gute Lehrer - schlechte Lehrer

  • Eine Frage stellt sich mir in der letzten Zeit immer öfter: Was ist ein guter und was ist ein schlechter Lehrer. Und, was vielleicht noch einen Tick interessanter ist: Ist die Lehrerausbildung, so wie sie jetzt (insbesondere in NRW) geschieht geeignet gute Lehrer auszubilden?


    Gruß, Forsch

  • Auch wenn meine Antwort sich nicht 100%ig auf Deine Frage bezieht, denke ich, dass nicht unbedingt diejenigen Lehrer mit tollen Examensnoten auch tatsächlich die besten Lehrer sind.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Forsch,
    wie die Lehrerausbildung in NRW ist, weiß nicht leider nicht genau, kann deswegen nur für Bayern antworten (das aber dafür einmal aus Mentoren und einmal aus Ex-Refi-Sicht): Definitiv nicht!
    Hätten wir nicht zufällig einen sehr guten Psycho-Lehrer im Seminar gehabt, könnte ich jetzt zwar gut Diktate und Aufsätze korrigieren, würde aber auf die Persönlichkeit meiner Schüler null Rücksicht nehmen und wäre bei Elterngesprächen mehr als aufgeschmissen.
    Und auch was die Note angeht, ist das hier eine reine Farce. Die Noten sind vorher abgekartet und wehe, man macht irgendetwas, was nicht haargenau dem Konzept entspricht oder die Schüler lassen durchblicken, dass sie lieber beim Ref als beim FL Unterricht haben- dann kann man sicher sein, dass sich das negativ auf die Note auswirkt.
    Mein Fazit: Ein guter Lehrer hat nichts (oder nicht sehr viel) mit der Note zu tun, bei einem guten Lehrer lernen die Schüler was und er unterrichtet gerne.
    Liebe Grüße
    Hermine


    Edit: Man sollte nicht zwei Dinge gleichzeitig tun ;)

  • Ich denke, die einzigen, die beurteilen können, ob Lehrer gut oder schlecht sind, sind die Schüler. Und das vielleicht sogar erst einige Jahre später, wenn sich nämlich wirklich herausstellt, ob sie was gelernt haben oder nicht.


    Und durch die deutsche Lehrerausbildung - egal in welchem Bundesland - wird es nur Lehrer geben... gute, schlechte, aber eigentlich nicht ausgebildete.


    Wenn man einen Automechaniker so für seine Arbeit ausbilden würde, wie uns für unsere Arbeit, dann würden vermutlich wenige Autos wirklich repariert werden. Wahrscheinlich könnte der Mechaniker alle Schrauben dieser Welt blind voneinander unterscheiden, aber er wüßte nicht, wie und wo sie eingedreht werden.


    Ausgebildet werden wir erst durch die tägliche Arbeit nach der Ausbildung!

  • Zitat

    Hermine schrieb am 16.12.2006 16:48:


    Mein Fazit: Ein guter Lehrer hat nichts (oder nicht sehr viel) mit der Note zu tun, bei einem guten Lehrer lernen die Schüler was und er unterrichtet gerne.
    Liebe Grüße
    Hermine



    Hi!


    Naja, festzumachen, das bei guten Lehrern die Schüler etwas lernen halte ich für überzogen. Bei 32 Schülern in einem Kursraum, der so groß ist wie eine Ölsardinenbüchse nur ohne Öl, kann man machen was man will. Da ist Unruhe vorprogrammiert.

  • In der Ausbildung sollte vor allem viel mehr Wert auf die Bereiche Kommunikation und Motivation wert gelegt werden. Diese Bereichen kommen mir am Seminar viel zu kurz. (Ich meine natürlich Motivationstraining für die Schüler!)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Naja, festzumachen, das bei guten Lehrern die Schüler etwas lernen halte ich für überzogen. Bei 32 Schülern in einem Kursraum, der so groß ist wie eine Ölsardinenbüchse nur ohne Öl, kann man machen was man will. Da ist Unruhe vorprogrammiert.


    Erstens ging ich bei meiner Behauptung von "normalen" Rahmenbedingungen aus (z. Zt. bei uns ca. 30 Schüler in einer Klasse in halbwegs großen Räumen) und zweitens habe ich nie davon gesprochen, dass die ganze Klasse etwas lernt ;)
    Aber wenn ich über meinen Korrekturen sitze und merke, dass bei manchen doch was rumgekommen ist, dann denke ich mir, ich bin in meinem Job nicht so ganz verkehrt.

