Komma oder nicht?

  • Hallo,


    ich habe mit meiner Klasse ein Diktat geschrieben, in dem die Schüler die Kommas selbst setzen mussten. Mein Problem ist nun, dass die Schüler auch Kommas an Stellen gesetzt haben, in denen meiner Meinung nach keines kommt.


    1. Im antiken Rom waren Lehrer meistens freigelassene griechische Sklaven mit weniger Rechten als normale römische Bürger.


    --> Im antiken Rom waren Lehrer meistens freigelassene (Komma) griechische Sklaven mit weniger Rechten als normale (Komma) römische Bürger.


    Ich denke, dass das erste Komma geht, beziehe mich dabei auf den Duden, wo es heißt, dass der Schreiber je nachdem, ob er die Wörter als gleichrangig betrachtet, ein Komma setzen kann. Beim zweiten Komma wäre das dann doch auch möglich, geht aber meiner Meinung trotzdem nicht, oder???



    2. Deshalb schickten die Eltern ihre Söhne nach der Grundausbildung auf eine Rhetorikschule.


    --> Deshalb schickten die Eltern ihre Söhne (Komma) nach der Grundausbildung (Komma) auf eine Rhetorikschule.


    Das geht definitiv nicht, oder? Im Duden wurde ich irgendwie nicht fündig. Es handelt sich ja nicht um einen Einschub.


    Würde mich über Hilfe freuen.

  • hm,
    ich denke, im Zweifelsfall sind alle Kommas vertretbar - gerade beim letzten kommt es auch drauf an, wie du das vorgelesen hast ....


    lg, orinoco

    Hear me my chiefs, I am tired.
    My heart is sick and sad, I will fight no more.
    (Rednex, The spirit of the hawk)

  • Hallo,


    ich sehe das eigentlich anders.
    Ich würde bei den ersten Sätzen prüfen, ob man statt des Kommas auch "und" einsetzen könnte. Meiner Meinung kann man das nicht, daher sind die Wörter nicht gleichrangig und man kann kein Komma setzen.


    Im zweiten Fall handelt es sich einfach nur um eine adverbiale Bestimmung der Zeit. Das ist ein normales Satzglied, kein Einschub, egal wie es vorgelesen wurde. Ich sage meinen Schülern immer, dass sie NICHT überall, wo sie (oder ich) beim Lesen eine Pause machen, ein Komma setzen dürfen. Sonst bräuchten wir ja keine Kommaregeln.


    Tja, das hilft dir jetzt vielleicht nicht sehr viel weiter - zwei verschiedene Antworten.


    Viele Grüße
    Ginchen

  • Hm, das Problem aus (1.) wurde neulich schon einmal diskutiert, und zwar hier:


    http://www.lehrerforen.de/oldf…100672922437&search=komma


    Zu den Sätzen:


    (1.) Im ersten Satz kann m. E. an der ersten Stelle eigentlich kein Komma setzen.


    Die durch das Komma getrennten Begriffe sind hier nämlich kaum gleichrangig:


    Das "freigelassene" bestimmt das "griechische Sklaven" insgesamt; der Sinn ist: Lehrer in Rom waren griechische Sklaven, die (bevor sie Lehrer wurden) freigelassen worden waren. Und nicht: Lehrer waren Sklaven, die griechisch waren und die freigelassen waren. Anders gesagt: Als Lehrer arbeiteten griechische Sklaven, die freigelassen worden waren IM UNTERSCHIED zu griechischen Sklaven, die nicht freigelassen worden waren.


    Allerdings kann man das Komma hier vielleicht noch mit viel Hängen und Würgen durchgehen lassen, weil man ganz theoretisch den Satz auch so lesen kann, dass der zweite Sinn gemeint ist. Ich meine zwar: So liest kein Mensch und der Kontext lässt diese Intepretation bestimmt nicht zu. Aber nun ja.


    Im zweiten Fall geht das Komma m. E. dagegen auf keinen Fall, da hier die fehlende Gleichrangigkeit völlig unübersehbar ist.


    Das "normale" bezieht sich auf "römische Bürger" insgesamt. Es geht im Kontext nicht um Bürger, die römisch UND normal waren, sondern um römische Bürger, die normal waren (im Unterschied zu römischen Bürgern, die nicht normal waren.)


    Das Beispiel (2.) finde ich schwieriger. Grundsätzlich finde ich auch: Es gilt, was Ginchen schreibt. ABER die Schüler sind wahrscheinlich vorsichtig und behandeln alles, was ihnen verdächtig vorkommt, als Einschub. Und dann kann man, meine ich, die Kommata mit viel (!!!!) Wohlwollen durchgehen lassen.

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