotzt, muss ich die Konsequenz ziehen und gehen --- aber nein --- dann wäre ich ja kein Beamter mehr, meine Altersversorgung wäre nicht mehr gesichert ---- nein, dann bleibe ich doch für immer dabei und lasse meinen Frust an den Schülern aus ("Das Leben wird es schon korrigieren" !!!!- unglaublich diese Leck-mich-am-A- haltung).


    Deine Schüler sind nicht beneidenswert....

  • Hallo Paulchen,
    dir ist natürlich klar, dass da eine Antwort kommt.
    Thema war ganz eindeutig, wie man volles Deputat mit Korrekturfächern überleben kann. Da muss auf Schüler/Elternseite die Einsicht wachsen, dass eine Verschlechterung der Lehrerarbeitsbedingungen zwangsweise eine Verschlechterung der Schülerlernbedingungen nach sich zieht - Binsenwahrheit.
    Private Belastungen werden nicht deswegen betont, um rumzumotzen, sondern um gewissen Kollegen ein bisschen Sensibilität für die Frage beizubringen, wann z. B. eine Konferenz notwendig ist. Viele - jüngere- Kollegen sind der Meinung, dass sie, wann immer sie der Pädagogiknerv juckt, andere mit einer Klassenkonferenz o.ä. belästigen können. Dieselben Kollegen laufen dreimal am Tag an einem vorbei, ohne zu grüßen. Da könnte ein Kurzgespräch viel klären, aber nein, es muss vor Publikum (Konferenz) zelebriert werden.
    Stillarbeit ist Erziehung zur Selbstständigkeit. Junge Kollegen neigen dazu, sich selbst als Maß aller Dinge in den Mittelpunkt zu stellen, statt einzusehen, dass kognitive Aufgabenstellungen eben nun mal oft alleine bewältigt werden müssen.
    Ich habe übrigens nicht den zweiten Teil des Tages frei, sondern im Zuge der Umstellung auf G8 gibt es immer mehr Nachmittagsunterricht, für das beginnende Schuljahr bin ich an zwei Nachmittagen an der Schule, der dritte ist für Konferenzen verplant. Wann soll ich da korrigieren/vorbereiten?
    Vor 30 Jahren wurde ich gerne Lehrer, habe aber erleben müssen, wie dieser Beruf immer mehr den Bach runtergeht. Du bist mit deinen 5 Jahren Berufserfahrung noch am Anfang, lass dir mal von jemandem, der das über Jahrzehnte miterlebt hat, erklären, was sich alles geändert hat.
    Übrigens: Meine Schüler akzeptieren und achten mich, ich vertrete auch ihnen gegenüber meine Position und erfahre Zustimmung.

  • Es ist ja nun auch nicht so, dass man als Lehrer aufhört, Arbeitnehmer zu sein, und deshalb seine Rechte als Arbeitnehmer aus pädagogischen Gründen aufzugeben habe. Die Frage, wie persönliche Bedürfnisse und berufliche Belastungen konkret in Einklang zu bringen sind, ist durchaus berechtigt. Da muss ein vernünftiges Maß gefunden werden.


    Die "Konferenzitis" in manchen Kollegien ist nun wirklich notorisch - man muss nicht wegen jedes unwesentlichen Krames eine Generalversammlung abhalten und es gibt durchaus Momente, in denen ich auch sage, dass mein Privatleben wichtiger ist als der lehrerhaft wortreiche Austausch über Irrelevantes. Man sollte übrigens auch einfach einmal ausrechnen, was eine Konferenz von eineinhalb Stunden Dauer, an der 15 Kollegen teilnehmen, einfach so kostet. Wenn ich mein Bruttogehalt hochrechne, sind wir da nämlich schon bei ca. 600 Euro. Das ist natürlich nur virtuelles Geld, aber vielleicht ein Maßstab dafür, ob so etwas wirklich sein muss...


    Aus Bonzos Vorschlägen klingt natürlich ein sehr frustierter Ton heraus und einiges, speziell zu Klassenarbeiten und Klausuren, ließe sich auch überhaupt nicht mit den Apos und Lehrplänen hier in NRW vereinbaren. Aber der Grundgedanke - wie gestalte ich Korrekturen und Prüfungsverfahren möglichst zeiteffizient für mich und wie schöpfe ich die Möglichkeiten, die mir die Vorschriften geben, möglichst weit aus - ist m.E. sehr sinnvoll!


    Den Reflex "ein Lehrer hat nicht an sich zu denken!" sollten wir jedenfalls tunlichst vermeiden, der ist nämlich ursächlich an dem Unheil schuld, an dem wir alle leiden.


    Nele


    P.S. Den Vorschlag, dass, wer nicht die Mühen des Lehrerberufes auf sich nehmen will, doch einfach gehen soll, finde ich reichlich unangemessen. "Wenn's dir nicht passt, am Fließband zu stehen und zu schrauben, dann geh doch einfach. Wenn du nicht gerne putzen magst, dann such dir doch einen anderen Job." ist ähnlich zynisch. Finde doch einfach mal einen anderen Beruf, z.B. als Deutsch- und Philosophielehrer, wohlmöglich mit Ende 40!

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

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