  • ja ist meine erfahrung ebenfalls. die noten stehen vorher mehr oder weniger fest. das heisst, dass der eine 1 bekommen soll und der eine 3 und der eine 4. dann wirds auch wohl so ausgehen. es kommt das raus, was rauskommen soll, solange es noch im rahmen ist. das kann ärgerlich sein, aber ich mache das auch so. wenn einer eine 1 bekommen soll, dann wird er sie auch bei mir bekommen. dann sind die einzelergebnisse für mich irrelevant. dann ist dafür zu sorgen, dass es formal stimmt.
    interessanterweise rechnen die meisten lehrer ja bis auf kommaX-stelle das aus. kann da immer nur grinsen.
    diese erfahrungen hab ich im 1. stx und im 2. stx gemacht. und auch bei anderen beurteilungen.

    Suum cuique!


    Um Vorwürfen vorzubeugen,
    gilt bei allen meinen Beiträgen mitzudenken:
    BSE:
    (BETROFFENHEIT SORGE ERSCHÜTTERUNG)

  • Wenn die Noten so sehr vorbestimmt sind, wie kann es dann dazu kommen, dass jemand in seiner ersten Examensstunde eine 3,7 und in der zweiten Stunde eine 1,0 macht?


    Ich kenne mich nicht damit aus und die Frage ist wirklich ernst gemeint

  • Ein guter Lehrer ist ein Lehrer, bei dem unter den herrschenden Bedingungen möglichst viele Schüler möglichst viel Sinnvolles lernen.
    Mittelbar ist der ein guter Lehrer, der die herrschenden Bedingungen verbessert.


    Möglichst viele Schüler: Man kann nie alle gleich gut ansprechen. Jede Lehrkraft ist für manche Schüler besser als für andere. Außerdem heißt das, dass man sich seine Arbeitskraft und Laune über viele Jahre erhalten muss.


    Möglichst viel Sinnvolles: Bei einem erweiterten Lernbegriff lernen Schüler ja ständig. Und seien es unerwünschte Vermeidungsstrategien. Bei einem guten Lehrer lernen Schüler Fachliches und andere Qualitäten, angefangen bei Toleranz, Höflichkeit, Zuverlässigkeit, den Sinn von Zusammenarbeit und so weiter.


    Die herrschenden Bedingungen: Gute Lehrer (für die Schüler unmittelbar gute Lehrer) sind Lehrer, die sich an große Klassen, kleine Räume, fehlende Ausrüstung, neue Lehrpläne und so weiter anpassen können. Diese Lehrer mag auch das Kultusministerium. Richtig gute Lehrer versuchen aber, diese Bedingungen zu verbessern - durch Politik, Demonstrationen, Mitgestaltung der Schule, oder einfach nur bloße Freundlichkeit im Lehrerzimmer.


    Mein Wissen um die Lehrerausbildung in Bayern ist zehn Jahre alt. Das 1. Staatsexamen prüft tatsächlich mehr oder weniger die fachlichen Leistungen, glaube ich. Und die sind sehr wichtig.
    Ob man im 2. Staatsexamen etwas lernt, dürfte alles von dem Seminarlehrern abhängen, will sagen, systematisch ist die Lehrerausbildung da nicht sehr hilfreich, aber manchmal hat man Glück. Mit meinen Seminaren war ich zufrieden.


    Eine andere Frage ist die, wie sinnvoll die Noten im Referendariat sind, und wie fest sie schon vor der Lehrprobe, vor den letzten mündlichen Prüfungen stehen. Ich denke, das sind zwei verschiedene Fragen. Die einfachere: Fest stehen sie wohl nicht, aber Erwartungen wird es geben, die die Notengebung auch beeinflussen.
    Die schwierige: Kriegen durch diese Methode die Referendare gute Noten, die (meinen) Kriterien für einen guten Lehrer entsprechen?
    Hm. Nur bei guten Seminarlehrern.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Zitat

    max287 schrieb am 16.12.2006 19:42:
    das kann ärgerlich sein, aber ich mache das auch so. wenn einer eine 1 bekommen soll, dann wird er sie auch bei mir bekommen. dann sind die einzelergebnisse für mich irrelevant. dann ist dafür zu sorgen, dass es formal stimmt.
    interessanterweise rechnen die meisten lehrer ja bis auf kommaX-stelle das aus. kann da immer nur grinsen.
    diese erfahrungen hab ich im 1. stx und im 2. stx gemacht. und auch bei anderen beurteilungen.


    Dein erster von mir zitierter Satz kann schnell missverstanden werden, Max.
    Du meinst sicher, Einzelergebnisse sind nur insofern irrelevant, als es um wenige Kommastellen geht, wie du dann hinterher noch sagst.
    Aber man könnte als Außenstehender jetzt denken:
    egal, wenn der vier Vieren geschrieben hat, der bekommt ne Eins, weil der Lehrer ihn mag .. :rolleyes:


    lg
    Orinoco

    Hear me my chiefs, I am tired.
    My heart is sick and sad, I will fight no more.
    (Rednex, The spirit of the hawk)

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