180 Minuten Nachhilfe - Kinder sind überfordert

  • Hallo zusammen!


    Wie einige von euch wissen, arbeite ich in einem Nachhilfeinstitut. Unser Leiter hat sich für die Sommerferien eine "ganz tolle" Neuerung ausgedacht: Die Kinder kommen nur noch einmal in der Woche und dafür aber gleich drei Stunden am Stück. Bei den älteren Schülern mag das ja kein Problem sein, aber ich habe hauptsächlich Grundschüler (2. bis 4. Klasse altersgemischt) in Deutsch und Mathe. Von denen kann ich doch nicht ernsthaft verlangen, dass sie sich drei Stunden ohne vernünftige Pause auf ein Fach konzentrieren.
    Leider ließ sich mein Chef nicht davon überzeugen und ich muss das Beste aus der Situation machen. Die Eltern (zumindest viele) sind der Auffassung, dass ihre Kinder zum Lernen und nicht zum Spielen zur Nachhilfe kommen und sehen es nicht gerne, wenn ich zwischendurch mit den Kindern etwas spiele :rolleyes: Schließlich zahlen sie ja Geld dafür...


    Nun muss ich zusehen, dass ich die Schüler sinnvoll beschäftige ohne sie dabei zu überfordern.Habt ihr Ideen, wie ich das Ganze so auflockern kann, dass ich allen Seiten gerecht werde?

  • Finchen, du tust mir leid.
    Wieso kommt dein Chef zu seiner Entscheidung?


    Ich denke, du hast sie nicht zu verantworten. Letztendlich werden ihm die Eltern schon auf die Füße treten, wenn sie merken, dass die Kinder überfordert sind. Kann man nicht mit (einigen) Eltern die Problematik der Situation ansprechen????
    flip

  • @ koritsi:


    Ja, Lernspiele mache ich ab und zu auch in den Doppelstunden. Außer Memory, Eckenrechnen und noch ein anderes Merkspiel habe ich aber diesbezüglich leider nicht viel auf Lager. Wenn ihr da noch Ideen habt (die nicht so teuer sind), würde ich mich freuen.




    @ elefantenflip:


    Mein Chef meinte es sei besser, wenn die Kinder nur einmal in der Woche kommen müssen. Der Mann hat leider von Pädagogik nicht die leiseste Ahnung, kommt aus der Wirtschaft und hat sich dann mit dem Institut selbstständig gemacht. Er hat es halt so geplant und hat sehr abweisend auf meine Bedenken reagiert.
    Mit den Eltern sprechen kann ich nicht so einfach, denn die sehe ich entweder gar nicht oder nur sehr selten. Elterngespräche führt auch mein Chef, nachdem ich einen Fragebogen ausgefüllt habe - völliger Schwachsinn. Manchen Eltern passt das auch nicht und sie kommen dann zwischendurch zu mir. Bezahlt kriege ich das natürlich nicht.

  • also, 180 minuten wären ja 4 schulstunden. im normalen schulalltag sind das bei uns 2 kleine pausen (a 5 minuten) und eine große (15 minuten) sowie eine frühstückspause (10 minuten). nicht zu vergessen ist, dass dazwischen oftmals 'ne stunde kunst, sport, musik oder dergleichen ist. desweiteren kann man sich bei über 20 schülern auch mal zurücknehmen.


    wenn von dir nun gefordert wird, mit 2. bis 4. klässler 180 minuten am stück durchgängig und konzentriert mathe und deutsch zu üben, ist das einfach nur dumm! mein vorschlag: strukturier diese 180 minuten und bau entsprechende lockerungen, spielerische phasen ein.


    z.B.


    - einstieg mit kopfrechnen (10 min)
    - gemeinsame arbeit z.b. mit material (20 min) - wenn das überhaupt in gruppen möglich ist?!
    - stille einzelarbeit (30 min)
    - bewegungsphase (z.b. ballspiel, kreisspiel, ... 10 min)
    - rechenspiele (20 min)
    u.s.w.


    anders kann ich mir so einen tag gar nicht vorstellen ... du arme!

