Ich bin immer und meist mehrfach Mentorin für diverse Refs, und erlebe da "mein" Referendariat immer neu: das unsinnige Hochzeitskuchenbacktraining, wenn man dringend lernen müsste, kleine Alltagsbrötchen zu backen, den Methodenaktivismus, die Situation als erwachsener Mensch mit einem Hochschulabschluss wieder behandelt zu werden wie eine 13jährige - und den Spagat zwischen Alltagsanforderungen in der Schule und dem absurden Theater für die Ausbilder.
Das Schreiben von 20seitigen Entwürfen für 45 Minuten Unterricht ist mir derzeit der größte Dorn im Auge, das treibt den ganzen irrealen und nutzlosen Wahnsinn endgültig auf die Spitze. Ich lese als Mentorin den ganzen Scheiß dann ja auch noch Korrektur und schüttele dabei nur angenervt und inzwischen noch nicht mal amüsiert den Kopf.
Ich habe dahingehend schon zwei Mal einen Brief ans Seminar geschrieben und um etwas mehr Realitätsnähe gebeten.
Das letzte Mal bekam ich sogar Antwort:
"(...) wir Sie doch bitten unserer Erfahrung zu vertrauen, nach der wir sagen können, dass unsere LIVs diese eingehende Beschäftigung mit den Feinheiten einer Unterrichtsstunde zur Sensibilisierung für die Abläufe zum und im Unterricht benötigen."
Bullshit!
Ich habe auch ein Referendariat gemacht und danach eine Vollzeitstelle angetreten: wenn mich etwas eher behindert als mir geholfen hat, dann die viel zu eingehende Beschäftigung mit Feinheiten, kurz: die wenig professionelle Übervorbereitung umnd Detailverliebtheit.
Dauert Jahre, das loszuwerden.