  • Ich bin wirklich froh, dass ich hier Feedback bekomme, denn trotz der "wiedrigen Umstände" macht mir die Arbeit mit den Kindern Spaß und die meisten von ihnen kommen auch ganz gerne. Ich will ihnen doch nicht die Ferien verderben nur weil mein Chef und teilweise auch ihre Eltern völlig unrealistische Vorstellungen haben.


    @ koritsi:
    Vielen Dank für die Links! Die Seite kannte ich noch nicht und auf den ersten Blick gefallen mir die Materialien gut.



    @ schlauby:
    Da die Gruppe (ca. 4 bis 5 Kinder) altersgemisch ist und sie gleichzeitig auch noch verschiedene Fächer machen, sind gemeinsame Abschnitte nicht immer möglich. Das fängt schon bei den Spielen an. Einen Zweitklässler gegen einen Viertkläsler Eckenrechnen machen zu lassen ist für den Kleinen frustrierend u.s.w..... Auf jeden Fall muss ich mir überlegen, wie ich die Zeit mit gemeinsamen Pausen- und Spielzeiten auflockern kann. Einen Pausenhof gibt es nicht aber ich die Idee mit den Bewegungsspielen ist gut. Ich werde welche für drinnen suchen.
    Essen dürfen die Kinder eigentlich nich, aber ich werde es ihnen einfach erlauben. Letzte Woche als es so brütend heiß war, habe ich meinem Kurs (nur drei Kinder) ein Eis ausgegeben. Die Eisdiele ist direkt nebenan und nach sechs Stunden Schule waren die Kinder einfach platt. Ein kleines Eis wirkt da manchmal Wunder. Dafür habe ich auch einen dummen Spruch bekommen aber das ist mir egal. Sie passen ja auf und wer Teppichboden legt, wo sich jeden Tag Kinder aufhalten, ist selber Schuld.



    @ elefantenflip:
    Einen PC haben wir leider nicht und Internet schon gar nicht. Hätte ich auch gerne, denn ich habe ein ganz tolles Mathe-Lernprogramm hier liegen und kann es nicht nutzen. Ist aber wohl zu teuer einen PC für die Kinder anzuschaffen...
    Das Einzige, was es gibt ist ein schwarz-weiß Kopierer und einige Lernmaterialien. Letztere hat aber leider mein ahnungsloser Chef angeschafft und ein Teil davon ist völlig unbrauchbar weil ungeeignet. Aber es sind ja "genug Materialien da", wie er meint...

    • Offizieller Beitrag

    Wie wäre es denn mit Konzentrationsspielen oder einer kleinen Fantasiereise statt Eckenrechnen? Da könntest du alle mit ins Boot holen und das auch irgendwie noch vertreten, da sie die Konzentration ja auch zum erfolgreichen Lernen brauchen.
    Ich habe mir vor einiger Zeit beim Oldenbourg-Verlag das Buch "Spaß mit Konzentrationsspielen" von Almuth Bartl bestellt, kostet 4,95 € als Schnäppchen und ich hab schon ein paar Sachen draus gemacht. Ich habe es jetzt nicht hier, kann also keine speziellen Spiele aufführen. KIM-Spiele sind darin, lange Sätze bilden, Kommando Pimpernell (Konzentrationsspiel mit Bewegung). Weiter bin ich noch nicht vorgedrungen.


    Außerdem habe ich z.B. ein Spiel aus einem Discounter, bei dem gerechnet werden muss mit Würfeln. Ganz einfache Spielregeln, Kl. 1/2 Anpassung möglich, meinen Förderkindern macht es Spaß und sie rechnen dabei.
    Dann habe ich selbst gemachte Uhrenmemorys und Klammerkarten.


    Aber ehrlich, dein Chef ... :rolleyes:


    Conni

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

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